Saturday, 29 August 2009

Kommentar (6): Aspekte der Vegetarier/eganer-Debatte

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Unser erster Kommentar zu Vegetarismus als ein ''Einstieg'' in den Veganismus hat eine anhaltende Kontroverse provoziert und in diesem Kommentar spreche ich drei Streitfragen an.

1. Bedeutet mein Standpunkt, dass wir keine moralische Unterscheidung zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten machen können, dass wir auf Konfrontationskurs gehen sollten, wenn wir mit Menschen reden, die keine Veganer sind, oder sie verurteilen sollten?

Die knappe Antwort: nein, natürlich nicht.

2. Was machen wir, wenn jemand sagt, dass ihm das Problem der Tierausbeutung nicht egal ist, dass er aber Tierprodukte schlicht nicht aufgeben wird?

Die knappe Antwort: Das ist im Allgemeinen eine Reaktion, die in Wirklichkeit zu mehr Diskussion einlädt.

3. Warum weisen Neue Tierschützer Veganismus als moralische Grundlinie so vehement zurück?

Die knappe Antwort: Ein Schlüsselprinzip der Tierschutztheorie ist, dass es vertretbar ist, Tiere zu nutzen und zu töten, solange wir sie nicht leiden machen. Veganismus ist einfach ein Weg – unter vielen anderen, einschließlich ''Bio-Fleisch/Milch/Eier'' –, Leiden zu vermindern. Veganismus hat keine größere Bedeutung denn als ein Weg, Leiden zu vermindern.

Ich hoffe, dieser Kommentar klärt einige der ausgezeichneten Fragen, die ich erhalten habe.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Saturday, 22 August 2009

Kommentar (5): Zum Thema Gewalt

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

ich bin ein Gegner von Gewalt. Ich betrachte Gewalt als an sich unmoralisch. Ich habe oft über dieses Thema geschrieben und es erörtert, einschließlich in Essays (1, 2)auf dieser Website.

Ich nehme zur Kenntnis, dass viele von Ihnen mit meiner Ablehnung von Gewalt nicht übereinstimmen.

Aber das ist unerheblich. Selbst wenn Sie glauben, dass Gewalt gerechtfertigt werden kann, gibt es immer noch zwingende Gründe, daran festzuhalten, dass Gewalt im Zusammenhang des Kampfes um Tierrechte nicht den geringsten Sinn macht.

Ich vertrete die Auffassung, dass das Einzige, was einen praktischen Sinn macht, kreative gewaltlose Aufklärung über Veganismus ist. Diese Strategie ist alles andere als passiv, sie bedeutet unser aktives und beständiges Arbeiten daran, ein grundlegendes Paradigma zu verändern – die Vorstellung, dass Tiere Sachen, Ressourcen, Eigentum sind, dass sie ausschließlich Mittel zu menschlichen Zwecken sind.

Bis wir eine kritische Masse von Menschen, die dieses Paradigma ablehnen, gebildet haben, wird sich nichts verändern.

In diesem Kommentar diskutiere ich das Thema Gewalt.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Monday, 17 August 2009

Kommentar (4): Nichtvegane Katzen

Folgekommentar zu ''Heimtieren''

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

eine Reihe von Leuten hat mir als Reaktion auf meinen Kommentar zu ''Heimtieren'' geschrieben und mich zum Problem nichtveganer Katzen befragt.

Nach meinem Verständnis können viele Katzen mit veganer Ernährung gesund leben, aber was machen wir, wenn es Katzen gibt, die unbedingt Tierprodukte konsumieren müssen?

In diesem Kommentar biete ich einige Ideen an, die Sie, wie ich hoffe, zum Nachdenken über diese Streitfrage anregen werden.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Friday, 14 August 2009

Kommentar (3): Zu Michael Vick

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

wie Sie wissen, frage ich mich mich seit 2007, warum irgendjemand denkt, Michael Vick sei schlimmer als irgendein anderer, der Tierprodukte konsumiert oder gebraucht.
(Siehe 1, 2, 3)

Vick wurde jedenfalls im Mai 2009 aus dem Gefängnis entlassen und am 27. Juli 2009 hat der Vorsitzende der NFL [National Football League], Roger Goodell, Vick bedingt wieder eingesetzt. Die Philadelphia Eagles haben Vick einen Ein-Jahres-Vertrag mit der Option eines zweiten Jahres gegeben.

Nach den Medienberichten und Blogessays zu urteilen, sind viele Anwälte der Tiere darüber empört und einige rufen zu einem Boykott der NFL auf.

In diesem Kommentar erkläre ich, warum ich denke, dass es sich bei der Sache mit Michael Vick nicht wirklich um Michael Vick oder Hundekampf handelt. Es geht um grundlegende moralische Prinzipien, die wir als Gesellschaft zu bejahen behaupten.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Thursday, 13 August 2009

Einige Bemerkungen zu Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Die Folge meiner Kommentare (hier, auf Facebook und im Podcast-Kommentar) war, dass ich mit privaten Mitteilungen überschwemmt wurde, die alle dieselben Themen hatten: (1) ''aber viele Veganer haben als Vegetarier angefangen'' und (2) ''für Veganismus zu werben ist elitär''.

Was die Frage, ob viele Veganer als Vegetarier angefangen haben, betrifft, lassen Sie es mich klar sagen: Darum geht es nicht.

Die relevante Frage ist erstens, ob Vegetarismus ein sinnvoller moralischer Standpunkt ist. Das heißt, können wir eine belangvolle moralische Unterscheidung zwischen Tierfleisch und anderen Tierprodukten machen? Wenn wir das nicht können, wie ich behaupte, dann sollten wir Vegetarismus nicht mehr fördern als wir es als moralisch erheblich fördern sollten, eher rotes als weißes Kalbfleisch, käfig-freie Eier [Eier aus Bodenhaltung] eher als Batterieeier etc. zu essen. Wenn alle diese Produkte unmoralisch sind, dann sollen wir deutlich und ehrlich sein und dies auch sagen.

Andere Tierprodukte als Fleisch sind oft mit mehr Leiden und Tod verbunden als Fleisch. Zum Beispiel werden Tiere, die für Milchprodukte verwendet werden, länger am Leben gehalten, aber schlimmer behandelt (einschließlich dessen, dass ihnen ihre Babys weggenommen und für Kalbfleisch getötet werden) und alle Milchkühe landen im selben Schlachthaus wie die ihres Fleisches wegen genutzten Tiere. Der Vegetarier, der fortfährt, Milchprodukte zu konsumieren, ist noch immer am Leiden und Sterben von Tieren mitschuldig. Was ist die moralische Rechtfertigung für das Fördern fortgesetzter Mitschuld an Leiden und Sterben? In der Tat mag die Vegetarierin, die ihren Konsum von Milchprodukten erhöht, wie es viele tun, für mehr Leiden und Tod verantwortlich sein, als bevor sie Vegetarierin wurde.

Zweitens lässt die Beobachtung, dass viele Veganer vorher Vegetarier waren, selbst wenn dies zutrifft, die Frage offen, warum das der Fall ist. Viele geben an, dass sie nicht Veganer wurden gerade wegen des von großen Tierschutzorganisationen gelegten Nachdrucks auf Vegetarismus als moralisch wünschenswert. Das Fördern von Vegetarismus behindert die Menschen tatsächlich darin, Veganer zu werden.

Klar ist, wenn Sie erklären, dass es keinen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt und warum wir vegan leben sollten, und die Person, mit der Sie sprechen, sich über das Problem Gedanken macht, sie entweder (1) sofort Veganer wird oder (2) dies in Stadien tut oder (3) nicht Veganer wird und irgendeine Version von Vegetarismus annimmt (oder zum Konsum von ''Bio-Fleisch/Milch/Eiern'' übergeht). Aber sie wird wenigstens verstehen, dass Veganismus dasjenige ist, worauf es hinzuarbeiten gilt. Sie wird verstehen, dass die Grenzziehung zwischen Fleisch und Milch gänzlich willkürlich ist. Wenn Sie behaupten, dass vegetarisch zu leben moralisch bedeutsam ist und dass es einen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt, dann erhöhen Sie damit die Chancen, dass das Fortschreiten anderer in Richtung Veganismus erschwert wird.

Mit anderen Worten, Sie brauchen nicht für Vegetarismus zu werben. Es ist völlig unnötig, moralisch sinnlos und es hemmt in praktischer Hinsicht den Übergang zum Veganismus.

Was den vermeintlichen ''Elitarismus'' angeht, so fahre ich fort, diesen Kommentar verwirrend zu finden.

Gibt es etwas Elitäreres als zu glauben, dass die Menschen zu dumm sind, um die Argumente gegen Tierausbeutung und das Nichtvorhandensein jeglichen bedeutsamen Unterschiedes zwischen Fleisch und Milch zu verstehen?

Gibt es etwas Elitäreres, als die Vorstellung zu fördern, dass es moralisch vertretbar ist, Milch, Eier oder andere Tierprodukte zu konsumieren und die Ausbeutung der Wehrlosesten fortzusetzen?

Wir würden niemals das Eintreten für ein vollständiges Verbot von Vergewaltigung als ''elitär*'etikettieren (obwohl Vergewaltigung in einer patriarchalen Welt ein häufiges Vorkommnis ist, gewesen ist und weiterhin sein wird). Aber wenn es um Tiere geht, wird das Eintreten für ein vollständiges Verbot ihres Konsums und ihrer Nutzung als elitär angesehen.

Was unterscheidet diese beiden Situationen?

Das ist eine rhetorische Frage. Die Antwort ist klar: die Artzugehörigkeit.

Es tut mir Leid, dass ich nicht auf alle privaten Emails und Facebook-Mitteilungen antworten kann. Aber ich habe dies so klar gesagt, wie es mir möglich ist. Ich habe keine künstlerischen Fähigkeiten und kann keine Bilder zeichnen.

Leben Sie vegan. Es ist leicht. Es ist besser für Ihre Gesundheit; es ist besser für den Planeten und, was die Hauptsache ist, es ist das moralisch Richtige.

Und denken Sie bitte daran: Gewalt ist das Problem; sie ist nicht irgendein Teil der Lösung. Abschaffung der Tierausbeutung, Veganismus und Gewaltlosigkeit sind verschiedene Aspekte ein und desselben Konzepts.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Wednesday, 12 August 2009

Eine Anmerkung zu moralischer Schizophrenie

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

In meinem Buch Introduction to Animal Rights. Your Child or the Dog?, herausgegeben 2000 von Temple University Press, führe ich den Begriff ''moralische Schizophrenie'' ein. Zu meinem Gebrauch dieses Ausdrucks habe ich Kommentare erhalten, und diese fallen unter zwei Gruppen:

Einige Leute beschuldigten mich der Vermischung von moralischer Schizophrenie mit multipler /gespaltener Persönlichkeit.

Wenn ich von moralischer Schizophrenie spreche, versuche ich, die wahnhafte und verdrehte Art und Weise unseres Denkens in Bezug auf Tiere als einen sozialen und moralischen Sachverhalt zu beschreiben. Diese Verdrehtheit kann natürlich miteinander in Konflikt stehende oder sich widersprechende Arten und Weisen, Tiere zu sehen, einschließen (einige Tiere sind Familienmitglieder, andere sind Essen), aber das heißt nicht, dass ich eine klassische gespaltene oder multiple Persönlichkeit beschreibe. Unsere moralische Schizophrenie, die unsere Selbsttäuschung über tierliche Empfindungsfähigkeit und über die Ähnlichkeiten zwischen uns und anderen Tieren einschließt, und ein enormes Ausmaß an Verwirrung über den moralischen Status von Tieren ist ein Phänomen, das ziemlich kompliziert ist und viele verschiedene Aspekte hat.

Einige Leute denken, dass ich, indem ich diesen Ausdruck verwende, Menschen mit klinischer Schizophrenie stigmatisiere, weil er impliziert, das sie unmoralische Menschen sind. Es tut mir aufrichtig Leid – und das meine ich ernst – , wenn jemand den Ausdruck so interpretiert hat, und das ist es sicherlich nicht, was ich beabsichtigt habe. Schizophrenie ist ein anerkannter Zustand, der durch wirres und wahnhaftes Denken gekennzeichnet ist. Zu sagen, dass wir wahnhaft und verwirrt sind, wenn es um moralische Fragen geht, bedeutet nicht, zu sagen, dass jene, die an klinischer Schizophrenie leiden, unmoralisch sind. Es bedeutet nur, festzustellen, dass viele von uns hinsichtlich wichtiger moralischer Angelegenheiten in völlig verdrehter, wahnhafter und unzusammenhängender Art und Weise denken. Ich sage mit Bestimmtheit nicht, dass jene, die an klinischer Schizophrenie leiden, unmoralisch sind!

Zu sagen, dass der Ausdruck ''moralische Schizophrenie'' Menschen mit klinischer Schizophrenie stigmatisiert, heißt zu sagen, dass die Rede von ''Drogenkonsum, der sich wie Krebs ausbreitet'' Krebsopfer stigmatisiert.

Ich hoffe, dies lasst klar werden, was ich meine, wenn ich von unserer moralischen Schizophrenie spreche, wenn es um Tierethik geht. Ich hoffe auch, dass klar ist, dass ich diesen Ausdruck nicht in einer Weise verwende, die klinische Schizophrenie als unmoralisch darstellt oder darzustellen beabsichtigt.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Sunday, 9 August 2009

Kommentar (1): Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus?

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Willkommen zum Kommentar des abolitionistischen Tierrechtsansatzes. [nachfolgend''Kommenar''].

Der Kommentar wird aus einer Serie von Podcasts bestehen, die verschiedene Aspekte der Idee, dass wir Tierausbeutung abschaffen und nicht lediglich regulieren sollten, untersucht und diskutiert. Er wird Ideen reflektieren, die auf dieser Website und in meinen Büchern dargelegt sind.

Tiere sind nichtmenschliche Personen und wir können es moralisch nicht rechtfertigen, sie als Ressourcen zu behandeln. Da Tiere bewegliches Eigentum oder Wirtschaftsgüter sind, kostet die Regulierung der Behandlung von Tieren zudem Geld und bietet tierlichen Interessen fast nie bedeutenden Schutz. Im Allgemeinen machen Tierschutzreformen Tiernutzung tatsächlich profitabler, weil die umgesetzten Reformen diejenigen sind, die auf einen wirtschaftlichen Vorteil für Produzenten und Konsumenten hinauslaufen. Der Kommentar zum abolitionistischen Tierrechtsansatz wird diskutieren, warum Tierschutzreformen nicht dazu funktionieren und nicht funktionieren können, um Tieren Schutz zu bieten.

Der Kommentar wird für ethischen Veganismus und kreative, gewaltlose Aufklärung über Veganismus als den hauptsächlichen Formen von Aktivismus in Richtung der Abschaffung der Tierausbeutung werben. Ethischer Veganismus geht darüber, nur keine Tierprodukte zu essen, hinaus; er lehnt den Gebrauch von Tieren für Kleidung oder den Gebrauch von Produkten, die Bestandteile von Tieren enthalten oder an Tieren getestet wurden, ab. Es gibt keinen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten. Alle Tierprodukte schließen Leiden und Tod ein.

Der Kommentar wird den Begriff der Tierrechte untersuchen. Obwohl es einigen Meinungsstreit darüber gibt, welche Rechte Menschen haben sollten, sind wir alle Gegner von Menschensklaverei oder des Behandelns von Menschen als bewegliches Eigentum. Der abolitionistische Tierrechtsansatz vertritt die Auffassung, dass wir es moralisch nicht rechtfertigen können, dieses eine Recht allen empfindungsfähigen Nichtmenschen zu verwehren. Dies bedeutet, dass wir aufhören sollten, Haustiere in die Welt zu setzen. Wir sollten um uns die kümmern, die jetzt existieren, aber keine weiteren mehr in die Welt setzen. Wir sollten wild lebende Tiere in Ruhe lassen und aufhören, in ihre Lebensräume einzudringen und diese zu zerstören.

Der Kommentar wird unsere ''moralische Schizophrene'' oder die wahnhafte und verdrehte Art und Weise, in der wir uns mit Tierethik befassen, untersuchen. Wir stimmen alle darin überein, dass es falsch ist, Tieren ''unnötiges'' Leiden zuzufügen oder sie ''unnötigerweise'' zu töten. Wenn ''Notwendigkeit'' irgendeine schlüssige Bedeutung haben soll, dann muss sie zum Mindesten bedeuten, dass es falsch ist, Tieren Leiden und Tod aus Gründen des Vergnügens, Genusses oder der Bequemlichkeit zuzufügen. Aber der überwältigende Anteil an Tiernutzung kann nur mit Vergnügen, Genuss oder Bequemlichkeit gerechtfertigt werden. Viele von uns leben mit Tieren, die wir als Familienmitglieder betrachten. Aber wir stechen eine Gabel in andere Tiere, die sich faktisch oder moralisch nicht von denen, die wir lieben, unterscheiden.

Der Kommentar wird auch die Streitfrage der Gewalt erörtern und erläutern, warum die Bewegung zur Abschaffung aller Tierausbeutung Teil einer größeren Bewegung für Ahimsa oder Gewaltlosigkeit sein sollte. Alle Menschen beuten Tieren auf die eine oder andere Art und Weise aus. Deshalb macht auf institutionelle Tiernutzer gerichtete Gewalt keinen Sinn. Die institutionellen Tiernutzer und Produzenten von Tierprodukten sind nicht das Problem; das Problem ist die Öffentlichkeit, die Tierprodukte nachfragt. Wenn Tierausbeutung jemals enden soll, müssen wir die Menschen in gewaltloser Weise darüber aufklären und das moralische Leitbild von der Behandlung von Tieren als Eigentum wegbewegen.

Zuletzt wird der Kommentar die wichtige Beziehung zwischen Tierrechten und Menschenrechten ansprechen und untersuchen, warum wir keinen Sexismus, Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung verwenden sollten, um Tierrechte zu fördern.

In dieser ersten Folge diskutiere ich, ob wir Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus fördern sollten. Ich komme zu dem Schluss, dass die Antwort ''nein'' lautet.
Das Entscheidende ist: Wenn Sie Vegetarier sind, dann sind Sie immer noch mitschuldig am Leiden von Tieren; dann sind Sie sind immer noch mitschuldig am Töten von Tieren.

Wenn Sie Tiere als nichtmenschliche moralische Personen ansehen, warum wollen Sie an ihrem Leiden und Sterben mitschuldig sein?

Ich hoffe, dass Sie den Kommentar des abolitionistischen Tierrechtsansatzes und unsere künftigen Bemühungen für Ihr Nachdenken über Tierethik hilfreich finden.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Friday, 7 August 2009

Multiple-Choice-Test

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Ich habe soeben eine Ankündigung des Siebten Jährlichen Kongresses zu Alternativen und Tiernutzung in den Biowissenschaften erhalten, der vom 30. August bis 03. September 2009 in Rom stattfinden wird.

Werfen Sie einen Blick auf die Ankündigung. Und beantworten Sie dann die folgende Frage:

Diese Konferenz:

(A) ist ein großartiges Ereignis, weil es den Tieren helfen wird;

(B) ist eine prima Entschuldigung von Führungspersonen von großen Tierschutzorganisationen dafür, Spendengelder für einen Aufenthalt in Rom zu einer besonders reizvollen Jahreszeit zu verwenden;

(C) liefert einen schlagenden Beweis für die symbiotische Beziehung, die sich zwischen institutionellen Tiernutzern und Tierschutzkörperschaften entwickelt hat;

((D) liefert einen immensen Public-Relations-Gewinn für institutionelle Tiernutzer, die geltend machen können, mit HSUS [Humane Society of the United States], RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals], ASPCA [American Society for the Prevention of Cruelty to Animals] etc. zusammenzuarbeiten;

(E) (B),( C) und (D) treffen zu.

Danach, welche die richtige Antwort ist, befragen Sie bitte Ihren gesunden Menschenverstand.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Sunday, 2 August 2009

Der Fall Santería: Michael Vick, Teil 2

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Viele Menschen sind sehr unglücklich über eine kürzliche Entscheidung des US-Berufungsgerichtes für den Fünften Bezirk im Fall Merced vs. Kasson, in dem das Gericht den Beamten der Stadt Euless, Texas, untersagte, verschiedene Verordnungen zu erlassen, um Santería-Praktizierende an der Veranstaltung von Tieropfern zu hindern, in denen Ziegen, Lämmer, Enten, Hühner, Perlhühner und andere Tiere verwendet werden. Die Santería-Praktizierenden bieten Gottheiten Tierblut dar und kochen und konsumieren dann zumindest Teile einiger der Tiere. Das Bundesgericht entschied den Fall nicht nach der Bundesverfassung, sondern nach einem Staatsgesetz, das Religionsfreiheit garantiert (obwohl die Entscheidung vermutlich dieselbe gewesen wäre, wäre die Sache gemäß der Bundesverfassung analysiert worden).

Das mit diesem Fall verbundene moralische Problem ist dasselbe, wie es sich im Fall Michael Vick darstellt. In dem Maß, in dem es Unterschiede gibt, ist der vorliegende Fall gravierender als der Fall Vick. In Euless ist es ausdrücklich legal, dass Prvatleute ''für den Verzehr bestimmtes Hausgeflügel wie Huhn oder Truthahn töten''. In Erwiderung des Arguments, dass das Schlachten eines großen Tieres, einer Ziege etwa, Gesundheitsprobleme mit sich bringen könnte, führte das Gericht aus, dass große Tiere wie etwa Rehe in Euless zerlegt und verzehrt werden dürfen, sofern sie tot sind, wenn sie in die Stadt gebracht werden.

Wenn Sie also ''Hausgeflügel'' töten, weil Sie es essen wollen, ist das in Ordnung. Wenn Sie es töten, um es einer Gottheit zu opfern (und dann zu essen), ist das nicht in Ordnung. Wenn Sie ein Reh außerhalb von Euless töten und es dann nach Euless bringen, um es zu zerlegen, ist das in Ordnung. Wenn Sie das Reh in Euless als Teil einer religiösen Zeremonie töten und zerlegen, ist das nicht in Ordnung.

Das ist natürlich Unfug.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Als Veganer seit 28 Jahren und als jemand, der das Prinzip von Ahimsa oder Gewaltlosigkeit bejaht, billige ich die Santería-Opfer gewiss nicht mehr, als ich Hundekämpfe billige. (Übrigens vertrat ich 1983 die ASPCA [American Society for the Prevention of Cruelty to Animals] in New York City, als der Verein von einer lokalen Gruppe von Santería-Praktizierenden verklagt wurde. Ich glaube, das war der erste Santería-Fall, der jemals in den USA verhandelt wurde. Die ASPCA gewann das Verfahren und ich verteidigte die Entscheidung erfolgreich vor dem Berufungsausschuss des Obersten Bundesgerichtes in New York [New York Supreme Court, Appellate Division]).

Aber an diejenigen Menschen, die nicht Veganer sind und Einwände gegen die Santería-Opfer und gegen Hundekämpfe haben, richte ich Frage: ''Warum?'' Vick genoss es, vor seiner Hinterhof-Arena zu sitzen und Hunde kämpfen zu sehen; Nichtveganer genießen es, um ihren Hinterhof-Grillplatz herum zu sitzen und das Fleisch von Tieren zu rösten, die ganz genauso gequält worden sind wie Vicks Hunde.

Nichtveganer in Euless, Texas, konsumieren Tierprodukte von empfindungsfähigen Wesen, die unter Bedingungen von Tierquälerei gezüchtet und geschlachtet wurden, und ihnen ist es sogar erlaubt, ihre eigenen Hühner, Truthähne und anderes Hausgeflügel zu töten.

Was also tun Santería-Praktizierende, das sich in irgendeiner Weise von dem unterscheidet, was andere Nichtveganer in Euless oder irgendwo sonst tun?

Die Antwort lautet natürlich: nichts.

Tatsächlich ist die einzige Rechtfertigung, die Nichtveganer dafür haben, jährlich 53 Milliarden Tieren (Fische nicht eingerechnet) für Nahrungszwecke Leiden und Tod zuzufügen, dass sie gut schmecken. Wir müssen keine Tiere essen, um bei bester Gesundheit zu sein, und landwirtschaftliche Tierhaltung ist ein Umweltdesaster. Die Santería-Praktizierenden glauben, dass Tieropfer aus spirituellen Gründen notwendig sind. Sie haben eigentlich einen besseren Grund für Tierausbeutung als die meisten Nichtveganer.

Noch einmal: Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich sage nicht, dass Tieropfer moralisch gerechtfertigt oder entschuldbar sind. Ich sage nur, dass die Rechtfertigung, deren sich Santería-Praktizierende bedienen, anscheinend gewichtiger ist als das, was andere Nichtveganer zu sagen haben, wenn sie gefragt werden, wie sie ihren Konsum von Tierprodukten rechtfertigen.

Jene unter Ihnen also, die nicht vegan leben, aber über Merced vs Kasson fassungslos sind, fragen Sie sich selbst, warum Sie fassungslos sind. Fragen Sie sich, warum Sie denken, dass Ihr Verhalten in irgendeiner Weise vertretbarer ist als das der Santería-Praktizierenden.

Und wenn Sie Veganer sind und Ihre Familie und Freunde erzählen Ihnen, dass sie, obwohl sie nicht Veganer sind, mit Ihnen darin übereinstimmen, dass Santería-Opfer (oder Hundekämpfe) scheußlich sind, nutzen Sie diesen Kommentar als eine Gelegenheit, eine aufrichtige Diskussion mit ihnen darüber zu führen, warum sie diese Praktiken für scheußlich halten und welche Unterschiede sie zwischen ihrem eigenen Verhalten und dem der Santería-Praktizierenden sehen.

Die Realität ist, dass die meisten Menschen – oder doch viele Menschen – das Leiden und der Tod von Tieren nicht gleichgültig ist. Sie glauben aufrichtig, dass Hundekämpfe und Santería-Praktiken falsch sind. Eben deshalb reagieren Menschen auf diese Dinge in der Art und Weise, wie sie es tun. Eben deshalb glaube ich, dass wir, wenn wir uns in kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus engagieren, viele Menschen dazu bringen können, die Verdrehtheit ihres Denkens über Tierethik zu erkennen und sich in Richtung Veganismus zu bewegen.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Es ist Zeit für einen Wechsel

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Tierschutz – die Vorstellung, dass wir Tiere ''human'' behandeln sollten – gibt es seit 200 Jahren. Er hat zu nichts geführt. Wir nutzen Tiere heute in schrecklicherer Weise als jemals in der Geschichte der Menschheit.

Die Begründer des Tierschutzes im 19. Jahrhundert waren Gegner der Menschensklaverei, nicht aber des Eigentumsstatus der Tiere, weil sie dachten, dass Tiere, obwohl sie leiden können, kein Interesse an ihrem Leben hätten. Das heißt, für die Tiere spielt es keine Rolle, dass wir sie nutzen, sondern nur, wie wir sie nutzen. Laut den Tierschützern sind Tiere nicht selbst-bewusst und nicht am Weiterleben interessiert, nur daran, keinen schmerzvollen Tod zu erleiden.

Die Tierschützer des 19. Jahrhunderts verfochten also nicht die Abschaffung der Tiersklaverei, so wie sie die Abschaffung der Menschensklaverei verfochten. Sie sprachen sich stattdessen dafür aus, dass wir Gesetze haben, welche die ''humane'' Behandlung von Tieren vorschreiben. Was die Tierschützer allerdings nicht erkannten, war, dass solange Tiere Eigentum bleiben, das Niveau des Schutzes, den diese Gesetze bieten, notwendigerweise sehr niedrig bleiben würde, weil es Geld kostet, tierliche Interessen zu schützen. Im Allgemeinen investieren wir dieses Geld und schützen wir diese Interessen nur, wenn sich daraus ein wirtschaftlicher Vorteil für uns ergibt.

Daran hat sich nichts geändert.

Die Tierschützer des 21. Jahrhunderts behaupten immer noch, dass Tiere kein Interesse an ihrem Leben haben und dass es, sie zu töten, nicht an sich ein moralisches Problem aufwirft. Peter Singer, der moderne Befürworter der Tierschutztheorie des 19. Jahrhunderts, stellt dies ausdrücklich fest. Die Auffassung, dass Tiere kein Interesse am Weiterleben haben, erklärt, warum PETA kein Problem damit hat, 90 % der Tiere, die sie retten, zu töten. Für die Tierschützer ist der Tod an sich kein ''Schaden''[für ein Tier].

Und Tierscutzregelungen verbessern zum größten Teil lediglich die wirtschaftliche Effizienz von Tierausbeutung. In anderen Worten, wir schützen die Interessen von Tieren nur, wenn wir einen wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen. Tierschutzkampagnen wie die Kampagne für das Töten von Geflügel in kontrollierter Atmosphäre [controlled atmosphere killing] oder für die Abschaffung des Kastenstandes für schwangere Sauen sind ausdrücklich auf wirtschaftliche Effizienz gegründet. Das hießt diese Reformen werden gefördert mit der Begründung, dass sie die Produktionseffizienz erhöhen.

Nach 200 Jahren einer Doktrin, die speziesistisch ist (tierliches Leben hat als solches keinen moralischen Wert) und die ihre praktische Nutzlosigkeit demonstriert hat, ist es Zeit für einen Wechsel.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione