Wednesday, 6 February 2008

Die Europäische Kommission und das "Verbot" von Legebatteriekäfigen

von Gary L. Francione Blog

Am 08. Januar 2008 hat die Europäische Kommission Aufforderungen zurückgewiesen, ihre Direktive, die ein "Verbot" des konventionellen Batteriekäfigs verlangt, zu verschieben. Laut dieser Direktive, deren Inkrafttreten auf 20012 festgesetzt ist (nach ihrer ersten Ankündigung im Jahr 1999) haben Eierproduzenten die Wahl, auf "Freilandhaltung", "Bodenhaltung" (in den USA als "käfig-frei" bekannt) oder "ausgestaltete" Käfige umzustellen, bei denen die Besatzdichte geringer ist und die mit Einstreu, einem Nest, einer Sitzstange und einen Krallenkürzer ausgestattet sein müssen.

Und die Tierschützer sind, wie sich voraussehen ließ, so begeistert wie sie es nur sein können, obwohl einige von ihnen bereitwillig eine Spur angebrachter Skepsis erkennen ließen.

Die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals ist eine Tierschutzorganisation. In der Tat sponsert die RSPCA das Freedom-Food-Label (Freiheitsnahrung), ein Kunstgriff, der Konsumenten in die Irre führt, indem es sie denken lässt, sie kauften Fleisch und Tierprodukte von "glücklichen" Tieren. Obwohl die RSPCA die Entscheidung der Kommission, das Verbot von Batteriekäfigen nicht zu verschieben, lobte, stellte sie immerhin heraus:
Während die RSPCA die 'ausgestalteten' Käfige, verglichen mit konventionellen kahlen Batteriekäfigen, als einen kleinen Schritt vorwärts erachtet, entsprechen sie noch immer nicht in adäquater Weise einigen elementaren Bedürfnissen der Vögel. Dies schließt nicht genug Platz, um ihre Flügel richtig zu spreizen, ein oder die nicht ausreichende Möglichkeit zum erfolgreichen Staubbaden, was zu Frustration und Leiden führt.
Die RSPCA favorisiert "Freilandhaltungs-" und "käfig-freie" Systeme, die natürlich nicht als "human" beschrieben werden können ohne eine groteske Verzerrung dieses Wortes. Eine Durchsicht der Informationen über diese Systeme, geliefert von Peaceful Prairie Sanctuary, einschließlich des schockierenden Videos über "Freiland"-Eierproduktion, sollte jedem zu denken geben, der bereit ist, diese alternativen Formen von Tierquälerei zu fördern. Aber nicht einmal die RSPCA befürwortet die "ausgestalteten" Käfige, die eine Option unter dem EU-"Verbot" sind.

Eine andere britische Tierschutzorganisation, Compassion in World Farming, preist das EU-"Verbot" in ihrer Presseerklärung als einen "gewaltigen Erfolg". Aber CIWF hatte zuvor ein umfangreiches Papier herausgebracht, in welchem sie das unter dem "Verbot" erlaubte System "ausgestalteter" Käfige missbilligt; dies fand keine Erwähnung in der das "Verbot" begrüßenden Presseerklärung von CIWF.

Und Eier, die in konventionellen Legebatterien in Ländern außerhalb der EU erzeugt werden, dürfen auch weiterhin importiert werden.

Was sagen Tierschützer in den USA über das "Verbot"?

Obwohl People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) zutreffenderweise feststellt, dass das Beste, was Sie tun können, ist, Vegetarier zu werden und aufzuhören, Eier zu essen, beschreibt PETA die Entscheidung der EU als eine "Sieg für Hennen" und behauptet, dass "das 2012 in Kraft tretende Verbot von Batteriekäfigen ein unglaublicher Schritt für Legehennen (ist)". Nicht erwähnt wird, dass das "Verbot" "ausgestaltete" Käfige nicht verbietet, die selbst von konservativen Tierschutzgruppen missbilligt werden.

Andererseits machte PETA in der Ausgabe Winter 2007 seiner Zeitschrift Animal Times geltend, dass es seine "Unternehmenstrategie" ist, Tieren zu helfen, und führt als Beispiel an, dass Safeway, eine Supermarktkette, "zugestimmt (hat), sich bei seinen Geflügellieferanten für Controlled Atmosphere Killing (CAK) [Töten in kontrollierter Atmosphäre] einzusetzen – ein Verfahren, bei dem Hühner und Truthähne schnell und schmerzlos 'eingeschläfert' werden." (p. 3)

Und die Humane Society of the United States (HSUS), die das Lob bedeutungsloser Tierschutzreformen zu einer Kunstform erhoben hat, hatte Folgendes zu sagen:
Die Humane Society International applaudiert der heutigen Grundsatzentscheidung der Europäischen Kommission, kahle Batteriekäfige wie vorgesehen zu verbieten. Dieser hochbedeutsame Schritt für den Tierschutz zeigt der Massentierhaltungslobby, dass die öffentliche Meinung zu berücksichtigen ist.

Die Europäische Kommission hat einen Aufruf der Industrie-Lobbygruppen, das Verbot zu verzögern, zurückgewiesen und statt dessen dem Wunsch der Bürger der Europäischen Union entsprochen. Einige EU Mitgliedstaaten und Funktionäre der Eierindustrie haben für eine Verschiebung des Verbots gekämpft. Angenommen im Jahr 1999, verbietet die EU-Legehennen-Haltungsverordnung den Gebrauch konventioneller Batteriekäfige vom 01. Jan. 2012 an.
"Das Einsperren von Legehennen in Batteriekäfige ist eine der grausamsten und inhumansten Praktiken in der Welt der Massentierhaltung. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Europäische Kommission Forderungen nach einer Verschiebung des 2012-Verbots zurückgewiesen hat", sagt Wayne Pacelle, HSUS-Präsident und Geschäftsführer.

Obwohl die Organisation immerhin erwähnt, dass "ausgestaltete" Käfige noch immer verwendet werden können, erklärt HSUS unverständlicherweise, dass die Direktive "ein wichtiger Schritt hin zu einem völligen Verbot von Käfigen für Legehennen ist."

Das "Verbot" ist ein Witz. Solche Regulierungen bewirken nichts anderes als der Öffentlichkeit ein besseres Gefühl bei der Ausbeutung von Tieren zu vermitteln. Dies ist nur ein weiterer Versuch, die Öffentlichkeit glauben zu machen, dass Tierschutzreformen wesentliche und bedeutsame Verbesserungen in der Behandlung von Tieren, die als Nahrungsmittel ausgebeutet werden, zur Folge haben.

Und dieser traurige Witz betrifft nicht nur die Tiere; er betrifft ebenfalls die Konsumenten von Tierprodukten. Die Europäische Kommission zitiert Studien, welche anzeigen, dass die erhöhten Kosten für Produzenten von "ausgestalteten" Käfigen weniger als 1 Cent betragen werden. Produzenten können diesen geringfügigen Anstieg mehr als wettmachen, indem sie einen Zuschlag für Eier berechnen, die als "tierschutzfreundlicher" vermarktet werden. Die Kommission hat eine Kampagne, Konsumenten zum Kauf dieser Eier von "glücklichen" Hühnern zu ermuntern, empfohlen. Also werden die Konsumenten schließlich einen Bonus für Produkte von gequälten Tieren bezahlen.

Anwälte der Tiere starteten diese Kampagne in den 1990ern und brachten die EU dazu, 1999 eine Direktive herauszugeben. Das "Verbot" wird nicht vor 2012 in Kraft treten und wird den Produzenten gestatten, Produktionssysteme zu verwenden, die nicht einmal konservative Tierschutzgruppen gutheißen. Und auch "Freiland-" "Stall-" oder "Bodenhaltung" sind schrecklich. Das "Verbot" kann durch den Import von Eiern von außerhalb der EU, produziert in konventionellen Batteriekäfig-Systemen, gänzlich umgangen werden. Schließlich bleibt, obwohl die EU-Forderungen nach einer Verschiebung zurückgewiesen hat, abzuwarten, ob mächtige EU-Staaten wie Frankreich, Spanien und Polen fortfahren werden, das Verbot zu bekämpfen, und es dadurch notwendig machen, dass Tierschützer fortfahren, Zeit, Geld und andere Ressourcen für eine bedeutungslose Kampagne zu verwenden.

Falls irgendjemand denkt, dass diese Kampagne ein guter Verwendungszweck für die Ressourcen der Bewegung [für Tiere] war, bin ich anderer Meinung. Für mich ist klar, dass Zeit, Geld und Arbeitskraft besser in eine unzweideutige vegane Kampagne investiert worden wären, als die Öffentlichkeit in die trügerische Annahme zu setzen, dass "tierschutzfreundliche" Eier realer seien als Einhörner.

Gary L. Francione
© 2008 Gary L. Francione