von Gary L. Francione Blog
Liebe KollegInnen,
im Kielwasser einer Kontroverse in Großbritannien über den Verkauf von Halal-Fleisch, das Ausbluten [von geschlachteten Tieren] ohne Betäubung bedeutet, und über den Kommentar einer britischen Organisation des Neuen Tierschutzes, VIVA! [Vegetarians International Voice for Animals], dass ''Konsumenten .. ihren Teil .. beitragen (können), indem Sie Orte boykottieren, die fortdauernd Fleisch von unbetäubten Tieren verkaufen'', habe ich zwei Essays geschrieben.
Im ersten Essay stellte ich heraus, dass VIVA!, zusätzlich dazu, auf den islamophobischen Zug aufzuspringen, der von den reaktionären Medien angetrieben wird, eine vermeintlich ''glücklichere'' Form der Tierschlachtung fördert anstatt, wie es der Verein tun sollte, die Idee zu fördern, dass die einzige sinnvolle Konsequenz eines moralischen Bedenkens gegenüber der Tierausbeutung darin besteht, aufzuhören, Tiere zu essen, als Bekleidung oder für andere Zwecke zu verwenden und anzufangen, vegan zu leben.
VIVA! antwortete darauf und ich schrieb einen zweiten Essay, in dem ich notierte, dass VIVA! zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten unterscheidet und für Vegetarismus als moralisch sinnvolle Wahl wirbt, Veganismus als schwierig und ''abschreckend'' darstellt, vegetarische Kochbücher mit nichtveganen Rezepten verkauft und für vegetarische Restaurants, die Milchprodukte servieren, Werbung macht. Mit einem Wort, VIVA! fördert die fleischlose Variante der Tierausbeutung.
Tja, nun hat der Verein eine Anklage gegen die RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals] veröffentlicht, die Einrichtung, die das Freedom-Food-Label [Freiheitsnahrung] sponsert, mit der Behauptung, dass die RSPCA die Dinge nicht ordentlich überwacht und ''Bio-Eier'' nicht wirklich ''Bio'' sind. Aber VIVA! erzählt uns nichts Neues. Von Anfang des Freedom-Food-Projekts an war klar, dass dieses nichts anderes als ein Marketinginstrument zur Bereicherung der RSPCA und der Produzenten von ''Bio-Fleisch'' und anderen ''Bio''-Tierprodukten ist und Freedom-Food-Tiere genauso gequält werden wie die Tiere, deren Leiden und Tod nicht von der RSPCA abgesegnet werden. Nichtsdestotrotz fallen Tierschutzgruppen in den USA, Großbritannien und anderen Ländern übereinander in dem fieberhaften Bemühen, Partnerschaften mit institutionellen Ausbeutern herzustellen, die noch mehr ''Bio'-''Label mit sich bringen werden.
Zurück zu VIVA! und der RSPCA. Hier haben wir eine Tierausbeutung unterstützende Organisation, die eine andere Organisation der Unterstützung von Tierausbeutung beschuldigt. Ich kann kaum erwarten, dass VIVA! uns ein paar ihrer nicht vegan lebenden Prominenten auftischt, die uns erzählen, dass die RSPCA-Nichtveganer weniger ''mitfühlend'' als die Nichtveganer von VIVA! sind. Vielleicht kann PETA [People for the Ethical Treatment of Animals] einen ''mitfühlenden'' Schlammschlacht-Wettbewerb zwischen leicht bekleideten Nichtveganern von VIVA! und RSPCA sponsern. Alles für die Tiere.
Aber hinter jeder Wolke zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Sicher, ''Bio''-Tierprodukte sind nicht wirklich Bio (offenbar sofern sie nicht in einem von VIVA! beworbenen nichtveganen Restaurant serviert werden). Aber Sie können helfen. Direkt rechts neben der Anklage VIVA!s gegen die RSPCA findet sich die Lösung: ''Helfen Sie uns, Tiere zu retten. Machen Sie eine Spende an VIVA!'' und Sie können einen Betrag einsetzen und auf ''Spenden'' klicken.
Oh ja, der standardmäßige Refrain der großen Tierschutzgruppen: Die Lage der Tiere ist schlecht, aber wir können sie verbessern. Schicken Sie uns Geld und wir lösen das Problem. Wir ''retten Tiere.''
Das ist natürlich ein Hirngespinst. Das Einzige, was Sie retten, indem Sie auf ''Spenden'' klicken, ist der Job der Leute, die für VIVA! arbeiten. Um das Problem der Tierausbeutung zu lösen, gibt es nur einen Weg. Es gibt nur einen Weg, ''Tiere zu retten'': durch die Verschiebung des moralischen Leitbilds weg von Tieren als Wirtschaftsgüter/ Waren, die als Ressourcen des Menschen existieren, hin zu der Anschauung von Tieren als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft, als nichtmenschliche Personen. Aber das wird nicht geschehen – kann nicht geschehen –, solange Tiere auf unserem Teller liegen und wir ihre Haut am Körper und an den Füßen tragen. Das Leitbild wird sich niemals ändern ohne eine starke Bewegung des ethischen Veganismus.
Sie können also helfen, aber nicht dadurch, irgendjemandem Geld zu schicken. Sie brauchen keine Organisation oder auf ''Spenden'' zu klicken. Die großen Tierschutz-Unternehmen stehen dem Wandel im Weg, sie erleichtern ihn nicht.
Sie brauchen nur Ihre Entscheidung, das Richtige zu tun, zu treffen, und anfangen, vegan zu leben
In einem können Sie sich sicher sein: Wenn Sie nicht vegan leben, beteiligen Sie sich direkt an Tierausbeutung. Es gibt keinen moralisch schlüssigen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten. Es steckt ebenso viel Leiden in einem Glas Milch oder Stück Käse, serviert in einem von VIVA! unterstützten ''Bio''-Ausbeutungsrestaurant, wie in dem Fleisch, das mit einem ''Bio''-Label verkauft wird. Und alle Tiere, ob für Fleisch oder Milch oder was auch immer genutzt, enden ihr Leben inmitten des Lärms und Elends irgendeines grässlichen Schlachthauses.
Wenn Sie nicht vegan leben: fangen Sie damit an. Entgegen den negativen Verlautbarungen von VIVA! und vieler anderer großer Tierschutz-Unternehmen, dass Veganismus schwer oder abschreckend ist, ist es sehr leicht. Und wie schwer auch immer Sie es finden mögen, vegan zu leben, bedenken Sie nur, wie schwer es für die Tiere ist, dass Sie nicht vegan leben.
Veganismus ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Und, was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige und Gerechte. Ethischer Veganismus ist eine machtvolle Art und Weise, ''Nein'' zu Tierausbeutung zu sagen.
Wenn Sie vegan leben, dann klären Sie andere über Veganismus auf. Ihr eigener Veganismus und Ihre Bemühungen in kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus sind die wirkungsvollsten Wege, [Tieren] zu helfen.
Die Welt ist vegan! Wenn Du es willst.
Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione