von Gary L. Francione Blog
Ein zentrales Thema meiner Arbeit seit etwa einem Jahrzehnt ist die Untersuchung unserer kognitiven Verwirrung – unserer moralischen Schizophrenie –, wenn es um Tiere geht. Kürzlich kommentierte ich, wie Entertainerin Ellen Degeneres in ihrer TV Show über einen Hund schluchzte, den sie adoptiert und wieder weggegeben hatte, während sie gleichzeitig für ihr Totes-Tier-Mittagsmenü auf ihrer Website Werbung machte. Footballspieler Michael Vick wurde für seine Verwicklung in Hundekämpfe von einer Öffentlichkeit scharf angegriffen, die sich nichts beim Essen von Tieren denkt, die ganz genauso gequält wurden wie einer von Vicks Hunden.
Viele von uns teilen ihr Zuhause mit Tieren, die wir lieben und als Mitglieder unserer Familie betrachten, während wir gleichzeitig andere Tieren essen, die sich in keiner moralisch relevanten Weise von denen unterscheiden, die wir lieben und als Personen anerkennen.
Über ein phänomenales Beispiel "moralischer Schizophrenie" wurde am Freitag den 26. Oktober von der BBC berichtet. Ein weißer Hirsch, anscheinend neun Jahre alt, wurde auf der Grenze zwischen Devon und Cornwall von Wilderern getötet.
Die Reaktion: Die Tötung des Hirsches war "abscheulich".
Und wer fühlte Abscheu?
Die "Landwirte und Wildhüter, die über den Aufenthalt des Hirsches seit Jahren Stillschweigen in dem Versuch bewahrt hatten, ihn zu schützen."
Pat Carey, "dessen Job es ist, Rothirsche in der Region auszusondern", beschrieb das Tier als "heilig" und seine Tötung als "nicht in Worte zu fassen". Mr. Carey bemerkte, dass "es einen herzlosen Menschen braucht, um fähig zu sein, dieses schöne Geschöpf durch das Zielfernrohr eines Hochleistungsgewehrs zu betrachten und einfach sein Leben zu beenden."
Es ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, dass Mr. Carey sich nicht selbst für "herzlos" hält, wenn er einen Rothirsch "durch das Zielfernrohr eines Hochleistungsgewehrs (betrachtet) und einfach sein Leben (beendet)."
Während ich dies schreibe, schaue ich von meinem Bürofenster in den Wald, der unser Haus umgibt. Ich kann zwei Rehe ausmachen – Zwillingsgeißen, die in diesem Frühling auf unserem Grundstück geboren wurden –, an Büschen knabbernd. Zurzeit ist Jagdsaison, und es gibt viele Menschen in dieser Region, die Rehe töten, meistens mit Pfeil und Bogen.
Ich kenne einige dieser Jäger; sie würden nicht zögern, Stunden darauf zu verwenden, ein Reh "außerhalb der Saison" aus einer Gefahr zu retten. Aber sie haben kein Problem damit, einen Pfeil auf dasselbe Reh einen Monat später abzuschießen, sobald es legal ist. Beim Auftreffen öffnen sich vier messerscharfe Widerhaken, die sich in Organen oder Muskeln des Opfers buchstäblich “verhaken“.
Wie Mr. Carey sagt, es ist "nicht in Worte zu fassen".
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Sunday, 28 October 2007
Saturday, 27 October 2007
Abenteuer der (Ir)rationalität
von Gary L. Francione Blog
Wir Menschen beanspruchen, über eine Art ''besonderer Eigenschaft" zu verfügen, die unsere Ausbeutung von Tieren rechtfertige. Eine dieser angenommenen Eigenschaften ist, dass wir vermeintlich rational handeln und sie vermeintlich nicht. Wenn wir bedenken, dass es Menschen sind, die Nuklearwaffen bauen und die eben jene Umwelt zerstören, die notwendig ist, um das Leben zu erhalten, einschließlich unseres Lebens – um nur zwei irrationale menschliche Verhaltensweisen aufzuzeigen –, klingt der Rationalitätsanspruch eher unglaubwürdig. Aber immer wieder sind es einzelne Beispiele dafür, was für eine seltsame Spezies wir sind, die mich erschüttern. Eine kürzlich gemachte Erfahrung möchte ich Ihnen mitteilen:
Verkauf von Brustkrebs-Armbändern und Verkauf von Brustkrebs
Ich habe keine andere Wahl mehr, als mein Bio-Gemüse bei Whole Foods Market zu kaufen, weil mein örtliches Reformhaus, das sich buchstäblich zwischen zwei Whole Foods Läden befand, zugemacht hat. Neulich war ich bei Whole Foods, um Grünkohl und Mangold zu kaufen, und an der Kasse war eine Auslage, welche die Kunden daran erinnerte, dass Oktober der nationale Brustkrebs-Monat sei. Die Kunden wurden ermuntert, rosa Armbänder zu kaufen, um damit die "Heilung" zu unterstützen. Whole Foods spendet einen Teil der Gewinne aus dem Verkauf von Pink-United-Produkten, um die Erforschung von Brustkrebs und das Bewusstsein für das Problem zu unerstützen und sponsert Seminare über Brustgesundheit.
Whole Foods ist ein Laden – eine Ladenkette –, die Tonnen von Fleisch und Milchprodukten verkauft. Sicher, Whole Foods verkauft "Bio-Fleisch", "Bio-Milch" und "Bio–Eier" und wird dabei von führenden Anwälten der Tiere unterstützt, aber soweit mir bekannt ist, gibt es keinen Hinweis darauf, dass ''Bio''-Tierprodukte nicht mit Krebs in Verbindung stehen, einschließlich Brustkrebs, ebenso wie mit vielen anderen Krankheiten, die in anderen Monaten gefeiert werden.
Die Frau vor mir an der Kasse hatte einen Einkaufswagen voll mit Fleisch und diversen Milchprodukten, darunter Stonyfield Joghurt, das den Stempel der Billigung von niemand anderem als der Vorkämpferin für Tiere, Jane Goodall, trägt. Die Frau vor mir an der Kasse kaufte eines der rosa Armbänder.
Aber wir sind rational; sie sind es nicht.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Wir Menschen beanspruchen, über eine Art ''besonderer Eigenschaft" zu verfügen, die unsere Ausbeutung von Tieren rechtfertige. Eine dieser angenommenen Eigenschaften ist, dass wir vermeintlich rational handeln und sie vermeintlich nicht. Wenn wir bedenken, dass es Menschen sind, die Nuklearwaffen bauen und die eben jene Umwelt zerstören, die notwendig ist, um das Leben zu erhalten, einschließlich unseres Lebens – um nur zwei irrationale menschliche Verhaltensweisen aufzuzeigen –, klingt der Rationalitätsanspruch eher unglaubwürdig. Aber immer wieder sind es einzelne Beispiele dafür, was für eine seltsame Spezies wir sind, die mich erschüttern. Eine kürzlich gemachte Erfahrung möchte ich Ihnen mitteilen:
Verkauf von Brustkrebs-Armbändern und Verkauf von Brustkrebs
Ich habe keine andere Wahl mehr, als mein Bio-Gemüse bei Whole Foods Market zu kaufen, weil mein örtliches Reformhaus, das sich buchstäblich zwischen zwei Whole Foods Läden befand, zugemacht hat. Neulich war ich bei Whole Foods, um Grünkohl und Mangold zu kaufen, und an der Kasse war eine Auslage, welche die Kunden daran erinnerte, dass Oktober der nationale Brustkrebs-Monat sei. Die Kunden wurden ermuntert, rosa Armbänder zu kaufen, um damit die "Heilung" zu unterstützen. Whole Foods spendet einen Teil der Gewinne aus dem Verkauf von Pink-United-Produkten, um die Erforschung von Brustkrebs und das Bewusstsein für das Problem zu unerstützen und sponsert Seminare über Brustgesundheit.
Whole Foods ist ein Laden – eine Ladenkette –, die Tonnen von Fleisch und Milchprodukten verkauft. Sicher, Whole Foods verkauft "Bio-Fleisch", "Bio-Milch" und "Bio–Eier" und wird dabei von führenden Anwälten der Tiere unterstützt, aber soweit mir bekannt ist, gibt es keinen Hinweis darauf, dass ''Bio''-Tierprodukte nicht mit Krebs in Verbindung stehen, einschließlich Brustkrebs, ebenso wie mit vielen anderen Krankheiten, die in anderen Monaten gefeiert werden.
Die Frau vor mir an der Kasse hatte einen Einkaufswagen voll mit Fleisch und diversen Milchprodukten, darunter Stonyfield Joghurt, das den Stempel der Billigung von niemand anderem als der Vorkämpferin für Tiere, Jane Goodall, trägt. Die Frau vor mir an der Kasse kaufte eines der rosa Armbänder.
Aber wir sind rational; sie sind es nicht.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Thursday, 18 October 2007
Ellen Degeneres und Iggy das "Etwas"
von Gary L. Fancione Blog
Am 16. Oktober berichtete die beliebte amerikanische Entertainerin Ellen Degeneres ihrem Talk-Show-Publikum – und der Welt –, dass sie im September einen Hund, Iggy, adoptiert hatte. Sie behauptete, dass Iggy sich nicht mit ihren Katzen vertragen habe, weshalb sie ihn ihrer Friseurin überließ, deren zwei Töchter den Hund haben wollten. Dies verletzte offenbar den Adoptionsvertrag, den der Tierrettungsverein Mutts and Moms, verwendete, von dem Frau Degeneres Iggy übernommen hatte. Da dieser Vertrag offenbar von ihr verlangte, den Hund an den Verein zurückzugeben, wenn sie ihn nicht länger wollte, nahm der Tierrettungsverein der Friseurin den Hund weg. Frau Degeneres brach zusammen und schluchzte, als sie Mutts and Moms flehentlich bat, den Hund zurückzugeben.
Der "Fall Iggy" hat einen unglaublichen Mediensturm entfacht, der die amerikanischen "Nachrichten" für die letzten Tage mit Berichten darüber beschäftigt hat; praktisch jede Hauptnachrichtensendung hat die Story gebracht. Laut dem Anwalt von Mutts and Moms erhielt der Verein Morddrohungen, und er spielte telefonische Botschaften ab, in denen eine Pressesprecherin von Frau Degeneres mit rechtlichen Schritten und schlechter Publicity droht, falls Iggy Frau Degeneres Friseurin nicht zurückgegeben werde.
Die jüngste Meldung ist, dass Mutts and Moms Iggy in einer anderen Familie untergebracht hat. Ich bin froh, dass die Geschichte für den kleinen Iggy augenscheinlich ein gutes Ende genommen hat.
Ich verstehe die Besorgnis von Tierrettungsvereinen wie Mutts and Moms. Es gibt Menschen, die Tiere aufnehmen und sie dann am Straßenrand abladen oder in einem Tierheim, das sie möglicherweise tötet, oder sie bringen das Tier zu einem Tierarzt, um es töten zu lassen, weil sie es nicht länger wollen. Es gibt sogar Menschen, die adoptierte Tiere an Versuchslabors verkauft haben. Über die Jahre, in denen ich als Anwalt an Tiere betreffenden Streitfällen arbeitete, hatte ich mit vielen Tierrettungsvereinen zu tun, die sich bemühten, für die Formulierung von Adoptionsverträgen eine Sprache zu finden, die das Tier schützte, den Vertrag aber nicht so schwierig und aufdringlich machte, dass potenzielle Abnehmer sich weigerten, ihn zu unterzeichnen, und sich statt dessen zur nächsten Tierhandlung aufmachten, um einen Hund, eine Katze oder ein anderes Tier zu kaufen.
Zum Beispiel entsinne ich mich mehrerer Fälle, in denen Tierrettungsvereine eine Klausel in ihrem Vertrag hatten, die ihnen das Recht gab, Abnehmer ihrer Tiere jederzeit, Tag oder Nacht, 365 Tage im Jahr zuhause aufzusuchen, um zu überprüfen, ob für das Tier ordnungsgemäß gesorgt würde, selbst wenn es keinen Grund gab, etwas anderes anzunehmen. Es gibt sehr wenige potenzielle Abnehmer, die einer solchen Bedingung zustimmen. Es muss eine Balance dazwischen geben, die Tiere zu schützen und ein Zuhause für die Hunderttausende von Tieren zu finden, die eines brauchen. Auf der Website von Petfinder allein gibt es zur Zeit 265.000 Tiere, die ein Zuhause suchen. Das Problem ist gewaltig.
Im Fall Deneneres liegt die Schuld wahrscheinlich auf beiden Seiten. Ich denke, dass Frau Degeneres falsch handelte, indem sie nicht das tat, was nötig war, um Iggy und ihre Katzen dazu zu bringen, miteinander auszukommen. Frau Degeneres lebt in Los Angeles und hat die Möglichkeit und die Mittel, jemanden wie Cesar Millan zu konsultieren, der in dieser Hinsicht sicherlich hätte helfen können. Und wenn sie darauf erpicht war, Iggy loszuwerden, verstehe ich nicht, weshalb sie nicht zuerst Mutts and Moms benachrichtigen konnte, um die Übergabe des Hundes an die Friseurin zu erleichtern. Auf der anderen Seite verstehe ich nicht, weshalb Mutts and Moms in einer offensichtlich übellaunigen Weise reagierten und Iggy der Familie der Friseurin aus Prinzip wegnahmen. Wenn Iggy in einem guten Heim war, dann wäre es angesichts der Millionen von Tieren, die ein Zuhause brauchen, besser gewesen, ihn dort zu belassen und die Energie auf die anderen zu verwenden. Und ich bin zutiefst angewidert davon, dass irgendjemand, der behauptet, dass ihm etwas an Tieren liegt, Mutts and Moms mit Mord oder sonstwie mit Gewalt droht.
Was mir allerdings auffiel, war, dass Frau Degeneres von Iggy ständig als von einem "Es" sprach. Warum bezog sie sich auf einen "Ihn" als auf ein "Es", insbesondere da sie versicherte, während sie die Geschichte mit Iggy erzählte, "Ich liebe Tiere, ich liebe Tiere" ?
Also begann ich, die verschiedenen Seiten auf Frau Degeneres Website zu lesen, und entdeckte, dass sie in der Tat einen fast täglichen Bericht darüber abgibt, was ihr persönlicher Koch, Sean, für sie zu Mittag kocht.
Die Speisekarte enthält:
- "geangelter Columbia River Lachs, leicht gesalzen und in der Pfanne gebraten";
- "geweidetes Bio-Freiland-Steak Art New York";
- "schön gewürzter Hühnerschenkel, braun gebraten und dann im Ofen mit frischen Feigen und Zwiebeln geschmort";
- "pochierte Meeresfrüchte-Platte mit Shrimps, Krabben, Jakobsmuscheln und Hummer";
- "köstlicher Kabeljau Au Gratin. Ein klassisches Gericht mit Nordostatlantischem Kabeljau, ofenpochiert in einer Béchamelsauce mit Kanadischem Bio-Cheddar und Brotkrumen, gerade lang genug gekocht, um den Käse völlig schmelzen zu lassen";
- "schöner Colorado Lammrücken, nach Trennen der Koteletts und des Fleisches vom Knochen";
- "Bio-Hühnersalat-Sandwich mit Walnüssen, Sellerie, Preiselbeeren und Alfalfasprossen auf 14-Kornbrot";
- "biologisch gewachsene Freiland-Hühnerbrust Milanese aus der Region (wenn ich 'aus der Region' sage, meine ich damit, dass das Huhn mein Nachbar gewesen sein könnte). Die Brust ist geklopft, dann paniert, dann braun gebraten und im Ofen mit Tomaten-Basilikumsauce, Mozzarellakäse und nur ein wenig Parmesan überbacken"; (ihr "Nachbar"?);
- "ofengeschmorte Lende vom Schwein, gefüllt mit Preiselbeeren, Zwiebeln, Sellerie, Pistazien und Vollkornbrotkrumen, beträufelt mit Portwein und bestreut mit kleingehackter Schalotte";
- "Petit Filet Mignon mit einer herrlichen Basilikum-Buttersauce";
- "Würziger Albacore-Thunfischsalat, garniert mit Avocados und einer pikanten cremigen Vinaigrette";
- "in meinem Bürogarten gewachsener Salat mit etwas Zitronenhuhn, auf meinem Tischgrill gegrillt", Spinatsalat, "gekrönt, wie Sie sehen können, mit einem Schöpflöffel Thunfisch, gefangen aus einem Schwarm, der gerade begonnen hatte, über den Winter gen Süden zu schwimmen" und
- ein "wunderbarer Thunfischsalat, umrahmt von köstlichen scharfen Treibhaus-Tomatenscheiben".
Und das ist nur das, was auf der Seite von heute steht. Wir können lediglich darüber spekulieren, welche Tierkörper und Körpersekrete Sean für die kommenden Monate auf Lager hat.
Ich finde es absolut faszinierend und einigermaßen bizarr, dass es die Öffentlichkeit kümmert, was Frau Degeneres zu Mittag isst, oder dass sie zumindest denkt, dies sei der Fall. Wichtiger ist allerdings, und darüber bin ich bestürzt, dass sie ins Nationalfernsehen kommen und über Iggy schluchzen kann, sich aber den Teufel um die fühlenden, über Bewusstsein verfügenden Wesen schert, die Sean für ihr Mittagessen zubereiitet.
Ein Herz für Tiere hat Frau Degeneres offenbar auf einer gewissen Ebene. Aber etwas ist hier verkehrt.
Vielleicht zeigt sich ein Anhaltspunkt für ihre moralische Schizophrenie in ihrem wiederholten Gebrauch von "Es", wenn sie von Iggy spricht. Am Ende sind Tiere schlicht Dinge – "Etwas". Auf einer Ebene erkennt sie, dass Iggy Eigenschaften einer Person besitzt. Aber sie schluchzt über ein "Etwas", das sich nicht wirklich von den anderen "Etwas" unterscheidet, die auszubeuten sie für akzeptabel hält.
Ellen Degeneres ist offensichtlich kein dummer Mensch. Warum kann sie die Verbindung nicht herstellen?
Komm schon, Ellen, go vegan.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Am 16. Oktober berichtete die beliebte amerikanische Entertainerin Ellen Degeneres ihrem Talk-Show-Publikum – und der Welt –, dass sie im September einen Hund, Iggy, adoptiert hatte. Sie behauptete, dass Iggy sich nicht mit ihren Katzen vertragen habe, weshalb sie ihn ihrer Friseurin überließ, deren zwei Töchter den Hund haben wollten. Dies verletzte offenbar den Adoptionsvertrag, den der Tierrettungsverein Mutts and Moms, verwendete, von dem Frau Degeneres Iggy übernommen hatte. Da dieser Vertrag offenbar von ihr verlangte, den Hund an den Verein zurückzugeben, wenn sie ihn nicht länger wollte, nahm der Tierrettungsverein der Friseurin den Hund weg. Frau Degeneres brach zusammen und schluchzte, als sie Mutts and Moms flehentlich bat, den Hund zurückzugeben.
Der "Fall Iggy" hat einen unglaublichen Mediensturm entfacht, der die amerikanischen "Nachrichten" für die letzten Tage mit Berichten darüber beschäftigt hat; praktisch jede Hauptnachrichtensendung hat die Story gebracht. Laut dem Anwalt von Mutts and Moms erhielt der Verein Morddrohungen, und er spielte telefonische Botschaften ab, in denen eine Pressesprecherin von Frau Degeneres mit rechtlichen Schritten und schlechter Publicity droht, falls Iggy Frau Degeneres Friseurin nicht zurückgegeben werde.
Die jüngste Meldung ist, dass Mutts and Moms Iggy in einer anderen Familie untergebracht hat. Ich bin froh, dass die Geschichte für den kleinen Iggy augenscheinlich ein gutes Ende genommen hat.
Ich verstehe die Besorgnis von Tierrettungsvereinen wie Mutts and Moms. Es gibt Menschen, die Tiere aufnehmen und sie dann am Straßenrand abladen oder in einem Tierheim, das sie möglicherweise tötet, oder sie bringen das Tier zu einem Tierarzt, um es töten zu lassen, weil sie es nicht länger wollen. Es gibt sogar Menschen, die adoptierte Tiere an Versuchslabors verkauft haben. Über die Jahre, in denen ich als Anwalt an Tiere betreffenden Streitfällen arbeitete, hatte ich mit vielen Tierrettungsvereinen zu tun, die sich bemühten, für die Formulierung von Adoptionsverträgen eine Sprache zu finden, die das Tier schützte, den Vertrag aber nicht so schwierig und aufdringlich machte, dass potenzielle Abnehmer sich weigerten, ihn zu unterzeichnen, und sich statt dessen zur nächsten Tierhandlung aufmachten, um einen Hund, eine Katze oder ein anderes Tier zu kaufen.
Zum Beispiel entsinne ich mich mehrerer Fälle, in denen Tierrettungsvereine eine Klausel in ihrem Vertrag hatten, die ihnen das Recht gab, Abnehmer ihrer Tiere jederzeit, Tag oder Nacht, 365 Tage im Jahr zuhause aufzusuchen, um zu überprüfen, ob für das Tier ordnungsgemäß gesorgt würde, selbst wenn es keinen Grund gab, etwas anderes anzunehmen. Es gibt sehr wenige potenzielle Abnehmer, die einer solchen Bedingung zustimmen. Es muss eine Balance dazwischen geben, die Tiere zu schützen und ein Zuhause für die Hunderttausende von Tieren zu finden, die eines brauchen. Auf der Website von Petfinder allein gibt es zur Zeit 265.000 Tiere, die ein Zuhause suchen. Das Problem ist gewaltig.
Im Fall Deneneres liegt die Schuld wahrscheinlich auf beiden Seiten. Ich denke, dass Frau Degeneres falsch handelte, indem sie nicht das tat, was nötig war, um Iggy und ihre Katzen dazu zu bringen, miteinander auszukommen. Frau Degeneres lebt in Los Angeles und hat die Möglichkeit und die Mittel, jemanden wie Cesar Millan zu konsultieren, der in dieser Hinsicht sicherlich hätte helfen können. Und wenn sie darauf erpicht war, Iggy loszuwerden, verstehe ich nicht, weshalb sie nicht zuerst Mutts and Moms benachrichtigen konnte, um die Übergabe des Hundes an die Friseurin zu erleichtern. Auf der anderen Seite verstehe ich nicht, weshalb Mutts and Moms in einer offensichtlich übellaunigen Weise reagierten und Iggy der Familie der Friseurin aus Prinzip wegnahmen. Wenn Iggy in einem guten Heim war, dann wäre es angesichts der Millionen von Tieren, die ein Zuhause brauchen, besser gewesen, ihn dort zu belassen und die Energie auf die anderen zu verwenden. Und ich bin zutiefst angewidert davon, dass irgendjemand, der behauptet, dass ihm etwas an Tieren liegt, Mutts and Moms mit Mord oder sonstwie mit Gewalt droht.
Was mir allerdings auffiel, war, dass Frau Degeneres von Iggy ständig als von einem "Es" sprach. Warum bezog sie sich auf einen "Ihn" als auf ein "Es", insbesondere da sie versicherte, während sie die Geschichte mit Iggy erzählte, "Ich liebe Tiere, ich liebe Tiere" ?
Also begann ich, die verschiedenen Seiten auf Frau Degeneres Website zu lesen, und entdeckte, dass sie in der Tat einen fast täglichen Bericht darüber abgibt, was ihr persönlicher Koch, Sean, für sie zu Mittag kocht.
Die Speisekarte enthält:
- "geangelter Columbia River Lachs, leicht gesalzen und in der Pfanne gebraten";
- "geweidetes Bio-Freiland-Steak Art New York";
- "schön gewürzter Hühnerschenkel, braun gebraten und dann im Ofen mit frischen Feigen und Zwiebeln geschmort";
- "pochierte Meeresfrüchte-Platte mit Shrimps, Krabben, Jakobsmuscheln und Hummer";
- "köstlicher Kabeljau Au Gratin. Ein klassisches Gericht mit Nordostatlantischem Kabeljau, ofenpochiert in einer Béchamelsauce mit Kanadischem Bio-Cheddar und Brotkrumen, gerade lang genug gekocht, um den Käse völlig schmelzen zu lassen";
- "schöner Colorado Lammrücken, nach Trennen der Koteletts und des Fleisches vom Knochen";
- "Bio-Hühnersalat-Sandwich mit Walnüssen, Sellerie, Preiselbeeren und Alfalfasprossen auf 14-Kornbrot";
- "biologisch gewachsene Freiland-Hühnerbrust Milanese aus der Region (wenn ich 'aus der Region' sage, meine ich damit, dass das Huhn mein Nachbar gewesen sein könnte). Die Brust ist geklopft, dann paniert, dann braun gebraten und im Ofen mit Tomaten-Basilikumsauce, Mozzarellakäse und nur ein wenig Parmesan überbacken"; (ihr "Nachbar"?);
- "ofengeschmorte Lende vom Schwein, gefüllt mit Preiselbeeren, Zwiebeln, Sellerie, Pistazien und Vollkornbrotkrumen, beträufelt mit Portwein und bestreut mit kleingehackter Schalotte";
- "Petit Filet Mignon mit einer herrlichen Basilikum-Buttersauce";
- "Würziger Albacore-Thunfischsalat, garniert mit Avocados und einer pikanten cremigen Vinaigrette";
- "in meinem Bürogarten gewachsener Salat mit etwas Zitronenhuhn, auf meinem Tischgrill gegrillt", Spinatsalat, "gekrönt, wie Sie sehen können, mit einem Schöpflöffel Thunfisch, gefangen aus einem Schwarm, der gerade begonnen hatte, über den Winter gen Süden zu schwimmen" und
- ein "wunderbarer Thunfischsalat, umrahmt von köstlichen scharfen Treibhaus-Tomatenscheiben".
Und das ist nur das, was auf der Seite von heute steht. Wir können lediglich darüber spekulieren, welche Tierkörper und Körpersekrete Sean für die kommenden Monate auf Lager hat.
Ich finde es absolut faszinierend und einigermaßen bizarr, dass es die Öffentlichkeit kümmert, was Frau Degeneres zu Mittag isst, oder dass sie zumindest denkt, dies sei der Fall. Wichtiger ist allerdings, und darüber bin ich bestürzt, dass sie ins Nationalfernsehen kommen und über Iggy schluchzen kann, sich aber den Teufel um die fühlenden, über Bewusstsein verfügenden Wesen schert, die Sean für ihr Mittagessen zubereiitet.
Ein Herz für Tiere hat Frau Degeneres offenbar auf einer gewissen Ebene. Aber etwas ist hier verkehrt.
Vielleicht zeigt sich ein Anhaltspunkt für ihre moralische Schizophrenie in ihrem wiederholten Gebrauch von "Es", wenn sie von Iggy spricht. Am Ende sind Tiere schlicht Dinge – "Etwas". Auf einer Ebene erkennt sie, dass Iggy Eigenschaften einer Person besitzt. Aber sie schluchzt über ein "Etwas", das sich nicht wirklich von den anderen "Etwas" unterscheidet, die auszubeuten sie für akzeptabel hält.
Ellen Degeneres ist offensichtlich kein dummer Mensch. Warum kann sie die Verbindung nicht herstellen?
Komm schon, Ellen, go vegan.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Saturday, 6 October 2007
Gleichheit und Gleichartigkeit
von Gary L. Francione Blog
Paola Cavalieri, zusammen mit Peter Singer Herausgeberin von The Great Ape Project. Equality Beyond Humanity hat einen Essay über die kürzliche Erschießung eines etwa vierzigjährigen Schimpansen, Johnny, im Whipsnade Zoo in Bedfordshire, nördlich von London, geschrieben.
Cavalieri zufolge wurde Johnny erschossen, weil er, wie es ein Zoowärter beschrieb, “ein kleiner Gangster” war. Die
Times behauptet, dass Johnny und ein anderer Schimpanse, Koko, geflüchtet waren; Koko “ergab sich einem Wärter in einem nahe gelegenen Feld”, während Johnny dies offenbar nicht tat, und es wurde beschlossen, ihn aus Gründen der “öffentlichen Sicherheit” zu erschießen.
Die Erschießung Johnnys ist in jedem Fall eine schreckliche Tragödie – auf mehreren Ebenen. Erstens verbrachte Johnny Jahrzehnte seines Lebens in einem Zoo, der – unter den besten Umständen – nichts anderes als ein jämmerliches Gefängnis für die dort gefangen gehaltenen Tiere ist. Bevor sie letztes Jahr nach Bedfordshire verbracht wurden, waren Johnny und Koko im Regent’s Park Zoo in London eingesperrt. Es gibt schlicht keinen Vergleich zwischen dem natürlichen Leben von Schimpansen und den Bedingungen, unter denen sie in diesen nichtmenschlichen Freakshows, die wir Zoo nennen, gehalten werden. Zweitens ist es nicht klar, warum, wenn Johnny gegen seine Wiederergreifung Widerstand leistete, auf ihn nicht mit einem Betäubungsgewehr geschossen werden konnte, obwohl einige sagten, dass er immer noch eine Gefahr für Zoobesucher dargestellt hätte, bevor das Betäubungsmittel hätte wirken können.
Cavalieri ist darauf bedacht, den “hierarchischen Ansatz” zurückzuweisen, dass “das reichere innere Leben von Menschen sie zu stärkerer moralischer Berücksichtigung berechtigt.” Ein solcher Ansatz, argumentiert sie, würde dazu führen zu sagen, dass “wir intellektuell beeinträchtigte Menschen anders behandeln können.” Aber ihr Hauptargument ist, dass “Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans.. unsere nächsten Verwandten (sind), die 98 – 99% unserer DNA mit uns teilen, und ‘Menschenaffe‘ (1) .. nur solange eine natürliche Kategorie (ist), solange sie Menschen einschließt.”
Cavalieri argumentiert, dass Schimpansen “uns gleich” sind insofern sie kognitiv wie wir sind und unser “reicheres inneres Leben” teilen. Sie sind fähig zu komplexer Kooperation und sozialer Manipulation, zu kultureller Übertragung einschließlich des Lehrens von Fertigkeiten wie das Herstellen und den Gebrauch von Werkzeug, verfügen über Vernunft, “dieses lange begünstigte Merkmal unserer Überlegenheit”, bedienen sich symbolischer Kommunikation und sie haben ein reflexives Selbst-Bewusstsein.
Ich habe vier Antworten auf Cavalieris Analyse:
Erstens ist es problematisch zu unterstellen, dass Menschen ein “reicheres inneres Leben” hätten, und dass Tiere in irgendeiner Weise “intellektuell beeinträchtigten Menschen” gleichzustellen seien. Jede Spezies hat eine Art Leben, das durch die Angehörigen dieser Spezies bewertet wird. Ich habe keine Ahnung, ob meine vor der Tötung geretteten Hunde ein Leben haben, das weniger “reich” als das meine ist. Ich weiß nicht einmal, was das heißt. Mein inneres Leben mag verschieden von dem eines Hundes oder einer Maus sein, aber das bedeutet nicht, dass mein Leben “reicher” ist.
Ich verstehe durchaus das Argument, dass wir, falls der Mangel eines moralisch überlegenen Merkmals bei einem Tier uns dazu berechtigt, diesem eine geringere oder keine moralische Berücksichtigung zuzusprechen, jenes Merkmals gleichermaßen entbehrende, wie etwa “intellektuell beeinträchtigte”, Menschen in derselben Art und Weise behandeln müssten, wollen wir nicht speziesistisch sein.
Das Problem ist aber, dass wir von Anbeginn unterstellen, dass Menschen moralisch überlegene Eigenschaften haben, und dass menschliches Leben deshalb “reicher” als nichtmenschliches Leben ist. Dies ist ein gewöhnlicher Trugschluss auf Seiten vieler Tierethiker, einschließlich Tom Regan. Wie ich in einem Essay im New Scientist diskutiert habe, gibt es keinen Grund dafür, anzunehmen, dass Eigenschaften, die als einzigartig menschlich begriffen werden, uns zu der normativen Schlussfolgerung berechtigen, dass die Inhaber solcher Eigenschaften ein “reicheres” Leben hätten.
Zweitens stellt der “hierarchische Ansatz” kein Problem für Utilitaristen wie [Peter] Singer dar, die gewillt wären, “intellektuell beeinträchtigten” Menschen geringere moralische Berücksichtigung zu gewähren.
Drittens deutet die Tatsache, dass jeder seit langem verstanden hat, wie ähnlich uns Schimpansen und andere Menschenaffen sind, und dass wir [dem zum Trotz] immer noch fortfahren, ihre Verdinglichung zu unterstützen, darauf hin, dass “Gleichartigkeit” ein äußerst schwer zu fassendes Konzept ist, das nicht viel bewegt in Richtung einer Änderung menschlichen Verhaltens. Wie ich in Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog? argumentiert habe, ist das Spiel mit der “Gleichartigkeit” eines, das Tiere niemals gewinnen können. Sie werden niemals als des “speziellen” Charakteristikums in jenem Grad teilhaftig angesehen werden, der notwendig wäre, uns zu veranlassen, ihre Ausbeutung zu beenden, wenn wir damit fortfahren wollen.
Wir vergeuden unsere Zeit damit zu denken, die Lösung des Problems der Tierausbeutung bestehe darin, dass Verhaltensforscher Experimente machen, die, ironischerweise, Vivisektion einschließen mögen, um zu zeigen, zu welchem Grad Menschenaffen und andere Primaten, Delfine, Papageien usw. über ein “spezielles” Charakteristikum verfügen. Empirische Gleichartigkeit ist wirklich nicht das Problem; das Problem ist Moraltheorie. Jane Goodall, die das Eingangskapitel zu The Great Ape Project schrieb, weiß besser als irgendeiner von uns, wie ähnlich Menschenaffen Menschen sind;(2) dennoch ist sie nicht gewillt, die Verwendung von Menschenaffen in der biomedizinischen Forschung unzweideutig zu verdammen und zu seiner sofortigen Abschaffung aufzurufen.
Viertens: Wie ich in meinem Kapitel in The Great Ape Project argumentierte und seither wiederholt gesagt habe, ist das Recht auf volle Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft und das Recht, nicht als Eigentum behandelt zu werden, von nur einer Eigenschaft abhängig – Empfindungsfähigkeit. Wenn ein Tier empfindungsfähig ist, dann haben wir die moralische Verpflichtung, dieses Wesen nicht als eine Ressource oder Ware zu behandeln. Der Umstand, dass ein Hund nicht dieselbe Art reflexiven Selbst-Bewusstseins wie ein Schimpanse haben mag, bedeutet nicht, dass der Hund und der Schimpanse nicht gleich wären in dem Sinne, dass ihre fundamentalen Interessen zu leben und nicht zu leiden nicht zu missachten sind, nur weil es zu jemandes Vorteil ist.
In Zoos (und an vielen, vielen anderen Orten) werden Tiere jeden Tag aus verschiedenen Gründen getötet. Die Erschießung des armen Johnny ist zweifellos tragisch, aber dies ist gleichermaßen der Tod von Tieren, die uns nicht “gleich” sind in der Art, in der es Johnny war, abgesehen davon, Wesen zu sein, die ein subjektives Bewusstsein hatten, und die ihr Leben in ihrer eigenen Art und Weise schätzten.
Werden Sie VeganerIn, unterstützen Sie niemals Zoos, und widerstehen Sie der Schaffung neuer Hierarchien, die auf humanozentrischen Werten gegründet sind. Menschen sind nicht das Maß aller Dinge; wir sind nur ein Maß unter vielen.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Anm. d. Übers.
1 lat. Hominoidea; im Orig.: “great apes”; der Begriff umfasst große Menschenaffen und Menschen.
2 Im Orig.:“how similar nonhuman great apes are to human great apes”, s. Anm. 1
Paola Cavalieri, zusammen mit Peter Singer Herausgeberin von The Great Ape Project. Equality Beyond Humanity hat einen Essay über die kürzliche Erschießung eines etwa vierzigjährigen Schimpansen, Johnny, im Whipsnade Zoo in Bedfordshire, nördlich von London, geschrieben.
Cavalieri zufolge wurde Johnny erschossen, weil er, wie es ein Zoowärter beschrieb, “ein kleiner Gangster” war. Die
Times behauptet, dass Johnny und ein anderer Schimpanse, Koko, geflüchtet waren; Koko “ergab sich einem Wärter in einem nahe gelegenen Feld”, während Johnny dies offenbar nicht tat, und es wurde beschlossen, ihn aus Gründen der “öffentlichen Sicherheit” zu erschießen.
Die Erschießung Johnnys ist in jedem Fall eine schreckliche Tragödie – auf mehreren Ebenen. Erstens verbrachte Johnny Jahrzehnte seines Lebens in einem Zoo, der – unter den besten Umständen – nichts anderes als ein jämmerliches Gefängnis für die dort gefangen gehaltenen Tiere ist. Bevor sie letztes Jahr nach Bedfordshire verbracht wurden, waren Johnny und Koko im Regent’s Park Zoo in London eingesperrt. Es gibt schlicht keinen Vergleich zwischen dem natürlichen Leben von Schimpansen und den Bedingungen, unter denen sie in diesen nichtmenschlichen Freakshows, die wir Zoo nennen, gehalten werden. Zweitens ist es nicht klar, warum, wenn Johnny gegen seine Wiederergreifung Widerstand leistete, auf ihn nicht mit einem Betäubungsgewehr geschossen werden konnte, obwohl einige sagten, dass er immer noch eine Gefahr für Zoobesucher dargestellt hätte, bevor das Betäubungsmittel hätte wirken können.
Cavalieri ist darauf bedacht, den “hierarchischen Ansatz” zurückzuweisen, dass “das reichere innere Leben von Menschen sie zu stärkerer moralischer Berücksichtigung berechtigt.” Ein solcher Ansatz, argumentiert sie, würde dazu führen zu sagen, dass “wir intellektuell beeinträchtigte Menschen anders behandeln können.” Aber ihr Hauptargument ist, dass “Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans.. unsere nächsten Verwandten (sind), die 98 – 99% unserer DNA mit uns teilen, und ‘Menschenaffe‘ (1) .. nur solange eine natürliche Kategorie (ist), solange sie Menschen einschließt.”
Cavalieri argumentiert, dass Schimpansen “uns gleich” sind insofern sie kognitiv wie wir sind und unser “reicheres inneres Leben” teilen. Sie sind fähig zu komplexer Kooperation und sozialer Manipulation, zu kultureller Übertragung einschließlich des Lehrens von Fertigkeiten wie das Herstellen und den Gebrauch von Werkzeug, verfügen über Vernunft, “dieses lange begünstigte Merkmal unserer Überlegenheit”, bedienen sich symbolischer Kommunikation und sie haben ein reflexives Selbst-Bewusstsein.
Ich habe vier Antworten auf Cavalieris Analyse:
Erstens ist es problematisch zu unterstellen, dass Menschen ein “reicheres inneres Leben” hätten, und dass Tiere in irgendeiner Weise “intellektuell beeinträchtigten Menschen” gleichzustellen seien. Jede Spezies hat eine Art Leben, das durch die Angehörigen dieser Spezies bewertet wird. Ich habe keine Ahnung, ob meine vor der Tötung geretteten Hunde ein Leben haben, das weniger “reich” als das meine ist. Ich weiß nicht einmal, was das heißt. Mein inneres Leben mag verschieden von dem eines Hundes oder einer Maus sein, aber das bedeutet nicht, dass mein Leben “reicher” ist.
Ich verstehe durchaus das Argument, dass wir, falls der Mangel eines moralisch überlegenen Merkmals bei einem Tier uns dazu berechtigt, diesem eine geringere oder keine moralische Berücksichtigung zuzusprechen, jenes Merkmals gleichermaßen entbehrende, wie etwa “intellektuell beeinträchtigte”, Menschen in derselben Art und Weise behandeln müssten, wollen wir nicht speziesistisch sein.
Das Problem ist aber, dass wir von Anbeginn unterstellen, dass Menschen moralisch überlegene Eigenschaften haben, und dass menschliches Leben deshalb “reicher” als nichtmenschliches Leben ist. Dies ist ein gewöhnlicher Trugschluss auf Seiten vieler Tierethiker, einschließlich Tom Regan. Wie ich in einem Essay im New Scientist diskutiert habe, gibt es keinen Grund dafür, anzunehmen, dass Eigenschaften, die als einzigartig menschlich begriffen werden, uns zu der normativen Schlussfolgerung berechtigen, dass die Inhaber solcher Eigenschaften ein “reicheres” Leben hätten.
Zweitens stellt der “hierarchische Ansatz” kein Problem für Utilitaristen wie [Peter] Singer dar, die gewillt wären, “intellektuell beeinträchtigten” Menschen geringere moralische Berücksichtigung zu gewähren.
Drittens deutet die Tatsache, dass jeder seit langem verstanden hat, wie ähnlich uns Schimpansen und andere Menschenaffen sind, und dass wir [dem zum Trotz] immer noch fortfahren, ihre Verdinglichung zu unterstützen, darauf hin, dass “Gleichartigkeit” ein äußerst schwer zu fassendes Konzept ist, das nicht viel bewegt in Richtung einer Änderung menschlichen Verhaltens. Wie ich in Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog? argumentiert habe, ist das Spiel mit der “Gleichartigkeit” eines, das Tiere niemals gewinnen können. Sie werden niemals als des “speziellen” Charakteristikums in jenem Grad teilhaftig angesehen werden, der notwendig wäre, uns zu veranlassen, ihre Ausbeutung zu beenden, wenn wir damit fortfahren wollen.
Wir vergeuden unsere Zeit damit zu denken, die Lösung des Problems der Tierausbeutung bestehe darin, dass Verhaltensforscher Experimente machen, die, ironischerweise, Vivisektion einschließen mögen, um zu zeigen, zu welchem Grad Menschenaffen und andere Primaten, Delfine, Papageien usw. über ein “spezielles” Charakteristikum verfügen. Empirische Gleichartigkeit ist wirklich nicht das Problem; das Problem ist Moraltheorie. Jane Goodall, die das Eingangskapitel zu The Great Ape Project schrieb, weiß besser als irgendeiner von uns, wie ähnlich Menschenaffen Menschen sind;(2) dennoch ist sie nicht gewillt, die Verwendung von Menschenaffen in der biomedizinischen Forschung unzweideutig zu verdammen und zu seiner sofortigen Abschaffung aufzurufen.
Viertens: Wie ich in meinem Kapitel in The Great Ape Project argumentierte und seither wiederholt gesagt habe, ist das Recht auf volle Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft und das Recht, nicht als Eigentum behandelt zu werden, von nur einer Eigenschaft abhängig – Empfindungsfähigkeit. Wenn ein Tier empfindungsfähig ist, dann haben wir die moralische Verpflichtung, dieses Wesen nicht als eine Ressource oder Ware zu behandeln. Der Umstand, dass ein Hund nicht dieselbe Art reflexiven Selbst-Bewusstseins wie ein Schimpanse haben mag, bedeutet nicht, dass der Hund und der Schimpanse nicht gleich wären in dem Sinne, dass ihre fundamentalen Interessen zu leben und nicht zu leiden nicht zu missachten sind, nur weil es zu jemandes Vorteil ist.
In Zoos (und an vielen, vielen anderen Orten) werden Tiere jeden Tag aus verschiedenen Gründen getötet. Die Erschießung des armen Johnny ist zweifellos tragisch, aber dies ist gleichermaßen der Tod von Tieren, die uns nicht “gleich” sind in der Art, in der es Johnny war, abgesehen davon, Wesen zu sein, die ein subjektives Bewusstsein hatten, und die ihr Leben in ihrer eigenen Art und Weise schätzten.
Werden Sie VeganerIn, unterstützen Sie niemals Zoos, und widerstehen Sie der Schaffung neuer Hierarchien, die auf humanozentrischen Werten gegründet sind. Menschen sind nicht das Maß aller Dinge; wir sind nur ein Maß unter vielen.
Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione
Anm. d. Übers.
1 lat. Hominoidea; im Orig.: “great apes”; der Begriff umfasst große Menschenaffen und Menschen.
2 Im Orig.:“how similar nonhuman great apes are to human great apes”, s. Anm. 1
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