Liebe KollegInnen,
die Gesellschaft sich bei der Ausbeutung von Tieren wohler fühlen zu lassen und den Konsum [von Tierprodukten] zu fördern sind in den meisten Fällen das ausdrückliche Ziel von Tierschutzkampagnen und -organisationen.
Zum Beispiel sind viele der großen Tierschutzgruppen in den Vereinigten Staaten und Großbritannien an der Förderung von Etikettierungsprogrammen beteiligt, die das Fleisch oder die Produkte von Tieren mit einem Stempel der Billigung versehen. Zum Beispiel bewerben Humane Farm Animal Care (HFAC) und seine Partnerorganisationen HSUS [Humane Society of the United States], die American Society for the Prevention of Cruelty to Animals [ASPCA], Animal People [AP], die World Society for the Protection of Animals [WSPA] und andere das ''Certified Humane Raised & Handled''-Label [Zertifiziert human aufgezogen und behandelt], das HFAC als ''ein Zertifizierungs- und Etikettierungsprogramm für Konsumenten'' beschreibt, welches bezweckt, Konsumenten die Sicherheit zu geben, dass ein etikettiertes ''Ei, Milch-, Fleisch- oder Geflügelprodukt mit dem Wohlergehen des Tieres im Sinn produziert worden ist.''
HFAC betont, dass ''Stress bei Nutztieren die Fleischqualität... und allgemeine Gesundheit [des Tieres] beeinträchtigen kann'', und dass das Label ''allen Seiten Gewinn bringt, Einzelhändlern und Restaurants, Produzenten und Konsumenten. Für Landwirte bedeutet der Gewinn, dass sie eine Abgrenzung [von der Konkurrenz] erreichen, ihren Marktanteil und die Rentabilität ihres Betriebs mit der Wahl zukunftsfähigerer Praktiken erhöhen können.'' Einzelhändler gewinnen ebenfalls, weil ''Natur- und Bio-Lebensmittel zu den am schnellsten wachsenden Sparten des Lebensmittelhandels in den letzten Jahren (gehören). Jetzt können Lebensmittelhändler, Einzelhändler, Restaurants, Speiseserviceunternehmer und Produzenten aus den Verkaufs- und Profitmöglichkeiten mit Certified-Humane-Raised-&-Handled Nutzen ziehen.''
Die Humane Society International [HSI], ein Arm von HSUS, hat ein ''Humane Choice''-Label [Humane Wahl] in Australien auf den Markt gebracht, das, wie die Organisation behauptet, ''dem Konsumenten garantiert, dass das Tier von der Geburt an bis zum Tod mit Respekt und Fürsorge behandelt worden ist.'' Ein Produkt, das das ''Humane Choice''-Label trägt, gibt dem Konsumenten über Folgendes Gewissheit:
[D]as Tier hatte das beste Leben und den besten Tod, der einem Nutztier geboten wird. Sie [die Tiere] leben ihr Leben im Wesentlichen so, wie sie es auf Old Mc Donalds Farm getan hätten; ihnen wird gestattet, ihre Verhaltensbedürfnisse zu befriedigen, sich unangebunden und uneingesperrt zu bewegen und nach Futter zu suchen, mit freiem Zugang nach draußen, Schatten, wenn es heiß ist, einem Unterstand, wenn es kalt ist, mit gutem Futter und einem humanen Tod.Whole Foods Market Inc., eine Supermarktkette in den Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien, der PETA einen Preis als Best Animal-Friendly Retailer [Tierfreundlichster Einzelhändler] verliehen hat, behauptet, ''mit unseren kenntnisreichen und leidenschaftlichen Fleisch- und Geflügellieferanten ebenso wie mit vorausschauenden Experten in der Sache einer humanen Behandlung von Tieren'' zusammenzuarbeiten, um ''nicht nur die Qualität und Sicherheit des Fleisches, das wir verkaufen, zu erhöhen, sondern auch humane Lebensbedingungen für die Tiere zu unterstützen.'' Whole Foods behauptet ebenfalls, dass ''artgerechte Normen des Mitgefühls für Tiere (species-specific Animal Compassionate Standards), die Umwelten und Bedingungen erfordern, welche die körperlichen, emotionalen und Verhaltensbedürfnisse der Tiere unterstützen, gegenwärtig entwickelt werden. Produzenten, die diese freiwilligen Normen erfüllen, können ihre Produkte mit der speziellen 'Animal Compassionate'-Kennzeichnung etikettieren.'' Peter Singer, PETA und andere Tierschutzorganisationen haben die “Animal Compassionate Standards” enthusiastisch befürwortet.
Die RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals] in Großbritannien betreibt das ''Freedom Food''-Label'', das ''Etikettierungs- und Sicherheitssystem für Lebensmittel, eingeführt von der RSPCA, einer der führenden Tierschutzorganisationen der Welt. Das Programm ist eine eigenständige Wohlfahrtseinrichtung, gegründet 1994, um das Wohlergehen von Nutztieren zu verbessern und Konsumenten die Wahlmöglichkeit höheren Tierschutzes zu bieten.'' Die RSPCA bietet ''Zertifizierung für Landwirte, Frachtunternehmer, Schlachthäuser, Verarbeitungs- und Verpackungsbetriebe, und das Programm erkennt gut geführte, landwirtschaftliche Bio-, Freiland- sowie Stallhaltungsbetriebe an.''
Das Freedom-Food-Label ''gibt Konsumenten die Sicherheit, dass das Programm von der RSPCA, einer der anerkanntesten Tierschutzorganisationen der Welt, mitgetragen wird''. Die RSPCA weist darauf hin, dass Konsumenten ''durch die Wahl von Produkten mit dem Freedom-Food-Logo' zeigen können, dass sie die Verbesserung des Wohlergehens von Nutztieren und höhere Tierschutzstandards unterstützen. Produzenten können ihre Tierprodukte höherwertig machen, denn das Freedom-Food-Label ''grenzt Ihr Produkt [von dem der Konkurrenz] ab und kann Ihnen einen Konkurrenzvorsprung verschaffen. Das Auszeichnen [der Ware] mit dem Freedom-Food-Logos macht es für Konsumenten möglich, Ihre Produkte als höheren Tierschutz zu identifizieren.'' Produzenten ziehen außerdem Nutzen aus höheren Gewinnspannen, der Entwicklung einer ''Nische'' für Produkte mit ''höheren Tierschutzstandards'', die es ihnen erlauben, ''den Zielmarkt... zu erweitern'', und aus der ''Assoziation mit der RSPCA, einer der bekanntesten Tierschutz-Wohlfahrtseinrichtungen der Welt.'' Darüber hinaus ''(können) Produzenten Glaubwürdigkeit innerhalb der Versorgungskette'' und andere wirtschaftliche Vorteile erlangen, einschließlich einer durch die RSPCA vermitteltem billigeren Versicherung.
Und die RSPCA hilft Produzenten sogar, ihr Tierfleisch und ihre anderen Tierprodukte zu vermarkten. ''Wir verwenden eine Vielfalt von Marketinginstrumenten, einschließlich Inseraten, PR, Websites, Ausstellungen, Repräsentativbefragung, und Werbeaktionen im Laden. Auch arbeiten wir eng mit überregionalen Einzelhändlern zusammen, um gemeinsame Werbeaktivitäten zu entwickeln, unternehmen gemeinsame Kampagnen mit der RSPCA und bieten unseren Mitgliedern Unterstützung im Marketing.''
Meiner Meinung nach ist es klar, dass die großen Tierschutzkörperschaften Partner der Industrie zur Förderung des Konsums von Tierprodukten geworden sind.
Dieses Thema wird in meinem in Kürze bei Columbia University Press erscheinenden Buch The Animal Rights Debate: Abolition or Regulation?, das ich zusammen mit Professor Robert Garner verfasst habe, diskutiert und debattiert.
Und vergessen Sie nicht: DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.
Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione