Monday, 11 October 2010

VIVA! vs RSPCA … und vergessen Sie nicht, auf ''Spenden'' zu klicken

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

im Kielwasser einer Kontroverse in Großbritannien über den Verkauf von Halal-Fleisch, das Ausbluten [von geschlachteten Tieren] ohne Betäubung bedeutet, und über den Kommentar einer britischen Organisation des Neuen Tierschutzes, VIVA! [Vegetarians International Voice for Animals], dass ''Konsumenten .. ihren Teil .. beitragen (können), indem Sie Orte boykottieren, die fortdauernd Fleisch von unbetäubten Tieren verkaufen'', habe ich zwei Essays geschrieben.

Im ersten Essay stellte ich heraus, dass VIVA!, zusätzlich dazu, auf den islamophobischen Zug aufzuspringen, der von den reaktionären Medien angetrieben wird, eine vermeintlich ''glücklichere'' Form der Tierschlachtung fördert anstatt, wie es der Verein tun sollte, die Idee zu fördern, dass die einzige sinnvolle Konsequenz eines moralischen Bedenkens gegenüber der Tierausbeutung darin besteht, aufzuhören, Tiere zu essen, als Bekleidung oder für andere Zwecke zu verwenden und anzufangen, vegan zu leben.

VIVA! antwortete darauf und ich schrieb einen zweiten Essay, in dem ich notierte, dass VIVA! zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten unterscheidet und für Vegetarismus als moralisch sinnvolle Wahl wirbt, Veganismus als schwierig und ''abschreckend'' darstellt, vegetarische Kochbücher mit nichtveganen Rezepten verkauft und für vegetarische Restaurants, die Milchprodukte servieren, Werbung macht. Mit einem Wort, VIVA! fördert die fleischlose Variante der Tierausbeutung.

Tja, nun hat der Verein eine Anklage gegen die RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals] veröffentlicht, die Einrichtung, die das Freedom-Food-Label [Freiheitsnahrung] sponsert, mit der Behauptung, dass die RSPCA die Dinge nicht ordentlich überwacht und ''Bio-Eier'' nicht wirklich ''Bio'' sind. Aber VIVA! erzählt uns nichts Neues. Von Anfang des Freedom-Food-Projekts an war klar, dass dieses nichts anderes als ein Marketinginstrument zur Bereicherung der RSPCA und der Produzenten von ''Bio-Fleisch'' und anderen ''Bio''-Tierprodukten ist und Freedom-Food-Tiere genauso gequält werden wie die Tiere, deren Leiden und Tod nicht von der RSPCA abgesegnet werden. Nichtsdestotrotz fallen Tierschutzgruppen in den USA, Großbritannien und anderen Ländern übereinander in dem fieberhaften Bemühen, Partnerschaften mit institutionellen Ausbeutern herzustellen, die noch mehr ''Bio'-''Label mit sich bringen werden.

Zurück zu VIVA! und der RSPCA. Hier haben wir eine Tierausbeutung unterstützende Organisation, die eine andere Organisation der Unterstützung von Tierausbeutung beschuldigt. Ich kann kaum erwarten, dass VIVA! uns ein paar ihrer nicht vegan lebenden Prominenten auftischt, die uns erzählen, dass die RSPCA-Nichtveganer weniger ''mitfühlend'' als die Nichtveganer von VIVA! sind. Vielleicht kann PETA [People for the Ethical Treatment of Animals] einen ''mitfühlenden'' Schlammschlacht-Wettbewerb zwischen leicht bekleideten Nichtveganern von VIVA! und RSPCA sponsern. Alles für die Tiere.

Aber hinter jeder Wolke zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Sicher, ''Bio''-Tierprodukte sind nicht wirklich Bio (offenbar sofern sie nicht in einem von VIVA! beworbenen nichtveganen Restaurant serviert werden). Aber Sie können helfen. Direkt rechts neben der Anklage VIVA!s gegen die RSPCA findet sich die Lösung: ''Helfen Sie uns, Tiere zu retten. Machen Sie eine Spende an VIVA!'' und Sie können einen Betrag einsetzen und auf ''Spenden'' klicken.

Oh ja, der standardmäßige Refrain der großen Tierschutzgruppen: Die Lage der Tiere ist schlecht, aber wir können sie verbessern. Schicken Sie uns Geld und wir lösen das Problem. Wir ''retten Tiere.''

Das ist natürlich ein Hirngespinst. Das Einzige, was Sie retten, indem Sie auf ''Spenden'' klicken, ist der Job der Leute, die für VIVA! arbeiten. Um das Problem der Tierausbeutung zu lösen, gibt es nur einen Weg. Es gibt nur einen Weg, ''Tiere zu retten'': durch die Verschiebung des moralischen Leitbilds weg von Tieren als Wirtschaftsgüter/ Waren, die als Ressourcen des Menschen existieren, hin zu der Anschauung von Tieren als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft, als nichtmenschliche Personen. Aber das wird nicht geschehen – kann nicht geschehen –, solange Tiere auf unserem Teller liegen und wir ihre Haut am Körper und an den Füßen tragen. Das Leitbild wird sich niemals ändern ohne eine starke Bewegung des ethischen Veganismus.

Sie können also helfen, aber nicht dadurch, irgendjemandem Geld zu schicken. Sie brauchen keine Organisation oder auf ''Spenden'' zu klicken. Die großen Tierschutz-Unternehmen stehen dem Wandel im Weg, sie erleichtern ihn nicht.

Sie brauchen nur Ihre Entscheidung, das Richtige zu tun, zu treffen, und anfangen, vegan zu leben

In einem können Sie sich sicher sein: Wenn Sie nicht vegan leben, beteiligen Sie sich direkt an Tierausbeutung. Es gibt keinen moralisch schlüssigen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten. Es steckt ebenso viel Leiden in einem Glas Milch oder Stück Käse, serviert in einem von VIVA! unterstützten ''Bio''-Ausbeutungsrestaurant, wie in dem Fleisch, das mit einem ''Bio''-Label verkauft wird. Und alle Tiere, ob für Fleisch oder Milch oder was auch immer genutzt, enden ihr Leben inmitten des Lärms und Elends irgendeines grässlichen Schlachthauses.

Wenn Sie nicht vegan leben: fangen Sie damit an. Entgegen den negativen Verlautbarungen von VIVA! und vieler anderer großer Tierschutz-Unternehmen, dass Veganismus schwer oder abschreckend ist, ist es sehr leicht. Und wie schwer auch immer Sie es finden mögen, vegan zu leben, bedenken Sie nur, wie schwer es für die Tiere ist, dass Sie nicht vegan leben.

Veganismus ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Und, was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige und Gerechte. Ethischer Veganismus ist eine machtvolle Art und Weise, ''Nein'' zu Tierausbeutung zu sagen.

Wenn Sie vegan leben, dann klären Sie andere über Veganismus auf. Ihr eigener Veganismus und Ihre Bemühungen in kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus sind die wirkungsvollsten Wege, [Tieren] zu helfen.

Die Welt ist vegan! Wenn Du es willst.


Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione

Wednesday, 22 September 2010

VIVA!s Antwort und meine Stellungnahme

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Ich hatte einen Essay über die in der The Sunday Mail (einer britischen Zeitschrift) berichteten Bemerkungen von ViVA! [Vegetarians International Voice for Animals] gepostet, in denen es um den Verkauf von Fleisch von Tieren, die nach der Halal-Methode geschlachtet wurden, in Großbritannien ging.

Eine ''Antwort von VIVA!'' wurde auf Opposing Views gepostet, wo mein Essay nachgedruckt worden war:
Gary, vielleicht interessiert es Sie, dass The Daily Mail nicht mit VIVA! gesprochen hat. Sie hat ein Zitat von unserer Website genommen. Rituelle Schlachtung ohne vorausgehende Betäubung ist als grausamer [als andere Schlachtmethoden] erwiesen, aber wir sind gegen alles Schlachten. Natürlich gibt es so etwas wie ''humane Schlachtung'' nicht.

Wir versuchen bei jeder Gelegenheit, Veganismus als die ethischste Wahl des Handelns, um Tiere zu schützen, voranzutreiben. Sie müssen allerdings verstehen, dass die Medien ihre eigene Agende haben. Wenn wir mit The Daily Mail gesprochen hätten (wir haben es inzwischen getan), hätten wir uns dabei, Veganismus voranzutreiben, den Mund fusselig reden können. Die drucken, was sie drucken wollen. Bitte bedenken Sie dies, bevor Sie uns oder andere Gruppen in Zukunft kritisieren. Danke.

- Justin Kerswell September 21, 2010 11:06AM
Ich kann bestätigen, dass diese Antwort tatsächlich die von VIVA! ist. Hier ist meine:

Lieber Justin,

vielen Dank für Ihre Antwort. Bedauerlicherweise geht sie nicht auf meine Bedenken ein, außer insofern sie sie bekräftigt.

Islamophobie und Halal-Schlachtung

Wenn wir annehmen (und ich tue es), dass was Sie sagen, der Wahrheit entspricht und The Sunday Mail nicht mit VIVA! gesprochen, sondern das Zitat von der Website des Vereins genommen hat, dann ist die Sache tatsächlich schwerwiegender, insofern die VIVA! zugeschriebenen fremdenfeindlichen Bemerkungen nicht als irgendeine aus dem Kontext gerissene Äußerung beschrieben werden können, sondern vielmehr ein wohl überlegtes, die Politik des Vereins repräsentierendes Statement. Im Licht der grassierenden Islamophobie in Großbritannien (und überall sonst) wäre es vielleicht eine gute Idee, dieses Statement von Ihrer Website zu entfernen. Es hilft nichts zu sagen, dass VIVA! Multikulturalität unterstützt, wenn der Verein Bemerkungen wie diese macht, insbesondere angesichts dessen, dass wir beide wissen, dass Tiere, die betäubt werden, oft, wenn nicht sogar üblicherweise nicht richtig betäubt werden. Deshalb ist mir schleierhaft, warum Sie es für irgend sinnvoll erachten, einen Unterschied zwischen Halal-Schlachtung und konventioneller Schlachtung zu machen.

Die VIVA! zugeschriebene Feststellung, von der Sie sich nicht distanzieren: ''Konsumenten können ihren Teil .. beitragen, indem sie Orte boykottieren, die fortdauernd Fleisch von unbetäubten Tieren verkaufen'' sendet überdies eine ausdrückliche, klare Botschaft, dass das Problem Halal- (oder Koscher-)Schlachtung ist und die Lösung darin besteht, Fleisch von unbetäubten Tieren zu boykottieren. Eine sehr viel bessere Aussage wäre gewesen: ''Konsumenten, die dieses Problem kümmert, sollten überlegen, ob sie überhaupt irgendwelche Tierprodukte konsumieren sollten, weil alle Tierprodukte das Resultat des Quälens und nicht zu rechtfertigenden Tötens von Tieren sind.'' Wie ich sagte, hat VIVA! eine Gelegenheit versäumt, hier aufzuklären. Um es noch einmal zu sagen, angesichts der Tatsache, dass Tiere, die betäubt werden, oft nicht betäubt sind, ist die von Ihnen gemachte Unterscheidung ihren eigenen Bedingungen gemäß unhaltbar und nicht nur in Bezug auf den größeren Kontext, dass das Problem die Nutzung von Tieren ist und nicht eine bestimmte Art der Behandlung oder Ausbeutung von Tieren durch eine bestimmte Gruppe von Menschen.

VIVA! und Veganismus

Ihre Aussage, dass ''wir.. bei jeder Gelegenheit (versuchen), Veganismus als die ethischste Wahl des Handelns, um Tiere zu schützen, voranzutreiben'', ist schlicht nicht zutreffend.

Fakt ist, dass VIVA! aktiv für Vegetarismus als moralisch schlüssige Alternative dazu, ein Allesesser zu sein, auf seinen Websites Werbung macht (der Verein hat Filialen in mehreren Ländern), und Veganismus als etwas Optionales darstellt, dass Menschen tun können, wenn sie weiter gehen wollen. In dem Maß, in welchem VIVA! Fleisch von anderen Tierprodukten unterscheidet, hält der Verein die Vorstellung am Leben, dass es einen moralisch schlüssigen Unterschied gibt, und wir wissen beide, dass dies Unsinn ist. Milch und Eier sind für ebenso viel, wenn nicht mehr Leiden verantwortlich, und alle Tierprodukte, egal, wie sie produziert werden, sind das Ergebnis des Tötens von Tieren. Vegetarismus anstelle von Veganismus zu fördern ist logisch nichts Anderes als das Essen von Fleisch von gescheckten Kühen anstelle von braunen Kühen zu fördern. Die von VIVA! angeführte Begründung ist genau die gleiche, die zur Unterstützung von Kampagnen wie die gegen das Essen von Kalbfleisch bemüht wird. Es gibt keinen Unterschied zwischen Kalbfleisch und anderem Tierfleisch oder zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten.

Die britische VIVA!-Website verkauft Kochbücher, die Rezepte mit Tierprodukten enthalten, und macht Werbung für Restaurants, die Tierprodukte servieren. Wie können Sie angesichts dessen sagen, dass Sie ''bei jeder Gelegenheit Veganismus vorantreiben'? Das ist eine rhetorische Frage. Indem Sie diese Bücher und Unternehmen fördern, richten Sie eine klare Aussage an die Öffentlichkeit: dass es einen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt.

Nicht nur befördert VIVA! die Vorstellung,dass Vegetarismus eine sinnvolle Alternative dazu, ein Allesesser zu sein, darstellt, der Verein hält zudem den Unfug aufrecht, dass vegan zu leben schwierig oder ''abschreckend'' (ein von VIVA! auf seiner Facebook-Seite gebrauchter Ausdruck) und Vegetarismus eine Art Einsteg [in den Veganismus] sei. Derlei leistet nichts anderes, als die Propaganda zu verstärken, dass Veganismus eine extreme Position sei, die nur von Übermenschen erreicht werden könne. Es ist genau diese Einstellung, durch welche die Öffentlichkeit von Veganismus abgeschreckt wird und die zu der großen Zahl von ''Tierschutzleuten'' beiträgt, die nie begonnen haben, vegan zu leben. Wenn für uns feststeht, dass Veganismus die moralische Grundlinie ist, dann sollten wir das auch feststellen, und jene, die [noch] nicht bereit sind, vegan zu leben, werden welchen Zwischenschritt auch immer machen, aber zumindest ist die Botschaft klar.

Wenn VIVA! wirklich Veganismus fördert, warum macht der Verein dann auf seiner Website Aussagen wie diese: ''VIVA! lehnt jegliches Schlachten ab und wir fördern Vegetarismus als den einzigen wahrhaft wirkungsvollen Weg, das Leiden von Tieren zu verhindern''? Wir werden das Leiden nicht dadurch abstellen, dass wir lediglich Vegetarier werden. Wenn Veganismus wirklich auf Ihrer Agenda steht und nicht nur eine optionale (und ''abschreckende'') Änderung des Lifestyles ist, warum dann machen Sie solche Aussagen, die die Leute nur verwirren? So, wie die Dinge stehen, würde jeder Leser von VIVA!s Website diese mit der Vorstellung verlassen, dass Vegetarismus eine einwandfreie moralische Position ist; dass Fleisch ''schlimmer'' als Milch ist und Veganismus eine Option – und eine schwierige und ''abschreckende'' zumal –, aber keine moralische Grundlinie. Wie viele von VIVA!s Mitgliedern sind Stammkunden von Restaurants, für die Sie Werbung machen, und konsumieren dort Milch und Käse? Wie viele kaufen VIVA!s nicht-vegane Kochbücher und kochen Gerichte, die Tierprodukte enthalten?

Jene, die wirklich die Abschaffung der Tierausbeutung anstreben, sollten damit aufhören, sich an der ''Veganismus ist ja sooooo schwierig''-Propaganda zu beteiligen und die Idee von Vegetarismus (oder anderer Einzelthema-Kampagnen) als ''Einstieg'' in den Veganismus verwerfen. (Um mehr zu diesem Thema zu erfahren, hören Sie meinen Kommentar und lesen Sie meine Essays Einige Bemerkungen zu Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus, ''Einstiegsargumente'' und ''Vegetarianism First?'' [Zuerst Vegetarismus?]; letzterer wurde in The Vegan veröffentlicht.)

Zuletzt: Ihre Website betont Masssentierhaltung als das Problem – als ob dieses darin bestünde, wie Tierprodukte gemacht werden, und nicht, dass sie überhaupt gemacht werden. Dies trägt zur Verwirrung der Öffentlichkeit bei und verstärkt die Vorstellung, dass das Problem die Behandlung, nicht die Nutzung von Tieren ist.

Mein Ersuchen an VIVA!

1. Mit einem Wort, ich bleibe besorgt darüber, dass Ihre Kommentare über Halal-Schlachtung, insbesondere im gegenwärtigen [politischen] Klima, islamophobisch sind, und ich ersuche Sie, auf Ihrer Website klarzustellen, dass nicht Halal-Schlachtung das Problem ist, sondern jegliche Nutzung von Tieren. Ich ersuche Sie, alle Tierausbeutung in ein Boot zu setzen und nicht ein separates Boot für Muslime (oder Juden) zu konstruieren.

2. Wenn Veganismus Ihre wirkliche Agenda ist, ersuche ich Sie, damit hervorzutreten und es zu sagen und aufzuhören, das Hirngespinst aufrechtzuerhalten, dass Fleisch in irgendeiner Weise ''schlimmer'' als Milch oder andere Tierprodukte ist.

3. Ich ersuche VIVA!, damit aufzuhören, Veganismus als etwas Schwieriges oder Abschreckendes darzustellen. Das ist es nämlich nicht. Tatsächlich ist es, vegan zu leben, ziemlich leicht und heutzutage kann man zu fast allen Nahrungsmitteln tierlicher Herkunft, die man mag, vegane Alternativen bekommen. Wie wäre es mit einer ''Veganismus ist leicht''-Kampagne von VIVA!?

Um es zu wiederholen: Wenn Sie Veganismus zur eindeutigen moralischen Grundlinie machen, mögen jene, die über dieses Problem [der Tierausbeutung] besorgt sind, wählen, weniger zu tun [als vegan zu leben], aber sie könnten zumindest nicht auf VIVA! verweisen und einigermaßen zutreffend behaupten, dass Sie einen Stempel der Gutheißung auf die Wahl, weiterhin ''weniger schlimme'' Tierprodukte zu konsumieren, drücken.

4. Ich bitte VIVA! darum, aufzuhören, Kochbücher zu verkaufen, die den Gebrauch von Tierprodukten fördern, und für Restaurants Werbung zu machen, die Tierprodukte servieren.

Vielen Dank.
Gary

Gary L. Francione
Professor, Rutgers University

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Nachtrag vom 26. September 2010

In einer zusätzlichen, auf Opposing Views geposteten Antwort stellt VIVA! fest:
In jedem Fall definieren wir vegetarisch als vegan ´– insoweit als wir für Veganismus als ethischste aller Ernährungsformen eintreten, aber wir erkennen an, dass Menschen dorthin in ihrer jeweils eigenen Gangart gelangen.
Diese Behauptung ist faktisch inkorrekt. VIVA!s Materialien und Website unterscheiden kontinuierlich und konsequent zwischen ''vegetarisch'' und ''vegan''. Der Verein definiert ''vegetarisch'' nicht als ''vegan''.

Überdies bedarf es, wenn VIVA! für Veganismus eintreten will, keiner sprachlichen Konfusion – verwenden Sie einfach ''vegan''.

Und wie ich oben bereits feststellte, können wir anerkennen, dass die Menschen ''in ihrer jeweils eigenen Gangart (dorthin) gelangen'', ohne das Zugeständnis zu machen, dass das ''Dort'' irgendetwas Geringeres als Veganismus ist. Gegenwärtig sendet VIVA! die Botschaft, dass es eine moralisch schlüssige Unterscheidung zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt. Es gibt keine.

Abschließend sehe ich, dass VIVA! nach heutigem Stand immer noch Kochbücher mit nichtveganen Rezepten verkauft und für Restaurants, die nichtveganes Essen servieren, Werbung macht. Das spricht Bande.

Sunday, 19 September 2010

Eine verpasste Gelegenheit

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Es macht mich immer traurig, wenn eine [Tiere betreffende] Streitfrage in den Nachrichten kommt und Anwälte der Tiere die Chance verpassen, die Öffentlichkeit über Veganismus aufzuklären, weil sie stattdessen lieber auf den Zug des Neuen Tierschutzes aufspringen und den Menschen ein besseres Gewissen bei der Ausbeutung von Tieren geben.

Die britische Zeitung The Mail on Sunday brachte heute eine Story, in der sie berichtete, dass ein großer Teil des in Großbritannien servierten Fleisches halal ist – das Tier wurde dem islamischen Gesetz gemäß geschlachtet. Halal ist das Gleiche wie das jüdische Schlachtritual Kaschnut [jüdische Speisegesetze] und bedeutet, dass ein tiefer Schnitt in den Hals des Tieres gemacht wird, der die Halsschlagader auf beiden Seiten durchtrennt, aber das Rückenmark intakt lässt [Schächten]. So geschlachtete Tiere werden nicht betäubt, und Halal- und Koscher-Schlachtung wird als grausamer kritisiert, als eine, die mehr Schmerzen und Leiden verursacht, als die Schlachtmethode mit Betäubung, die das Tier bewusstlos machen soll, bevor die eigentliche Tötung erfolgt.

Viele Menschen in Großbritannien sind aufgebracht ob des Gedankens, dass das Fleisch, das sie essen, von Tieren stammt, die nicht ''human'' getötet wurden.

Ich würde behaupten, dass kein Tier, von irgendjemandem in Großbritannien oder irgendwo sonst auf der Welt konsumiert, in einer Weise behandelt und getötet worden ist, die ''human'' genannt werden könnte, ohne das Wort in obszön missbräuchlicher Weise zu verwenden.

Die Story lieferte Anwälten der Tiere also die Gelegenheit, der besorgten Öffentlichkeit zu erklären, dass es so etwas wie ''human'' produziertes Fleisch nicht gibt, dass alles Fleisch – und alle Tierprodukte – von Tieren stammen, die selbst unter den besten Bedingungen gequält worden sind. Und wir können das Töten von Tieren unter keinen Umständen rechtfertigen, wenn die einzige Rechtfertigung, die wir haben, ist, dass sie gut schmecken.

Haben die Anwälte der Tiere von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht?

Mitnichten.

Stattdessen beschrieben sie das Problem als eines, bei dem es um eine Prakitk einer bestimmten Religion geht. Zum Beispiel wird VIVA! in dem Artikel wie folgt zitiert:
Andere Praktiken, die aus religiösen Gründen ausgeübt werden mögen, wie Polygamie oder das Steinigen von Ehebrecherinnen, sind im Vereinigten Königreich nicht erlaubt.

Die Freiheit der Religion hat keinen Vorrang vor anderen moralischen Erwägungen, und das Leiden, das diese Form der Schlachtung verursacht, ist so gravierend, dass es uns nicht gestattet, nichts dagegen zu unternehmen. Konsumenten können ihren Teil dazu beitragen, indem sie Orte boykottieren, die fortdauernd Fleisch von unbetäubten Tieren verkaufen.
Ich finde es furchtbar traurig, dass VIVA! entschieden hat, dieses Problem als das einer muslimischen Prakitk darzustellen, die Art und Weise betreffend, wie Tiere geschlachtet werden, nicht, dass sie überhaupt geschlachtet werden. Leider haben Muslime kein Monopol darauf, Tiere zu misshandeln, und VIVA!s Kommentare ermutigen Islamophobie, die in den USA und Großbritannien bereits grassiert. Und wie bereits erwähnt, verwenden Juden eine gleichartige Schlachtmethode, und das Schlachten mit Betäubung, von dem jeder denkt, es sei so viel besser als was Muslime und Juden praktizieren, ist gleichfalls wirklich grässlich.

Es ist nichts als ein bloßes Hirngespinst, zu glauben, es gebe irgendeinen bedeutsamen Unterschied zwischen Halal-Fleisch und ''humanem'' Fleisch . Alles dies schließt Qualen und Tod ein. Es ist schlicht unehrlich, die Vorstellung zu verewigen, dass wir gleichzeitig Tiere als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft betrachten und fortfahren können, sie und aus ihnen gemachte Produkte zu essen.

Jeder, der Tiere konsumiert, sitzt, fürchte ich, gewissermaßen im selben Boot. Es gibt kein speziell für Muslime oder Juden konstruiertes Boot. Indem wir halal oder kashrut kritisieren, tun wir so, als ob es einen moralisch bedeutsamen Unterschied [zwischen diesem und anderem Fleisch] gibt und als ob jene, die Fleisch von betäubten Tieren essen, moralisch überlegen seien, weil sie sich mehr um Tierschutz sorgen. Wir beteiligen uns wider einmal an der Lieblingsbeschäftigung des Neuen Tierschutzes, Menschen zu einem guten Gewissen bei der Ausbeutung von Tieren zu verhelfen, solange es ''human'' und mit Rücksicht auf den ''Tierschutz'' geschieht.

Ich sollte erwähnen, dass viel von dem in den USA, besonders im Nordosten, verkauften Fleisch aus koscherer Schlachtung stammt; das gleiche Problem existiert also auch auf dieser Seite des Atlantik.

In jedem Fall besteht die Lösung nicht darin, dass Sie Fleisch von betäubten Tieren kaufen oder Orte boykottieren, die Halal- oder koscheres Fleisch verkaufen.

Die Lösung ist, dass Sie sich fragen: Wenn mich das Problem kümmert, wenn ich Tierquälerei und unnötiges Töten ablehne, warum esse ich dann irgendwelches Fleisch oder irgendwelche Tierprodukte?

Die Antwort darauf ist, dass Sie entweder einräumen, sich nicht wirklich darum zu scheren, oder anfangen, ernsthaft daran zu denken, vegan zu leben.

Es ist eine Schande, dass Gruppen wie VIVA! darauf beharren, dass Veganismus etwas für den Durchschnittsmenschen zu Abschreckendes sei, um es verstehen zu können. Das ist es keineswegs, und diese gängelnde Haltung wird zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung und fördert die Darstellung von Veganismus als ''extrem''.

Was schwer zu verstehen ist: wie eine soziale Bewegung, die Tierausbeutung vorgeblich ablehnt, sich weigern kann, für Veganismus als moralische Grundlinie einzutreten, und sich stattdessen damit begnügt, ''Bio-Fleisch'', ''Bio-Milch'' und ''Bio-Eier'' als Produkte, die solchen aus Massentierhaltung vorzuziehen sind, zu bewerben oder die Vorstellung zu verewigen, es gebe einen bedeutungsvollen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten.

Wenn Sie nicht vegan leben: Fangen Sie damit an. Es ist sehr leicht, besser für die Gesundheit und für den Planeten. Und was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige und Gerechte.

Die Welt ist vegan! Wenn Du es willst.

Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione

Friday, 17 September 2010

Wichtige Bekanntmachung: Kleiner-Fisch-aus-Großzucht-freier Freitag

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

der heutige Tag markiert den Beginn einer neuen und wichtigen Kampagne für die Tiere:

Kleiner-Fisch-aus-Großzucht-freier Freitag

Das Ziel der Kampagne ist es, die Menschen dazu zu ermuntern, freitags keinen Fisch aus Massentierhaltung zu essen und statt dessen andere Tierprodukte zu konsumieren, zu dem Zweck, öffentliches Bewusstsein für das Elend kleiner Fische in Massentierhaltung zu wecken.

Warum Fisch?

Obwohl es zutrifft, dass alle Tiere leiden und das Leiden jedes Tieres ihr oder sein Leiden und etwas ist, das er oder sie nicht erleben will, und obwohl wir nicht ohne moralische Fragwürdigkeit das Leiden eines Tieres über das eines anderen stellen können, haben wir uns entschieden, uns nur auf Fische zu konzentrieren und das Nichtessen von Fischen aus Großzuchtanlagen und nicht Veganismus anzuregen.

Unsere Begründung ist einfach: Die Öffentlichkeit ist nicht intelligent genug oder emotional hinreichend darauf vorbereitet, si+ch der Tatsache zu stellen, dass alle empfindungsfähigen Wesen – nun ja.. empfindungsfähig sind. Das heißt, alle empfindungsfähigen Wesen wollen vermöge ihrer Empfindungsfähigkeit Schmerz, Leiden, Elend und andere negative Zustände nicht erfahren. Obwohl also alle empfindungsfähigen Wesen in diesem Sinne moralisch ununterscheidbar sind, haben wir beschlossen, eine zugegebenermaßen unhaltbare Unterscheidung zwischen Fisch und anderen Tieren zu treffen, weil wir die Öffentlichkeit langsam und schrittweise [zu obiger Erkenntnis] hinführen müssen. Die Wahrheit könnte sie schockieren und ihre kognitiven Fähigkeiten übermannen, so dass wir befanden, dass es besser sei, so zu tun, als sei das Essen von Fischen moralisch etwas anderes als das Essen von anderen [Tieren ] oder als die Verwendung von Tierprodukten als Bekleidung oder für andere Zwecke.

Diese wegweisende, sich auf kleine Fische aus Großzuchten konzentrierende Kampagne ist fürwahr eine ''Einstiegskampagne'', Teil einer Gesamtstrategie, darauf angelegt, eines Tages für Veganismus als moralischer Grundlinie zu werben. Basierend auf den gegebenen Umständen, werden wir dies von heute an gerechnet in etwa vierhundert Jahren tun, aber wir werden selbst dann sehr schonend dabei vorgehen müssen. Gegenwärtig planen wir ''Kleiner-Fisch-aus-Großzucht-freier Donnerstag'' irgendwann im Jahr 2020. Eine Revolution beginnt mit dem ersten Schritt.

Die Menschen werden nicht über Nacht zu Veganern, wissen Sie. Und wir tun alles nur Mögliche, um zu verhindern, dass mehr Menschen anfangen, vegan zu leben, indem wir Veganismus fortwährend als schwierig darstellen und sorgfältig darauf achten, für ihn nicht als Prinzip einer moralischen Grundlinie Werbung zu machen. Wir müssen praktisch denken, nicht bloß ideologisch.

Wir müssen bedenken, dass viele von uns jahrelang nicht vegan lebten, weil Tierschutzgruppen, in denen wir uns engagierten, uns erzählten, dass verschiedene Tierprodukte zu essen moralisch vertretbar sei. Es ist wichtig, dass Fehler immer aufs Neue wiederholt werden, sonst wären alle unsere Fehler umsonst gemacht. Anstatt zuzugeben, dass es keinen schlüssigen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und Milch oder anderen Tierprodukten gibt, müssen wir weiterhin das Hirngespinst aufrecht erhalten, dass Vegetarismus eine moralisch vertretbare Position ist. Es wäre falsch, die Position zu befördern, dass alle Nutzung von Tieren nicht zu rechtfertigen und Veganismus die moralische Grundlinie ist, und dadurch den Menschen etwas Anzustrebendes vorzugeben, unabhängig davon, wo sie zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen und ob sie bereit sind, ab sofort vegan zu leben, oder nicht. Stattdessen müssen wir sagen, dass Veganismus unterschreitende Normen völlig in Ordnung sind, um die Menschen sich gut fühlen zu lassen. Wir müssen unseren Stempel der Billigung auf das Konsumieren diverser Tierprodukte drücken.

Obwohl wir Angelegenheiten grundlegender Menschenrechte als Fragen behandeln, die eine moralisch richtige und falsche Antwort haben (niemand sagt jemals, dass der moralische Status von Sklaverei, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch Meinungssache sei), müssen wir stets vorgeben, dass es sich bei Fragen der Tierethik schlicht um eine Sache der Wahl des Lifestyles oder der Vorliebe oder um reine Ansichtssache handele, moralisch nicht erheblicher als die Frage, wohin man in Urlaub fährt oder welche Art Musik man mag. Wir müssen ''Flexitarismus'' bejahen, sonst erscheinen wir zu rigide und riskieren, dass die Leute denken, wir seien ''fanatisch''. Es ist wichtig, Veganismus niemals als moralische Grundlinie darzustellen, als das, wozu wir Tieren gegenüber moralisch verpflichtet sind; es ist wichtig, niemals ehrlich zu sein und von vornherein zu sagen, dass wir das Konsumieren keines Tierproduktes rechtfertigen können. Menschen verdienen Gerechtigkeit, Tiere nur Barmherzigkeit oder Mitgefühl.

Warum kleiner Fisch?


Gute Frage! Wir haben uns für kleine Fische entschieden, weil die meisten Menschen Fische nicht niedlich finden und wir dachten, dass sie kleine Fische vielleicht niedlicher als große finden. Und als Anwälte der Tiere sind wir uns des alten Sprichworts ''Niedlich verkauft sich'' wohlbewusst. Wenn man darüber nachdenkt, die meisten Einzelthema-Kampagnen konzentrieren sich auf Tiere, die wir Menschen anziehend finden, ob Babyrobben oder Elefanten, Delfine, Welpen, Kälber, Wölfe usw. Wir haben nicht einmal Tierschutzkampagnen, die sich um Schweine drehen, anlaufen lassen, bevor [Schweinchen] Babe herauskam und Schweine und anderen Nutztiere mit Niedlichkeit punkteten.

Obgleich es keinen moralisch erheblichen Unterschied zwischen einem großen Fisch und einem kleinen Fisch gibt (oder zwischen einem Fisch und einer Kuh usw.), haben wir nach reiflicher Überlegung befunden, dass die Öffentlichkeit einfach noch nicht reif für die Vorstellung ist, dass wir überhaupt keinen Fisch essen sollten (oder irgendwelche Tierprodukte), also haben wir uns dafür entschieden, die Sache schonend anzugehen und die Aufmerksamkeit der Leute nur auf kleine, niedliche Fische zu lenken. Und nach Finding Nemo [Findet Nemo] finden mehr Menschen kleine Fische niedlich. Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie stehen.

Bedenken Sie, wir müssen dies Schritt für Schritt tun. Veganismus ist extrem schwierig. Die großen Tierschutzgruppen sagen es wieder und wieder, also muss es wahr sein, und wir sollten nicht widersprechen. Wie könnten wir nur denken, dass die Menschen alle die herrlichen veganen Speisen, die derzeit erhältlich sind, absolut lecker finden? Wie könnten wir erwarten, dass sie Moral ernst nehmen?

Warum kleiner Fisch aus Großzucht?


Das ist leicht erklärt. Es hat drei Gründe:

Erstens hat Peter Singer, der Vater der Bewegung, klargestellt, dass Tiere kognitiv nicht so komplex wie wir Menschen sind und infolgedessen kein Interesse am Weiterleben haben. Tiere verstehen nicht, dass sie ein Leben zu haben, und ihr Leben spielt moralisch eine geringere Rolle. Es kümmert sie nicht, dass wir sie nutzen und essen; es kümmert sie lediglich, wie wir sie nutzen. Für sie spielt es eine Rolle, nicht zu sehr zu leiden und relativ schmerzlos getötet zu werden, nicht aber, am Leben zu bleiben.

Nun stehen laut Tierschützern Fische ziemlich weit unten auf der Skala geistiger Fähigkeiten und bekommen folglich nicht viele Punkte auf der ''Wie-nahe-ist-ihr-Selbst-Bewusstsein-dem-eines-normalen-menschlichen-Erwachsenen''-Skala. Demnach ist das Problem an sich nicht, sie zu essen; das Problem ist, ihnen Leiden zu verursachen. Wir können uns den ''Luxus'', Fisch zu essen, leisten, wenn die Fische ''human''gezüchtet und getötet wurden.

Zweitens sind durch das Konzentrieren auf kleine Fische aus Großzuchten alle möglichen bedeutungslosen ''Siege''garantiert, die Menschen sich beim Konsumieren von kleinem ''Bio-Fisch'' wohler fühlen lassen. Wir bemühen uns, PETA-Preisträgerin Temple Grandin zu überreden, neue Einrichtungen zum Schlachten von Fischen zu konstruieren, und PETA-Preisträger Whole Foods verkauft massenhaft Fischleichen und stellt Hinweisschilder auf, dass sie ''wild gefangen'' wurden. So wendet sich das Blatt bereits für Fische! Schon ein Sieg! Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis all die großen Tierschutzkörperschaften ein ''Toter Bio-Fisch''-Label auf Fischleichen geklatscht haben. Diese Label werden dazu führen, dass mehr Geld in die Taschen jener Körperschaften fließt. Denken Sie nur daran, wie viel ''Bio-Fisch'' leisten wird, den Tieren zu helfen!

Drittens glauben wir, um es zu wiederholen, dass die Öffentlichkeit nicht reif dafür ist, mit der Vorstellung umzugehen, überhaupt keine kleinen Fische zu essen. Wir regen lediglich an, dass sie keinen kleinen Fische aus Großzuchten essen. Der Öffentlichkeit fehlt die Intelligenz, über die wir verfügen. Wir mögen denken, dass die Argumente zugunsten von Veganismus ziemlich einfach zu verstehen sind, aber es lässt sich gar nicht ermessen, was für Schwachköpfe die meisten Menschen sind.

Uns ist bewusst, dass es einige Anwälte der Tiere gibt, die diese Kampagne kritisieren und vorschlagen werden, dass wir die Öffentlichkeit über Veganismus aufklären sollten; dass wir das Leitbild verändern sollten dadurch, die Diskussion weg von der Behandlung [von Tieren] hin zu ihrem Genutztwerden zu bewegen. Diese Kritiker sind schlicht elitäre Spalter, die nicht zur Kenntnis nehmen, wie unglaublich dämlich die Öffentlichkeit ist. Diese Kritiker begreifen nicht, dass begründeter Widerspruch spaltet. Sie begreifen nicht, wie wegweisend diese Kampagne ist. Erst im April dieses Jahres hat HSUS eine Kampagne angekündigt, süße Robben durch das Boykottieren von kanadischen Meeresfrüchten und das Essen von Fischen, die in anderen Ländern gefangen und vermarktet werden, zu retten. Und HSUS hat nicht einmal einen Unterschied zwischen kleinen und großen Fischen gemacht! Unsere Kampagne geht da viel, viel weiter, zumindest freitags. Obschon wir uns nicht dafür aussprechen, alle kanadischen Meeresfrüchte zu boykottieren, treten wir für einen Boykott der kleinen Fische aller Länder an Freitagen ein. Wir fordern HSUS in aller Form dazu auf, ihre Kampagne dahingehend zu ändern, kleine Fische aus Kanada und kleine Fische aus allen anderen Ländern zu boykottieren, aber nur freitags, weil wir nicht zu radikal sein wollen.

Obwohl es wahr ist, dass viele Menschen einfach Steak, Eier und Eis anstelle von Fisch oder vielleicht ''wild gefangenen'' Fisch von einem ''Bio-Fisch''-Händler essen werden, müssen wir jetzt etwas tun, um Tieren zu helfen, und dies ist das Beste, was wir ausknobeln konnten.

Abschließend denken wir, dass diese Kampagne wirklich Anklang finden wird, weil die Leute sehr wenig im Sinne einer tatsächlichen Änderung tun müssen. Wir zeigen ihnen, wie sie ''Anwälte der Tierrechte'' sein können einfach dadurch, kleine Fische aus Großzuchten an Freitagen aufzugeben. Sie werden sich dabei so gut vorkommen, dass sie sich hinsetzen und einen Scheck an eine der großen Tierschutzorganisationen schicken werden. Noch ein Sieg! Und in einem Jahrzehnt bringen wir sie dazu, ihr Bemühen darauf zu richten, an Donnerstagen keine kleinen Fische aus Großzuchten zu essen. Und in einem weiteren Jahrzehnt haben wir sie soweit, mittwochs keinen zu essen. Und so weiter. Und dann werden wir uns auf mittelgroßen Fisch aus Großzucht konzentrieren. Und die Öffentlichkeit wird es niemals voraussehen. Wir sind ja so schlau!

Also, für die Tiere, bitte unterstützen Sie unsere innovative Kampagne, der geistig und emotional minderbemittelten Öffentlichkeit die moralische Wahrheit verstehen zu helfen, die nur eine Handvoll von uns zu verstehen vermag. Ja, wir wissen, dass die wahrhaft Elitären und Spalter unter Ihnen an Veganismus als Prinzip einer moralischen Grundlinie festhalten wollen. Und dazu sagen wir: ''Scheiß aufs Prinzip.''

*****

Ich kann, offen gesagt, das Denken von Menschen nicht verstehen, die für so etwas wie ''Fleischfreier Montag'' eintreten. Solche Kampagnen machen Unterschiede, wo keine sind, ermutigen allgemein dazu, Tierprodukte zu konsumieren und gehen davon aus, dass die Öffentlichkeit unfähig ist, eine simple Idee zu verstehen. Hören Sie einige Gedanken zum Reden mit Nichtveganern über Veganismus in meinen kürzlichen Kommentar zu diesem Thema.

Anwälte der Tiere, die Tierausbeutung insgesamt wirklich ablehnen, sollten nicht Vegetarismus (oder irgendetwas, das weniger als Veganismus ist) als Sprungbrett zum Veganismus anregen. Erstens kennen wir alle viele Menschen, die seit Jahrzehnten Vegetarier sind und niemals Veganer geworden sind, daher ist es empirisch keinesfalls klar, dass Vegetarismus irgendeine Art Übergangsstadium ist. Zweitens tendieren Vegetarier dazu, mehr Milchprodukte und Eier zu konsumieren [mehr, als sie konsumierten, bevor sie auf Fleisch verzichteten]. Diese anderen Tierprodukte verursachen ebenso viel, wenn nicht mehr Tierleid und Tod. Demnach ist hinsichtlich des Ausmaßes von Tierleid eine vegetarische Ernährungsweise mit viel Mich, Eiern usw. möglicherweise nicht besser.

Das Argument, dass die Öffentlichkeit Veganismus schwierig findet, ist eine selbsterfüllende Prophezeiung: die großen Tierschutzorganisationen sind hier die Hauptschuldigen, indem sie die Vorstellung, Veganismus erfordere heroische Opferbereitschaft und Willenskraft, permanent bekräftigen. Aber selbst wenn die Öffentlichkeit Veganismus schwierig findet, heißt das nicht, dass sich unsere Botschaft ändern sollte. Wir leben in einer Welt, in der es immer noch viel Rassismus gibt; Menschen finden es schwierig, aufzuhören, Entscheidungen darüber, wer in die moralische Gemeinschaft einzuschließen ist, auf der Basis der Hautfarbe zu treffen. Bedeutet dies, dass wir aufhören sollten, die Botschaft zu befördern, dass aller Rassismus moralisch nicht zu rechtfertigen ist? Natürlich nicht.

Wir sollten es stets glasklar machen: Wir können den Konsum oder Gebrauch jedweder Tierprodukte nicht rechtfertigen. Wenn jemand entscheidet, nicht den ganzen Weg zu gehen oder zumindest am Anfang nicht, lassen Sie dies seine oder ihre Wahl sein und nicht das Resultat eines von uns auf irgendetwas, das nicht Veganismus ist, gedrückten Stempels der Billigung. Wir würden dies niemals in Fragen grundlegender Menschenrechte tun; die Tatsache, dass wir es im Zusammenhang mit Tieren tun, ist nichts anderes als Speziesismus.

Für eine weiterführende Diskussion der hier erörterten Probleme siehe diese Essays 1, 2, 3 und meinen Kommentar zum Vegetarismus als vermeintlichen ''Einstieg'' in den Veganismus.

Der Kampf für Tierrechte ist nicht nur eine Sache des Mitgefühls. Gewiss, wir müssen mit dem nichtmenschlichen Anderen mitfühlen. Aber Tierrechte sind viel mehr als das: sie bedeuten die Position, dass wir die Ausbeutung von Tieren nicht rechtfertigen können, wie ''human'' auch immer die Ausbeutung sein mag. Tierrechte sind im Kern eine Sache von Gerechtigkeit.

Machen Sie also jeden Tag zum ''Tierprodukte-freier Tag''. Leben Sie vegan. Es ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Aber was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige und Gerechte.

Gary L. Francione
© 2010 Gary L. Francione

Friday, 10 September 2010

Ingrid Newkirk zum prinzipientreuen Veganismus: ''Scheiß aufs Prinzip''

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

in einem Artikel des Time Magazine erörtert PETA-Mitgründerin Ingrid Newkirk ''Flexitarismus'' oder ''Teilzeit-Vegetarismus'':
Das Ziel ist für viele Aktivisten einfach, mehr Menschen dazu zu bewegen, weniger Fleisch zu essen. ''Absolute Puristen sollten in einer Höhle leben'', sagt Ingrid Newkirk, Präsident von People for the Ethical Treatment of Animals (PETA). ''Niemand, der Zeuge des Leidens von Tieren wird und den Schimmer einer Hoffnung hat, dieses Leiden zu vermindern, kann eine Position des Alles oder Nichts vertreten. Wir müssen pragmatisch sein. Scheiß aufs Prinzip''
Wir können mehrere Beobachtungen über Newkirks Feststellungen machen:

Erstens wiederholt sie das Mantra der Bewegung des Neuen Tierschutzes, dass Tierschutzreformen tatsächlich das Leiden von Tieren vermindern. Die Reformen, die von PETA und den anderen Gruppen des Neuen Tierschutzes vorangetrieben werden, bieten Tieren zumeist keinen bedeutsamen Nutzen. Sie stellen lediglich eine andere Form der Tierquälerei dar. Jemanden einem Waterboarding [Wasserfolter: simuliertes Ertränken] auf einem blanken Brett zu unterziehen und es auf einem gepolsterten Brett zu tun ist in jedem Fall immer noch Waterboarding.

Darüber hinaus würde die Tierindustrie diese Reformen letztlich größtenteils ohnehin einführen, weil sie die Produktionseffizienz im Allgemeinen erhöhen. Kälbern etwas mehr Platz zu geben oder Alternativen zum Kastenstand zu verwenden resultiert in höherer Produktivität der Tiere, gesenkten Tierarztkosten und einem besseren Saldo für Produzenten. PETA eerkennt ausdrücklich an, dass das Vergasen von Hühnern eine wirtschaftlich effiziente Sache ist. Die symbiotiche Beziehung zwischen großen Tierschutzorganisationen und institutionellen Tierausbeutern ist offenkundig, wenn wir sehen, wie beide Seiten in ein Drama verwickelt sind, in dem Anwälte der Tiere eine wirtschaftlich angreifbare Praktik ins Visier nehmen; die Tierindustrie inszeniert einen Scheinkampf; die Reform oder irgendeine Modifizierung der Reform wird schließlich angenommen, weil sie der Tierindustrie nicht schadet und gewöhnlich hilft; die Tierschützer erklären den Sieg; die institutionellen Tierausbeuter sonnen sich im Lob, das sie von Anwälten der Tiere bekommen. Nur die Tiere sind die Verlierer.

Zweitens ignoriert Newkirk bequemerweise, dass das unerbittliche Betreiben dieser Tierschutzreformen durch PETA und andere Gruppen des Neuen Tierschutzes und die Behauptungen, diese Reformen machten Tierausbeutung ''humaner'', die Öffentlichkeit sich beim Konsum von Tieren wohler fühlen lassen, und dass infolgedessen der Konsum zunimmt. Interessanterweise ist zu bemerken, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Tierprodukten ansteigt und nicht sinkt. Wenn Gruppen wie PETA Schlachthauskonstrukteurin Temple Grandin einen Preis verleihen oder die Verhökerer von Tierfleisch/-produkten preisen oder den Boykott von KFC [Kentucky Fried Chicken] in Kanada abblasen, weil KFC zugestimmt hat, das Einkaufen von vergasten Hühnern von Produzenten stufenweise einzuführen, was sagt das der Öffentlichkeit? Es ist nichts anderes als ein großer Stempel der Gutheißung im Namen der ''Tierrechte''.

PETA hat es Menschen, die bei KFC Kanada oder McDonald's essen oder ''Bio-Fleisch'' oder andere ''Bio''-Tierprodukte bei Whole Foods einkaufen, ermöglicht, sich zu ''Anwälten der Tiere'' auszurufen.

Es sollte zunehmend klar sein, dass die ''Bio-Fleisch''-Bewegung ein gigantischer Schritt rückwärts ist.

Drittens versteht Newkirk den wichtigsten Punkt in der Debatte, ob eine klare vegane moralische Grundlinie oder Tierschutzreformen zu verfolgen sind, nicht.

Es ist ein Nullsummenspiel. Das heißt wir leben in einer Welt begrenzter Ressourcen. Jeder Cent des Geldes, jede Sekunde der Zeit, die wir auf Tierschutzreformen verwenden, ist weniger Geld, Zeit und Arbeit, die wir auf klares, unzweideutiges Verfechten des Veganismus verwenden. Würden die großen Tierschutzkörperschaften alle ihre Ressourcen auf die Befürwortung des Veganismus verwenden, könnten sie Leiden und Tod durch die Verringerung der Nachfrage [nach Tierprodukten] vermindern und helfen, das Paradigma von der Vorstellung, dass Tiere Dinge sind, die wir nutzen können, solange wir sie ''human'' behandeln, weg und hin zu der Idee zu verschieben, dass Tiere Wesen mit moralischem Eigenwert sind, die wir überhaupt nicht nutzen sollten.

Überlegen Sie das folgende Beispiel: Sie haben heute eine Stunde für das Eintreten für Tiere zur Verfügung. Sollten Sie diese Stunde damit verbringen, Menschen zum Essen von käfig-freien Eiern [Eiern aus Bodenhaltung] anzuleiten, oder dazu, überhaupt keine Eier (oder andere Tierprodukte) zu essen? Sie können nicht beides tun, und in dem Maß, in dem Sie den Leuten erzählen – wie es jene Organisationen tun –, dass sie ihre moralischen Verpflichtungen Tieren gegenüber durch das Essen käfig-freier Eier oder anderer ''Bio''-Tierprodukte erfüllen können, garantieren Sie praktisch, dass das Beste, was passieren wird, ist, dass Menschen eine andere Form der Tierquälerei anstatt überhaupt keine Tierquälerei wählen.

Die Wahl ist nicht, wie Newkirk suggeriert, die Verminderung von Leiden oder das Fördern von Vegansmus. Vielmehr ist es einzig das Vorantreiben des Veganismus – durch das Arbeiten an der Nachfrageseite der Gleichung anstatt an der Angebotsseite (das Konzentrieren auf Tierschutzreformen) –, das Leiden vermindert – und Tod.

Ein damit verbundener Punkt ist, dass nicht nur das Leiden von Belang ist, wie Newkirk suggeriert; das Töten ist ebenso von Belang. Offenbar folgt Newkirk der Anschauung Peter Singers, dass Tiere in den meisten Fällen kein Interesse am Weiterleben haben, sondern nur ein Interesse daran, nicht zu leiden. Ich lehne diese Ansicht als faktisch unzutreffend ab.

Zu leugnen, dass jedes empfindungsfähige Wesen ein Interesse am Weiterleben hat, ist absurd. Alle empfindungsfähigen Wesen wollen am Leben bleiben, begehren oder ziehen es vor. Die Tierschutzposition, die Newkirk und Singer vertreten, ist, dass ein Tierleben an sich keinen moralischen Wert hat. Vielleicht ist dies der Grund, warum PETA die meisten der Tiere, die der Verein in seiner Norfolker Einrichtung aufnimmt, tötet. In jedem Fall lehne ich diese Ansicht als speziesistisch ab.

Solange die Streitfrage ist, wie wir Tiere behandeln, solange wir denken, dass es gerechtfertigt ist, sie auszubeuten, wenn wir sie ''human'' behandeln, und nicht, dass wir Tierausbeutung nicht rechtfertigen können, wie auch immer ''human'' sie erfolgt, wird das moralische Leitbild sich nicht wandeln.

Viertens: Ich verstehe, warum Unternehmen in Sachen Tiere wie PETA für ''flexitarische'' Prinzipien werben und Veganismus feindlich gegenüberstehen. Sie wollen so viele Spender wie möglich. Laut einem Manager des Vereins ist die Hälfte von PETAs Mitgliedern nicht einmal Vegetarier. Wenn Sie wollen, dass diese Leute Beiträge leisten und Sie in ihrem Testament berücksichtigen, müssen Sie ihnen ein gutes Gefühl ob ihrer fortgesetzten Ausbeutung von Tieren vermitteln. Wenn Sie mit Hollywood-Prominenten oder anderen berühmten Leuten, die Tiere konsumieren, auf Du und Du stehen wollen, können Sie keine eindeutige vegane Politik betreiben. Also haben Sie stattdessen eine Position, die jeden einschließt, die aber, gerade weil sie kein Verhalten als moralisch unannehmbar verwirft, bedeutungslos ist.

Die moralische Schizophrenie ist erstaunlich. PETA verdammt routinemäßig institutionelle Tierausbeuter, erkennt dann aber nicht an, dass die Konsumenten, die Tierprodukte verlangen – einschließlich jener PETA-Mitglieder, die nicht vegan sind –, die Tierausbeuter sind, welche die Nachfrage überhaupt erst schaffen.

Mit einem Wort, es ist traurig, dass die größten Opponenten des Veganismus als moralischer Grundlinie sogenannte Anwälte der Tiere wie Newkirk und Singer (1, 2 ) sind. Es ist erschütternd, wenn Newkirks Antwort auf prinzipentreuen Veganismus ist: ''Scheiß aufs Prinzip'', oder dass jene, die für prinzipientreuen Veganismus plädieren, ''in einer Höhle leben (sollten)'.'

Es ist ein Grund zur Beunruhigung, wenn jene, die am lautesten schreien, dass Veganismus schwierig oder abschreckend ist, sogenannte Anwälte der Tiere sind.

Bitte fassen Sie dies nicht als ein Infragestellen der Lauterkeit Newkirks auf. Nur glaube ich aufrichtig, dass sie sehr, sehr im Unrecht ist.

Wenn Sie nicht vegan leben, erwägen Sie bitte, es zu tun. Schenken Sie der irrigen Zweiteilung von Fleisch und anderen Tierprodukten keinen Glauben. Es gibt keinen moralisch schlüssigen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten. Tiere, die für Milchproduktion verwendet werden, leben generell länger als die für Fleisch gezüchteten, werden aber ebenso schlecht, wenn nicht schlechter behandelt, und enden ihr Leben in demselben grässlichen Schlachthaus.

Vegan zu leben ist eicht (entgegen dem, was einige große Tierschutzorganisationen behaupten); es ist besser für Ihre Gesundheit; es ist besser für den Planeten; und, was das das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige. Veganismus ist keine Sache von Mitgefühl oder Gnade; er ist eine Sache grundlegender Gerechtigkeit.

Veganismus ist das Mindeste, was wir nichtmenschlichen empfindungsfähigen Wesen schulden.

Gary L. Francione
© 2010 Gary L. Francione

Saturday, 10 April 2010

Rette einen Seehund; iss nicht-kanadische Meeresfrüchte

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

in seinem Bericht zur Robbenschlachtung: besondere Gelegenheit zu helfen, schreibt der CEO [chief executive officer:Hauptgeschäftsführer] von HSUS [Humane Society of the United States], Wayne Pacelle:
Es ist ein Tag, dem ich jedes Jahr mit Schrecken entgegensehe: wenn der erste Schlag oder die erste Kugel ein Robbenbaby an Kanadas Ostseeküste trifft. Es markiert den Beginn des weltweit größten internationalen Schlachtens von Meeressäugern.

Die HSUS-Lösung des Problems? Sie hat zwei Teile.

Erstens hat HSUS eine ''Rette heute einen Seehund''-Kampagne angestoßen, die dazu aufruft, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben, ''keine in Kanada produzierten Meeresfrüchte – wie Eismeerkrabben, Kabeljsu, Muscheln und Schrimps –zu kaufen, bis Kanada seine kommerzielle Robbenjagd für immer einstellt.''

Laut HSUS sollen wir also in Kanada produzierte Meeresfrüchte boykottieren und stattdessen in Amerika, Frankreich, Norwegen, Japan etc. produzierte Meeresfrüchte essen. Aber haben Sie keine Sorge. Wir müssen die leckeren kanadischen Produkte nicht für immer aufgeben. Wenn die Kanadier das kommerzielle Robbenschlachten erst mal eingestellt haben, können wir den Verzehr dieser Produkte wieder aufnehmen.

Der erste Teil dieser Lösung tut nicht nur, was nahezu jede Einzelthema-Kampagne tut – die Botschaft senden, dass einige Tiere, ob Robben, Wölfe oder Menschenaffen, einen höheren moralischen Wert als andere haben –, sondern sie verstärkt ausdrücklich diese speziesistische Wertung, indem sie Menschen dazu ermuntert, andere nicht-kanadische Meerestiere zu konsumieren, bis Kanada aufhört, die Robben zu töten (als kommerzielles Unternehmen).

Nun, ich verstehe, dass Menschen Robben niedlicher finden als Kabeljau, Schrimps, Muscheln etc., aber die menschliche Wahrnehmung von Niedlichkeit sollte nicht das Kriterium für Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft sein.

HSUS notiert:
Warum kanadische Meeresfrüchte boykottieren? Weil es funktioniert.
Eine kleine Gruppe kommerzieller Fischer in Ostkanada tötet Robbenbabys ihres Fells wegen, was ihnen einen winzigen Teil ihres Jahreseinkommens einbringt. Deren Industrie hat einen Einbruch ihrer Einnahmen erlebt, seit wir vor ein paar Jahren den Boykott gestartet haben.
Wenn wir also mit dem Boykott fortfahren und das Robbenschlachten endet, dann kann die kanadische Meeresfrüchte-Industrie wiedererstehen und mit ihrem vordem höheren Niveau des Schlachtens von Fischen und anderer aquatischer Tiere fortfahren.

Der Unterschied ist, dass Kabeljau, Schrimps, Muscheln etc., obwohl vermutlich für andere Kabeljau, Schrimps, Muscheln etc. anziehend, nicht diese kleinen Gesichter haben, die uns Menschen nur so dahinschmelzen lassen.

Aber empfindungsfähige Meerestiere wertschätzen ihr Leben ebenso wie Robben das ihre.

Der erste Teil der von HSUS betriebenen Lösung des Problems des Robbentötens ist also ausdrücklich spezieistisch und bekräftigt die Vorstellung, dass einige Tiere [moralisch] eine größere Rolle als andere spielen. Und HSUS macht einen weiteren Schritt, die Öffentlichkeit zu ermuntern, die weniger beliebten Tiere zugunsten der beliebteren zu konsumieren.

Tierschutzorganisationen machen zunehmend Gebrauch von Boykotten, die ausdrücklich Tierausbeutung fördern. Zum Beispiel verkündete PETA einen Boykott von Kentucky Fried Chicken, bis KFC zustimmen würde, seine Hühner von Produzenten zu kaufen, welche die Vögel vergasen, was PETA als ''humanere'' Art und Weise des Tötens der Tiere und als wirtschaftlich profitabler für Hühnerproduzenten bewirbt. Als KFC in Kanada einwilligte, brach PETA seinen Boykott (in Kanada) ab. Die gesendete Botschaft ist kristallklar: Es ist moralisch akzeptabel, Vögel zu konsumieren, die vergast wurden.

Zweitens stellt Pacelle fest:
Dieser Kampf kann demoralisierend sein. Aber wir müssen unseren Blick auf unser Ziel gerichtet halten. Heute bitte ich Sie darum, uns zu helfen, es [das Robbensclachten] ein für alle Mal zu beenden. Wenn Sie uns jetzt in unseren Bemühungen, Robben zu retten, unterstützen, wird Ihre Spende durch die Giant Spep Foundation und andere großzügige Spender verdreifacht. Diese geben uns für jedem Dollar, den Sie spenden, bis wir eine Gesamtsumme von $400.000 erreichen, zwei Dollar. Bitte erwägen Sie eine besondere Zuwendung – mit dieser Chance, jeden Dollar, den Sie spenden, in drei zu verwandeln –, um uns zu helfen, die Schlacht schließlich zu gewinnen.
Demnach kann laut HSUS Ihre finanzieller Beitrag dem Verein helfen, ''die Schlacht schließlich zu gewinnen'', weil ein Gesamtbeitrag von $400.000 für HSUS $1,2 Millionen wert ist.

Ich verstehe das nicht.

Wie kann jemand ohne eine Miene zu verziehen erklären, dass $1,2 Mio. einen bedeutsamen Unterschied machen? Pacelle räumt ein, dass HSUS ein Jahresbudget von $150 Mio. hat, und Finanzakten zeigen an, dass der Verein Kapitalvermögen von fast $225 Mio. besitzt.

Aber weitere $1,2 Mio. sind es, was wir brauchen, um ''uns zu helfen, die Schlacht schließlich zu gewinnen''?

Es ist selbstverständlich schrecklich, dass Robben getötet werden. Aber ebenfalls schrecklich ist es, dass einige diese Tragödie benutzen, um ein paar Dollars mehr zu scheffeln.

Ich sollte hinzufügen, dass die HSUS-Robbenkampagne von der Humane Society International (HSI) dirigiert wird. HSI hat ein ''''Humane Choice''-Label in Australien eingeführt, das, wie sie behaupten, ''dem Konsumenten garantiert, dass das Tier mit Respekt und Fürsorge behandelt wurde, von der Geburt bis zum Tod.'' Ein Produkt, welches das ''Humane Choice''-Label trägt, versichert den Konsumenten des Folgenden:
[D]as Tier hatte das beste Leben und den besten Tod, der einem Nutztier geboten wird. Die Tiere leben ihr Leben im Wesentlichen so, wie sie es auf Old McDonald's Farm getan hätten; ihnen wurde gestattet, ihre natürlichen Verhaltensbedürfnisse zu befriedigen, nach Futter zu suchen, sich unangebunden und ohne Käfig zu bewegen, mit freiem Zugang zu Außenbereichen, mit Sonnenschutz, wenn es heiß ist, einem Unterstand, wenn es kalt ist, mit gutem Futter und einem humanen Tod.
Lassen Sie uns also dem Tag, an dem das Robbentöten beginnt, ''mit Schrecken entgegensehen'', aber der Öffentlichkeit versichern, dass das tägliche Schlachten von Millionen von Nutztieren ganz in Ordnung ist.

Und auf einer kürzlichen Nachrichtenkonferenz zum Thema Tiere, die für Nahrungszwecke genutzt werden, stellte Pacelle fest:
Wir fordern nicht das Ende des Einsperrens von Tieren in Gebäuden. Wir fordern, dass sie nicht in Käfigen und Kästen, die kaum größer als ihre Körper sind, gepfercht werden.
Lassen Sie uns also ''die Schlacht gewinnen'' gegen das Töten von Robben, aber für ein bisschen mehr Platz für Tiere sorgen, die in Tierfabriken gequält werden.

Es sollte offenkundig für Sie sein, dass die Mainstream-Gruppen (und sie sind alle ziemlich gleich) als geschäftliche Unternehmen Tiere ausbeuten, und dass nichts davon etwas damit zu tun hat, das Leitbild weg von Tieren als Eigentum hin zu Tieren als moralischen Personen zu verschieben.

Die Kampagne gegen das Robbentöten läuft seit Jahrzehnten. Sie hat noch nicht geendet. Aber viele der Mainstream-Gruppen haben über diese Jahrzehnte hinweg Millionen und Abermillionen Dollar von der Kampagne gemacht.

Es gibt nur einen Weg, den Status Quo zu verändern: in den Menschen die Standardeinstellung zu vertreiben, dass Tiere Dinge sind. Es gibt ein Mittel zu diesem Zweck: kreative, gewaltlose Aufklärung über Veganismus.

Die Alternative ist, den Leuten zu erzählen, dass sie amerikanischen statt kanadischen Kabeljau essen sollen, bis Kanada aufhört, bestimmte Tiere zu töten, die das Glück haben, uns zu gefallen. Die Alternative ist, so zu tun, als gebe es irgendeinen Unterschied zwischen Robbenfell und der Haut irgendeines anderen Tieres. Die Alternative ist, daran festzuhalten, dass wir aufhören sollen, niedliche Robbenbabys zu töten, aber fortfahren können, Kühe, Schweine und Hühner mit einem auf ihre Leichen geklatschten ''Humane Choice''-Label zu konsumieren.

Diese Alternativen machen keinen Sinn. In der Tat sind sie kontraproduktiv, indem sie die Öffentlichkeit dazu verleiten zu denken, wir könnten bedeutungsvolle moralische Unterschiede zwischen verschiedenen Arten der Tierausbeutung machen.

Deshalb sage ich zu Wayne Pacelle, den ich seit vielen Jahren kenne: Wayne, willst Du wirklich ''die Schlacht schließlich gewinnen''? Dann bring Dein Talent und das Deiner Kollegen bei HSUS und die beträchtlichen Ressourcen des Vereins hinter eine einzige klare Botschaft:

Leben Sie vegan. Hören Sie auf, Tiere zu konsumieren, als Bekleidung oder anderweitig zu nutzen.

Wayne, wenn Du wirklich willst, dass sich die Dinge ändern, dann höre auf, die Vorstellung zu fördern, dass einige Tiere moralisch eine größere Rolle als andere spielen. Höre auf, ''Bio-Fleisch'', ''Bio-Eier'', ''Bio-Milch'' und die Idee von ''verantwortlichem Züchten'' zu bewerben. Höre auf, das Hirngespinst zu verbreiten, dass es in einigen Schlachthäusern ''Missstände'' gibt und nicht in anderen. Kläre Deine 11 Millionen Mitglieder darüber auf, dass das Problem die Nutzung von Tieren ist und dass es nicht darum geht, bestimmte Tiere zu fetischisieren oder Tierquälerei zu reformieren, was angesichts des Status von Tieren als bewegliches Eigentum ohnehin niemals zu einem verbesserten Schutz von Tieren führen wird und die Öffentlichkeit sich lediglich wohler bei der Ausbeutung und dem Konsumieren von Tieren fühlen lässt. Sicher, Deine konservativeren Spender werden dagegen Einwände haben, aber was solls? Stell Dir die Wirkung, den Einfluss vor, den Du haben könntest, würdest Du klarstellen, dass eine ''humane'' Gesellschaft eine ist, die jegliche Tiernutzung ablehnt.

An Sie alle: Wenn Sie nicht vegan leben: Fangen Sie damit an. Es ist unglaublich leicht; es ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Aber was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige.

Und dann gehen Sie daran, andere in kreativer, gewaltloser Weise über Veganismus aufzuklären. Eine anderen mitgeteilte Idee ist so viel mehr wert als ein bereits unwahrscheinlich reichen Organisationen gespendeter Dollar – selbst wenn jeder von Ihnen gespendete Dollar sich verdreifacht.

Zum Schluss: Bitte vergessen Sie bei all der Aufmerksamkeit für Robben und andere ''besondere'' Tiere nicht, dass es Millionen Hunde, Katzen, Ratten, Mäuse, Fische, Vögel und andere Tiere gibt, die ein Zuhause brauchen. Heute. Bitte adoptieren Sie einen heimatloses Tier. Es gibt mehr Tiere, die ein Zuhause brauchen, als je zuvor. Die Wohnungskrise beraubt Tiere wie Menschen Ihres Zuhauses. Bitte adoptieren Sie. Wir sind verantwortlich dafür, dass domestizierte Tiere in einer Welt sind, in die sie nicht hineinpassen. Das Mindeste, was wir tun können, ist, ihnen einen Platz oder eine Zuflucht zu geben. Tiere zu adoptieren ist eine wichtige Form von Tierrechtsaktivismus.

Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione

Friday, 26 March 2010

Singer heißt (erneut) Tiierversuche gut;

... Drayson zu Tierversuchen in Großbritannien

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

zwei Meldungen kamen mir in den letzten Tagen auf den Schreibtisch:
Erstens sagte Peter Singer, ''Vater der Tierrechtsbewegung'', in einem Interview:
PROFESSOR PETER SINGER: Wenn wir fortfahren, Tierprodukte zu essen, lastet auf uns, denke ich, die schwere Verantwortung, sicherzustellen, dass die Tiere nicht gelitten haben. Und das könnte bedeuten, ein bisschen auf örtlichen Märkten einkaufen zu gehen oder zum Allermindesten, angesichts des gegenwärtigen Systems, zertifiziert Bio zu kaufen.

Und das ist definitiv besser als die Erzeugung in Massentierhaltung. Ich denke, dies sind Wahlmöglichkeiten. Ich denke, dass wir auf jeden Fall nicht annähernd so viel Fleisch oder Tierprodukte essen sollten, wie wir essen.
Also genügen wir durch das Konsumieren lokal erzeugten Fleisches und lokal erzeugter oder ''zertifizierter Bio''-Tierprodukte unserer ''schwere[n] Verantwortung, sicherzustellen, dass die Tiere nicht gelitten haben. '' Das ist absurd. Lokal erzeugtes oder ''Bio-Fleisch'' und ebensolche Tierprodukte stammen von Tieren, die gequält werden. Singers Kommentar ist nicht verschieden davon, zu sagen:
Wenn wir Kinder missbrauchen, lastet auf uns, denke ich, eine schwere Verantwortung, sicherzustellen, dass die Kinder nicht gelitten haben. Und das könnte bedeuten, ihnen ein bisschen Schokolade zu geben.
Und Singer fügt hinzu, dass wir '''auf jeden Fall nicht annähernd so viel Fleisch oder Tierprodukte essen sollten, wie wir essen.''

Peter, die Menge [davon], die wir essen sollten, ist gleich Null.

Dank sei Unserem Vater dafür, wieder einmal bekräftigt zu haben, dass Tierausbeutung moralisch akzeptabel ist.

Zweitens: Großbritanniens Wissenschaftsminister Lord Drayson bemerkte, dass ungeachtet militanter direkter Aktionen gegen Tierexperimentatoren die Zahl der Tierversuche im Vereinigten Königreich im Vergleich zum Vorjahr um 14% gestiegen ist und eine Studie
zeigt, dass lediglich ein Drittel aller erwachsenen Briten ein Verbot von Tierversuchen wünscht, während die Zahl derjenigen, die jetzt die Notwendigkeit der Verwendung von Tieren in der Forschung bedingungslos anerkennen, seit 1999 um 28 Prozent gestiegen ist.
Der gegenwärtige Ansatz funktioniert nicht. Und abgesehen von der Frage der Moralität von Gewalt leisten militante direkte Aktionen nicht mehr, als die Wahrnehmung von Tierrechten als ein Randthema zu verstärken, das von Verrückten, die nicht ernst genommen genommen werden sollten, vorangetrieben wird. Aber das sollte uns nicht überraschen. In einer Welt, in der eine überwältigende Zahl von Menschen denkt, dass es moralisch vertretbar ist, pro Jahr 56 Milliarden Tieren aus keinem besseren Grund als dem, dass sie gut schmecken, Leiden und Tod zuzufügen, ist die Öffentlichkeit nicht im Begriff, jene, die Gewalt gegen eine Nutzung von Tieren befürworten, die ihr als für ihre Gesundheit ''notwendig'' verkauft wird, als irgendetwas anderes als Verrückte zu betrachten. Dies verhindert eine ernsthafte Diskussion über die Moralität der Nutzung von Tieren.

Wir müssen das Leitbild vom Eigentumsstatus weg und hin zu moralischer Personalität [von Tieren] verschieben. Und der einzige Weg, dies zu erreichen, ist durch kreative, gewaltlose Aufklärung über Veganismus.

Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione