Friday, 19 June 2009

Der Kontext macht den Unterschied

von Gary L. Francione Blog

Liebe Kolleginnen,

Professor Gary Steiner
hat mich auf ein interessantes Video vom Onion News Network aufmerksam gemacht. Es geht um eine Story in den ''Nachrichten'' über eine junge Turnerin, die von ihren Eltern ''euthanasiert'' wird, nachdem sie sich eine geringfügige, aber karrierebedrohende Verletzung zugezogen hat.

Durch die Anwendung der Sprache, die wir hören, wenn verletzte Rennpferde ''eingeschläfert'' werden, in einem Kontext, in dem es um einen Menschen geht, bekommen wir einen interessanten Einblick darin, wie selbst jene, die behaupten, Tiere zu ''lieben'', sie oft verdinglichen und ausschließlich als Mittel zu unseren Zwecken betrachten.

Wir hören auch die Vorstellung zum Ausdruck gebracht, dass das Problem das Leiden ist, und dass, solange das Töten ohne Schmerz geschieht, sich keine gesondert zu behandelnde moralische Frage stellt. Das heißt, der Akt des Tötens an sich stellt keine Schädigung dar. Wenn wir dies auf Menschen anwenden, erkennen wir leicht das Problem. Selbst wenn Sie einen Menschen schmerzlos töten würden und dies täten, während er schläft und sich seines drohenden Todes nicht bewusst ist, würden Sie diese Person geschädigt haben. Gewiss, Sie würden sie stärker geschädigt haben, wenn Sie sie zuerst gefoltert und dann getötet hätten. Aber Sie schädigen die Person allein dadurch, sie ohne Schmerz und Leiden zu töten.

Wenn es sich um Tiere handelt, sehen die meisten von uns das Problem nicht. Wir denken, das Problem sei das Leiden – nicht der Tod. Wir denken, dass es moralisch zulässig für uns ist, Tiere zu nutzen, solange wir sie ''human'' behandeln. Dies ist die ganze Voraussetzung des Tierschutzansatzes: Es ist moralisch zulässig für Menschen, Tiere zu nutzen, solange wir das damit einhergehende Leiden minimieren. Diese Vorstellung wird von vielen Anwälten der Tiere unterstützt, und ich habe sie schon früher auf diesem Blog (siehe zum Beispiel diesen Essay) und in meinen anderen Schriften erörtert (es ist ein zentrales Thema von Animals as Persons). Es ist genau diese Idee, die Anwälte der Tiere dazu bringt, Kampagnen zu unterstützen, die ''käfig-freie'' Eier [Eier aus Bodenhaltung] bewerben, anstatt ihre Zeit und Ressourcen darauf zu verwenden, die Menschen darüber aufzuklären, warum sie überhaupt keine Eier essen sollen.

Kampagnen für Tierschutzreformen machen nur Sinn, wenn die Nutzung von Tieren moralisch zulässig und das einzige Problem ist, wie wir die Tiere behandeln, die wir nutzen. Viele Tierschützer erklären ausdrücklich, dass das Töten von Tieren – wenn es schmerzlos geschieht – kein moralisches Problem aufwirft. Wie das Onion-Video demonstriert, würden wir das im Zusammenhang mit Menschen als absurd erachten.

Nur weil wir speziesistisch sind, vermögen wir nicht zu sehen, dass es gleichermaßen absurd ist zu bestreiten, dass das Töten eines Tieres – selbst wenn das Tier nicht leidet – bedeutet, dem Tier einen Schaden zuzufügen.

Leben Sie vegan und gebrauchen Sie kreative gewaltlose Mittel, um andere über Veganismus zu unterrichten.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione