Wednesday 28 March 2007

Welche Schlacht gewinnen wir?

von Gary L. Francione Blog

In einem kürzlichen Blogessay (und in meinem Werk über die vergangenen 15 Jahre) habe ich argumentiert, dass Tierschutz nicht nur darin versagt, den Interessen von Tieren bedeutsamen Schutz zu bieten, sondern dass er [überdies ] kontraproduktiv ist, weil er die Menschen sich wohler bei der Ausbeutung von Tieren fühlen lässt. Dies hält die Ausbeutung aufrecht und kann unterm Strich sogar zu einer Vergrößerung von Tierleid durch erhöhten Konsum führen.

Hier ist ein schlagendes Beispiel aus jüngster Zeit für das, wovon ich rede:

Farmed Animal Net, gesponsert von People for the Ethical Treatment of Animals [PETA], The Humane Society of the United States [HSUS], Farm Sanctuary und anderen, berichtet in seiner Ausgabe vom 16 März:
[Das Unternehmen] Strauss Veal & Lamb, welches angibt, zwischen 18% und 25% der in den USA für Kalbfleisch genutzten Kälber zu verarbeiten, hat sich das Ziel gesetzt, in den nächsten zwei bis drei Jahren komplett von der Kälberbox auf Gruppen-Staallhaltung umzusteigen.

Randy Strauss, der CEO [chief executive officer: Hauptgeschäftsführer] des Unternehmens, schrieb, dass Kastenstände für Kälber ''inhuman und archaisch'' seien und ''nicht mehr tun, als ein Kalb Stress, Angst, körperlichem Schmerz und Schaden auszusetzen.'' Mit der Feststellung: ''Tierrechte sind wichtig'' führte Strauss aus: ''Wir wollen dasjenige Unternehmen sein, das die Kalbfleischindustrie revolutioniert. Es gibt eine wachsende Zahl von Menschen, die, wenn sie sich bei dem, was sie essen, gut fühlen, Kalb essen . Wenn wir den Markt erobern können, werden wir den Konsum von 0,6 Pfund pro Kopf erhöhen, was zu einer gesünderen Kalbfleischindustrie führen wird. '' Strauss stellt fest, dass der Kalbfleischkonsum in Europa, wo die Kälber-Einzelboxen jetzt illegal sind, während eines 5- bis 10jährigen Umstellungsprozesses angestiegen ist. Das Unternehmen hat ebenfalls Interesse an Freiland- und Bioproduktion bekundet.
*Strauss gibt ausdrücklich zu, dass es sein Ziel ist, die Menschen sich beim Essen von Kalbfleisch ''gut fühlen'' zu lassen.
*Strauss erkennt ausdrücklich an, dass Tierschutzreformen zu einem erhöhten Konsum von Kalbfleisch führen werden.
*Strauss berichtet, dass es in Europa zu erhöhtem Kalbfleischkonsum als Antwort auf Tierschutzreformen gekommen ist.

Sie können den Artikel über Strauss, ''Die Kalbfleischindustrie revolutionieren'', die Titelgeschichte in der Dezemberausgabe von Meat Processing lesen.

Tierschutzreformen führen nicht, wie einige behaupten, zur Abschaffung der Tierausbeutung; sie führen zu mehr Tierkonsum. Tierschutzreformen führen nicht dazu, den Eigentumsstatus von Tieren zu beseitigen; sie bekräftigen ihn lediglich.

Tierschutzreformen vermindern nicht einmal den Saldo des Leidens von Tieren. Rechnen Sie nach. Nehmen wir an, wir konsumieren 5 Kälber, von denen jedes über seine Lebensspanne hinweg 10 Einheiten Leiden erfährt, angefangen damit, kurz nach der Geburt seiner Mutter weggenommen zu werden, bis zur Schlachtung. Das macht insgesamt 50 Einheiten Leiden. Nehmen wir ferner an, dass eine Tierschutzreform zu einer Verminderung des Leidens um eine Einheit pro Kalb führt, so dass jedes Kalb nun 9 Einheiten Leiden erfährt. Aber weil wir uns nun beim Essen von Kalbfleisch ''gut fühlen'', steigt der Konsum auf 6 Kälber an, und nun haben wir 54 Einheiten Leiden.

Wenn wir dagegen den Konsum von 5 auf 4 Kälber reduzieren, vermindern wir den Saldo des Leidens auf 40 Einheiten.

Mit einem Wort, Tierschutzreformen genügen ihren eigenen Bedingungen ebenso wenig wie sie uns näher zur Abschaffung der Tierausbeutung führen und den Eigentumsstatus von Tieren beseitigen.

Und die Tierschützer spenden dem Beifall. Paul Shapiro, Direktor der HSUS [Humane Society of the United States]-Kampagne zur Massentierhaltung, nennt die Entscheidung von Strauss ''historisch''.

Strauss und Marcho Farms, einen anderen Produzenten, der sich verpflichtet hat, Kälberboxen in den nächsten Jahren auslaufen zu lassen, lobpreisend, zitiert HSUS darüber hinaus die Statements eines Nutztier-Wissenschaftlers:
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kälber einen sehr starken Bewegungsdrang haben, der durch andauernde enge Einsperrung blockiert ist. Unsere Studien haben auch ergeben, dass das Beibehalten der engen Einsperrung von Kälbern nachteilige physiologische Auswirkungen hat, die den Stoffwechsel verändern und die Fähigkeit des Immunsystems, auf Krankheiten zu reagieren, reduzieren. All dies sind körperliche Veränderungen, die chronischen Stress anzeigen.

Die in Boxen gehaltenen Kälber benötigen etwa fünf mal mehr medizinische Behandlung als die in weniger beschränkter Umgebung gehaltenen.
Mit anderen Worten, die Kälberbox abzuschaffen resultiert in weiteren Vorteilen für den Produzenten, welche die Kalbfleischproduktion für die Ausbeuter noch effizienter und profitabler machen

Entgegen dem, was manche Tierschützer behaupten, sind Abolitionisten nicht gegen Maßnahmen, die das Leiden von Tieren vermindern. Wenn wir uns entschieden haben, jemandem Schaden zuzufügen, ist es es immer besser, weniger Schaden zuzufügen, als mehr. Aber Abolitionisten lehnen es ab, zu erklären, dass weniger Schaden zuzufügen moralisch akzeptabel sei. Abolitionisten sind dagegen, Ressourcen in Kampagnen zu investieren, die dazu bestimmt sind, die Öffentlichkeit sich bei der Ausbeutung von Tieren ''gut fühlen'' zu lassen, weil dies der sozialen Erkenntnis, dass die Nutzung von Tieren an sich unmoralisch ist, entgegensteht, die fortgesetzte Tierausbeutung fördert und zu einem steigenden Konsum [von Tierprodukten] führt. Gewiss, es ist ''besser'', dass ein Mörder das Opfer nicht foltert, bevor er es umbringt. Aber das macht Mord ohne Folter nicht moralisch akzeptabel. Es ist nicht etwas, wobei man sich ''wohl fühlen'' sollte.

Im Fall Strauss werden die Tiere weiterhin gequält werden; vielleicht ein bisschen weniger. Das bleibt abzuwarten. Aber die Produzenten werden einen wirtschaftlichen Nutzen haben, insofern sie sich nicht mehr die durch die gegenwärtige Situation verursachten Kosten aufladen müssen, der Konsum steigt, weil die Konsumenten sich beim Essen von Kalbfleisch wieder ''gut fühlen'', und die Produzenten einen Spitzenpreis verlangen können, damit die Konsumenten sich als ''Allesesser mit gutem Gewissen'' fühlen können.

Und gerade heute hat HSUS Neuigkeiten angekündigt, die ''mit Sicherheit Schockwellen durch die Tier-Agrarindustrie senden werden.'' HSUS und PETA haben mit Burger King verhandelt mit dem Ergebnis, dass das Unternehmen zugestimmt hat, bis zum Ende des Jahres 5% ''käfig-freie'' Eier [Eier aus Bodenhaltung] zu verwenden, und 20% seiner Schweineleichen kommen von Tieren, die in Intensiv-Haltungssystemen alternativ zu dem des Kastenstandes für schwangere Sauen eingesperrt werden. Und Burger King hat eine geschäftspolitische Richtlinie angekündigt,''Produzenten zu bevorzugen'', die ''käfig-freie'' Eier verkaufen, die ihre Schweine in anderen Intensivhaltungen als als dem Kastenstand einsperren und die ihre Hühner vergasen [anstelle sie nach elektrischer Betäubung zu schlachten].

Die Bekanntmachung von HSUS stellt fest:
''Mit dieser neuen Änderung seiner Geschäftspolitik signalisiert Burger King dem Agrobusiness, dass es die inhumansten Praktiken der Massentierhaltung nicht mehr lange geben wird'', sagte Wayne Pacelle, Präsident und CEO der Humane Society of the United States. ''Infolge dieser Entscheidung wird einer großen Zahl von Nutztieren überall im Land viel unnötiges Leiden erspart bleiben.''
Anstatt seine $100+ Millionen Barreserven dazu zu verwenden, eine machtvolle Veganismuskampagne in Gang zu setzen, tut sich HSUS mit Burger King zusammen, um die Botschaft an die Öffentlichkeit zu senden, dass man ''pflichtbewusster Allesesser'' sein und ''mit gutem Gewissen konsumieren'' kann, wenn man bei Burger King isst. HSUS und PETA lassen die Öffentlichkeit sich beim Essen von Tieren ''gut fühlen''. Was für ein Deal für Burger King, die jetzt auf das Lob von PETA, HSUS und der Stammbesetzung der Tierschützer-''Ich-auchs'' verweisen können.

Interessanterweise beendete PETA am 28. Juni 2001 seine ''Murder King''-Kampagne, als Burger King zugestimmt hatte, verschiedene bedeutungslose Tierschutzreformen einzurichten, einschließlich der, ''anzufangen, Schweinefleisch von Höfen einzukaufen, die ihre Schweine nicht in Boxen einsperren.'' Und jetzt, fast 6 Jahre später, wird uns von PETA erklärt, dass ''Burger King .. einen bahnbrechenden neuen Plan angekündigt (hat), der es hinsichtlich Tierschutz an die Spitze der Fast-Food-Industrie stellt'', weil das Unternehmen im Jahr 2007 zu tun beginnt, was es im Jahr 2001 zu tun versprochen hatte.

Das einzige, was an all dem ''historisch'' ist, ist der Umstand, dass die Tierschutzbewegung neue Höhen beim Eingehen von Partnerschaften mit institutionellen Ausbeutern erreicht und darin, diesen aktiv dabei zu helfen, Tierleichen zu verhökern.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Wednesday 21 March 2007

Ein äußerst irreführendes Etikett

von Gary L. Francione Blog

In Großbritannien gibt es eine Kontroverse über das ''Freedom-Food''-Label [Freiheitsnahrung] der RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals].
Laut der RSPCA
(ist) Freedom Food das Etikettierungs- und Sicherheitssystem für Lebensmittel, dazu bestimmt, die Tierschutzstandards für die 900 Millionen Nutztiere zu verbessern, die jedes Jahr im Vereinigten Königreich für Nahrungszwecke gezüchtet werden. Wenn Sie um den Ursprung Ihres Essens und das Wohlergehen der Tiere, die es produzierten, besorgt sind, dann halten Sie bitte Ausschau nach Eiern, Fleisch, Geflügel, Fisch und Milchprodukten, die das Freedom-Food-Logo tragen.
Die Realität ist, dass das Freedom-Food-Label Schwindel ist.

Kürzliche Exposés der BBC, auf Channel 4 und ITW, die teilweise auf der investigativen Arbeit des Hillside Animal Sanctuary in Norwich (GB) basieren, haben demonstriert, dass Tiere, die auf Freedom-Food-Höfen gezüchtet werden, ein ebenso trübes, fürchterliches Leben haben wie Tiere auf konventionellen Höfen. Der hauptsächliche Unterschied beseht darin, dass Nahrungsmittel mit dem Freedom-Food-Logo mehr kosten und die Verbraucher sich bei der Ausbeutung von Tieren wohler fühlen. Werfen Sie einen Blick auf diese Berichte und auch auf die Hillside-Dokumentation: ''Ducks in Despair'' [''Enten in Not'']. Die Story ist schockierend.

Aber sie sollte uns nicht überraschen.

Der Freedom-Food-Skandal ist ein klassisches Beispiel für das Versagen des Tierschutzes. Dessen Regulierung bietet keinen wesentlichen Schutz für Tiere. Überdies lässt sie die Öffentlichkeit sich wohler bei der Tierausbeutung fühlen und sie erleichtert deren Fortsetzung.

Und wenn dies in Großbritannien geschehen konnte – einem Land mit der wohl bedeutendsten Tierschutztradition in der Welt, wo, wie einige verlauten, Tierschutzstandards höher als überall sonst sind –, stellen Sie sich vor, was für ein desaströses Scheitern so ein Etikettierungsprogramm in den Vereinigten Staaten wäre.

Wir werden es noch früh genug erfahren.

Die Humane Society of the United States [HSUS] und verschiedene andere Tierschutzgruppen haben sich mit Humane Farm Animal Care zusammengetan, um das '''Certified Humane Raised & Handled''-Label [Zertifiziert aufgezogen und behandelt: nachfolgend CHRH-Label] zu produzieren.

Laut der Website von Humane Farm Animal Care
(ist) das CHRH-Label.. ein Zertifizierungs- und Etikettierungsprogramm für Verbraucher. Wenn Sie dieses Label sehen, bedeutet das, dass ein Ei, Milchprodukt, Fleisch- oder Geflügelprodukt mit dem Wohlergehen des Tieres im Sinn produziert worden ist. Nahrungsmittelprodukte, die dieses Label tragen, sind als von Betrieben stammend zertifiziert, die präzisen, objektiven Standards der Behandlung von Nutztieren genügen.
Warum sollen Produzenten sich zertifizieren lassen?

Das CHRH-Label schafft für Einzelhändler und Restaurants, Produzenten und Konsumenten eine Situation mit Gewinnern auf allen Seiten. Für Landwirte bedeutet dieser Gewinn, dass sie eine Abgrenzung [von der Konkurrenz] erreichen, ihren Marktanteil erhöhen und die Profitabilität ihres Betriebs durch die Wahl zukunftsfähiger Praktiken steigern.
Warum sollten Einzelhändler sich zertifizieren lassen?

Natur- und Biolebensmittel gehören zu den am schnellsten wachsenden Sparten des Lebensmittelhandels in den letzten Jahren. Nun können Lebensmitelhändler, Einzelhändler, Restaurants, Speiseserviceunternehmer und Hersteller von den Verkaufs- und Profitmöglichkeiten mit Certified-Humane-Raised-&-Handled profitieren.
Und als ob dieses Label nicht genug wäre, können wir uns auf das Animal-Compassionate-Label [Mitgefühl für Tiere] freuen, das von Whole Foods Market entwickelt wird. Und wie wir wissen, wird das Animal-Compassionate-Programm von Whole Foods von Peter Singer, PETA, Farm Sanctuary, Vegan Outreach und einer Anzahl anderer Tierschutzgruppen unterstützt.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die amerikanische Öffentlichkeit erkennt, was die britische Öffentlichkeit jetzt erkennt: dass diese ''ethischen'' Etiketts Unfug sind. Sie lassen Menschen sich wohler fühlen; sie leisten nichts für die Tiere. Einmal beiseite lassend, dass die Programme im Wesentlichen inhaltslos sind: es ist unmöglich, sie durchzusetzen und zu überwachen.

Die Quintessenz ist, dass Tierschutz sich auf die Behandlung von Tieren konzentriert. Infolgedessen sucht er Tierausbeutung zu regulieren, um sie ''humaner'' zu machen. Tierrechte, vertreten durch den abolitionistischen Ansatz, konzentrieren sich auf die Nutzung von Tieren und suchen Tierausbeutung abzuschaffen.

Das sind keine komplementären Positionen; es sind gegensätzliche. Indem wir ''humanerem'' Tierschutz fördern, lassen wir die Unterstützung für die Abschaffung der Tierausbeutung nicht anwachsen. Im Gegenteil bekräftigen wir die Vorstellung, dass es an unserer Nutzung von Tieren nichts an sich Falsches gibt, solange wir ''human'' handeln. Dieser Schwerpunkt auf der Behandlung, nicht auf der Nutzung führt die Tierschützer dazu, jede Maßnahme zu verfolgen, von der sie glauben, dass sie Leiden mindern und Ausbeutung ''freundlicher'' und ''sanfter'' machen.

Aber da Tiere Eigentum sind und nur äußeren oder bedingten Wert haben, ist Tierschutz in rechtlicher Hinsicht an das gebunden, was zum Schutz tierlicher Interessen erforderlich ist, um Tiere in einigermaßen effizienter Weise auszubeuten. Das bedeutet, für uns ist im Allgemeinen nur das Maß des Schutzes von Tieren erforderlich, in welchem wir daraus einen wirtschaftlichen Vorteil ziehen. Jedes höhere Niveau des Schutzes ist durch das beschränkt, was die Menschen zu kaufen gewillt sind. Und der gesunde Menschenverstand sagt uns, wenn die Menschen den Wert tierlichen Lebens als so gering erachten, dass sie gewillt sind, ohne Ernährungsnotwendigkeit und ohne moralische Rechtfertigung Tiere zu töten und zu essen – wie ''human'' auch immer diese behandelt werden –, dass die meisten kaum bereit sein werden, sehr viel mehr für mehr Tierschutz zu zahlen.

Selbst wenn Konsumenten bereit wären, mehr Tierschutz zu kaufen, wird der Status von Tieren als Wirtschaftsgüter Produzenten dahin führen, genau das zu tun, was sie in der RSPCA-Situation tun: den Profit einkassieren und die Standards ignorieren. Wer erfährt es? Es gibt nicht genug Leute, diese Programme zu überwachen.

Die führende Tierschutzkampagne in den Vereinigten Staaten such Batteriekäfige zugunsten von einem großen Käfig, genannt ''käfig-freier'' Stall [Bodenhaltung], abzuschaffen. Und die Organisation, die diese Anstrengungen anführt, ist HSUS. Aber HSUS räumt ein, dass die käfig-freie Alternative nicht mehr kostet als die größeren Käfige, für welche die Eierindustrie Werbung macht. Beachten Sie diese Statements von HSUS:
[D]ie Kosten der Produktion von Eiern aus Bodenhaltung sind nicht exorbitant hoch und sind tatsächlich nicht wesentlich höher als die Kosten des Zertifizierungsprogramms der United Egg Producer.
Die Umstellung auf ein Stallhaltungssystem würde demnach die Produktionskosten zu erwartenderweise um 3 bis 12 Cent pro Dutzend Eier erhöhen. (Eier aus Bodenhaltung werden üblicherweise für erblich mehr als diesen Betrag verkauft, wenn sie als ein Nischenprodukt vermarktet werden.) Im Gegensatz dazu wurde die Erhöhung der Produktionskosten durch die relativ unbeträchtliche Vergrößerung der Käfigfläche gemäß dem United-Egg-Producer-Programm auf 6 Cent pro Dutzend Eier hochgerechnet, was sich sehr wohl innerhalb dieses Bereichs bewegt.
Angesichts des Marktanteils der Eierpreise und der geringen Preiselastizität beim Konsum von Eiern werden die gestiegenen Kosten der Bodenhaltungsproduktion durch erhöhte Einkünfte mehr als kompensiert. Die Konsumenten wiederum erhöhen ihre durchschnittlichen monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Eier um 4 bis zu 24 Cents... Es ist kaum eine Überraschung, dass Eierproduktion in Bodenhaltung das am schnellsten wachsende und profitabelste Segment der Industrie ist.
Das ist worum es sich beim Tierschutz handelt. Mehr Profit für Produzenten, ein reines Gewissen für Konsumenten, Spendenaktionen für Tierschutzorganisationen und das fortgesetzte Ausbeuten und Quälen von Tieren. Es ist, wie Humane Farm Animal Care sagt, ''eine Situation mit Gewinnern auf drei Seiten.'' Gewinner sind die Produzenten, die Konsumenten und die Tierschutzorganisationen. Nur die Tiere sind die Verlierer.

Wenn Sie die Interessen von Tieren ernst nehmen, dann ist Veganismus die einzige Lösung. Alles andere ist nur eine Art von Tierausbeutung unter anderen.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Wednesday 14 March 2007

Tödlicher "Luxus"

von Gary L. Francione Blog

Im Blogeintrag der letzten Woche erwähnte ich, dass die Vegan Society Peter Singer, Tom Regan und mich in ihrem Magazin The Vegan interviewt hatte. In diesem Interview stellte Singer fest:
Um zu vermeiden, Tieren Leiden zuzufügen – ganz abgesehen von den Umweltkosten der intensiven Tierproduktion –, müssen wir die Tierprodukte, die wir konsumieren, drastisch einschränken. Aber bedeutet das ein vegane Welt? Dies ist eine Lösung, aber nicht notwendigerweise die einzige. Wenn es eher das Zufügen von Leiden als das Töten ist, über das wir besorgt sind, dann kann ich mir auch eine Welt vorstellen, in der die Menschen größtenteils pflanzliche Nahrungsmittel essen, aber sich gelegentlich den Luxus von Freilandeiern gönnen oder möglicherweise sogar das Fleisch von Tieren, die ein gutes Leben unter artgerechten Bedingungen haben und dann human auf dem Hof getötet werden. (The Vegan, Herbst 2006)

In seinem Interview in Mother Jones vom Mai 2006 führt Singer aus:
Es gibt ein klein wenig Spielraum für Schwächen in unser aller Leben. Ich kenne einige Menschen, die zuhause vegan sind, aber wenn sie ausgehen, in ein schickes Restaurant gehen, erlauben sie sich den Luxus, an diesem Abend nicht vegan zu essen. Ich finde daran nichts wirklich Verkehrtes.
Ich esse kein Fleisch; ich bin seit 1971 Vegetarier. Ich bin schrittweise zunehmend vegan geworden. Ich bin weitgehend vegan, aber ich bin ein flexibler Veganer. Ich gehe nicht in einen Supermarkt und kaufe für mich selbst nichtvegane Sachen. Aber wenn ich auf Reisen bin oder Leute zuhause besuche, bin ich durchaus bereit, vegetarisch statt vegan zu essen.
Es ist einigermaßen verwunderlich, dass der sogenannte "Vater der Tierrechtsbewegung"

- ein "flexibler Veganer" ist – das heißt, er ist kein Veganer, wenn es ihm unbequem ist, einer zu sein. Das bedeutet, dass er kein Veganer ist, und in der Tat hat er, konsequent vegan zu leben, als fanatisch charakterisiert;
- denkt, dass eine vegane Welt nicht "notwendigerweise" die Lösung des Problems der Tierausbeutung ist und
- es als einen "Luxus" bezeichnet, Fleisch und Tierprodukte zu konsumieren.

Diese Kommentare machen jedoch eine Position deutlich, die für Singers Theorie zentral ist und die mit einer Tierrechtsperspektive/ abolitionistischen Perspektive absolut in Konflikt steht. Nach Singer ist es das Leiden von Tieren und nicht, dass wir sie töten, was das hauptsächliche und vielleicht das einzige moralische Problem aufwirft.

Das heißt, für Singer stellt es kein ernstes Problem dar, dass wir Tiere nutzen und töten; das einzige Problem ist, wie wir sie nutzen und töten. Wenn Tiere "ein gutes Leben unter artgerechten Bedingungen haben und dann auf dem Hof human getötet werden", dann handeln wir nicht unmoralisch, wenn wir Tiere nutzen und essen.

Warum vertritt Singer eine solche Position? Warum denkt er, dass ein Tier zu töten kein grundlegendes moralisches Problem aufwirft?

Obgleich Singer diese Position an verschiedenen Stellen seiner Schriften ausgeführt hat, enthält sein Interview in The Vegan die jüngste und eine kurze und klare Wiederholung seiner Sichtweise.
Ich denke allerdings, dass es moralisch relevante Unterschiede zwischen verschiedenartigen Spezies gibt, weil die kognitiven Fähigkeiten von Wesen für zum Beispiel die Unrechtmäßgigkeit ihrer Tötung relevant sind. Ich denke, dass es schlimmer ist, ein selbst-bewusstes Wesen zu töten, also eines, das sich seiner Existenz im Zeitablauf bewusst und fähig ist, Wünsche für die Zukunft zu haben, als ein Wesen, das bewusst sein mag, aber nicht selbst-bewusst ist und in einer Art ewiger Gegenwart lebt. (The Vegan, Herbst 2006)
Mit anderen Worten, Singer behauptet, dass wenn ein Wesen nicht selbst-bewusst ist in der Art und Weise, in der es ein normal entwickelter Mensch ist – das heißt, wenn dieses Wesen nicht über das verfügt, was wir reflexives Bewusstsein seiner selbst nennen –, dann ist es nicht selbst-bewusst in der moralisch relevanten Weise, dass es ein Interesse an seinem Leben hätte, die das Töten dieses Wesens zu einem schwer wiegenden moralischen Unrecht machen würde.

Wie ich in Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog? und an anderer Stelle argumentiere, ist Singers Sichtweise in mehrfacher Hinsicht sehr problematisch.

Erstens: Singer behauptet, dass es nur eine einzige moralisch relevante Art und Weise, selbst-bewusst zu sein, gibt:die abstrakt-begriffliche, über die ein normal entwickelter Mensch verfügt.

Es gibt viele Arten und Weisen, selbst-bewusst zu sein. Jedes Wesen, dass empfindungsfähig und subjektiv bewusst ist, ist notwendigerweise selbst-bewusst. Anna Charlton und ich leben mit fünf vor der Tötung geretteten Hunden. Wenn einer unserer Hunde sieht, dass einer der anderen ein Leckerchen bekommt, dann ist er sich bewusst, dass nicht er es ist, der das Leckerchen bekommen hat, und er kommt und setzt sich vor mich hin, bis ich ihm auch eins gebe. Das ist Selbst-Bewusstsein. Der Hund ist sich bewusst, dass es ein anderer Hund ist, der etwas Leckeres bekommen hat und nicht er selbst.

Menschen können in einen Spiegel schauen und ihr Bild erkennen; Hunde können ihren Duft an einem Busch erkennen, den sie Wochen zuvor besucht haben. Das sind einfach zwei verschiedene Arten von Selbst-Bewusstsein. Aber es ist speziesistisch zu sagen, dass eine Art besser als die andere ist.

Zweitens: Singer scheint zu denken, dass nur Menschen (und vielleicht Menschenaffen) Wünsche für die Zukunft haben. Wiederum sind Singers Ansichten speziesistisch, insofern er darauf besteht, die einzige Möglichkeit, einen zukunftsbezogenen Wunsch zu haben, sei die, ihn in exakt der gleichen Art und Weise zu haben, in der ein Mensch ihn hat. Wenn ein Wesen die Dinge nicht mittels Uhr und Kalender plant, dann hat dieses Wesen keinen zukunftsbezogenen Wunsch.

Wir leben mit einer Bordercolliehündin, deren Lieblingsbeschäftigung es ist, mit mir im Auto herumzufahren. Wenn sie meine Autoschlüssel irgendwo sieht, packt sie diese mit den Zähnen, kommt zu mir, legt sie zu meinen Füßen ab und schaut mich an. Es gibt keine andere Möglichkeit, dieses Verhalten zu interpretieren denn als Ausdruck des Wunsches, etwas zu tun. Die Tatsache, dass sie keine Arm- (oder Pfoten-)banduhr trägt und denkt: 'Ich würde gern in 15 Minuten eine Spazierfahrt machen', ist irrelevant. Sie drückt einen Wunsch bezüglich etwas aus, das sie tun will.

Drittens: Selbst wenn das Bewusstsein eines Wesens in einer "ewigen Gegenwart" wurzelt, bedeutet das nicht, dass es nicht selbst-bewusst in einem moralisch relevanten Sinne ist. Denken Sie an einen Menschen mit einem vorübergehenden umfassenden Gedächtnisverlust (transient global amnesia), eine Form der Amnesie, in der die Person eine Wahrnehmung ihrer selbst nur in der Gegenwart, keine Erinnerung an die Vergangenheit und keine Gedanken an die Zukunft hat. Dies gibt mehr oder weniger wieder, wie Singer den Geist der meisten Tiere sieht – in einer fortwährenden Gegenwart wurzelnd. Können wir zu dem Schluss kommen, dass ein Mensch mit dieser Form von Amnesie kein Selbst-Bewusstsein hat? Natürlich nicht. Ein solcher Mensch ist selbst-bewusst, auch wenn er sich seiner selbst nur in der Gegenwart bewusst ist. Gleichermaßen können wir, selbst wenn Tiere eine Wahrnehmung ihrer selbst nur in der Gegenwart haben, nicht sagen, dass sie ihr Leben nicht wertschätzen und nur darum besorgt sind, wie wir sie behandeln. Das ist speziesistisch.

Viertens, und am wichtigsten: Es gibt einfach keine logische Beziehung zwischen verschiedenen kognitiven Eigenschaften und dem Problem der Tiernutzung. Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten mögen für einige Zwecke relevant sein. Denken Sie an den Fall eines geistig schwer behinderten Menschen. Aufgrund seiner Unfähigkeit, ein Auto zu fahren, mögen wir ihm keinen Führerschein geben wollen. Aber ist seine Beeinträchtigung relevant dafür, ob wir ihn als nicht einwilligendes Objekt in einem biomedizinischen Experiment oder zwangsweise als Organspender gebrauchen? Nein, natürlich nicht. Wohl würden viele von uns argumentieren, dass wir aufgrund der besonderen Verletzlichkeit jenes Menschen eine größere moralische Verpflichtung ihm gegenüber haben, aber diese Verletzlichkeit bedeutet sicherlich nicht, dass wir eine geringere Verpflichtung haben.

Gleichermaßen mag die Tatsache, dass eine Kuh einen Geist hat, der sich von unserem unterscheidet, bedeuten, dass wir ihr keinen Führerschein geben, aber es bedeutet nicht, dass wir die Kuh für Zwecke verwenden dürfen, für die wir keine Menschen verwenden würden.

Für Singer ist Veganismus einfach ein Weg, etwas gegen das Leiden von Tieren zu tun, aber "nicht notwendigerweise der einzige". Wir könnten ebenso gut fortfahren, uns den "Luxus" zu erlauben, Milch und Fleisch von Tieren zu essen, die ein "gutes Leben" hatten und "human getötet" werden. Angesichts des Umstandes, dass Singer aktiv Einzelhändler wie Whole Foods unterstützt, dessen Tiere mit Sicherheit kein "gutes Leben" und keinen "humanen" Tod hatten, sagt er in Wahrheit, dass es akzeptabel ist, Tiere zu essen, die (vielleicht) geringfügig weniger gequält wurden.

Und wenn wir die meiste Zeit vegan leben, können wir uns sogar den "Luxus" erlauben, konventionell erzeugtes Fleisch und ebensolche Tierprodukte zu essen, wenn wir in ein "schickes Restaurant" gehen. Gilt diese Entschuldigung nur für Leute, die genug Geld haben, um an "schicken" Orten zu essen? Sind gelegentliche Hamburger immer falsch, weil McDonald's nicht "schick" genug ist? Oder sind McDonald's Hamburger immer in Ordnung, weil McDonald's, mit Singers Lob, Temple Grandins Schlacht- und Handhabungsrichtlinien übernommen hat?

Es schwindelt einen.

Überdies ist, wenn Singer behauptet, seine Sorge gelte dem Leiden und nicht dem Töten von Tieren, sein Verhalten widersprüchlich. Singer erklärt, Veganer zu sein, wenn er für sich selbst einkauft: "Aber wenn ich auf Reisen bin oder Leute zuhause besuche, bin ich durchaus bereit, vegetarisch statt vegan zu essen." Wenn er also auf Reisen oder zum Essen eingeladen ist, konsumiert er Tierprodukte, aber kein Fleisch (ich nehme an, das ist es, was er meint, wenn er sich darauf beruft, "Vegetarier" zu sein).

Aber warum sollte Singer zwischen Fleisch und Tierprodukten unterscheiden? Fleischessen schließt das Töten des Tieres ein, doch Singer denkt nicht, dass das Töten eines Tieres moralisch von Belang ist oder zumindest nicht belangvoll genug, um Veganismus zu einem moralischen Imperativ zu machen. Wenn es das Leiden ist, um das es geht, [bleibt festzustellen, dass] Milchprodukte und Eier sicherlich genauso viel Leiden einschließen wie Fleisch, und Milchkühe und Legehennen landen, nachdem sie "verbraucht" sind, ohnehin im selben Schlachthaus wie Fleischtiere. In der Tat steckt, wie ich viele Male gesagt habe, wahrscheinlich mehr Leiden in einem Glas Milch als in einem Pfund Steak. Demnach scheint es, als sollte Singer, wenn das Leiden seine Sorge ist, nicht "flexibel" in Bezug auf fleischlose [aber nicht vegane] Nahrungsmittel sein.

Wären Singers Ansichten lediglich die Grübeleien eines verwirrten Akademikers und ohne Konsequenzen in der wirklichen Welt, wir wären versucht, seine elitären Vorstellungen darüber, was als moralisch bedeutsames Selbst-Bewusstsein zählt, zu ignorieren; Vorstellungen, die dem Zweck dienen, den ''Luxus'' des Konsums von Fleisch und Tierprodukten zu rechtfertigen. Doch unglücklicherweise bilden Singers Ansichten, so absurd und speziesistisch sie sind, die Grundlage der allgegenwärtigen "Bio-Fleisch"-Bewegung (''happy meat'' movement), die bestrebt ist, mit den institutionellen Tierausbeutern zusammenzuarbeiten, um die Tierausbeutung "humaner" zu machen, so dass wir die Gelegenheiten für Menschen vermehren, "Allesesser mit gutem Gewissen" zu werden.

Singers Ansichten werden von einer Reihe Tierschutzorganisationen in die Tat umgesetzt, von PETA, die Schlachthausdesignerin Temple Grandin und "Bio-Fleisch"-Krämern wie Whole Foods einen Preis verleihen, über die Humane Society of the United States [HSUS], die Tierschutzreformen fördert, welche die Produktivität und den Profit für Tierausbeuter steigern, und das Certified-Humane-Raised-and-Handled-Label [Zertifiziert human aufgezogen und behandelt] sponsert, um Konsumenten zu versichern, dass sie moralisch überlegen handeln, indem sie nur bestimmte Tierleichen und Tierkörperprodukte kaufen, bis zu Vegan Outreach, der Organisation, die behauptet, dass Veganismus "nicht Zweck in sich selbst (ist). Er ist kein Dogma, keine Religion, keine Liste verbotener Zutaten oder unwandelbarer Gesetze – er ist nur ein Instrument dafür, der Grausamkeit entgegenzutreten und das Leiden zu vermindern."

Singer und diese Tierschutzorganisationen, die seinen Denkansatz übernommen haben, sind Partner der industriellen Ausbeuter geworden und dienen als Marketingabteilung der Fleisch-, Milch-, und Eierindustrien. Die Tierschutzreformen, die sie unterstützen, leisten wenig, wenn überhaupt etwas, um Tieren zu helfen. Und diese Reformen, gepaart mit der Lobpreisung und Unterstützung Singers und der "Bio-Fleisch"-Brigade, bewirken garantiert, dass Menschen sich wohler dabei fühlen, weiterhin Tierprodukte zu essen, oder zum Konsum von Tierprodukten, die sie einst vermieden hatten, zurückkehren.

Um das Problem mit Singers Herangehensweise zu sehen (falls es nicht schon sonnenklar für Sie ist), setzen Sie Ihre Prinzipien bezüglich Rassismus, Sexismus oder Homophobie in sein Denksystem ein. Wie klingt es für Sie, zu versuchen, ein gelegentliches "Aus-der-Rolle-Fallen" hinsichtlich dieser Formen der Diskriminierung zu rechtfertigen? Ist es in Ordnung, sich den "Luxus" von ein wenig Sexismus an einem Samstagabend zu gönnen? Ist es in Ordnung, sich den "Luxus" zu erlauben, an einer Ku-Klux-Klan-Versammlung teilzunehmen? Gibt es "Spielraum für Schwächen", wenn wir unsere homophoben Verunglimpfungen auf einen Tag pro Woche beschränken?

Hier ist ein weiteres Zitat aus Singers Mother Jones Interview:
Ich möchte betonen, dass ich nicht denke, dass ethisch zu essen, insbesondere von einem utilitaristischen Standpunkt aus gesehen, eine Sache ist zu sagen: 'Hier ist dieses strikte Gesetz, und ich muss alles mir Mögliche tun, um es zu befolgen.' Ich denke, wir können ethisch gewissenhaft sein und anerkennen, dass es manchmal Kompromisse zu machen gilt. Mitunter ist es sehr schwierig, sehr unbequem, die beste Wahl zu treffen, also geben wir uns mit etwas anderem zufrieden.
Setzen Sie Ihre Ansichten über Vergewaltigung ein. Wäre es akzeptabel zu sagen, dass wir das Verbot von Vergewaltigung nicht strikt zu befolgen haben? Immerhin mag es Zeiten geben, in denen es "sehr schwierig, sehr unbequem" ist, sich nicht vergewaltigend zu betätigen.

Tierausbeutung ist in unserer Gesellschaft, Kultur und Geschichte so tief eingebettet, dass wir nicht gewohnt sind, sie auf derselben Ebene wie andere Formen der Diskriminierung zu sehen. Wenn sich jemals etwas ändern soll, müssen wir uns aus diesem Schlamassel denkend herausarbeiten und klarstellen, dass wir den Gebrauch von Tieren nicht rechtfertigen können – wie "human" auch immer ihre Behandlung sein mag. Solange wir nicht davor zurückschrecken, Tierleichen und -produkte als einen "Luxus" zu charakterisieren, oder akzeptieren, dass wir nicht vegan leben müssen, wenn wir es "sehr schwierig, sehr unbequem" finden, haben wir den Denkprozess nicht einmal begonnen.

Abschließend möchte ich Ihnen etwas erzählen, das mir letztes Wochenende passierte. Wir hatten einen warmen Samstag und ich ging hinüber zu Whole Foods, um etwas Bio-Gemüse zu kaufen. Ich trug ein Jeanshemd über meinem phantastischen neuen Vegan Freak T-shirt, das Bob und Jenna Torres mir kurz vorher geschickt hatten.

Ich stand in der Schlange an der Kasse hinter einer Frau mit einem Einkaufswagen voller Lebensmittel, einschließlich ziemlich viel Fleisch und Milchpodukten. Sie sah mein Shirt und fragte mich, was Vegan Freak bedeute. Ich erklärte ihr, dass es eine Website und ein Podcast ist, die sich der Aufklärung über Veganismus widmen. Sie fragte mich, ob ich Veganer sei. Ich erwiderte, ich sei es seit 25 Jahren.

Sie sagte, dass sie vor einigen Jahren Vegetarierin gewesen sei, dass aber ihr Mann und ihre Kinder Fleisch mochten und sie deshalb wieder angefangen habe, Fleisch zu essen, fügte jedoch hinzu: "Ich kaufe mein Fleisch nur hier. Ich bin Mitglied bei PETA, und die haben diesem Laden einen Preis dafür verliehen, wie gut er seine Tiere behandelt." Sie fragte mich, ob ich die Schilder an der Fleischtheke und den Eierregalen gesehen hätte, die aussagten, dass Whole Foods nur bei Produzenten kaufe, die ihre Tiere "human" aufzögen. Ich antwortete, ich hätte sie gesehen. Whole Foods hat allerdings solche Schilder – ziemlich große sogar. Ich sagte der Frau, ich dächte nicht, dass das Leben von Whole Foods-Tieren sich faktisch in irgendeiner Weise von dem Leben anderer Tiere unterscheide, und dass sie alle am Ende noch immer getötet würden. Ihre Antwort: "Ja, aber ich hoffe, sie leiden weniger."

Und das ist es, wohin Peter Singer uns gebracht hat. Veganismus ist nicht notwendig. Der "Vater der Tierrechtsbewegung" ist nicht einmal Veganer und betrachtet eine konsequente vegane Lebensweise als "fanatisch"; warum also sollte irgendein anderer Veganer sein müssen? Wir können den "Luxus" genießen, Fleisch und Produkte von Tieren zu essen, die weniger als andere gequält worden sind, und wenn wir die meiste Zeit vegan leben, sollten wir uns unbeschwert den Genuss selbst konventionell gequälter Tiere gönnen, wenn wir in einem "schicken Restaurant" prassen.

Wir können es uns erlauben, dem "Luxus" zu frönen, den nur der Tod möglich macht.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione