Wednesday 30 May 2007

Meine Antwort an Johanna

von Gary L. Francione Blog

Letzte Woche erhielt ich eine Email von einer Person, die ich mit ihrer Erlaubnis nur Johanna nennen werde. Johanna schrieb (Auszug):
Sie vertreten die Auffassung, dass wir alle unsere Zeit und Energie daransetzen sollen, Menschen zu überzeugen, Veganer zu werden. Ich denke, das ist eine wunderbare Idee, aber was ist mit all den Leuten, die Tiere überhaupt nicht kümmern und die niemals Veganer werden? Was ist mit denen, die vielleicht irgendwann einmal Veganer werden, aber nicht auf der Stelle dazu bereit sind?

Macht es mit Blick auf diese Menschen nicht Sinn, Tierschutzreformen zu verfolgen? Ist es nicht besser, sie zu ermutigen, Nahrungsmittel [tierlicher Herkunft] zu essen, die auf humanere Art und Weise produziert werden, selbst wenn der Unterschied zwischen diesen und solchen Nahrungsmitteln, die konventionell erzeugt werden, nicht sehr groß sein mag?
Johannas Bedenken sind recht typisch unter denen, die Tierschutzreformen und den ''Bio-Fleisch/ Mich/ Eier''-Ansatz unterstützen. Ich poste meine Antwort an Johanna in der Hoffnung, dass andere sie ihrem Nachdenken über diese Streitfragen dienlich finden werden.

Es gibt im Wesentlichen drei Gruppen von Menschen:

Die erste Gruppe besteht aus jenen, die, wie Sie zu bedenken geben, Tiere nicht kümmern und die niemals Veganer werden, zumindest nicht aus aus ethischen Gründen. Diejenigen, welche in diese Gruppe fallen, sind erklärtermaßen nicht bereit, mehr für Nahrungsmittel zu zahlen, die als in ''humanerer'' Art und Weise produziert vermarktet werden.

Falls Ihnen vorschwebt, dass besagte Leute wirksam dazu gezwungen werden könnten, ''humaner'' produzierte Nahrungsmittel zu kaufen, wenn wir bestimmte Reformen in nationaler Gesetzgebung realisieren, dann gibt es hierzu mindestens zwei Überlegungen:

Zunächst ist jede Tierschutzmaßnahme, die das Leiden von Tieren in irgendeiner bedeutsamen Weise vermindert und auf alle inländisch produzierten Nahrungsmittel anwendbar ist (und nicht auf eine Marktnische für wohlhabende Konsumenten abzielt), kostenträchtig und hat einen erheblichen Preisanstieg zur Folge. Dies würde eine politische Reaktion hervorrufen, die sicherstellen würde, dass die Reform entweder nicht in Kraft träte oder bis zu völliger Bedeutungslosigkeit abgeschwächt würde.

Zweitens ist es, selbst wenn Reformen gesetzlich realisiert würden, nicht klar, dass unter den verschiedenen Freihandelsabkommen der Import von Tierprodukten, die unter konventionellen Bedingungen produziert werden, blockiert werden könnte. Soweit Menschen in dieser ersten Gruppe sich um Tiere keine Gedanken machen und sie nicht bereit sind, einen Preisaufschlag für vermeintlich ''humanere'' Produkte zu zahlen, werden sie einfach Produkte von einer konventionellen Quelle kaufen.

Ihnen dürfte bekannt sein, dass es in Europa einen beträchtlichen Widerstand gegen inländische Gesetzgebung, mit der beabsichtigt ist, Tierschutzdirektiven der EU einzuführen, gegeben hat.

Die zweite Gruppe umfasst jene, die um Tiere besorgt sind und Veganer werden würden, wenn ihnen ein gutes Argument dafür präsentiert würde, dass wir keinerlei Tierprodukte essen sollen und dass es keinen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und Milch oder Eiern gibt.

Wenn Sie diesen Menschen erzählen, sie könnten ihre moralischen Verpflichtungen Tieren gegenüber damit erfüllen, käfig-freie Eier [Eier aus Bodenhaltung] zu essen oder Fleisch mit dem Certified-Humane-Raised-&-Handled-Label [Zertifiziert aufgezogen und behandelt], dem Animal-Compassionate-Label [Mitgefühl für Tiere] oder mit irgendeinem der anderen ''Bio-Fleisch''-Etiketts oder dass sie, laut Kommentatoren wie Peter Singer, ''sich gelegentlich den Luxus von Freilandeiern oder vielleicht sogar von Fleisch von Tieren leisten (können), die ein gutes Leben unter artgerechten Bedingungen hatten und dann human auf dem Hof getötet werden''; wenn Sie ihnen das erzählen, anstatt an sie mit einer klaren veganen Botschaft heranzutreten, dann kann es gut sein, dass diese Menschen nicht Veganer werden.

Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft Anwälte der Tiere mir sagten, sie seien jahrelang Vegetarier gewesen, hätten aber angefangen, vegan zu leben, nachdem sie eine Vorlesung von mir oder ein Interview mit mir gehört oder etwas von dem gelesen hätten, was ich darüber geschrieben habe, dass es keinen [moralisch relevanten ] Unterschied zwischen Fleisch und Milch gibt und alles andere als Veganismus Tierausbeutung ist.

Zum Beispiel schrieb mir als Reaktion auf ein Seminar über Tierrechte, das ich in einem Tierheim gegeben hatte, ein dort ehrenamtlich Tätiger:
Ich war 12 Jahre lang Vegetarier und bin Veganer, seit ich das Tierheim nach Ihrem Besuch verlassen habe. Ich denke, es war das von Ihnen gegebene Beispiel von Simon dem Sadisten, das wirklich gesessen hat. In jedem Fall möchte ich Ihnen danken dafür, dass Sie gekommen sind, um hier zu sprechen. Veganer geworden zu sein hat mich wirklich dafür geöffnet, die Widersprüche in meinem Leben neu zu bewerten, ganz abgesehen von all dem tollen Essen, das ich sonst nicht ausprobiert hätte, weil es so leicht war, ein [Käse-]Pizza bestellender Vegetarier zu sein.
(Sie können das Simon-der-Sadist-Beispiel hier nachlesen.)

Als Reaktion auf mein Interview in The Vegan schreib eine Leserin:
Am Ende des Interviews sagen Sie: ''Ich verwende eine Menge Zeit darauf, mit meinen Freunden über Veganismus zu sprechen, und bin froh, dass die meisten von ihnen Veganer geworden sind. Und ich höre niemals auf, zu versuchen, die anderen zu überzeugen. Niemals.''

Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich ein von Ihnen Bekehrter bin! Vegetarierin seit 30 Jahren, bin ich vor einem Jahr Veganerin geworden, nachdem ich einige Online-Texte von Ihnen gelesen hatte, auf die meine vegane Tochter mich aufmerksam gemacht hatte. Meine Reaktion war: ''Ja, das ist vollkommen richtig'', und ich bedauere, nicht schon vor Jahrzehnten Veganerin geworden zu sein.

Ich unterstütze voll und ganz Ihre Einstellung, die so offenkundig richtig, wahr und klarsichtig ist, dass es manchmal schwer fällt zu verstehen, warum das nicht jeder sehen kann.
Ich bekomme Dutzende solcher Mitteilungen. Das Gleiche passiert Bob und Jenna Torres auf Vegan Freaks. Wir sprechen fast wöchentlich über Emails und Anrufe, die wir von Leuten erhalten, die Veganer werden, weil sie es schließlich ''kapieren''. Sie dachten, weniger zu tun, als vegan zu leben, sei moralisch vertretbar, weil dies genau das war, was die ''Bewegung'' ihnen erzählte.

Die dritte Gruppe besteht aus jenen, die nicht auf der Stelle Veganer werden, selbst wenn Sie sie mit einer überzeugenden veganen Botschaft ansprechen.

Sollten wir diese Leute dazu ermutigen, käfig-freie Eier oder ''Bio-Fleisch'' zu konsumieren, oder Fleisch wegzulassen, aber nicht Mich, als Schritt in Richtung Veganismus?

Meiner Meinung nach nicht.

Manche Tierschützer denken, dass wenn Sie jemandem die Botschaft, vegan zu leben, vermitteln, der nicht sofort bereit ist, es zu tun, derjenige gar nichts tun wird. Worauf gründet sich diese Annahme? Tatsächlich sagt uns der gesunde Menschenverstand das Gegenteil. Wenn Sie die Botschaft des Veganismus an jemanden richten, der sich über Tierethik Gedanken macht, aber noch nicht bereit ist, vegan zu leben, wird dieser Mensch höchstwahrscheinlich weniger tun, als vegan zu leben, aber er wird nicht nichts tun. Aber Sie können absolut sicher sein, dass er, wenn Sie jemandem erzählen, er brauche nicht vegan zu leben, um seine moralischen Verpflichtungen Tieren gegenüber zu erfüllen, es auch nicht tun wird. Wenn Sie Leuten in dieser Gruppe sagen, es sei moralisch akzeptabel, käfig-freie Eier oder ''Bio-Fleisch'' zu essen oder ''pflichtbewusste Allesesser'' zu sein, dann ist dies genau das und alles, was sie tun werden.

Wenn Sie die vegane Position verständlich erklären, wird jemand, der wirklich nicht gleichgültig ist, aber nicht umgehend Veganer werden will, etwas tun, das weniger als Veganismus ist. Die Frage ist, was sollte er tun?

Wenn wir es mit einem Anwalt der Tiere zu tun haben, der, nachdem er die Argumente für Veganismus erwogen hat, erklärt, dass er nicht auf der Stelle Veganer wird, ist die Antwort nicht, ihm vorzuschlagen, käfig-freie Eier oder ''Bio-Fleisch'' von Whole Foods zu essen.

Indem Sie diesen Vorschlag machen, ermutigen Sie ihn, zu glauben, es gebe einen Unterschied zwischen Eiern aus einer Legebatterie und solchen aus Bodenhaltung oder zwischen ''Bio-Fleisch'' von Whole Foods und konventionellem Fleisch. Es gibt keinen bedeutsamen Unterschied. Es ist alles grässlich. Die ''Bio-Fleisch''-Bewegung lässt die Menschen sich wohler beim Konsumieren von Tieren und Tierprodukten fühlen und ermutigt sie, Tiere und Tierprodukte zu konsumieren.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Fleisch und Milch. Zu sagen, Sie äßen kein Fleisch, aber Milchprodukte oder Eier, ist wie zu sagen, Sie äßen große Kühe, aber keine kleinen. In einem Glas Milch steckt ebenso viel Leid wie in einem Pfund Steak, und alle diese Tiere enden im selben Schlachthaus, wonach wir sie ohnehin essen.

Zudem tendieren viele Menschen, wenn sie Fleisch aufgeben, dazu, mehr Milchprodukte und Eier zu essen. Was für ein ''Fortschritt'' ist das?

Wir sollten immer klarstellen, dass es keinen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und allem anderen gibt. Es ist alles schlimm. Es ist alles Teil der Ausbeutung von Tieren, und nichts davon kann moralisch gerechtfertigt werden.

Eine bessere praktische Lösung ist es, einen schrittweisen Zugang vorzuschlagen, der stärker mit der Vorstellung übereinstimmt, dass wir keine Tierprodukte essen sollten.

Oft schlage ich jemandem in dieser dritten Gruppe vor, eine vegane Mahlzeit pro Tag für ein oder zwei Wochen zu essen. Und dann zwei Mahlzeiten in der dritten und vierten Woche und drei Mahlzeiten in der fünften und sechsten Woche. Ich versorge ihn mit Informationen über vegane Ernährung und leite ihn zu einigen der hervorragenden Websites, die so deutlich demonstrieren, wie einfach es ist, vegan zu leben, und die eine breite Palette der vorzüglichen und nahrhaften Angebote, die erhältlich sind, bieten.

Ich denke, es ist sehr wichtig, ehrlich zu den Menschen zu sein und ihnen zu erklären, dass in unserer Gesellschaft, die von Tierausbeutung durchdrungen ist, es unmöglich ist, Tierausbeutung komplett zu vermeiden. Was aber absolut sicher ist, ist dies, dass Sie, wenn Sie nicht vegan leben, Tierausbeuter sind. Es ist unerlässlich, dass jenen, die um Tiere besorgt sind, deutlich gesagt wird, dass dies nicht genug ist. Sie müssen Ihren Prinzipien entsprechend handeln.

Obwohl der von mir beschriebene schrittweise Zugang besser ist, als käfig-freie Eier und ''Bio-Fleisch'' zu konsumieren und mehr Profit in die Taschen von Tierausbeutern zu stecken, deren Produkte mehr kosten, aber nicht ''humaner'' sind als konventionelle, ist es wichtig, jedem, den diese Probleme kümmern, vor Augen zu führen, dass alles, was weniger als Veganismus ist, bedeutet, den eigenen Genuss über das Leben und Leiden der Tiere zu stellen, die sie weiterhin essen. Wir sollten niemals das Essen irgendeines Tierproduktes unter irgendwelchen Umständen ''billigen''. Wir sollten stets deutlich und unzweideutig Singers Ansicht zurückweisen, dass ein konsequenter Veganer zu sein ''fanatisch'' ist oder dass wir die Verpflichtung haben, nicht vegan zu essen, wenn dies zu tun andere zu der Reaktion veranlasst, zu sagen: ''Oh mein Gott, diese Veganer...''

Das eine, was ich niemals tue, ist die Vorstellung zu verstärken – die von den großen Tierschutzgruppen befördert wird –, dass Veganismus einen schwierige Veränderung des Lifestyles bedeutet und nur für jene realisierbar ist, die gut darin sind, sich selbst aufzuopfern, und über mönchische Selbstdisziplin verfügen. Ich sage ihnen die Wahrheit: Veganismus ist leicht. Delikates, nahrhaftes veganes Essen muss nicht teuer sein. Und ich betone, dass es, wenn es ihnen mit Tierethik ernst ist, keine andere Wahl gibt.

Und was unsere Öffentlichkeitsarbeit anbelangt, bedenken Sie, dass es ein Nullsummenspiel ist. Unsere Zeit und unsere Ressourcen sind begrenzt. Die Zeit und Ressourcen, die Sie darauf verwenden, für Bio-Fleisch und [andere] Bio-Tierprodukte Werbung zu machen, verwenden Sie nicht auf klare, unzweideutige Aufklärung über Veganismus. Letzteres zu tun ist der beste Weg, die Nutzung und das Leiden [von Tieren] kurzfristig zu vermindern, und es ist der einzige Weg, langfristig eine abolitionistische Bewegung aufzubauen, die das moralische Leitbild weg vom Status von Tieren als Eigentum verändern kann.

Die ''Bio-Fleisch/ Milch/ Eier''-Bewegung schließt eine notwendige Allianz zwischen Anwälten der Tiere und institutionellen Ausbeutern ein, in der Tierschützer quasi die Partner der Tierindustrie sind, Werber für ''humanes'' Fleisch, ''humane'' Milch und ''humane'' Eier''. Der abolitionistische Ansatz lehnt diese Allianz ab.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Wednesday 23 May 2007

''Oh mein Gott, diese Veganer...'

von Gary L. Francione Blog

In der andauernden Debatte zwischen denen, die den abolitionistischen Ansatz fördern, und jenen, die den Tierschutzansatz vorantreiben, behaupten einige der Tierschützer, dass sie Veganismus unterstützen, und dass es deshalb hinsichtlich des Essens und Gebrauchs von Tierprodukten in Wirklichkeit wenig Unterschied zwischen den beiden Ansätzen gebe.

Es ist wichtig zu verstehen, dass in dem Maß, in dem Tierschützer Veganismus unterstützen, die abolitionistische Position zum Veganismus sich sehr von der des Tierschutzes unterscheidet.

Abolitionisten sehen Veganismus als nicht verhandelbare moralische Grundlinie einer Bewegung, die den Standpunkt vertritt, dass wir alle Tiernutzung abschaffen sollten, wie immer ''human'' unsere Behandlung von Tieren sein mag. Die abolitionistische Position ist die, dass Tiere einen ihnen innewohnenden Eigenwert haben und dass wir sie niemals töten und essen sollten, selbst wenn sie ''human'' aufgezogen und getötet worden sind. Abolitionisten betrachten Veganismus als einen Selbstzweck – als einen Ausdruck des Prinzips der Abolition im Leben des Einzelnen.

Abolitionistische Veganer kämpfen nicht für Tierschutzreformen, die Tierausbeutung vermeintlich ''humaner'' machen. Es ist natürlich ''besser'', jemandem weniger Schaden zuzufügen als mehr Schaden, aber wir haben keine moralische Rechtfertigung dafür, Tieren überhaupt erst einen Schaden zuzufügen. Es ist ''besser'', wenn ein Vergewaltiger das Vergewaltigungsopfer nicht prügelt, aber das macht Vergewaltigung ohne Prügel nicht moralisch akzeptabel oder eine Kampagne für ''humane'' Vergewaltigung zu etwas, das wir tun sollten.

Abolitionisten betrachten Veganismus als die wichtigste Form des schrittweisen Wandels und sie verwenden ihre Zeit und Ressourcen eher darauf, andere über Veganismus aufzuklären und über die Notwendigkeit, damit aufzuhören, Tiere insgesamt zu nutzen, als damit, zu versuchen, Menschen dazu zu überreden, ''käfig-freie'' Eier [Eier aus Bodenhaltung] oder Fleisch von Tieren zu kaufen, die in großen Zellen eingesperrt waren.

Soweit Tierschützer irgendeine Form von Veganismus befürworten (und viele tun das nicht), sehen sie ihn nicht als Selbstzweck, sondern lediglich als ein Mittel zu dem Zweck, Tierleid zu vermindern. Sie sehen Tiernutzung nicht als das Hauptproblem; sie denken, dass es für Menschen zulässig sein kann, Tiere zu töten und zu essen, und dass das Hauptproblem darin besteht, wie wir Tiere behandeln. Tierschützer, die Veganismus fördern, argumentieren,, dass wir wegen der Schwierigkeit, tierliche Nahrungsmittel zu bekommen, die auf eine moralisch akzeptable Weise produziert worden sind, überwiegend vegan leben sollten, dass es aber zulässig sei, ''flexibler'' Veganer zu sein und auch nichtvegan zu essen. Da Tierschützer sich eher auf die Behandlung von Tieren als auf ihr Genutztwerden konzentrieren, kämpfen sie für Dinge wie ''käfig-freie'' Eier oder Alternativen zum Kastenstand für schwangere Sauen.

Die meisten derjenigen, die diese Sichtweise unterschreiben, stimmen mit der Position des utilitaristischen Theoretikers Peter Singer überein, der ein hervorragendes Beispiel von Tierschutz-''Veganismus'' liefert.

Singer denkt nicht, dass es notwendigerweise ein Problem ist, dass wir Tiere für menschliche Zwecke nutzen, weil er das Töten von Tieren nicht als notwendigerweise unmoralisch erachtet. Laut Singer sind Tiere (mit der Ausnahme der Großen Menschenaffen und vielleicht einiger weniger anderer Spezies) nicht selbst-bewusst und spielt es für sie nicht wirklich eine Rolle, dass wir sie nutzen, sondern nur, wie wir sie nutzen. Dies führt Singer dahin zu sagen, dass es moralisch akzeptabel sein kann, ein ''Allesesser mit gutem Gewissen'' zu sein, wenn wir sorgfältig darauf achten, nur Tiere zu essen, die in einer ''humanen'' Weise aufgezogen und getötet worden sind.

Zum Beispiel stellt Singer in seinem Interview in The Vegan 2006 fest:
[U]m zu vermeiden, Tieren Leiden zuzufügen – ganz abgesehen von den Umweltkosten der intensiven Tierproduktion – müssen wir die Tierprodukte, die wir konsumieren, drastisch einschränken. Aber bedeutet das ein vegane Welt? Dies ist eine Lösung, aber nicht notwendigerweise die einzige. Wenn es eher das Zufügen von Leiden als das Töten ist, über das wir besorgt sind, dann kann ich mir auch eine Welt vorstellen, in der die Menschen größtenteils pflanzliche Nahrungsmittel essen, aber sich gelegentlich den Luxus von Freilandeiern gönnen oder möglicherweise sogar das Fleisch von Tieren, die ein gutes Leben unter artgerechten Bedingungen haben und dann human auf dem Hof getötet werden.
In seinem Interview in Mother Jones vom Mai 2006 stellt Singer fest:
[E]s gibt ein klein wenig Spielraum für Schwächen in unser aller Leben. Ich kenne einige Menschen, die zuhause vegan sind, aber wenn sie ausgehen, in ein schickes Restaurant gehen, erlauben sie sich den Luxus, an diesem Abend nicht vegan zu essen. Ich sehe daran nichts wirklich Verkehrtes.
Ich esse kein Fleisch; ich bin seit 1971 Vegetarier. Ich bin schrittweise zunehmend vegan geworden. Ich bin weitgehend vegan, aber ich bin ein flexibler Veganer. Ich gehe nicht in einen Supermarkt und kaufe für mich selbst nichtvegane Sachen. Aber wenn ich auf Reisen bin oder Leute zuhause besuche, bin ich durchaus bereit, vegetarisch statt vegan zu essen.
In einem Interview in dem Neuen-Tierschutz-Magazin Satya vom Oktober 2006 bemerkt Singer:
Wenn ich für mich selbst einkaufe, ist das, was ich kaufe, vegan. Aber wenn ich reise und es schwer ist, an einigen Orten veganes Essen zu bekommen oder was auch immer, bin ich Vegetarier.Ich esse keine Eier, wenn sie nicht aus Freilandhaltung sind, aber ich esse Freilandeier. Ich bestelle kein Gericht mit viel Käse drauf, aber es macht mir nichts aus, wenn sagen wir ein indisches Gemüsecurry mit Ghee gekocht wurde.
Singer argumentiert, dass es Gelegenheiten gibt, wo wir eine moralische Verpflichtung haben, nicht Veganer zu sein:
Ich denke, es ist wichtiger zu versuchen, eine Veränderung in die richtige Richtung herbeizuführen, als selbst persönlich rein zu sein. Wenn Sie also mit jemandem in ein Restaurant essen gehen und etwas Veganes bestellen, aber es wird mit ein bisschen geriebenem Käse oder dergleichen serviert, dann machen Veganer manchmal einen Riesenaufstand und schicken es zurück, und das dürfte bedeuten, dass das Essen weggeworfen wird. Und ich denke, wenn Sie in Gesellschaft von Leuten sind, die nicht Veganer oder nicht einmal Vegetarier sind, ist es wahrscheinlich falsch, sich so zu verhalten. Es wäre besser, das Gericht zu essen, weil die Leute sonst denken: 'Oh mein Gott, diese Veganer...'
Es kann natürlich kein moralischer Unterschied zwischen Fleisch und Milchprodukten oder Eiern gemacht werden. Deshalb wäre Singer zu dem Standpunkt verpflichtet, dass wenn Sie mit Nichtvegetariern n einem Restaurant wären und bestellten ein vegetarisches Gericht, nur um es mit ein bisschen Schinken oder anderem Fleisch darauf serviert zu bekommen, oder wenn Ihr nichtvegetarischer Gastgeber Ihnen auf einer Dinnerparty Fleisch serviert, Sie sehr wohl verpflichtet sein könnten, es zu essen, um die Leute davon abzuhalten zu denken: ''Oh mein Gott, diese Vegetarier...''

Ich erörtere Singers Ansicht zu der Frage des Tötens von Tieren ausführlich in meinem Essay Tödlicher ''Luxus''.

Singers Fokus auf der Behandlung, nicht auf dem Töten von Tieren führt zu der Position, dass Veganismus einfach ein Weg unter einer Anzahl anderer ist, Leiden zu vermindern, dass es aber nichts zwingend Verpflichtendes oder Erforderliches am Veganismus gibt, weil nichts per se Falsches im Töten von Tieren ist. Tatsächlich betrachtet Singer es, konsequent vegan zu leben, als ''fanatisch''.

Und viele Tierschützer sprechen von Veganismus in dieser Weise. Zum Beispiel stellt Paul Shapiro, Direktor der HSUS-Kampagne gegen Masssentierhaltung, fest:
Der Grund, warum ich vegan lebe, ist der, dass ich es als ein Instrument sehe, um Tierleid vermindern zu helfen. Vegan Outreach hat darüber ausführlich geschrieben und ich stimme mit ihnen überein. Sie schreiben, dass vegan zu essen 'kein Selbstzweck (ist).Es ist kein Dogma, keine Religion, auch keine Liste verbotener Inhaltsstoffe oder unveränderlicher Gesetze – es ist nur ein Instrument der Ablehnung von Grausamkeit und der Verminderung von Leiden.'
Mit anderen Worten, Veganismus ist nur eine Art und Weise, neben größeren Käfigen und anderen Tierscutzreformen, Leiden zu mindern. Damit rechtfertigt Shapiro offenbar das Bewerben von ''käfig-freien'' Eiern als ''sozial verantwortlich'', das Führen von Kampagnen für andere Tierschutzreformen und das Arbeiten als Teil der Koalition, die das Certified-Humane-Raised-and-Handled-Label [Zertifiziert human aufgezogen und behandelt] unterstützt.

Für die Tierschützer ist das grundlegende Problem die Behandlung , nicht die Nutzung von Tieren. Wie Singer feststellt:
Es ist ziemlich schwierig, ein Allesesser mit gutem Gewissen zu sein, und alle ethischen Probleme zu vermeiden, aber wenn Sie wirklich kompromisslos darin wären, nur Tiere zu essen, die ein gutes Leben hatten, dann könnte dies eine ethisch vertretbare Position sein.
Im Februar 2007 hatte ich eine Podcast-Debatte mit Erik Marcus von Erik's Diner. Marcus ist ein enthusiastischer Befürworter von bedeutungslosen Tierschutzreformen, einschließlich ''käfig-freien'' Eiern.

Aber wie die Debatte peinlich deutlich gemacht hat, übertreibt Marcustrotz seiner mangelnden Kenntnis der relevanten Fakten den Tieren durch Tierschutzregulierungen gebotenen Schutz. Darüber hinaus ist ihm anscheinend nicht bewusst, wie Tierschutzreformen die soziale Akzeptanz von Tierausbeutung und den Konsum von Tierprodukten erhöhen, und auch nicht, inwiefern diese Reformen im wirtschaftlichen Interesse der institutionellen Tierausbeuter sind. Ein Essay des britischen Soziologen Dr. Roger Yates enthüllt die verblüffende Ahnungslosigkeit von Marcus und seiner Kollegen bei HSUS über die Grundlagen institutioneller Tierausbeutung.

Wie andere Tierschutz-''Veganer'' behauptet Marcus, dass es zulässig ist, Nahrungsmittel zu essen, die nicht vegan sind, solange sie ''im Wesentlichen vegan'' sind, und er macht regelmäßig Werbung für Produkte, die angeblich ''humaner'' produziert wurden. Ich bezweifle nicht Marcus' Redlichkeit, aber ich bin entschieden anderer Meinung als er.

Diese ursächliche Einstellung zum Veganismus ist für Tierschützer charakteristisch. In einem Artikel vom Dezember 2006 über Dan Matthews von PETA gehen Matthews und der Autor zu McDonald's essen und der Autor fragt, ob es OK sei, wenn er einen Cheeseburger bestelle. Matthews wird mit der Antwort zitiert: ''Bestellen Sie, was Sie wollen... Die Hälfte unserer Mitglieder ist Vegetarier, die andere Hälfte hält es für eine gute Idee.'' Einmal beiseite lassend, dass Matthews bei McDonald's isst und dem Reporter anheim stellt, zu bestellen, was dieser wolle, und ohne erkennbare Betroffenheit verkündet, dass PETAs Mitglieder nur zur Hälfte ''Vegetarier'' (geschweige Veganer) sind, Matthews aß selbst ein Produkt – den sogenannten ''Veggieburger'' –, von dem nicht einmal McDonald's behauptet, dass er vegetarisch sei angesichts des Umstandes, dass er auf demselben Grill wie Fleischprodukte und zusammen mit Tierprodukten zubereitet wird.

Abolitionisten weisen die Tierschutzposition zum Veganismus zurück, sowohl weil diese ausdrücklich Speziesismus und Ausbeutung billigt, als auch weil sie in strategischer Hinsicht kontraproduktiv ist. Wenn Sie jemandem erklären, dass es keine moralische Rechtfertigung für das Essen irgendeines tierlichen Nahrungsmittels gibt, mag er nicht auf der Stelle alle aufgeben, aber Sie vertreten einen klaren und konsequenten Standpunkt, und Sie geben ein klares Ziel vor, das es anzustreben gilt. Wenn Sie ihm aber sagen, dass es moralisch zulässig ist, weniger zu tun, als vegan zu leben, können Sie sicher sein, dass er höchstwahrscheinlich keinen Grund sehen wird, weiter zu gehen. Wenn Sie Leute wie Singer, den sogenannten ''Vater'' der Bewegung haben, die den Menschen erzählen, dass sie moralisch handeln können dadurch, ''Allesesser mit gutem Gewissen'' zu sein, dann ist dies genau das, was viele tun werden.

Zum Abschluss: Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen abolitionistischem Veganismus und dem ''Veganismus'' der Tierschützer. Letztere sehen Veganismus als ein Mittel, um Leiden zu mindern, nicht aber als moralische Grundlinie.

Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen einer Person, der den Standpunkt vertritt, dass Sexismus immer falsch ist, und einer, die sagt, wir sollten in Bezug auf Sexismus ''flexibel'' sein und uns die ''Schwäche'' gönnen, ein wenig sexistisch zu sein, oder dass wir sogar eine moralische Verpflichtung haben, uns unter bestimmten Umständen sexistisch zu betätigen, weil wir es vermeiden sollten, die Reaktion hervorzurufen:''Oh mein Gott, diese FeministInnen...''

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Wednesday 2 May 2007

Die vier Probleme des Tierschutzes: kurz und bündig

von Gary L. Francione Blog

Eine Anzahl von Lesern hat mich gebeten, etwas zu schreiben, das sie herunterladen und als kurze Antwort für jene Anwälte der Tiere verwenden können, die den Tierschutzansatz fördern und nicht verstehen, weshalb dieser Ansatz unvereinbar mit einer Rechtsposition/ abolitionistischen Position ist.

Ich hoffe, dies hier ist dienlich.

Es gibt mindestens vier Probleme mit der tierethischen Herangehensweise des Tierschutzes.

Erstens bieten tierschützerische Maßnahmen einen geringen Schutz tierlicher Interessen, wenn überhaupt. Zum Beispiel führte der Verein People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) eine Kampagne, um McDonald's und andere Fast-Food-Ketten dazu zu bewegen, Temple Grandins Handhabungs- und Schlachtmethoden zu übernehmen. Aber ein Schlachthaus, das Grandins Richtlinien folgt und eines, das es nicht tut, sind beide grässliche Orte. Es grenzt an Wahnvorstellungen, etwas anderes zu behaupten.

Eine Anzahl von Tierschutzgruppen kämpfen für Alternativen zum Kastenstand für Schweine. Aber bei näherer Betrachtung laufen diese Maßnahmen, die kostspielige Kampagnen einschließen, nicht wirklich auf viel hinaus, insofern es beträchtliche Schlupflöcher gibt, die es den institutionellen Ausbeutern erlauben, in jedem Fall zu machen, was sie wollen. Ich habe einen Blogessay: Ein ''Triumph'' des Tierschutzes? über die Kampagne gegen den Kastenstand für schwangere Sauen in Florida geschrieben, der die Grenzen solcher Reformen veranschaulicht.

Das Gleiche kann über die meisten "Verbesserungen" im Tierschutz gesagt werden: Sie mögen bewirken, dass wir uns besser fühlen, aber sie erreichen sehr wenig für die Tiere.

Zweitens lassen tierschützerische Maßnahmen die Öffentlichkeit sich bei der Tierausbeutung wohler fühlen, und dies ermutigt dir fortgesetzte Nutzung von Tieren. In der Tat ist es klar, dass Menschen, die Nahrungsmittel tierlichen Ursprungs wegen Besorgnis über die Behandlung von Tieren gemieden haben, dazu zurückkehren, sie zu essen, nachdem ihnen von großen Tierschutzorganisationen erklärt worden ist, dass Tiere "humaner" behandelt werden. Ich diskutiere dieses Problem in meinem Blogessay zu ''Bio-Fleisch''

Ironischerweise können Tierschutzreformen Tierleid tatsächlich vergrößern. Angenommen, wir beuten 5 Tiere aus und erlegen ihnen 10 Einheiten Leiden auf. Das sind insgesamt 50 Einheiten Leiden. Eine Tierschutzmaßnahme resultiert in einer Verringerung um eine Einheit Leiden für jedes Tier, aber der Konsum steigt auf 6 Tiere. Das sind insgesamt 54 Einheiten Leiden – eine Nettozunahme. Es steht außer Frage, dass dieses Phänomen auftritt. Zum Beispiel ist in Europa der Konsum von Kalbfleisch gestiegen infolge von Regulierungen des Einsperrens von Kälbern.

Drittens leistet Tierschutz nichts, um den Eigentumsstatus von Tieren zu beseitigen. Tierschutzstandards sind generell mit dem verknüpft, was erforderlich ist, um Tiere in effizienter Weise auszubeuten. Das heißt, Tierschutz schützt tierliche Interessen allgemein nur in dem Maß, in dem er wirtschaftliche Vorteile für Menschen bietet. Dies bekräftigt ausdrücklich den Status von Tieren als Wirtschaftsgüter, Waren, Eigentum.

Zum Beispiel fördert die Humane Society of the United States (HSUS) Tierschutzreformen, die ausdrücklich auf dem wirtschaftlichen Nutzen basieren, der aus einem effizienteren Gebrauch von Tieren als Wirtschaftsgütern resultiert. Werfen Sie einen Blick in den HSUS-Bericht über die Wirtschaftlichkeit der Übernahme von alternativen Produktionssystemen gegenüber dem Kastenstand fur schwangere Sauen, der argumentiert, dass diese Alternativsysteme die Produktivität und die Profite erhöhen, oder in den HSUS-Bericht über die Wirtschaftlichkeit der Einführung alternativer Produktionsmethoden gegenüber der Schlachtung von Geflügel mit elektrischer Betäubung, der argumentiert, dass die Vergasung der Tiere "in Kostenersparnissen und erhöhten Einnahmen resultiert durch die Verminderung der Herunterstufung der Schlachtkörper, der Verunreinigung und Kühlungskosten, die Steigerung der Fleischerträge, der Qualität und Lagerfähigkeit des Fleisches sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen."

Dieser Ansatz ist nicht auf traditionelle Tierschutzgruppen wie HSUS beschränkt. Auch die Gruppen des Neuen Tierschutzes wie PETA haben ihn übernommen. In PETAs Analyse des Tötens in kontrollierter Atmosphäre vs. elektrischer Immobilisierung vom wirtschaftlichen Standpunkt argumentiert der Verein für das Vergasen oder ''Töten in kontrollierter Atmosphäre [controlled atmosphere killing](CAK)'' von Geflügel mit der Behauptung, dass die Schlachtmethode der elektrischen Betäubung ''die Fleischqualität und den Ertrag senkt, weil die Vögel Knochenbrüche erleiden und das Verfahren zu Verunreinigungen führt, die die menschliche Gesundheit gefährden. '' Die Methode der elektrischen Betäubung ''erhöht [zudem] die Arbeitskosten'' in verschiedener Weise. PETA argumentiert, dass ''CAK die Fleischqualität und den Ertrag erhöht'', weil Knochenbrüche, Blutergüsse und Quetschungen angeblich ausgeschlossen und Verunreinigungen reduziert werden, die ''Lagerfähigkeit des Fleisches'' erhöht und ''zarteres Brustfleisch'' produziert wird. PETA macht außerdem geltend, dass ''CAK die Arbeitskosten senkt'' durch die Verminderung der Notwendigkeit gewisser Inspektionen, die Verminderung von Unfällen und geringere Arbeiterfluktuation. CAK bietet noch ''andere wirtschaftliche Vorteile'' für die Geflügelindustrie, indem sie Produzenten erlaubt, bei den Energiekosten und durch die Reduzierung des Ausschusses von Nebenprodukten und des Wasserverbrauchs Geld zu sparen.

Mit anderen Worten, HSUS, PETA und andere sind effektiv zu Beratern der Fleischindustrie geworden, um ihr dabei behilflich zu sein, Arten und Weisen der Erhöhung von Profiten aus Tierausbeutung zu ermitteln. Selbst wenn dies zu geringfügigen Verbesserungen des Tierschutzes führt, leistet es absolut nichts, um das Eigentumsparadigma in Frage zu stellen. In der Tat bekräftigt es den Status von Tieren als nichts anderes als Wirtschaftsgüter. Und es lässt Menschen sich wohler bei der Ausbeutung von Tieren fühlen.

Viertens ist es ein Nullsummenspiel. Jede Sekunde der Zeit und jeder Cent des Geldes, dafür verwendet, Tierausbeutung ''humaner'' zu machen, ist weniger Geld und Zeit, die bzw. das für Aufklärung über Veganismus/ Abolitionismus verwendet wird. Sehen Sie mal es von dieser Seite.

Nehmen wir an, Sie haben morgen zwei Stunden Zeit, für die Sache der Tiere einzutreten. Sie haben die Wahl. Sie können Literatur verbreiten, die Menschen dazu anhält, ''käfig-freie'' Eier [Eier aus Bodenhaltung] zu kaufen, oder Sie können Literatur verteilen, die Menschen dazu auffordert, überhaupt keine Eier zu essen, weil ''käfig-frei'' immer noch qualvolles Leiden und schließlich den Tod bedeutet. Sie können nicht beides tun, und selbst wenn Sie es könnten, würden sich Ihre Botschaften widersprechen und wären hoffnungslos verwirrend.

Menschen über Veganismus aufzuklären ist ein wesentlich wirksamerer Weg, Leiden kurzfristig zu reduzieren und dazu, eine abolitionistische Bewegung aufzubauen, die für bedeutsame Veränderungen in der Zukunft eintreten und diese unterstützen kann. Tierschutzreformen bieten keinen wesentlichen Schutz für die Interessen von Tieren, geben der Öffentlichkeit ein besseres Gefühl bei der Ausbeutung von Tieren, können tatsächlich die Nettobilanz des Leidens erhöhen und ziehen Ressourcen von abolitionistischer Aufklärungsarbeit ab.

Je eher die Menschen sehen, dass die Gruppen des Neuen Tierschutzes nichts mit einer abolitionistischen Perspektive zu tun haben, um so besser sind wir dran. Die Neuen Tierschützer sind zu Partnern der institutionellen Ausbeuter beim Verkauf von Tierprodukten geworden. Es ist nicht weniger als obszön, dass die Neuen Tierschützer Labels wie das Certified-Humane-Raised-&-Handled Label [Zertifiziert human aufgezogen und behandelt], das Freedom-Food-Label [Freiheitsnahrung] und das Animal-Compassionate-Label [Mitgefühl für Tiere] entwickelt haben, um den institutionellen Ausbeutern dabei zu helfen, Tierleichen und Tierprodukte zu vermarkten. Diese Bemühungen haben nichts mit Tierrechten oder Abolitionismus zu tun. Tatsächlich sind sie genau das, dem die abolitionistische Bewegung entgegentritt.

Ja, es ist in gewissem Sinne ''besser'' , wenn Sie jemanden, den Sie umbringen, nicht foltern. Aber das macht Mord ohne Folter nicht ''mitfühlend''. Es ist ''besser, wenn Sie jemanden, den Sie vergewaltigen, nicht prügeln. Aber das macht Vergewaltigung ohne Prügeln nicht ''human''. Die Tierschutzbewegung unterstützt die Vorstellung, dass ''humanere'' Ausbeutung moralisch akzeptable Ausbeutung ist. Das ist nicht der abolitionistische Ansatz.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione