von Gary L. Francione Blog
Eins von den Dingen, die ich häufig höre, ist, dass es schwierig sei, Menschen, besonders Fremde, über Veganismus aufzuklären.
Im Gegenteil: Unsere täglichen Interaktionen liefern uns viele Gelegenheiten, über Veganismus zu reden. Dieser Essay erörtert ein paar Beispiele. Ich werde weitere Beispiele in künftigen Essays diskutieren.
Zum Beispiel musste ich im Januar dieses Jahres mit Robert, einen unserer Hunde, einen Spezialisten der Hochschule für Veterinärmedizin an der Universität Pennsylvania aufsuchen. Eine Frau – ich werde Sie hier "Jane" nennen, aber das war nicht ihr richtiger Name – saß mit mir im Wartezimmer; sie war mit einem Windhund dort. Und wie es immer geschieht, wenn zwei Menschen zusammen mit ihren tierlichen Gefährten an einem solchen Ort sind, kamen wir über die Gesundheitsprobleme ins Gespräch, die uns nach Pennsylvania geführt hatten. Das Gespräch ging dahin, dass Jane ihren Hund von einem Tierrettungsverein aufgenommen hatte und unser Hund unter einem verlassenen Auto gefunden worden war.
Nachdem wir ein oder zwei Minuten darüber gesprochen hatten, wie schrecklich das Geschäft mit Windhund-Rennen ist, erzählte ich Jane, dass ich an der Universität von Pennsylvania vor vielen Jahren gelehrt hatte, und dass diese berüchtigt sei für die schrecklichen Experimente, Tests und Verfahren zum Zweck von "Ausbildung", die sie an Hunden und anderen Tieren vornimmt. Jane sagte, dass sie von Pennsylvanias Tierversuchen gehört habe, und ich erwähnte, wie befremdlich es sei, dass ein Teil des Gebäudes der Anwendung von Veterinärmedizin zu dem Zweck, Tieren zu helfen, die von Menschen geliebt werden, gewidmet sei, während ein anderer Teil dem Zweck diene, Tiere zu quälen, die nicht Mitglieder von jemandes Familie sind. Jane traf die Feststellung, dass es wirklich keinen Sinn mache, dass wir einige Hunde und Katzen als Familienmitglieder behandelten und andere als "Werkzeuge der Forschung".
"Wie wahr", sagte ich. "Aber in vielerlei Hinsicht sind wir genauso wie die Tierärzte hier. Wir behandeln einige Tiere als Familienmitglieder und fügen andern Schaden zu."
Sie sah mich perplex an. "Was meinen Sie? Ich würde niemals einen Hund oder eine Katze verletzen." Ich rückte vom Thema Hunde und Katzen ab und begann, von Kühen, Schweinen und Hühnern zu reden, und dass diese sich in nichts von Hunden und Katzen unterscheiden. Es ist etwas sehr Absonderliches an der Tatsache, dass wir einige Tiere als Familienmitglieder betrachten, als Wesen, die wir lieben und als Personen anerkennen, während wir gleichzeitig eine Gabel in andere Tiere stechen, die sich – moralisch und empirisch – nicht von denen unterscheiden, die wir lieben.
Jane schwieg einen Moment, dann fragte sie: "Sind Sie Vegetarier?"
"Ich bin Veganer", antwortete ich.
"Sie meinen, Sie trinken nicht einmal Milch?", fragte sie.
"Das ist richtig. Ich esse keine Eier und keinerlei Milchprodukte."
"Ich kann verstehen, kein Fleisch zu essen. Aber was ist verkehrt an Milch und Eiern?"
"Alles. Die Tiere, die in der Milch- und Eierindustrie genutzt werden, werden länger am Leben gehalten, aber schlechter behandelt als "Fleischlieferanten", und sie landen in demselben grässlichen Schlachthaus."
Jane schaute beunruhigt aus.
"Aber ist es nicht wirklich schwer, Veganer zu sein?", fragte sie.
"Überhaupt nicht", antwortete ich. "Es ist unglaublich leicht, und es ist besser für Sie und für den Planeten, zusätzlich dazu, das richtige Handeln in Hinsicht auf Tiere als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft zu sein." Ich sprach ein paar Minuten lang über die gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung und über das ökologische Desaster einer auf Tierhaltung basierenden Landwirtschaft.
Unser Gespräch hielt für etwa 30 Sekunden inne, dann frage Jane: "Könnten Sie mir ein paar Informationen darüber geben, wie man Veganer wird ?"
"Sicher", sagte ich. "Geben Sie mir Ihre Emailadresse." Sie tat es.
Wir sprachen noch einige weitere Minuten über die breite Palette veganer Nahrungsmittel, die heutzutage erhältlich sind, dann wurden Robert und ich zum Tierarzt hereingerufen. Jane war gegangen, als wir aus dem Sprechzimmer kamen. Am dem Nachmittag schickte ich ihr einiges über Veganismus – über die moralischen, gesundheitlichen und ökologischen Fragen sowie ein paar praktische Informationen über Ernährung und wie sich schnell und einfach veganes Essen zubereiten lässt. An dem Abend erhielt ich eine kurze Antwort: "Danke, ich werde es mit Interesse lesen."
Vor zwei Wochen erhielt ich eine Email von Jane – das Erste, was ich von ihr hörte, seitdem ich ihr das Infomaterial geschickt hatte. Ihre Nachricht lautete, auszugsweise: "Ich lebe schon zu etwa 60% vegan und arbeite auf 100 % zu. Ich fühle mich besser, geistig und körperlich. Ich verwende das vegane Hundefutter, das Sie mir empfohlen haben, und sie liebt es. Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben."
Tierkliniken und Tierarztpraxen sind immer ein guter Ort, um ein Gespräch über Veganismus anzufangen. Die Menschen sind auf ihren tierlichen Gefährten konzentriert und gefühlsmäßig sehr offen dafür, über Tiere im Allgemeinen abstrakter nachzudenken. Ich kann mich nicht erinnern, jemals beim Tierarzt gewesen zu sein (und wir haben bis zu sieben Hunde zur selben Zeit gehabt, haben also jede Menge Erfahrung mit Tierarztbesuchen), wo ich nicht mit jemandem ein Gespräch angefangen hätte, das auf das Thema Veganismus zugetrieben wäre.
Ein anderer prima Ort, um über Veganismus zu reden, ist das Flugzeug. Wenn Sie auf einem Flug irgendeine Art besonderes Menü bestellen, wird dieses zuerst serviert. Die Stewardess kommt an Ihren Platz und fragt Sie, ob Sie ein "besonderes Menü" bestellt haben. "Ja", antworte ich stets, "ich habe ein veganes Menü ohne jegliche Tierprodukte bestellt." Meistens fragen mich die neben mir sitzende Person oder die rechts und links von mir Sitzenden (wenn ich einen Mittelplatz habe), ob ich Allergien habe oder warum ich ein solches Essen wünschte. Dies öffnet natürlich die Tür zu einer Diskussion darüber, warum ich Veganer bin. Abhängig von der Verzögerung, mit der nach mir die anderen ihr Essen bekommen, haben etwa 20% der Leute, mit denen ich gesprochen habe, die Stewardess gefragt, wenn der Wagen kommt, ob noch ein veganes Essen erhältlich ist. (Tatsächlich fange ich, für den Fall, dass dies geschieht und es kein zusätzliches veganes Essen gibt, nie zu essen an, bis der Wagen kommt, und trete meine Mahlzeit gern meinem Nachbarn ab, was ich schon bei einer Reihe von Gelegenheiten getan habe.)
Einige der besten Diskussionen über Tierrechte und Veganismus, die ich geführt habe, haben im Flugzeug stattgefunden, insbesondere auf transatlantischen Flügen. Man hängt für ungefähr sieben Stunden fest mit jemandem neben sich, und oft sind die Leute froh, wenn Sie wenigstens einen Teil dieser Zeit damit verbringen können, sich mit Ihrem Sitznachbarn zu unterhalten.
Eine meiner Lieblingsgeschichten begab sich vor einigen Jahren. Ich war unterwegs nach Paris und saß neben einer Frau mit einem Pelzmantel. Sie hatte den Mantel nicht an, aber neben sich an ihrem Platz. Ich las in einem Exemplar meines Buches Introduction to Animal Rights, über dessen zweite Ausgabe ich zu dieser Zeit nachdachte und erwog etwäige Änderungen. Der Abflug von Newark Airport verzögerte sich, und so hatten wir etwas Small Talk über unsere Anschlussflüge in Paris. Sie bemerkte mein Buch und fragte: "Ist das ein gutes Buch?" Ich lächelte und sagte, es sei ein "hervorragendes" Buch. Sie fragte, ob ich ein "Tierrechtstyp" sei. Ich erwiderte, das sei ich, und in der folgenden halben Stunde (während der wir noch immer auf dem Flugsteig waren) erzählte sie mir von ihren zwei Hunden und wie sehr sie sie während ihrer Geschäftsreise nach Frankreich vermissen würde etc. Und dann sprach sie den Fall ihres Pelzmantels an. Sie sagte: "Mein Mantel muss ihre Gefühle verletzen. Das tut mir Leid." Sie fing an, mir zu erklären, dass es "farmgezüchteter" Fuchspelz sei, und dass die Tiere nicht in Fallen gefangen worden seien. Ich erklärte, dass "Farmtiere" genauso gequält werden wie in Fallen gefangene, sagte aber auch, dass ich ihren Pelz – ob "farmgezüchtet" oder gefangen – nicht anstößiger fände als einen Mantel aus Leder oder Wolle. Sie schien erstaunt. "Sie tragen weder Wolle noch Leder?" "Nein", erwiderte ich, "ich bin Veganer."
Die nächsten 15 Minuten (wir waren immer noch auf dem Flugsteig) verbrachte ich damit, zu erläutern, was Veganismus ist, und versicherte, dass Veganismus eine vielfältige Auswahl schmackhafter und gesunder Lebensmittel bietet und die logische Wahl für jeden ist, dem Tiere nicht egal sind. Dann gab ich ihr zu bedenken, dass die Füchse, die für ihren Mantel getötet worden waren, sich in nichts von ihren Hunden unterschieden, die für zwei Wochen in New York zurücklassen zu müssen, sie sehr traurig war. Wir begannen, über unsere "moralische Schizophrenie" zu reden, die unser Denken über Tiere befällt und infiziert.
Die Maschine hob ab, die ersten Mahlzeiten wurden serviert, ich bekam mein veganes Menü und meine Nachbarin fragte sofort, ob es ein zusätzliches veganes Essen an Bord gebe. Es gab eines, und sie bat darum. Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, über Tierrechte und Veganismus zu reden, und ich bekannte, der Autor des Buches zu sein, zu dem sie mich befragt hatte.
Etwa zwei Monate später erhielt ich eine Email von dieser Frau. Sie hatte ihren Fuchsmantel einer Tierschutzgruppe überlassen, die ihn für Anti-Pelz Demos benutzte, und sie hatte Introduction to Animal Rights von Amazon.com bestellt und gelesen. Sie bewegte sich in Richtung Veganismus auf einem Weg, den ich ihr vorgeschlagen hatte: Tierprodukte zuerst bei einer Mahlzeit weglassen, dann bei zwei Mahlzeiten, dann bei drei, und schließlich auch bei jedem Imbiss. Weitere zwei oder drei Monate vergingen und sie schrieb, um mir zu sagen, dass sie völlig vegan lebe.
Aufklärung über Veganismus ist eine Herausforderung. Wir leben in einer Kultur, in der die meisten Menschen gedankenlos voraussetzen, dass Tierprodukte zu konsumieren "normal" und "natürlich" ist. Aufklärung über Veganismus ist zeitintensive Arbeit; sie bedeutet oft mit Einzelnen zu arbeiten und eine Menge Zeit zu investieren. Aber das tägliche Leben präsentiert uns alle möglichen Gelegenheiten, andere aufzuklären, und die wirksamsten Gelegenheiten sind solche eines ruhigen, freundlichen Gedankenaustauschs zwischen zwei denkenden menschlichen Wesen.
Und jeder Mensch, der vegan lebt, ist ein wesentlicher Beitrag zu der gewaltlosen Revolution, die letztlich das Paradigma weg von Tieren als Eigentum hin zu Tieren als Personen verändern wird.
Gary L. Francione
© 2008 Gary L. Francione
Tuesday, 25 March 2008
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