Monday 18 January 2010

Victor Schonfeld [Essay im Guardian]

''Fünf fatale Fehler des Aktivismus für Tiere''

von Gary L. Francione Blog

Liebe Kolleginnen,

im Jahr 1982 machte Victor Schonfeld den einflussreichen The Animals Film [Film der Tiere] mit der Sprecherin Julie Christie. The Animals Film war der erste Film, der die Arten und Weisen dokumentierte, wie Menschen Tiere behandeln. Vielen, die ihn seinerzeit sahen (ich bin einer davon), hat der Film Bilder tief in die Seele eingebrannt und er half, das damalige Auftauchen der Tierrechtsbewegung zu motivieren.

Schonfeld kehrte unlängst zurück mit einer zweiteilige BBC-World-Service-Sendung: One Planet: Animals and Us [Ein Planet: Tiere und wir], in der er die Frage stellte, ob wir irgendeinen Fortschritt gemacht haben. Ist unser Verhältnis zu Tieren noch immer so ausbeuterisch wie es das 1982 war? Im ersten Teil untersuchte er, sich auf Massentierhaltung konzentrierend, unsere Nutzung von Tieren als Nahrungsmittel. Im zweiten Teil stellte er Tierversuche ins Zentrum. Als Schlussfolgerung von Teil 2 drückte er Besorgnis darüber aus, dass kein sonderlicher Fortschritt gemacht worden ist, und er schloss einen Aufruf dazu ein, Veganismus zur ''moralischen Grundlinie'' der Tierrechtsbewegung zu machen.

Der BBC World Service ist das meistgehörte Radioprogramm der Welt. Es ist aufregend, dass Veganismus in der Sendung diskutiert wurde. Wenn Sie die beiden Teile von Animals and Us nicht gehört haben, bitte tun Sie es. Ich stimme nicht mit allem überein, was Schonfeld sagt, aber er hat Hervorragendes geleistet im Anbetracht der Komplexität der Probleme und der Kürze der Sendezeit, die ihm zur Verfügung stand.

Im heutigen Guardian (GB) hat Schonfeld einen Essay publiziert: Five fatal flaws of animal activism [Fünf fatale Fehler des Aktivismus für Tiere]. Der Untertitel:
Von schäbigen Nacktpostern zu dubiosen Konzepten wie ''Bio-Fleisch'': Tierrechtsorganisationen verlieren den Kampf um wirklichen Wandel
Schonfeld stellt fest, dass seine Untersuchung des gegenwärtigen Szenarios in Animals and Us
hat deutlich werden lassen, dass die Anstrengungen organisierter Gruppen zugunsten von Tieren bis heute weitgehend fruchtlos gewesen sind, was die Endziele betrifft, und Kampagnen für kleine Schritte möglicherweise kontraproduktiv sind. Der organisierte Aktivismus braucht bitter nötig frische Perspektiven.
Er zeigt insbesondere fünf Probleme auf: (1) das Versagen der Bewegung für Tiere, die Hand auszustrecken, um sich mit anderen progressiven sozialen Fragen zu verbinden; (2) den Gebrauch von Sexismus, vermeintlich um für Tierrechte zu werben; (3) die Partnerschaft, die sich faktisch zwischen großen Tierschutzorganisationen und institutionellen Ausbeutern entwickelt hat; (4) das Bewerben von ''Bio-Fleisch'' und anderen ''Bio''-Tierprodukten; und (5) der generelle Mangel an Strategie.

Schonfeld schließt seinen Essay:
Aktivisten für Tiere haben sich nicht die schwierigen Fragen gestellt, und der Eigenwerbung dienende Schaunummern der Organisationen ersetzen die weniger glamouröse Arbeit, die darin besteht, herauszufinden, wie jedem einzelnen von uns dabei geholfen werden kann, seine Lebensweise zu ändern. Viel Lärm, wenig Wandel. Vielleicht ist es an der Zeit, dem entgegenzusteuern.
Ich schließe diesen Essay mit drei Überlegungen:
Erstens: Schonfeld wird wahrscheinlich bereits von den großen Tierschutzorganisationen und ihren Anhängern mit Kritik dafür bombardiert, dass er es gewagt hat, ihre Taktiken zu kritisieren. Wir alle wissen, dass das Bekunden jeglicher Meinungsverschiedenheit über die Taktiken der großen Tierschutzgruppen oder selbst jedes Ersuchen darum, diese Taktiken zu diskutieren, Beschuldigungen und Vorwürfe, ''spaltend'' und ''nicht um die Tiere bekümmert'' zu sein, herausfordert. Schreiben Sie Schonfeld eine Zeile an info@beyondtheframe.co.uk, um ihn zu sagen, dass Sie es zu schätzen wissen, dass er den Mut hatte, diese Fragen aufzuwerfen.
Hinterlassen Sie auch einen intelligenten Kommentar auf der Website des Guardian. Viele der Kommentare, die dort zur Zeit gepostet werden, leisten nichts dazu, Debatte und Diskussion zu entzünden.

Zweitens: Heute, der Tag, an dem Schonfelds Essay im Vereinigten Königreich erscheint, ist Martin-Luther-King-Tag in den Vereinigten Staaten. Bedauerlicherweise gibt es noch immer eine Menge Rassismus hier wie überall, und heute (wie jeden Tag) sollten wir über Wege, Gleichberechtigung in der Welt besser zu erreichen, nachdenken. Um die Ideen in Schonfelds Essay mit dem MLK-Tag zu verbinden, fragen Sie sich selbst, würde Martin Luther King eine ''Lieber-nackt-als-im-hinteren-Teil-des-Busses-sitzen''- Kampagne gefördert haben? Nein, natürlich nicht.

Drittens: Denken Sie daran: DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione