Wednesday 30 December 2009

Erinnerung: Dokumentation des BBC World Service: ''Animals and Us''

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

ich möchte Sie daran erinnern, dass der BBC World Service morgen, am 31. Dezember 2009, und am 7. Januar 2010 eine zweiteilige Dokumentation (Audio) mit dem Titel One Planet: Animals and Us [Ein Planet: Tiere und wir] ausstrathlt.

Sie wurde produziert von Victor Schonfeld, der 1982 den einflussreichen Film The Animals Film [Film der Tiere] (mit Julie Christie als Sprecherin) gemacht hat. Schonfeld fragt, ob die Bewegung für Tiere seither Fortschritte gemacht hat.

Der BBC World Service ist das weltweit gesendete Radioprogramm mit den meisten Zuhörern. Ob Sie es also mögen oder nicht, was Schonfeld sagt, Sie müssen wissen, dass diese Sendung von Millionen von Menschen gehört werden und Einfluss darauf haben wird, wie diese über das Thema denken.

Noch einmal: Es wird zwei Teile geben: am 31. Dezember 2009 und am 7. Januar 2010.

Klicken Sie hier, um herauszufinden, wo und wann Sie die Sendung live in Ihrer Region hören können. Sie wird archiviert werden. Die Website des BBC World Service ist hier. Sie wird erweitertes Material zu der archivierten Sendung bieten.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Saturday 26 December 2009

Guter Vorsatz Nr. 2 für 2010: Aufhören, Veganer öffentlich zu beschimpfen

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Speziesismus liegt vor, wenn wir auf der Basis der Artzugehörigkeit einem gleichen Interesse ein anderes Gewicht beilegen.

Ein Beispiel von Speziesismus ist das öffentliche Beschimpfen von Veganern. Wir stimmen alle darin überein, dass Menschensklaverei – wie immer ''human'' – moralisch nicht zu rechtfertigen ist. Tiersklaverei dagegen – wenn ''human'' – wird von einigen sogenannten Anwälten der Tiere verteidigt, die Veganismus als ''absolutistisch'', ''puristisch'' oder ''fundamentalistisch'' bezeichnen. Das ist speziesistisch. Tiere haben ebenso ein Interesse daran, nicht als die Ressourcen von Menschen behandelt zu werden, wie Menschen ein Interesse daran haben, nicht als die Ressourcen anderer Menschen behandelt zu werden.

Ich bin ein Absolutist im Hinblick auf Menschensklaverei. Diese – wie immer ''human'' – ist moralisch nicht zu rechtfertigen.

Ich bin ein Absolutist im Hinblick auf fundamentale Menschenrechte. Folter, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch etc. – wie immer ''human'' –sind moralisch nicht zu rechtfertigen.

Ich bin absolutistisch hinsichtlich Rassismus, Sexismus und Heterosexismus: Ich denke, dass alle diese Formen von Diskriminierung inakzeptabeI sind und dass wir nicht ''humane'' Versionen von Diskriminierung bewerben sollten.

Ich bin ein Absolutist im Hinblick auf Tierausbeutung, die nicht gerechtfertigt werden könnte, selbst wenn sie ''human'' wäre (was sie aufgrund des Eigentumsstatus von Tieren keinesfalls ist).

Veganer zu sein bedeutet nicht, ''absolutistisch'' in irgendeiner Weise zu sein, die sich davon unterschiedet, ''absolutistisch'' im Hinblick auf fundamentale Rechte von Menschen zu sein.

Etwas anderes zu behaupten – sich im öffentlichen Schlechtmachen von Veganern zu ergehen – ist lediglich ein Beispiel von Speziesismus.

Vincent Guihan hat ein tolles Design erstellt, um die Botschaft dieses Essays zu veranschaulichen:

DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Guter Vorsatz Nr. 1 für 2010: Für Veganismus als moralische Grundlinie werben

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

lassen Sie uns 2010 in der rechten Weise beginnen – für Veganismus als moralische Grundlinie werbend. Veganismus ist nicht, wie einige Tierschützer meinen, das ''Äußerste'', was wir tun können; es ist das Mindeste, was wir tun können, wenn wir die Interessen von Tieren ernst nehmen. Wenn wir Tiere als moralische Personen erachten, dann können wir es nicht rechtfertigen, sie zu essen, als Kleidung oder anderweitig zu nutzen.

Ich bin all der Worte wie ''Veggie'', '' Go Veg'', ''Flexitarier'' etc. müde. Jene, die diese Worte verwenden, bezwecken damit entweder, zu suggerieren, dass Vegetarismus eine schlüssige moralische Position ist was er nicht ist, weil es keinen moralisch bedeutsamen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt, oder aber sie versuchen, das Wort ''vegan'' zu vermeiden aus Angst, von denen, die Veganer schlecht machen, ''Absolutisten '' oder 'Puristen'' genannt zu werden.

Der immerzu kreative Vincent Guihan hat eine Grafik erstellt, die Sie vielleicht nützlich finden:

DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Friday 25 December 2009

Kommentar: Die Kampagne ''Virtuelles Werbeschild'

Kommentar: Die Kampagne ''Virtuelles Werbeschild':
DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.


Von Gary L. Francione

Liebe KollegInnen,

in diesem Kommentar erörtere ich die Kampagne ''Virtuelles Werbeschild'', die sich darauf richtetet, Anwälte der Tiere mit einer positiven Botschaft zu ermächtigen: dass Wandel möglich ist und dass wir die Verantwortung dafür haben, diesen Wandel herbeizuführen. Es ist Zeit, das öffentliche Beschimpfen von Veganern zurückzuweisen, das zum zentralen Schwerpunkt der Tierschutzbewegung geworden ist.

Und ich stelle Christine vor, das neueste Mitglied meiner nichtmenschlichen Familie.

Ich hoffe, dass Sie den Podcast genießen und dass Sie sich unseren gewaltlosen Bemühungen, die Botschaft des Veganismus über die Welt zu verbreiten, anschließen werden.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francion

Saturday 19 December 2009

BBC World Service bringt zweiteilige Sendung über .. die Bewegung für Tiere

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Am 31. Dezember 2009 und am 7. Januar 2010 sendet der BBC World Service eine zweiteilige Dokumentation mit dem Titel One Planet: Animals and Us [Ein Planet: Tiere und wir].
Victor Schonfeld, der 1982 The Animals Film [Film der Tiere] gemacht hat, moderiert die Sendung. Schonfeld wird die Frage stellen, ob wir in diesem Bereich irgendeinen Fortschritt gemacht haben und ob unser Verhältnis zu Tieren noch ebenso ausbeuterisch ist wie es im Jahr 1982 war.

Er wird den Zustand der Bewegung für Tiere untersuchen und sich im ersten Teil auf das Essen von Tieren und im zweiten Teil auf unsere Verwendung von Tieren in Experimenten konzentrieren. Er wird außerdem die Beziehung zwischen menschlichem Leiden und tierlichem Leiden erörtern.

Der BBC World Service wird von Millionen von Menschen überall auf der Welt gehört. Ich habe keine Ahnung, was Schonfeld sagen oder welche Position er einnehmen wird. Aber angesichts dessen, dass viele Menschen zuhören und entsprechende Ansichten ausbilden werden, ist es zwingend erforderlich, dass Anwälte der Tiere dieses zweiteilige Programm verfolgen.

Gehen Sie hierhin, um die lokale Sendezeit zu erfahren. Die Sendungen werden auch auf der BBC-Website archiviert werden und es wird weiterführendes Informationsmaterial geben. Sie können hier auch Reaktionen abgeben.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Friday 18 December 2009

Eine Anmerkung zu unserem virtuellen Werbeschild

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Anfang dieser Woche habe ich zwei Einträge (1, 2) über das Kreieren eines virtuellen Werbeschilds gepostet, das die Botschaft verbreitet:

DIE WELT IST VEGAN!

Wenn Du es willst.


Der Sinn dieses Projekts ist es, die simple Idee zu bekräftigen, dass eine vegane Welt etwas ist, das zu schaffen Menschen die Fähigkeit haben. Wir müssen es nur wollen.

Ich habe mir dies wirklich als ein virtuelles Werbeschild vorgestellt. Ich möchte, dass die Botschaft über das Internet verbreitet wird – in alle Welt und in jeder Sprache. Ich möchte, dass diese virtuelle Verbreitung Diskussionen auslöst und gewaltlose Anstrengungen der Aufklärung über Veganismus vorantreibt.

Es gibt einige Leute, die vorschlagen, Gegenstände mit diesem Slogan herzustellen und zu verkaufen. Bitte seien Sie versichert, dass weder ich noch diese Website irgendetwas mit diesen Bemühungen zu tun haben und wir nicht um Geld bitten oder es annehmen werden, um die Idee des Friedens und der Gewaltlosigkeit zu fördern.

Ich danke Ihnen. Und denken Sie daran: DIE WELT IST VEGAN! Wenn Sie es wollen.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Wednesday 16 December 2009

Entwürfe für das virtuelle Werbeschild

von Gary L. Francione Blog

Liebe Kolleginnen,

Gestern regte ich an, dass wir ein virtuelles Werbeschild haben, das wir über die ganze Welt verbreiten könnten:

DI WELT IST VEGAN !

Wenn Du es willst.


Bisher habe ich zwei Sets von Entwürfen in Englisch erhalten und ich weiß, dass andere in anderen Sprachen gemacht werden.

Vincent Guihan, der zwei ausgezeichnete Blogs hat, Animal Emancipation und We Other Animals, hat ein Set kreiert, das hier erhältlich ist.

John Colvin, der den Blog John's Plate betreibt, hat ein großartiges Set hier.

BITTE verwenden Sie diese in jeder Art, in der Sie die Botschaft verbreiten können.

Veganismus ist UNSERE Wahl. Wir haben die Fähigkeit, Nein zu Gewalt zu sagen. Wir haben die Fähigkeit, die Personalität von Tieren zu bejahen. Wir haben die Fähigkeit, den Status von Tieren als Eigentum abzulehnen. Wir haben die Fähigkeit, Nein zu Speziesismus zu sagen. Wir haben die Fähigkeit, das Problem der Tierausbeutung in der einzigen Art und Weise zu lösen, in der es gelöst werden kann: durch das Beseitigen der Nachfrage nach Tierprodukten.

Feiern Sie den Frieden. Feiern Sie die Gewaltlosigkeit. Leben Sie vegan.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Tuesday 15 December 2009

Unser virtuelles Werbeschild: DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Im Jahr 1969, auf der Höhe des Vietnamkrieges, ließen John Lennon und Yoko Ono ein Werbeschild auf dem Times Square platzieren. Es lautete:

''DER KRIEG IST VORBEI !

Wenn du es willst.

Frohe Weihnachten von John und Yoko.''

Ich schlage Folgendes vor.

Dass wir die Welt mit einer Botschaft überfluten; dass wir ein virtuelles Werbeschild kreieren:

DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst
.

Senden Sie diese Botschaft auf allen Ihren Foren und bitten Sie Ihre Freunde, sie auf ihren zu senden. Senden Sie sie als SMS an Ihre Freunde und bitten Sie diese, sie an ihre Freunde zu senden. Fügen Sie die Botschaft der Signatur in Ihren Emails hinzu. Lassen Sie uns eine freundliche Welle kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus starten.

Lassen Sie uns, vierzig Jahre nachdem John und Yoko die schlichte Feststellung trafen, dass der Frieden und ein Ende des Vietnamkrieges unser wären, wenn wir es nur wollten, ein elektronisches Werbeschild haben, dass es nicht nur auf dem Times Square, sondern auf der ganzen Welt gibt! Lassen Sie uns die Botschaft verbreiten, dass Gewaltlosigkeit gegenüber unseren tierlichen Brüdern und Schwestern möglich ist – wenn wir es wollen.

Ich werde in den nächsten Tagen einen Podcast dazu machen.

Bitte leben Sie vegan. Es zu tun ist unglaublich leicht. Es ist das Beste für Sie und für den Planeten. Und was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige. Wir können es nicht rechtfertigen, Tiere für unsere trivialen Zwecke zu töten, egal wie ''human'' unsere Akte des Unrechts sind.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

siehe auch:

Entwürfe für das virtuelle Werbeschild

Eine Anmerkung zu unserem virtuellen Werbeschild

Kommentar: Die Kampagne ''Virtuelles Werbeschild':
DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.


Kommerzialisierung von DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

Sunday 6 December 2009

Kommentar (11): Diskussion mit Professor Gary Steiner

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

in diesen Kommentar Nr. 11 habe ich eine Diskussion mit Gary Steiner, Professor für Philosophie und Vorsitzender der philosophischen Abteilung an der Bucknell Universität. Gary Steiner hat ein Editorial in der New York Times über Veganismus geschrieben und wir sprechen über die Reaktionen, die er darauf bekommen hat, einschließlich der Kritik von Tierschützern, von denen viele Schlachthausdesignerin Temple Grandin und andere Unterstützer speziesistischer Ausbeutung preisen.

Wir erörtern außerdem, wie Tierschützer sich einer Debatte mit Abolitionisten verweigern, weil sie als Antwort auf das Argument, dass Tierschutzreformen lediglich die Produktionseffizienz der Tierausbeutung erhöhen, nichts zu sagen haben.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Sunday 1 November 2009

Kommentar (10): Weltvegantag – 1- Nov. 2009

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

alles Gute zum Weltvegantag für Sie alle.

In diesem Kommentar denke ich über den Zustand der veganen Bewegung nach. Die schlechte Nachricht: Die großen Tierschutzorganisationen haben eine Menge getan, um Veganismus zu marginalisieren. Die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr haben wir ein Anwachsen der abolitionistischen Bewegung gesehen, die Veganismus als die moralische Basis versteht, Tierschutzreformen und Einzelthema-Kampagnen verwirft und Veganismus als wesentlich für jede stimmige Theorie der Gewaltlosigkeit betrachtet.

Wenn Sie nicht bereits vegan leben: Fangen Sie heute damit an. Es ist leicht. Es ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Aber was das Wichtigste ist, ethischer Veganismus stellt Ihre Verpflichtung zur Gerechtigkeit, Abschaffung der Tierausbeutung und Gewaltlosigkeit dar.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Saturday 24 October 2009

Einige Gedanken zum abolitionistischen Ansatz

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

hier sind einige schlichte Gedanken, die den abolitionistischen Ansatz und seine Philosophie in sich schließen. Sie mögen hilfreich für Sie darin sein, wie Sie selbst über diese Dinge denken ebenso wie in ihrer Diskussion mit anderen.

1. Speziesismus ist moralisch verwerflich, weil er, ebenso wie Rassismus, Sexismus und Heterosexismus, Personalität mit einem belanglosen Kriterium verknüpft.

Beispiel: 'Wir lehnen Speziesismus nicht in einem Vakuum ab. Wir verwerfen ihn, weil er anderen Formen von Diskriminierung gleicht. Was allen Formen von Diskriminierung gemeinsam ist, ist der Gebrauch eines belanglosen Kriteriums, um Menschen von der vollen Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft auszuschließen. Rassisten werten jene ab, die einer anderen Rasse angehören, einzig auf der Basis der Hautfarbe; Sexisten werten Frauen einzig auf der Basis von Sexualität und Geschlecht ab; Heterosexisten sprechen Schwulen. Lesben, Transsexuellen volle Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft einfach auf der Basis der sexuellen Orientierung ab. Speziesisten bestreiten volle Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft basierend einzig auf der Artzugehörigkeit.

Alle diese Formen der Diskriminierung sind moralisch nicht zu rechtfertigen. Wir lehnen Speziesismus ab, weil er von diesen anderen Formen der Diskriminierung ununterscheidbar ist.

(Bitte beachten Sie: Obwohl Peter Singer Speziesismus vorgeblich ablehnt, hält er daran fest, dass Tiere, da sie nicht dieselbe Art Geist wie Menschen haben, kein Interesse am Weiterleben haben, und wir ihnen keinen Schaden zufügen, wenn wir sie nutzen und ''human'' töten. Ich erachte dies als eine Form von Speziesismus. Klicken Sie hier.)

2. Jene, die Speziesismus ablehnen, sind ebenso auch der Ablehnung von Rassismus, Sexismus, Heterosexismus und anderen Formen der Diskriminierung verpflichtet.

Beispiel: Einige Anwälte der Tiere behaupten, dass die ''Bewegung für Tiere'' keine Stellung zu anderen Formen der Diskriminierung nimmt. Das ist nicht korrekt.Jene von uns, die Gerechtigkeit für Tiere wollen, sind notwendig der Gerechtigkeit für Menschen verpflichtet und der Beendigung der Diskriminierung von Menschen ebenso wie der von Tieren.

Die Bewegung für Tiere sollte zum Beispiel nicht Sexismus als ein Mittel zum Zweck von Tierrechten verewigen. Sexismus schließt die Verdinglichung von Frauen ein. Verdinglichung ist das Problem und nicht die Lösung.

Gewiss, Frauen können sexistisch sein, gerade so wie farbige Menschen Rassisten sein können. Aber dieser Sexismus und Rassismus sind zwangsläufig von anderer Art, weil diese Formen der Diskriminierung in unserer rassistischen und patriarchalen Welt nicht die gleiche Auswirkung haben und haben können. Ich lehne jegliche Diskriminierung ab, aber wir sollten niemals denken, dass es hier keine wichtigen Unterschiede gibt.

Gewiss, Frauen können wählen, sich selbst zu verdinglichen, gerade so wie farbige Menschen sich an rassistischen Stereotypen beteiligen und diese aufrecht erhalten können. Aber das bedeutet nicht, dass diese Selbst-Verdinglichung eine ''Ermächtigung'' ist. Ganz im Gegenteil. Die Ansicht, dass Selbst-Verdinglichung Ermächtigung bedeutet, ist eine reaktionäre Vorstellung, die Sexismus fortschreibt.

3. Veganismus ist Ahimsa oder Gewaltlosigkeit; Veganismus erkennt an, dass Gewalt damit beginnt, was Sie Ihrem Körper zuführen, was sie auf Ihrem Körper anwenden und tragen.

Ahimsa ist das Prinzip, dass wir nicht gewaltsam gegen andere in unsern Gedanken, Worten oder in unserem Tun handeln sollen. Aber Ahimsa sollte nicht als ein abstraktes Prinzip gedacht werden. Wenn es sich nicht in unserem täglichen Leben auswirkt, ist es nutzlos.

Ethischer Veganismus vertritt die Vorstellung, dass Gewaltlosigkeit mit dem beginnt, was wir uns in den Mund stecken und was wir anziehen. Wenn wir zu einer Friedenskundgebung gehen, nachdem wir Schinken und Eier zum Frühstück hatten, und Wollpullover und Lederschuhe tragen, haben wir, denke ich, das Wesentliche nicht begriffen.

4. Veganismus ist die Anwendung des Prinzips der Abschaffung der Tierausbeutung in Ihrem eigenen Leben; er stellt Ihre Anerkennung dessen dar, dass Tiere keine Dinge sind.

Der abolitionistische Zugang zu Tierrechten, wie ich ihn über die vergangenen zwei Jahrzehnte entwickelt habe, besagt, dass wir keinerlei Nutzung von Tieren – wie ''human'' auch immer – rechtfertigen können. Wir müssen die Ausbeutung von Tieren abschaffen und nicht regulieren. Die Regulierung versagt sowohl aus theoretischen wie aus praktischen Gründen.

Tierausbeutung durch Tierschutzreformen zu regulieren ist das Gleiche, wie Folter mittels Waterboarding durch das Polstern des Waterboards zu regulieren. Wenn die Praktik falsch ist, sollten wir für ihre Beendigung eintreten, nicht vorschlagen, dass wir Schaden in einer ''besseren'' Art und Weise zufügen.

Und Tierschutzreformen funktionieren nicht in praktischer Hinsicht. Tiere sind bewegliches Eigentum, sie sind Wirtschaftsgüter. Angesichts dieses Status und der Realität von Märkten, einschließlich der Weltmärkte, geht der Tieren durch Tierschutzgesetze und -bestimmungen gewährte Schutz selten, wenn überhaupt jemals, über das Niveau des Schutzes hinaus, das notwendig ist, um Tiere in wirtschaftlich effizienter Weise auszubeuten. Anders ausgedrückt, wir schützen tierliche Interessen nicht, wenn wir nicht einen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen.

Wir haben Tierschutz jetzt seit mehr als 200 Jahren und wir beuten mehr Tiere auf schrecklichere Weise aus als jemals in der Geschichte der Menschheit.

Wenn jemand sich für die Abschaffung der Sklaverei ausspräche, aber fortführe, Sklaven zu besitzen, würden wir dieses Handeln als nicht mit seinen Ideen und Worten übereinstimmend betrachten. Wenn jemand sich für die Abschaffung der Tiersklaverei ausspricht, aber fortfährt, Tierprodukte zu konsumieren und zu verwenden, besteht gleichermaßen eine Entkopplung, eine Unstimmigkeit.

Ein Abolitionist zu sein heißt ein ethischer Veganer zu sein und den Konsum von Fleisch, Milch, Honig, tierlichen Derivaten etc. sowie das Tragen von Wolle, Leder, Pelz und Seide aufzugeben.

5. Wir sollten kreative, gewaltlose Mittel anwenden, um andere über die Abschaffung der Tierausbeutung aufzuklären.

Gewalt ist das Problem; sie ist nicht irgendein Teil der Lösung. Jene, die sich für Gewalt gegen institutionelle Tiernutzer aussprechen, erkennen nicht die simple Tatsache, dass diese Nutzer nur auf die von anderen geschaffene Nachfrage antworten. Die wahren Ausbeuter sind jene, die die Nachfrage schaffen. Deshalb macht Gewalt gegen institutionelle Tiernutzer keinen Sinn. Und kein vernünftiger Mensch würde sich für Gewalt gegen die 99, 999 % der Bevölkerung aussprechen, die Tiernutzung als so natürlich wie Atmen und Wassertrinken erachten.

Wir müssen das Leitbild verändern; wir brauchen eine Revolution – des Herzens. Wir werden niemals die Art des Denkens von Menschen bezüglich Tieren durch Gewalt und Einschüchterung ändern. Wir werden es nur ändern, wenn wir andere davon überzeugen, dass Tierausbeutung moralisch nicht gerechtfertigt werden kann. Wir werden es nur andern, wenn wir mit ihnen den Frieden teilen können, der mit der Ablehnung von Gewalt in unser Leben kommt. Aber es macht keinen Sinn zu sagen, dass wir diesen Frieden auf eine gewaltsame Weise teilen können!

Andere zu verurteilen ist eine Form von Gewalt. Wir sollten stets vermeiden, die moralische Integrität von Einzelnen zu bewerten. Wir sollten unsere Aufmerksamkeit auf Handlungen beschränken. Ich fälle kein Urteil über Tierschützer. Ich denke einfach, dass sie im Unrecht sind und ich biete Gründe für meine Position an. Wir sollten stets in gewaltloser Weise aufklären. Das bedeutet aber nicht, dass wir in moralischen Relativismus verfallen oder es vermeiden sollten, prinzipielle Positionen einzunehmen; im Gegenteil. Aber wir müssen bereit sein, uns auf alle einzulassen, die sich auf uns gutwillig einlassen wollen, und wir sollten immer in gewaltloser Weise aufklären.

6. Veganismus ist die Anerkenntnis der moralischen Personalität nichtmenschlicher Tiere.

Wir leben in einem binären moralischen Universum. Es gibt Personen und es gibt Dinge. Erstere haben einen Eigenwert und sind Mitglieder der moralischen Gemeinschaft. Letztere haben nur einen äußeren Wert und stehen außerhalb der moralischen Gemeinschaft. Obwohl viele Menschen einige Tiere (ihre tierlichen Gefährten) als nichtmenschliche Personen mit moralischem Wert betrachten, werden Tiere vom Gesetz als bewegliches Eigentum angesehen, als Dinge von nur dem Wert, den wir ihnen geben.

Veganismus ist ein Akt gewaltlosen Widerstandes. Es ist unsere Erklärung, dass wir die Vorstellung, dass Tiere Dinge sind, ablehnen, und dass wir empfindungsfähige Nichtmenschen als moralische Personen mit dem fundamentalen moralischen Recht, nicht als das Eigentum oder Ressourcen von Menschen behandelt zu werden, betrachten.

Wenn Sie kein Veganer sind: Leben Sie vegan. Es ist leicht. Es ist besser für Ihre Gesundheit. Es ist besser für den Planeten. Aber was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige.

Sie können heute ein Abolitionist werden. Jetzt. In dieser Sekunde. Sie brauchen keine große Organisation oder teure Kampagne. Sie brauchen nicht nackt in einem Käfig zu sitzen. Sie brauchen keine Führer, die Innen sagen, was zu tun ist. Sie brauchen einfach nur Nein zu Gewalt zu sagen und diese Weigerung, mit Unterdrückung zu kooperieren, damit anfangen lassen, was Sie Ihrem Körper zuführen, auf ihm anwenden und tragen.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Friday 23 October 2009

Quellenmaterial zu Donald Watson

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Donald Watson (1910 – 2005), Mitgründer der Vegan Society in Großbritannien und derjenige, der den Begriff ''vegan'' als Antwort auf den Konsum von Milch und anderen Tierprodukten durch ''Vegetarier'' prägte, war ein außergewöhnlicher Mensch, der seiner Zeit weit voraus war .

Im Jahr 2002 führte George D. Rodger von der Vegan Society ein vierstündiges Interview mit Watson. Er hat freundlicherweise die von Watson autorisierte ungekürzte Niederschrift zur Verfügung gestellt (verschiedene gekürzte Fassungen wurden veröffentlicht/ gepostet). Sie können sie gern weiter verbreiten, aber bitte nur in ihrer vollständigen Form.

Ebenso ist uns die erste Ausgabe von The Vegan News verfügbar, welche die Vegan Society 1944 eröffnete.

Für jene, die Interesse an der Geschichte des Veganismus haben, ist dies Material von unschätzbarem Wert.

Leben Sie vegan. Es ist leicht. Es ist besser für Sie und für den Planten und, was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Wednesday 21 October 2009

Kommentar (9): Der Gebrauch von Sexismus, um Tierrechte zu fördern

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Hätte Martin Luther King eine ''Lieber-nackt-als-im-hinteren-Teil-des-Busses-sitzen''-Kampagne gefahren?

Natürlich nicht.

Er hätte erkannt, dass eine solche Kampagne die wichtige Botschaft der Bürgerrechte trivialisieren würde.

Warum sehen Anwälte der Tiere nicht, dass sexistische Kampagnen in gleicher Weise das Thema Tierrechte trivialisieren und den Menschen nur einen weiteren Grund dafür liefern, über das Tierrechtsthema hinwegzugehen?

Das ist der Gegenstand unseres neunten Kommentars.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Sunday 18 October 2009

Ein paar Gedanken zur Bedeutung von ''Vegan''

von Gary L. Francione Blog

Es gibt jede Menge Diskussion darüber, was ''vegan'' bedeutet.

''Veganismus'' bedeutet zum Allermindesten, keinerlei Fleisch, Milch- oder andere Tierprodukte zu essen. ''Vegan'', in diesem Sinne, bedeutet ''vegane Ernährung''. Donald Watson, der den Begriff ursprünglich prägte, verwendete das Wort in dieser Weise, wenn er Aussagen wie diese machte: '' Wo auch immer ein Mensch lebt, kann er sich vegan ernähren.''

Unterschiedliche Menschen mögen unterschiedliche Gründe für eine vegane Ernährung haben -- ethisch/spirituelle, gesundheitliche, umweltschützerische. Jene, die sich vegan ernähren, mögen ebenso und aus verschiedenen Gründen den Gebrauchs anderer Tierprodukte in Zusammenhängen jenseits der Ernährung meiden. Zum Beispiel mag jemand, der vegan isst, aus Gesundheitsgründen ebenfalls keine Tierprodukte auf der Haut tragen – Produkte, die auf die Haut aufgebracht werden, gelangen in den Körper. Jemand, der aus Gründen des Umweltschutzes vegan isst, mag ebenso ein bestimmtes Tierprodukt nicht als Kleidung verwenden wegen der Auswirkung, die der Herstellungsprozess dieses Produktes auf die Umwelt hat.

Jene, die sich aus ethisch/spirituellen Gründen vegan ernähren, fallen ebenfalls in zwei Gruppen. Einige sehen vegane Ernährung als einen Weg, Tierleid zu vermindern. Das heißt, sie denken nicht, dass es in und an sich selbst falsch ist, Tiere für menschlichen Gebrauch zu töten, dass es aber falsch ist, Tieren Leiden zuzufügen, und deshalb vermeiden sie es, Tierprodukte zu konsumieren oder zu verwenden. Wenn es eine schmerzlose Art und Weise gäbe, Tiere zu züchten und zu schlachten, dann würden diese ethischen Veganer die Nutzung von Tieren nicht beanstanden. Diese Menschen sind nicht unbedingt – und in der Regel nicht – der Abschaffung der Tierausbeutung verpflichtet und verfolgen regulatorische Reformen, die, wie sie glauben – irrtümlicherweise, in meinen Augen –, Tierleid verringern.

''Ethischer Veganismus'', von dem ich im Wechsel mit ''abolitionistischem Veganismus'' spreche, geht über vegane Ernährung hinaus und lehnt direkten Konsum und jegliche Art des Gebrauchs von Tieren ab. Ein ethischer Veganer ernährt sich vegan und konsumiert keine Tierprodukte, aber er verwendet auch keine Tierprodukte in irgend einer anderen Weise. Ethische Veganer lehnen die Verdinglichung von Tieren als Eigentum ab. Sie sind der Abschaffung der Tierausbeutung verpflichtet. Darüber hinaus erkennen ethische Veganer, dass landwirtschaftliche Tierhaltung Menschen ebenso wie Tieren schadet, und sehen die Verbindung zwischen Menschenrechten und Tierrechten. Ethischer Veganismus ist die moralische Basis der Tierrechtsbewegung. Ethischer Veganismus stellt eine Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit im täglichen Leben dar.

Nach meiner Erfahrung ist ethischer Veganismus die einzige Art von Einstellung, die sich in konsequentem Verhalten niederschlägt. Veganer, die es nur aus Gesundheitsgründen sind, ''mogeln'' oft, gerade wie jene es oft tun, die irgendeine andere Ernährungsweise aus Gesundheitsgründen praktizieren. Veganer aus Gründen des Umweltschutzes mögen nicht nur ''sündigen'', sondern befinden, dass ein Tierprodukt geringere nachteilige Umweltfolgen als Produkte nicht-tierlichen Ursprungs hat. Jemand, der Veganismus als einen Weg sieht, Tierleid zu vermindern, mag ein Tierprodukt essen oder verwenden, wenn er denkt, dass mehr Leiden verursacht wird, wenn er es nicht tut. Zum Beispiel behaupten einige, wie etwa Peter Singer und andere, dass wir Tierprodukte essen sollen, wenn dies nicht zu tun andere denken lässt, dass Veganismus zu schwierig ist, und sie dadurch vom Nachdenken über Veganismus abgebracht werden. Diese Veganer werden dann ''flexible'' Veganer, was meiner Ansicht nach bedeutet, dass sie keine wirklichen Veganer sind. Ein ethischer Veganer sieht Veganismus als eine allgemeine Einstellung zum Leben – eine Philosophie des Lebens – und nicht lediglich als eine Sache des Lifestyles.

Ein abschließender Kommentar(für heute): Gesundheits- und Umweltgründe mögen einen moralischen Aspekt haben. Zum Beispiel mögen jene, die sich vegan ernähren, dies tun, weil sie glauben, dass es, ihren Körpern durch den Konsum von Tierprodukten Schaden zuzufügen, eine Form von Gewalt (Selbstschädigung) und unmoralisch ist. Jene, die sich vegan ernähren oder die sich des Gebrauchs von Tierprodukten aus Umweltgründen enthalten, mögen dies nicht aufgrund einer utilitaristischen Besorgnis um die Erhaltung der Umwelt tun, sondern weil sie glauben, dass die Umweltfolgen Menschen und Tiee direkt in Mitleidenschaft ziehen und die Rechte dieser empfindungsfähigen Wesen verletzen. Ein ethischer oder abolitionistischer Veganer, der jeglichen Konsum oder Gebrauch von Tierprodukten als die Rechte von Tieren verletzend ansieht, mag Tierprodukte auch aus Gründen der Gesundheit und der Umwelt meiden.

Mit einem Wort, Menschen können aus unterschiedlichen Gründen Veganer sein. Meiner Ansicht nach ist ethischer oder abolitionistischer Veganismus die einzige Einstellung, die zu konsequentem Verhalten führt. Es sollte uns allerdings klar sein, dass keine Form von Veganismus vereinbar mit dem Essen irgendwelcher Tierprodukte ist. Das heißt, eine ''vegane Ernährung'' zu praktizieren ist die minimale Bedeutung von ''vegan''. Meiner Ansicht nach ist ein ''Veganer'' jemand, der keine Tierprodukte isst, als Kleidung oder anderweitig verwendet. Aber es ist ebenso zutreffend zu sagen, dass ein Mensch,der keine Tierprodukte isst, eine ''veganer Ernährung'' praktiziert. (...) Wie ich oben sagte, betrachte ich ich ''flexible'' Veganer nicht als Veganer, und per definitionem ernähren sie sich nicht einmal vegan.

Ich werde bald ausführlicher über dieses Thema schreiben.

Wenn Sie nicht vegan leben: Fangen Sie damit an. Es ist unglaublich leicht, vegan zu leben. Es ist besser für Ihre Gesundheit und für den Planeten. Aber was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Monday 21 September 2009

Kommentar (8): Erörterung abolitionistischer Grundsätze

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Es gibt Anwälte der Tiere, die behaupten, Abolitionisten zu sein, aber Tierschutzreformen oder Gewalt unterstützen.

In diesem Kommentar erläutere ich, warum Tierschutzreformen und Gewalt nicht zum abolitionistischen Ansatz passen.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Tuesday 15 September 2009

Sexismus und Frauenfeindlichkeit in der Bewegung

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten argumentiere ich, dass die Anwendung von Sexismus und Frauenfeindlichkeit vermeintlich dazu, Tierrechte zu fördern, eine sehr schlechte Idee ist. Die Verdinglichung von Frauen ist nicht nur an sich selbst unmoralisch, sie trägt nichts dazu bei, das soziale Denken bezüglich der Verdinglichung von Tieren zu verändern. PETA praktiziert schon seit Jahren verschiedene Versionen der ''Lieber-nackt-als-im-Pelz''-Kampagne. Und welches Ergebnis hat sie gehabt? Die Pelzindustrie ist heute stärker als jemals zuvor. Selbst jene, die einst nackt für PETA posierten, tragen wieder Pelz.

Ich habe gerade eine Videowerbung, gesehen, produziert von Wakker Dier, was 'Tier-Bewusst'' [''Animal Awake''] bedeutet, eine niederländische, als ''Europas Pendant zu PETA'' bezeichnete Organisation. Wakker Dier hat das niederländische Playmate und Fetisch-Model Ancilla Tilia dazu geheuert, den Part einer Stripperin zu spielen, die wie ein Tier gekeult und gehäutet wird. [Video]

PETA hat seine sexistischen Kampagnen mit seinem Frontal-Nackt-Video weiter vorangetrieben. Und nun sehen wir unverblümte plastische Gewalt.

Wenn Sie glauben, dass dergleichen irgendetwas dazu beiträgt, das Bewusstsein über Tierausbeutung zu heben, dann bin ich respektvoll aber entschieden anderer Meinung.

Diese Grotesken sind zu nichts als zur Unterhaltung für die Bewegung gedacht, sie leisten nichts, um die Öffentlichkeit von der Bedeutung des Problems der Tierausbeutung zu überzeugen. In den vielen Jahren, seit denen ich für Tiere arbeite, habe ich niemals erlebt, dass jemand zu mir gekommen ist, um mir zu sagen, er sei dazu bewegt worden, über das tierethische Problem nachzudenken, weil er eine nackte Frau in einem Käfig gesehen hat. Tatsächlich ist dies genau die Art Dinge, die fortschrittliche Menschen denken lässt, dass die Tierrechtsbewegung ein armseliger Witz ist, der als solcher abzutun und zu ignorieren ist.

Die Verdinglichung von Tieren ist sehr ähnlich der von Frauen. Aber die Gesellschaft hat kein Problem mit der Verdinglichung von Frauen. Anstatt sich gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu engagieren, fördert ein großer Teil der Bewegung sie aktiv. Solange wir fortfahren, Frauen als Fleisch zu sehen, werden wir niemals ein Problem darin sehen, Tiere als Fleisch zu nutzen.

Ich bitte Sie dringend, über das Problem nachzudenken und zu erwägen, Sexismus und Frauenfeindlichkeit in der Bewegung aktiv entgegenzutreten. Beides ist an sich falsch und tun nichts – rein gar nichts — dazu, Tieren zu helfen.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Tuesday 8 September 2009

Kommentar (7): Ein nahe gehende und persönliche Begegnung mit moralischer Schizophrenie

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Ich spreche von dem sozialen und moralischen Sachverhalt der wahnhaften und verdrehten Art und Weise unseres Denkens in Bezug auf Tiere als ''moralische Schizophrenie'' darstellend.

Kürzlich hatte ich eine Begegnung mit moralischer Schizophrenie, als ich es mit einem Reh zu tun hatte, das von einem Auto angefahren worden war, und mit Jägern, die anhielten, um dem Reh zu helfen.

In diesem Kommentar beschreibe und erörtere ich, was geschehen war.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Tuesday 1 September 2009

Hey, ist das Milch auf deiner Balaklava?

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

wie Sie wissen, bin ich ein Gegner aller Gewalt. Siehe zum Beispiel Ein Kommentar zu Gewalt(Podcast), Ein Kommentar zur Gewaltfrage, Mehr zur Frage von Gewalt und Tierrechten und Zu Tierversuchen und Gewalt. Das ist ein ständiges Thema in meinem Werk seit vielen Jahren. Ich lehne jede Gewalt ab – einschließlich Gewalt gegen Eigentum. Jene, die behaupten, dass es so etwas wie das Zerstören eines Gebäudes oder einen Einbruch gibt, der nicht einen Schaden oder das Risiko eines Schadens für empfindungsfähige Wesen (Menschen und Tiere gleichermaßen) zur Folge hat, machen sich schlicht etwas vor.

Aus den Gründen, die ich bei zahlreichen Gelegenheiten dargelegt habe, betrachte ich Gewalt als das Problem und nicht als irgendeinen Teil der Lösung, und ich ermuntere jene, die über Tierausbeutung besorgt sind, vegan zu leben und sich in kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus zu betätigen.

Ich habe gerade einen Blick auf die Website der Animal Liberation Front geworfen, die ich schon eine Weile nicht angeschaut hatte.

Sie ist wirklich ziemlich bemerkenswert. Laut ihrem ''Credo''
(führt) die Animal Liberation Front (ALF).. direkte Aktionen gegen Tiermissbrauch in Form von Tierrettungen und der Verursachung finanzieller Verluste für Tierausbeuter aus, üblicherweise durch das Beschädigen und Zerstören von Eigentum.
Das Credo besagt außerdem:
Jede Gruppe von Menschen, die Vegetarier oder Veganer sind und Aktionen gemäß den ALF-Richtlinien ausführen, haben das Recht, sich als Teil der ALF zu betrachten.
Okay, lassen Sie mich sehen, ob ich dieses Recht habe. Wenn Sie Vegetarier sind – wenn Sie Milch, Eis, Käse, Eier konsumieren –, haben Sie den Segen der ALF dazu, Eigentum in ihrem Nahmen zu zerstören.

Nun, ich denke nicht, das Sie sich in Gewalt betätigen sollten, selbst wenn Sie Veganer sind, aber es ist mehr als verwirrend für mich, dass jemand der Meinung sein kann, dass Menschen, die dadurch, dass sie nicht vegan leben, selbst aktiv an Tierausbeutung beteiligt sind, es für auch nur entfernt zulässig erachten könnten, Akte der Gewalt gegen andere begehen zu sollen, die an Tierausbeutung beteiligt sind.

Aber warten Sie. Da ist noch mehr. Da ist ein Link zu Saints Alive [Lebende Heilige], wo viele nichtvegane (oder nichtvegetarische) Prominente und Figuren des öffentlichen Lebens präsentiert werden, einschließlich jener, die für Tierprodukte werben oder sie billigen.

Und es gibt Links zu fast jeder Tierschutzorganisation, die für ''Bio-Fleisch/Milch/Eier'' wirbt. Also behaupten Menschen, die Tiere ausbeuten oder andere Tierausbeuter unterstützen, Kämpfer zu sein mit dem Recht, Gewalt gegen andere Tierausbeuter auszuüben. Das Niveau der Konfusion hier ist schwerwiegend.

Ich habe oft argumentiert, dass jene, die Gewalt unterstützen, nicht schlüssig vertreten können, dass wir institutionelle Ausbeuter zur Zielscheibe machen sollen, weil wir, die Konsumenten, es sind, die die Nachfrage für Tierprodukte schaffen. Die Lösung ist Aufklärung, um das Paradigma zu verändern. Es gibt keine andere realistische Option.

Die Gewaltbefürworter werden gewaltig ärgerlich, wenn ich so argumentiere, und beschimpfen mich auf jede erdenkliche Weise, und bedauerlicherweise bedrohen und belästigen einige von ihnen jene, die ihre Unterstützung für Gewaltlosigkeit zum Ausdruck bringen.

Ich sehe jetzt, warum. Sie müssten alle ihre Balaclava anziehen und Gewalt gegeneinander verüben, wenn Sie meinen Standpunkt [dass es nicht vertretbar ist, die Anbieter von Tierprodukten eher als die Nachfrager anzugreifen] akzeptieren würden.

Leben Sie vegan. Es ist besser für Sie; es ist besser für den Planeten und, was das Wichtigste ist, es ist das moralisch Richtige. Und zumindest was mich betrifft, sind Tierrechte und ethischer Veganismus eine Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Saturday 29 August 2009

Kommentar (6): Aspekte der Vegetarier/eganer-Debatte

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Unser erster Kommentar zu Vegetarismus als ein ''Einstieg'' in den Veganismus hat eine anhaltende Kontroverse provoziert und in diesem Kommentar spreche ich drei Streitfragen an.

1. Bedeutet mein Standpunkt, dass wir keine moralische Unterscheidung zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten machen können, dass wir auf Konfrontationskurs gehen sollten, wenn wir mit Menschen reden, die keine Veganer sind, oder sie verurteilen sollten?

Die knappe Antwort: nein, natürlich nicht.

2. Was machen wir, wenn jemand sagt, dass ihm das Problem der Tierausbeutung nicht egal ist, dass er aber Tierprodukte schlicht nicht aufgeben wird?

Die knappe Antwort: Das ist im Allgemeinen eine Reaktion, die in Wirklichkeit zu mehr Diskussion einlädt.

3. Warum weisen Neue Tierschützer Veganismus als moralische Grundlinie so vehement zurück?

Die knappe Antwort: Ein Schlüsselprinzip der Tierschutztheorie ist, dass es vertretbar ist, Tiere zu nutzen und zu töten, solange wir sie nicht leiden machen. Veganismus ist einfach ein Weg – unter vielen anderen, einschließlich ''Bio-Fleisch/Milch/Eier'' –, Leiden zu vermindern. Veganismus hat keine größere Bedeutung denn als ein Weg, Leiden zu vermindern.

Ich hoffe, dieser Kommentar klärt einige der ausgezeichneten Fragen, die ich erhalten habe.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Saturday 22 August 2009

Kommentar (5): Zum Thema Gewalt

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

ich bin ein Gegner von Gewalt. Ich betrachte Gewalt als an sich unmoralisch. Ich habe oft über dieses Thema geschrieben und es erörtert, einschließlich in Essays (1, 2)auf dieser Website.

Ich nehme zur Kenntnis, dass viele von Ihnen mit meiner Ablehnung von Gewalt nicht übereinstimmen.

Aber das ist unerheblich. Selbst wenn Sie glauben, dass Gewalt gerechtfertigt werden kann, gibt es immer noch zwingende Gründe, daran festzuhalten, dass Gewalt im Zusammenhang des Kampfes um Tierrechte nicht den geringsten Sinn macht.

Ich vertrete die Auffassung, dass das Einzige, was einen praktischen Sinn macht, kreative gewaltlose Aufklärung über Veganismus ist. Diese Strategie ist alles andere als passiv, sie bedeutet unser aktives und beständiges Arbeiten daran, ein grundlegendes Paradigma zu verändern – die Vorstellung, dass Tiere Sachen, Ressourcen, Eigentum sind, dass sie ausschließlich Mittel zu menschlichen Zwecken sind.

Bis wir eine kritische Masse von Menschen, die dieses Paradigma ablehnen, gebildet haben, wird sich nichts verändern.

In diesem Kommentar diskutiere ich das Thema Gewalt.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione

Monday 17 August 2009

Kommentar (4): Nichtvegane Katzen

Folgekommentar zu ''Heimtieren''

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

eine Reihe von Leuten hat mir als Reaktion auf meinen Kommentar zu ''Heimtieren'' geschrieben und mich zum Problem nichtveganer Katzen befragt.

Nach meinem Verständnis können viele Katzen mit veganer Ernährung gesund leben, aber was machen wir, wenn es Katzen gibt, die unbedingt Tierprodukte konsumieren müssen?

In diesem Kommentar biete ich einige Ideen an, die Sie, wie ich hoffe, zum Nachdenken über diese Streitfrage anregen werden.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Friday 14 August 2009

Kommentar (3): Zu Michael Vick

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

wie Sie wissen, frage ich mich mich seit 2007, warum irgendjemand denkt, Michael Vick sei schlimmer als irgendein anderer, der Tierprodukte konsumiert oder gebraucht.
(Siehe 1, 2, 3)

Vick wurde jedenfalls im Mai 2009 aus dem Gefängnis entlassen und am 27. Juli 2009 hat der Vorsitzende der NFL [National Football League], Roger Goodell, Vick bedingt wieder eingesetzt. Die Philadelphia Eagles haben Vick einen Ein-Jahres-Vertrag mit der Option eines zweiten Jahres gegeben.

Nach den Medienberichten und Blogessays zu urteilen, sind viele Anwälte der Tiere darüber empört und einige rufen zu einem Boykott der NFL auf.

In diesem Kommentar erkläre ich, warum ich denke, dass es sich bei der Sache mit Michael Vick nicht wirklich um Michael Vick oder Hundekampf handelt. Es geht um grundlegende moralische Prinzipien, die wir als Gesellschaft zu bejahen behaupten.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Thursday 13 August 2009

Einige Bemerkungen zu Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Die Folge meiner Kommentare (hier, auf Facebook und im Podcast-Kommentar) war, dass ich mit privaten Mitteilungen überschwemmt wurde, die alle dieselben Themen hatten: (1) ''aber viele Veganer haben als Vegetarier angefangen'' und (2) ''für Veganismus zu werben ist elitär''.

Was die Frage, ob viele Veganer als Vegetarier angefangen haben, betrifft, lassen Sie es mich klar sagen: Darum geht es nicht.

Die relevante Frage ist erstens, ob Vegetarismus ein sinnvoller moralischer Standpunkt ist. Das heißt, können wir eine belangvolle moralische Unterscheidung zwischen Tierfleisch und anderen Tierprodukten machen? Wenn wir das nicht können, wie ich behaupte, dann sollten wir Vegetarismus nicht mehr fördern als wir es als moralisch erheblich fördern sollten, eher rotes als weißes Kalbfleisch, käfig-freie Eier [Eier aus Bodenhaltung] eher als Batterieeier etc. zu essen. Wenn alle diese Produkte unmoralisch sind, dann sollen wir deutlich und ehrlich sein und dies auch sagen.

Andere Tierprodukte als Fleisch sind oft mit mehr Leiden und Tod verbunden als Fleisch. Zum Beispiel werden Tiere, die für Milchprodukte verwendet werden, länger am Leben gehalten, aber schlimmer behandelt (einschließlich dessen, dass ihnen ihre Babys weggenommen und für Kalbfleisch getötet werden) und alle Milchkühe landen im selben Schlachthaus wie die ihres Fleisches wegen genutzten Tiere. Der Vegetarier, der fortfährt, Milchprodukte zu konsumieren, ist noch immer am Leiden und Sterben von Tieren mitschuldig. Was ist die moralische Rechtfertigung für das Fördern fortgesetzter Mitschuld an Leiden und Sterben? In der Tat mag die Vegetarierin, die ihren Konsum von Milchprodukten erhöht, wie es viele tun, für mehr Leiden und Tod verantwortlich sein, als bevor sie Vegetarierin wurde.

Zweitens lässt die Beobachtung, dass viele Veganer vorher Vegetarier waren, selbst wenn dies zutrifft, die Frage offen, warum das der Fall ist. Viele geben an, dass sie nicht Veganer wurden gerade wegen des von großen Tierschutzorganisationen gelegten Nachdrucks auf Vegetarismus als moralisch wünschenswert. Das Fördern von Vegetarismus behindert die Menschen tatsächlich darin, Veganer zu werden.

Klar ist, wenn Sie erklären, dass es keinen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt und warum wir vegan leben sollten, und die Person, mit der Sie sprechen, sich über das Problem Gedanken macht, sie entweder (1) sofort Veganer wird oder (2) dies in Stadien tut oder (3) nicht Veganer wird und irgendeine Version von Vegetarismus annimmt (oder zum Konsum von ''Bio-Fleisch/Milch/Eiern'' übergeht). Aber sie wird wenigstens verstehen, dass Veganismus dasjenige ist, worauf es hinzuarbeiten gilt. Sie wird verstehen, dass die Grenzziehung zwischen Fleisch und Milch gänzlich willkürlich ist. Wenn Sie behaupten, dass vegetarisch zu leben moralisch bedeutsam ist und dass es einen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten gibt, dann erhöhen Sie damit die Chancen, dass das Fortschreiten anderer in Richtung Veganismus erschwert wird.

Mit anderen Worten, Sie brauchen nicht für Vegetarismus zu werben. Es ist völlig unnötig, moralisch sinnlos und es hemmt in praktischer Hinsicht den Übergang zum Veganismus.

Was den vermeintlichen ''Elitarismus'' angeht, so fahre ich fort, diesen Kommentar verwirrend zu finden.

Gibt es etwas Elitäreres als zu glauben, dass die Menschen zu dumm sind, um die Argumente gegen Tierausbeutung und das Nichtvorhandensein jeglichen bedeutsamen Unterschiedes zwischen Fleisch und Milch zu verstehen?

Gibt es etwas Elitäreres, als die Vorstellung zu fördern, dass es moralisch vertretbar ist, Milch, Eier oder andere Tierprodukte zu konsumieren und die Ausbeutung der Wehrlosesten fortzusetzen?

Wir würden niemals das Eintreten für ein vollständiges Verbot von Vergewaltigung als ''elitär*'etikettieren (obwohl Vergewaltigung in einer patriarchalen Welt ein häufiges Vorkommnis ist, gewesen ist und weiterhin sein wird). Aber wenn es um Tiere geht, wird das Eintreten für ein vollständiges Verbot ihres Konsums und ihrer Nutzung als elitär angesehen.

Was unterscheidet diese beiden Situationen?

Das ist eine rhetorische Frage. Die Antwort ist klar: die Artzugehörigkeit.

Es tut mir Leid, dass ich nicht auf alle privaten Emails und Facebook-Mitteilungen antworten kann. Aber ich habe dies so klar gesagt, wie es mir möglich ist. Ich habe keine künstlerischen Fähigkeiten und kann keine Bilder zeichnen.

Leben Sie vegan. Es ist leicht. Es ist besser für Ihre Gesundheit; es ist besser für den Planeten und, was die Hauptsache ist, es ist das moralisch Richtige.

Und denken Sie bitte daran: Gewalt ist das Problem; sie ist nicht irgendein Teil der Lösung. Abschaffung der Tierausbeutung, Veganismus und Gewaltlosigkeit sind verschiedene Aspekte ein und desselben Konzepts.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Wednesday 12 August 2009

Eine Anmerkung zu moralischer Schizophrenie

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

In meinem Buch Introduction to Animal Rights. Your Child or the Dog?, herausgegeben 2000 von Temple University Press, führe ich den Begriff ''moralische Schizophrenie'' ein. Zu meinem Gebrauch dieses Ausdrucks habe ich Kommentare erhalten, und diese fallen unter zwei Gruppen:

Einige Leute beschuldigten mich der Vermischung von moralischer Schizophrenie mit multipler /gespaltener Persönlichkeit.

Wenn ich von moralischer Schizophrenie spreche, versuche ich, die wahnhafte und verdrehte Art und Weise unseres Denkens in Bezug auf Tiere als einen sozialen und moralischen Sachverhalt zu beschreiben. Diese Verdrehtheit kann natürlich miteinander in Konflikt stehende oder sich widersprechende Arten und Weisen, Tiere zu sehen, einschließen (einige Tiere sind Familienmitglieder, andere sind Essen), aber das heißt nicht, dass ich eine klassische gespaltene oder multiple Persönlichkeit beschreibe. Unsere moralische Schizophrenie, die unsere Selbsttäuschung über tierliche Empfindungsfähigkeit und über die Ähnlichkeiten zwischen uns und anderen Tieren einschließt, und ein enormes Ausmaß an Verwirrung über den moralischen Status von Tieren ist ein Phänomen, das ziemlich kompliziert ist und viele verschiedene Aspekte hat.

Einige Leute denken, dass ich, indem ich diesen Ausdruck verwende, Menschen mit klinischer Schizophrenie stigmatisiere, weil er impliziert, das sie unmoralische Menschen sind. Es tut mir aufrichtig Leid – und das meine ich ernst – , wenn jemand den Ausdruck so interpretiert hat, und das ist es sicherlich nicht, was ich beabsichtigt habe. Schizophrenie ist ein anerkannter Zustand, der durch wirres und wahnhaftes Denken gekennzeichnet ist. Zu sagen, dass wir wahnhaft und verwirrt sind, wenn es um moralische Fragen geht, bedeutet nicht, zu sagen, dass jene, die an klinischer Schizophrenie leiden, unmoralisch sind. Es bedeutet nur, festzustellen, dass viele von uns hinsichtlich wichtiger moralischer Angelegenheiten in völlig verdrehter, wahnhafter und unzusammenhängender Art und Weise denken. Ich sage mit Bestimmtheit nicht, dass jene, die an klinischer Schizophrenie leiden, unmoralisch sind!

Zu sagen, dass der Ausdruck ''moralische Schizophrenie'' Menschen mit klinischer Schizophrenie stigmatisiert, heißt zu sagen, dass die Rede von ''Drogenkonsum, der sich wie Krebs ausbreitet'' Krebsopfer stigmatisiert.

Ich hoffe, dies lasst klar werden, was ich meine, wenn ich von unserer moralischen Schizophrenie spreche, wenn es um Tierethik geht. Ich hoffe auch, dass klar ist, dass ich diesen Ausdruck nicht in einer Weise verwende, die klinische Schizophrenie als unmoralisch darstellt oder darzustellen beabsichtigt.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Sunday 9 August 2009

Kommentar (1): Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus?

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Willkommen zum Kommentar des abolitionistischen Tierrechtsansatzes. [nachfolgend''Kommenar''].

Der Kommentar wird aus einer Serie von Podcasts bestehen, die verschiedene Aspekte der Idee, dass wir Tierausbeutung abschaffen und nicht lediglich regulieren sollten, untersucht und diskutiert. Er wird Ideen reflektieren, die auf dieser Website und in meinen Büchern dargelegt sind.

Tiere sind nichtmenschliche Personen und wir können es moralisch nicht rechtfertigen, sie als Ressourcen zu behandeln. Da Tiere bewegliches Eigentum oder Wirtschaftsgüter sind, kostet die Regulierung der Behandlung von Tieren zudem Geld und bietet tierlichen Interessen fast nie bedeutenden Schutz. Im Allgemeinen machen Tierschutzreformen Tiernutzung tatsächlich profitabler, weil die umgesetzten Reformen diejenigen sind, die auf einen wirtschaftlichen Vorteil für Produzenten und Konsumenten hinauslaufen. Der Kommentar zum abolitionistischen Tierrechtsansatz wird diskutieren, warum Tierschutzreformen nicht dazu funktionieren und nicht funktionieren können, um Tieren Schutz zu bieten.

Der Kommentar wird für ethischen Veganismus und kreative, gewaltlose Aufklärung über Veganismus als den hauptsächlichen Formen von Aktivismus in Richtung der Abschaffung der Tierausbeutung werben. Ethischer Veganismus geht darüber, nur keine Tierprodukte zu essen, hinaus; er lehnt den Gebrauch von Tieren für Kleidung oder den Gebrauch von Produkten, die Bestandteile von Tieren enthalten oder an Tieren getestet wurden, ab. Es gibt keinen moralischen Unterschied zwischen Fleisch und anderen Tierprodukten. Alle Tierprodukte schließen Leiden und Tod ein.

Der Kommentar wird den Begriff der Tierrechte untersuchen. Obwohl es einigen Meinungsstreit darüber gibt, welche Rechte Menschen haben sollten, sind wir alle Gegner von Menschensklaverei oder des Behandelns von Menschen als bewegliches Eigentum. Der abolitionistische Tierrechtsansatz vertritt die Auffassung, dass wir es moralisch nicht rechtfertigen können, dieses eine Recht allen empfindungsfähigen Nichtmenschen zu verwehren. Dies bedeutet, dass wir aufhören sollten, Haustiere in die Welt zu setzen. Wir sollten um uns die kümmern, die jetzt existieren, aber keine weiteren mehr in die Welt setzen. Wir sollten wild lebende Tiere in Ruhe lassen und aufhören, in ihre Lebensräume einzudringen und diese zu zerstören.

Der Kommentar wird unsere ''moralische Schizophrene'' oder die wahnhafte und verdrehte Art und Weise, in der wir uns mit Tierethik befassen, untersuchen. Wir stimmen alle darin überein, dass es falsch ist, Tieren ''unnötiges'' Leiden zuzufügen oder sie ''unnötigerweise'' zu töten. Wenn ''Notwendigkeit'' irgendeine schlüssige Bedeutung haben soll, dann muss sie zum Mindesten bedeuten, dass es falsch ist, Tieren Leiden und Tod aus Gründen des Vergnügens, Genusses oder der Bequemlichkeit zuzufügen. Aber der überwältigende Anteil an Tiernutzung kann nur mit Vergnügen, Genuss oder Bequemlichkeit gerechtfertigt werden. Viele von uns leben mit Tieren, die wir als Familienmitglieder betrachten. Aber wir stechen eine Gabel in andere Tiere, die sich faktisch oder moralisch nicht von denen, die wir lieben, unterscheiden.

Der Kommentar wird auch die Streitfrage der Gewalt erörtern und erläutern, warum die Bewegung zur Abschaffung aller Tierausbeutung Teil einer größeren Bewegung für Ahimsa oder Gewaltlosigkeit sein sollte. Alle Menschen beuten Tieren auf die eine oder andere Art und Weise aus. Deshalb macht auf institutionelle Tiernutzer gerichtete Gewalt keinen Sinn. Die institutionellen Tiernutzer und Produzenten von Tierprodukten sind nicht das Problem; das Problem ist die Öffentlichkeit, die Tierprodukte nachfragt. Wenn Tierausbeutung jemals enden soll, müssen wir die Menschen in gewaltloser Weise darüber aufklären und das moralische Leitbild von der Behandlung von Tieren als Eigentum wegbewegen.

Zuletzt wird der Kommentar die wichtige Beziehung zwischen Tierrechten und Menschenrechten ansprechen und untersuchen, warum wir keinen Sexismus, Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung verwenden sollten, um Tierrechte zu fördern.

In dieser ersten Folge diskutiere ich, ob wir Vegetarismus als ''Einstieg'' in den Veganismus fördern sollten. Ich komme zu dem Schluss, dass die Antwort ''nein'' lautet.
Das Entscheidende ist: Wenn Sie Vegetarier sind, dann sind Sie immer noch mitschuldig am Leiden von Tieren; dann sind Sie sind immer noch mitschuldig am Töten von Tieren.

Wenn Sie Tiere als nichtmenschliche moralische Personen ansehen, warum wollen Sie an ihrem Leiden und Sterben mitschuldig sein?

Ich hoffe, dass Sie den Kommentar des abolitionistischen Tierrechtsansatzes und unsere künftigen Bemühungen für Ihr Nachdenken über Tierethik hilfreich finden.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Friday 7 August 2009

Multiple-Choice-Test

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Ich habe soeben eine Ankündigung des Siebten Jährlichen Kongresses zu Alternativen und Tiernutzung in den Biowissenschaften erhalten, der vom 30. August bis 03. September 2009 in Rom stattfinden wird.

Werfen Sie einen Blick auf die Ankündigung. Und beantworten Sie dann die folgende Frage:

Diese Konferenz:

(A) ist ein großartiges Ereignis, weil es den Tieren helfen wird;

(B) ist eine prima Entschuldigung von Führungspersonen von großen Tierschutzorganisationen dafür, Spendengelder für einen Aufenthalt in Rom zu einer besonders reizvollen Jahreszeit zu verwenden;

(C) liefert einen schlagenden Beweis für die symbiotische Beziehung, die sich zwischen institutionellen Tiernutzern und Tierschutzkörperschaften entwickelt hat;

((D) liefert einen immensen Public-Relations-Gewinn für institutionelle Tiernutzer, die geltend machen können, mit HSUS [Humane Society of the United States], RSPCA [Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals], ASPCA [American Society for the Prevention of Cruelty to Animals] etc. zusammenzuarbeiten;

(E) (B),( C) und (D) treffen zu.

Danach, welche die richtige Antwort ist, befragen Sie bitte Ihren gesunden Menschenverstand.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Sunday 2 August 2009

Der Fall Santería: Michael Vick, Teil 2

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Viele Menschen sind sehr unglücklich über eine kürzliche Entscheidung des US-Berufungsgerichtes für den Fünften Bezirk im Fall Merced vs. Kasson, in dem das Gericht den Beamten der Stadt Euless, Texas, untersagte, verschiedene Verordnungen zu erlassen, um Santería-Praktizierende an der Veranstaltung von Tieropfern zu hindern, in denen Ziegen, Lämmer, Enten, Hühner, Perlhühner und andere Tiere verwendet werden. Die Santería-Praktizierenden bieten Gottheiten Tierblut dar und kochen und konsumieren dann zumindest Teile einiger der Tiere. Das Bundesgericht entschied den Fall nicht nach der Bundesverfassung, sondern nach einem Staatsgesetz, das Religionsfreiheit garantiert (obwohl die Entscheidung vermutlich dieselbe gewesen wäre, wäre die Sache gemäß der Bundesverfassung analysiert worden).

Das mit diesem Fall verbundene moralische Problem ist dasselbe, wie es sich im Fall Michael Vick darstellt. In dem Maß, in dem es Unterschiede gibt, ist der vorliegende Fall gravierender als der Fall Vick. In Euless ist es ausdrücklich legal, dass Prvatleute ''für den Verzehr bestimmtes Hausgeflügel wie Huhn oder Truthahn töten''. In Erwiderung des Arguments, dass das Schlachten eines großen Tieres, einer Ziege etwa, Gesundheitsprobleme mit sich bringen könnte, führte das Gericht aus, dass große Tiere wie etwa Rehe in Euless zerlegt und verzehrt werden dürfen, sofern sie tot sind, wenn sie in die Stadt gebracht werden.

Wenn Sie also ''Hausgeflügel'' töten, weil Sie es essen wollen, ist das in Ordnung. Wenn Sie es töten, um es einer Gottheit zu opfern (und dann zu essen), ist das nicht in Ordnung. Wenn Sie ein Reh außerhalb von Euless töten und es dann nach Euless bringen, um es zu zerlegen, ist das in Ordnung. Wenn Sie das Reh in Euless als Teil einer religiösen Zeremonie töten und zerlegen, ist das nicht in Ordnung.

Das ist natürlich Unfug.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Als Veganer seit 28 Jahren und als jemand, der das Prinzip von Ahimsa oder Gewaltlosigkeit bejaht, billige ich die Santería-Opfer gewiss nicht mehr, als ich Hundekämpfe billige. (Übrigens vertrat ich 1983 die ASPCA [American Society for the Prevention of Cruelty to Animals] in New York City, als der Verein von einer lokalen Gruppe von Santería-Praktizierenden verklagt wurde. Ich glaube, das war der erste Santería-Fall, der jemals in den USA verhandelt wurde. Die ASPCA gewann das Verfahren und ich verteidigte die Entscheidung erfolgreich vor dem Berufungsausschuss des Obersten Bundesgerichtes in New York [New York Supreme Court, Appellate Division]).

Aber an diejenigen Menschen, die nicht Veganer sind und Einwände gegen die Santería-Opfer und gegen Hundekämpfe haben, richte ich Frage: ''Warum?'' Vick genoss es, vor seiner Hinterhof-Arena zu sitzen und Hunde kämpfen zu sehen; Nichtveganer genießen es, um ihren Hinterhof-Grillplatz herum zu sitzen und das Fleisch von Tieren zu rösten, die ganz genauso gequält worden sind wie Vicks Hunde.

Nichtveganer in Euless, Texas, konsumieren Tierprodukte von empfindungsfähigen Wesen, die unter Bedingungen von Tierquälerei gezüchtet und geschlachtet wurden, und ihnen ist es sogar erlaubt, ihre eigenen Hühner, Truthähne und anderes Hausgeflügel zu töten.

Was also tun Santería-Praktizierende, das sich in irgendeiner Weise von dem unterscheidet, was andere Nichtveganer in Euless oder irgendwo sonst tun?

Die Antwort lautet natürlich: nichts.

Tatsächlich ist die einzige Rechtfertigung, die Nichtveganer dafür haben, jährlich 53 Milliarden Tieren (Fische nicht eingerechnet) für Nahrungszwecke Leiden und Tod zuzufügen, dass sie gut schmecken. Wir müssen keine Tiere essen, um bei bester Gesundheit zu sein, und landwirtschaftliche Tierhaltung ist ein Umweltdesaster. Die Santería-Praktizierenden glauben, dass Tieropfer aus spirituellen Gründen notwendig sind. Sie haben eigentlich einen besseren Grund für Tierausbeutung als die meisten Nichtveganer.

Noch einmal: Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich sage nicht, dass Tieropfer moralisch gerechtfertigt oder entschuldbar sind. Ich sage nur, dass die Rechtfertigung, deren sich Santería-Praktizierende bedienen, anscheinend gewichtiger ist als das, was andere Nichtveganer zu sagen haben, wenn sie gefragt werden, wie sie ihren Konsum von Tierprodukten rechtfertigen.

Jene unter Ihnen also, die nicht vegan leben, aber über Merced vs Kasson fassungslos sind, fragen Sie sich selbst, warum Sie fassungslos sind. Fragen Sie sich, warum Sie denken, dass Ihr Verhalten in irgendeiner Weise vertretbarer ist als das der Santería-Praktizierenden.

Und wenn Sie Veganer sind und Ihre Familie und Freunde erzählen Ihnen, dass sie, obwohl sie nicht Veganer sind, mit Ihnen darin übereinstimmen, dass Santería-Opfer (oder Hundekämpfe) scheußlich sind, nutzen Sie diesen Kommentar als eine Gelegenheit, eine aufrichtige Diskussion mit ihnen darüber zu führen, warum sie diese Praktiken für scheußlich halten und welche Unterschiede sie zwischen ihrem eigenen Verhalten und dem der Santería-Praktizierenden sehen.

Die Realität ist, dass die meisten Menschen – oder doch viele Menschen – das Leiden und der Tod von Tieren nicht gleichgültig ist. Sie glauben aufrichtig, dass Hundekämpfe und Santería-Praktiken falsch sind. Eben deshalb reagieren Menschen auf diese Dinge in der Art und Weise, wie sie es tun. Eben deshalb glaube ich, dass wir, wenn wir uns in kreativer, gewaltloser Aufklärung über Veganismus engagieren, viele Menschen dazu bringen können, die Verdrehtheit ihres Denkens über Tierethik zu erkennen und sich in Richtung Veganismus zu bewegen.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Es ist Zeit für einen Wechsel

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Tierschutz – die Vorstellung, dass wir Tiere ''human'' behandeln sollten – gibt es seit 200 Jahren. Er hat zu nichts geführt. Wir nutzen Tiere heute in schrecklicherer Weise als jemals in der Geschichte der Menschheit.

Die Begründer des Tierschutzes im 19. Jahrhundert waren Gegner der Menschensklaverei, nicht aber des Eigentumsstatus der Tiere, weil sie dachten, dass Tiere, obwohl sie leiden können, kein Interesse an ihrem Leben hätten. Das heißt, für die Tiere spielt es keine Rolle, dass wir sie nutzen, sondern nur, wie wir sie nutzen. Laut den Tierschützern sind Tiere nicht selbst-bewusst und nicht am Weiterleben interessiert, nur daran, keinen schmerzvollen Tod zu erleiden.

Die Tierschützer des 19. Jahrhunderts verfochten also nicht die Abschaffung der Tiersklaverei, so wie sie die Abschaffung der Menschensklaverei verfochten. Sie sprachen sich stattdessen dafür aus, dass wir Gesetze haben, welche die ''humane'' Behandlung von Tieren vorschreiben. Was die Tierschützer allerdings nicht erkannten, war, dass solange Tiere Eigentum bleiben, das Niveau des Schutzes, den diese Gesetze bieten, notwendigerweise sehr niedrig bleiben würde, weil es Geld kostet, tierliche Interessen zu schützen. Im Allgemeinen investieren wir dieses Geld und schützen wir diese Interessen nur, wenn sich daraus ein wirtschaftlicher Vorteil für uns ergibt.

Daran hat sich nichts geändert.

Die Tierschützer des 21. Jahrhunderts behaupten immer noch, dass Tiere kein Interesse an ihrem Leben haben und dass es, sie zu töten, nicht an sich ein moralisches Problem aufwirft. Peter Singer, der moderne Befürworter der Tierschutztheorie des 19. Jahrhunderts, stellt dies ausdrücklich fest. Die Auffassung, dass Tiere kein Interesse am Weiterleben haben, erklärt, warum PETA kein Problem damit hat, 90 % der Tiere, die sie retten, zu töten. Für die Tierschützer ist der Tod an sich kein ''Schaden''[für ein Tier].

Und Tierscutzregelungen verbessern zum größten Teil lediglich die wirtschaftliche Effizienz von Tierausbeutung. In anderen Worten, wir schützen die Interessen von Tieren nur, wenn wir einen wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen. Tierschutzkampagnen wie die Kampagne für das Töten von Geflügel in kontrollierter Atmosphäre [controlled atmosphere killing] oder für die Abschaffung des Kastenstandes für schwangere Sauen sind ausdrücklich auf wirtschaftliche Effizienz gegründet. Das hießt diese Reformen werden gefördert mit der Begründung, dass sie die Produktionseffizienz erhöhen.

Nach 200 Jahren einer Doktrin, die speziesistisch ist (tierliches Leben hat als solches keinen moralischen Wert) und die ihre praktische Nutzlosigkeit demonstriert hat, ist es Zeit für einen Wechsel.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Friday 31 July 2009

Zur Verteidigung von Mark Bittman

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

im Frühjahr 2009 verkündete der in der New York Times zum Thema Essen schreibende Publizist Mark Bittmann, dass
[e]r.. den ganzen Tag lang vegan (isst). Aber nach etwa 6 Uhr abends ist alles drin.
Und dann, im Juli 2009, gab Bittmann bekannt, dass er, im Training für den New York Marathon, dahingehend beraten worden sei, er brauche mehr tierisches Protein, und so
begann ich, ''konzentriertes Protein'' zu essen, gewöhnlich Tofu, eine Büchse Sardinen, ein Ei auf was immer ich sonst esse, oder etwas gleichermaßen Einfaches, direkt nach Touren von sechs Meilen oder mehr.
Und heute informiert Bittmann uns, dass er noch einen Schritt weiter von Veganismus weg gemacht hat (von dem, was ohnehin kein Veganismus war), indem er, ein ''fast veganes'' Getreidegericht zum Frühstück zubereitend,
Fischsauce [hinzufügte] (nicht vegan, aber ein Teelöffel, und ich schwöre, das gab den Geschmack – obwohl es ohne OK gewesen wäre).
Nun gibt es Tierrechtsleute, die darüber ziemlich außer Fassung sind. Wie kann Bittman behaupten, ein Veganer zu sein, wenn es so aussieht, dass er es zu keiner Tageszeit ist – vor oder nach 6 Uhr abends?

Es tut mir Leid, aber ich muss hier zur Verteidigung Bittmans sprechen.

Warum kann Bittman sich nicht ''Veganer'' nennen? Immerhin gibt es eine Menge nicht-veganer Tierrechtsleute, die das auch tun.

Nehmen Sie Peter Singer, der von vielen als ''Vater der Tierrechtsbewegung'' betrachtet wird.

In seinem IInterview vom Mai 2006 in Mother Jones stellt Singer fest:
[E]s gibt ein klein wenig Spielraum für Schwächen in unser aller Leben. Ich kenne einige Menschen, die zuhause vegan sind, aber wenn sie ausgehen, in ein schickes Restaurant gehen, erlauben sie sich den Luxus, an diesem Abend nicht vegan zu essen. Ich finde daran nichts wirklich Verkehrtes.
Ich esse kein Fleisch; ich bin seit 1971 Vegetarier. Ich bin schrittweise zunehmend vegan geworden. Ich bin weitgehend vegan, aber ich bin ein flexibler Veganer. Ich gehe nicht in einen Supermarkt und kaufe für mich selbst nichtvegane Sachen. Aber wenn ich auf Reisen bin oder Leute zuhause besuche, bin ich es durchaus zufrieden, vegetarisch statt vegan zu essen.
Er bezeichnet es, konsequent vegan zu leben, als ''fanatisch'' und stellt fest:
Wenn ich für mich selbst einkaufe, ist das, was ich kaufe, vegan. Aber wenn ich reise und es schwer ist, an einigen Orten veganes Essen zu bekommen oder was auch immer, bin ich Vegetarier. Ich esse keine Eier, wenn sie nicht aus Freilandhaltung sind, aber ich esse Freilandeier. Ich bestelle kein Gericht mit viel Käse drauf, aber es macht mir nichts aus, wenn sagen wir ein indisches Gemüsecurry mit Ghee gekocht wurde.
Tatsächlich argumentiert Singer, dass es Gelegenheiten gibt, bei denen wir die moralische Pflicht haben, keine Veganer zu sein:
Also wenn Sie mit jemandem in einem Restaurant essen und etwas Veganes bestellen, aber es wird mit etwas geriebenem Käse oder dergleichen serviert, dann machen Veganer manchmal einen Riesenaufstand und schicken es zurück, und das dürfte bedeuten, dass das Essen weggeworfen wird. Und ich denke, wenn Sie in Gesellschaft von Leuten sind, die nicht Veganer oder nicht einmal Vegetarier sind, dann ist es wahrscheinlich falsch, sich so zu verhalten. Es wäre besser, das Gericht zu essen, weil die Leute sonst denken: Oh mein Gott, diese Veganer...
Singer bemerkt:
Es ist ziemlich schwierig, ein Allesesser mit gutem Gewissen zu sein und alle moralischen Probleme zu vermeiden, aber wenn Sie wirklich sorgfältig darauf achteten, nur Tiere zu essen, die ein gutes Leben hatten, dann könnte das eine vertretbare ethische Haltung sein.
Er denkt, dass es moralisch akzeptabel ist,
im Luxus von Freilandeiern, oder möglicherweise sogar Fleisch von Tieren [zu schwelgen], die ein gutes Leben unter artgerechten Bedingungen hatten und die dann human auf dem Hof getötet werden. (The Vegan, August 2006).
Fazit ist, dass Veganismus nur eine Art und Weise, Leiden zu vermindern, ist. Wenn Sie so essen, dass dadurch Leiden vermindert wird, dann brauchen Sie sich über die Inhaltsstoffe oder Zutaten dessen, was Sie essen, wirklich nicht groß Gedanken zu machen. Vegan Outreach stellt fest, dass die Ethik des Essens
kein Selbstzweck (ist). Sie ist kein Dogma, keine Religion, keine Liste verbotener Inhaltsstoffe oder unveränderlicher Gesetze – sie ist nur ein Instrument zur Bekämpfung von Tierquälerei und der Verminderung von Leiden.
Dies spiegelt Singers Ansicht wider, dass es lediglich um Leiden geht. Er erklärt, dass die Leute unterstellen,
dass ich in Animal Liberation gesagt hätte, das Töten von Tieren sei stets falsch, und dies sei irgendwie das Argument dafür, vegetarisch oder vegan zu leben, gewesen. Aber wenn sie in Animal Liberation nachschauen, werden sie dieses Argument nicht finden.
Laut einer nicht geringeren Autorität als Singer persönlich ist Veganismus nicht irgendeine Art Verpflichtung, keine Tierprodukte zu essen oder zu gebrauchen, vegan zu leben ist einfach eine Art und Weise, Leiden zu vermindern, ebenso wie käfig-freie Eier [Eier aus Bodenhaltung], größere Käfige und Boxen.

Wenn Bittman also seinen Konsum an Tierprodukten reduziert und dadurch Leiden vermindert, warum kann er nicht den ''Luxus'', ein paar Tierprodukte zu essen, genießen und es vermeiden, ''fanatisch'' zu sein, wie Singer rät, und sich dabei immer noch Veganer nennen?

Die Antwort ist ziemlich klar: er kann.

Was ist der Unterschied zwischen dem, was Bittman tut, und der Position, die Singer beschreibt als ''vegan zuhause, aber wenn sie in ein schickes Restaurant ausgehen, erlauben sie sich den Luxus, an diesem Abend nicht vegan zu sein.''

Es gibt keinen Unterschied.

Was ist der Unterschied zwischen Bittman und Singer, der käfig-freie Eier, Ghee etc. isst?

Es gibt keinen Unterschied.

Es ist also schlicht nicht vernünftig, Bittman zu kritisieren. Er folgt nur einfach den Fußstapfen derer, die ''Tierrechte'' vertreten.

Lassen Sie mich bitte festhalten, dass ich in keiner Weise die Aufrichtigkeit von Peter Singer, Vegan Outreach etc. in Frage stelle. Ich denke allerdings, dass ihre Ansichten furchtbar verdreht sind und ich widerspreche ihnen auf grundlegender Ebene.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

ANMERKUNG: Einige Leute haben mir geschrieben und mich gefragt, warum ich Mark Bittman verteidige, weil Fischsauce nicht vegan ist. Ich dachte zuerst, diese Leute machen Witze, aber es mag doch einige wirkliche Verwirrung bestehen.

Lassen Sie mich also klarstellen:Ich sage nicht, es sei OK, dass Mark Bittman Fisch oder irgendein anderes Tierprodukt isst Mir ging es darum dass Peter Singer, den viele Anwälte der Tiere als die Quelle aller Weisheit zur Tierethik ansehen, ein ''flexibler'' Veganer ist, der Tierprodukte isst, der von dem ''Luxus'', Fleisch und Eier zu essen, spricht und erklärt, das Essen von Tierprodukten sei eine statthafte ''Schwäche'' Mir ging es darum, dass wenn wir nicht beanstanden, wenn Singer das sagt, wir nicht anders reagieren sollten, wenn Bittman es sagt. Ich beanstande allerdings, was Singer sagt (und werde dafür als ''spaltend'' gebrandmarkt, weil Widerspruch nicht erlaubt ist). Ich habe hier Ironie gebraucht. Ich bitte um Verzeihung, wenn dies Verwirrung gestiftet hat.

Kreative, gewaltlose Aufklärung über Veganismus — einfach und effektiv

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

kürzlich habe ich mehrere Essays (z. B. 1, 2, 3) zu verschiedenen Wegen, in kreativer, gewaltloser Weise über Veganismus aufzuklären, gepostet. Ich bin daran interessiert, für die Bandbreite des Aktivismus Werbung zu machen. Also habe ich eine Notiz auf Facebook gepostet und die Leute gebeten, mir über ihre Bemühungen, kreativ und gewaltlos über Veganismus aufzuklären, zu berichten. An einem Tag erhielt ich Dutzende vorzüglicher Antworten.
Hier sind einige:

* Eine Anzahl von Leuten berichtete über eine Menge Erfolg mit Aufklärungsarbeit auf Facebook oder anderen sozialen Vernetzungswebsites wie auch auf eigenen Websites und durch Blogs und Videos. Kommentar: All diese Medien sind von unschätzbarem Wert. Ich habe in der Vergangenheit über die beachtlichen Leistungen und den erstaunlichen Erfolg des Vegan-Freak-Podcasts und der VF-Foren wie auch über die Bemühungen anderer Aktivisten geschrieben, die das Internet wirksam nutzen. Es gibt jetzt eine Anzahl ausgezeichneter Blogs und Websites, die auf den abolitionistischen Ansatz ausgerichtet sind. Bevor wir das Internet hatten, kontrollierten die großen Tieranwaltschaftsgruppen, die alle Tierschutz machen, die Kommunikation, indem sie entschieden, was in Mitteilungsblättern oder Magazinen erschien oder wer auf Konferenzen interviewt wurde. Es gab keinen praktischen, kostengünstigen Weg für jene, die mit dem Tierschutzansatz nicht übereinstimmten, einander zu finden und miteinander zu kommunizieren. Das Internet hat das geändert. Die großen Organisationen werden zunehmend irrelevant, da sich alternative Gemeinschaften formieren. Darüber hinaus erlauben uns Medien wie Skype und andere Instrumente, mit geringen Kosten audiovisuellen Kontakt zu haben. Letzte Woche hielt ich über Skype eine Vortrag in Dublin, Irland – von meinem Büro zuhause!

* Viele Leute machen, was ich ''Essensaktivismus'' nenne – sie laden Familie, Freunde und Mitglieder der Gemeinde dazu ein, veganes Essen zu probieren, zu dem Zweck, das Gerücht zu zerstreuen, dass veganes Essen langweilig, geschmacklos, reizlos, nicht befriedigend usw. sei. Menschen tun dies in einer Vielzahl von Kontexten: einige veranstalten vegane Partys bei sich zuhause; andere geben Geburtstagspartys in veganen Restaurants oder bestehen darauf, wenn sie mit anderem essen gehen, dass der Treffpunkt ein veganes Restaurant ist; einige bieten auf Tischen vegane Kostproben bei Veranstaltungen der lokalen Gemeinde an oder bringen veganes Essen mit an ihren Arbeitsplatz, um es mit anderen zu teilen. Mehrere Leute erwähnten, dass sie das Essen von verschiedenen Formen von Information begleitet sein lassen (einschließlich unseres Flugblatts und unserer Videos zum abolitionistischen Ansatz), auf dass sie nicht nur den Magen, sondern auch den Kopf (und hoffentlich das Herz) erreichen. Kommentar: ''Essensaktivismus'' ist äußerst wichtig.

Wir leben in einer Welt, in der essen nicht nur etwas ist, das wir tun, um zu leben, essen hat auf mehreren komplexen Ebenen symbolischen Stellenwert. Eine dieser Ebenen betrifft unser Zelebrieren unserer vermeintlichen ''Überlegenheit''. Drei Mal am Tag (oder häufiger) zelebrieren wir unsere Macht und das Konzept von Hierarchie durch das Essen von Tierfleisch und Tierprodukten, von denen wir wissen, dass sie das Ergebnis von Leiden und Tod sind. In einem gewissen Sinn ist Essen für die meisten von uns ein spiritueller Akt einer düsteren Art – es ist das Abendmahl der Gewalt. Wenn es uns gelingt, den Akt des Essens vom Gewaltkonzept zu entkoppeln, können wir die Welt ändern. Essensaktivismus ist wesentlich.

* Ein Aktivist berichtete, dass er mit anderen zusammen daran arbeitet, eine Weltfrieden-Yoga-Konferenz vom 23. bis 25. Oktober auf die Beine zu stellen mit Menschen, die aus der ganzen Welt zusammenkommen, um von Veganismus, Tiersklaverei, Gesundheit, einer friedlichen Welt, Ahimsa und mehr zu hören und darüber zu reden. Kommentar: Obgleich es jede Menge ''Konferenzen für Tiere'' zu besuchen gibt (in der Tat könnte das Besuchen dieser Konferenzen ein Vollzeitjob sein), fördern sehr wenige eine klare und unzweideutige, Gewaltlosigkeit und Veganismus verknüpfende Botschaft.

* Ein Musiker erwähnt Veganismus in den Deckblattnotizen seines in Kürze erscheinenden Albums; ein Künstler bietet eines seiner Werke einem Nichtveganer an, der sich verpflichtet, einen Monat lang vegan zu leben (und mit vegan ist gemeint, dass der Empfänger Tiere weder konsumiert noch als Kleidung oder sonst in irgendeiner Weise gebraucht und keine Zoos etc. besucht); eine Aktivistin berichtete, dass sie zusammen mit ihrem Partner für drei Tage an einem öffentlichen Ort in einem kleinen Käfig saß, Informationsliteratur darüber, warum alle Eier Leiden einschließen, verteilte und die Menschen dazu ermunterte, vegan zu leben. Kommentar: Kunst, einschließlich gewaltlosen, nicht sexistischen Straßentheaters, ist wichtig, weil so viel von unserer Kultur über Kunst vermittelt wird. Die Bedeutung von Künstlern, die ihre vielfältigen Medien nutzen, um die vegane/ abolitionistische Botschaft zu vermitteln, kann nicht überschätzt werden.

* Ein Aktivist berichtete, dass er ein Netzwerk von Leuten entwickelt, welche die gebührenfreie Nummer einer Supermarktkette anrufen und darum ersuchen, dass die Läden Tofu führen. Er sagte, dass wann immer er in einen Laden gehe, er nach veganen Produkten frage, selbst wenn er wisse, dass sie keine haben. Er möchte, dass die Geschäftsinhaber wissen, dass es einen Bedarf gibt, den sie nicht erfüllen. Kommentar: Eine tolle Idee. Wir müssen den Geschäftsinhabern zur Kenntnis bringen, dass sie keine veganen Produkte führen und dass es Nachfrage nach solchen Produkten gibt. Wenn es einen Laden am Ort gibt, der nur vegane Artikel verkauft, sollten wir diesen Laden unterstützen (ebenso wie wir vegane Restaurants unterstützen sollten). Aber viele Menschen haben kein solches Geschäft am Ort, und große Ketten über vegane Nachfrage aufzuklären ist in jedem Fall eine sehr gute Sache.

* Verschiedene Aktivisten berichteten, dass sie lokale, unabhängige vegane/abolitionistische Gruppen gegründet haben, die Infomaterial produzieren und verbreiten, Essensstände betreiben etc. Einige Aktivisten haben keine formale Organisation, aber Infotische und verbreiten anderweitig Literatur über Veganismus. Kommentar: Die ''Bewegung für Tiere'', wie sie gegenwärtig existiert, ist zum größten Teil eine Oligarchie wohlhabender Tierschutzorgaisationen, die Aktivismus auf das Ausstellen eines Schecks – ausgestellt an sie – reduziert haben. Wir brauchen Anwälte der Tiere, die sich selbst zuerst und vor allem als Unterstützung und Aufklärung bietend sehen, so dass jeder führend aktiv werden kann. Wenn wir jemals das Paradigma von Gewalt und Ausbeutung wegbewegen sollen, müssen die Menschen erkennen, dass jeder einzelne Verantwortung übernehmen muss. Lokale, unabhängige Organisationen und unabhängige Aktivisten, die Infotische machen oder anderweitig Literatur oder veganes Essen verteilen, können sehr viel dazu beitragen.

* Eine Aktivistin sagte, dass sie auf ihrem Nummernschild ''VEGANMOM'' [VEGANE MUTTI] stehen hat. Kommentar: Derlei vermag mehr Diskussion anzustoßen, als Sie denken. Jedes Mal, wenn diese Aktivisten Auto fährt, sagen Leute: 'Hey, schau mal das Nummernschild', und in einer guten Zahl von Fällen heben Diskussionen an mit Leuten, die so etwas sagen wie: 'Schau mal das Nummernschild – weißt Du, ich fühle mich immer so komisch, wenn ich Fleisch esse' oder 'Weißt Du, was mit Milchkühen passiert?'

* Eine Reihe von Anwälten der Tiere berichteten, dass sie einfach nur mit jedem – Familie, Freunden, Mitschülern, völlig Fremden, denen sie in einem Laden begegnen – über Veganismus und Tierausbeutung reden, mit jedem, mit dem sie reden können, dass sie sich bemühen, Menschen für die Substanz der Argumente einzunehmen. Kommentar: Dies ist in mehrfacher Hinsicht die schwierigste Form der Anwaltschaft für Tiere. Die meisten von uns fühlen sich ohnehin entfremdet; viele von uns sind schüchtern und die Entfremdung verschlimmert das Unbehagen, mit Fremden zu reden – oder selbst mit Freunden und der Familie, die denken, dass unser Verpflichtung zu ethischem Veganismus absonderlich ist. Aber diese Form von Aktiviamus ist wesentlich, so schwierig sie auch sein mag. Ich möchte, dass Sie drei Dinge bedenken:

Erstens, seien Sie dankbar dafür, sich entfremdet zu fühlen. Schließlich ist die Alternative, sich wohl zu fühlen in einer Welt totalen Irrsinns und erbarmungsloser Gewalt. Bejahen Sie Ihr Gefühl der Entfremdung, es ist ein Anzeichen mentaler und spiritueller Gesundheit. Zweitens, wie unbehaglich immer Sie sich fühlen, denken Sie an das Leiden, das wir Tieren (und wehrlosen Menschen) auferlegen. Wie unwohl auch immer wir uns jederzeit fühlen, es gibt Milliarden von Wesen, die mit uns tauschen würden, wenn sie könnten. Sehen Sie es im richtigen Verhältnis.

Drittens, für jene von Ihnen, die sich bezüglich der stichhaltigen Argumente nicht sicher sind – diese zu liefern war und ist der vorrangige Beweggrund dieser Website. Wir bemühen uns, Sie mit dem Rüstzeug auszustatten, das Sie brauchen, um andere aufzuklären. Wir haben unser Flugblatt zum abolitionistischen Ansatz (verfügbar in 12 Sprachen), wir haben Videopräsentationen, die sich auf wesentliche Fragen konzentrieren wie Die Theorie der Tierrechte und Tierrechte vs. Tierschutz; wir haben eine FAQ-Abteilung [frequently asked questions: häufig gestellte Fragen], wir haben diese Essays (jetzt mehr als 100); all dies ist dazu gedacht, Ihnen zu helfen, das zu lernen, was Sie brauchen, um sich jeder aufkommenden Frage zuzuwenden.

Es gibt eine Art von Aktivismus, die in den Posts auf Facebook nicht erwähnt, mir aber privat berichtet wurde. Jemand schrieb mir und fragte:
Ist das Sorgen für ein einzelnes Tier eine abolitionistische Handlung?
Meine Antwort: Absolut! Die abolitionistische Position ist, dass wir aufhören, domestizierte Tiere in die Welt zu setzen. Aber was ist mit denen, die jetzt existieren? Haben wir keine Verpflichtung ihnen gegenüber angesichts dessen, dass sie wegen unserer Selbstsucht und moralischen Blindheit existieren? Meiner Ansicht nach ist die Antwort klar.

Deshalb unterstütze ich Organisationen wie Peaceful Prairie Sanctuary, Gruppen, die TNR-(''trap, neuter, return'') [einfangen, kastrieren, zurückbringen] machen, wie The Animal Spirit / Homeless Animal Lifeline [Seele der Tiere / Rettungsleine für heimatlose Tiere] und Tierheime, die keine Tiere töten. Deshalb haben wir vier gerettete Hunde, die mit uns leben (und wir hatten zeitweilig bis zu sieben). Alle diese Tiere sind Flüchtlinge in einer Welt, in die sie nicht hineinpassen und in der sie dank uns nicht für sich selber sorgen können. Also, ja, das Sorgen für einzelne Tiere ist nicht nur in Übereinstimmung mit der abolitionistischen Tierrechtsposition, es ist, soweit es nach mir geht, ein integraler Bestandteil davon.

Dies sind, in wenigen Worten, die Antritten, die ich an einem Tag bekommen habe. Bedenken Sie, wie viel getan wird ohne große Organisationen mit einem Millionen-Dollar-Budget, die für die ''Bio-Fleisch/Milch/Eier''-Bewegung verantwortlich sind und die die Öffentlichkeit sich beim fortgesetzten Konsum von Tierprodukten wohler fühlen lassen.

Es wird deutlich, dass es ein in Erscheinung tretendes Netzwerk vegan/abolitionistischer Anwälte der Tiere gibt, die mit wenig anderen Mitteln als ihrem Mitfühlen und ihrer Kreativität die Welt in gewaltloser Weise verändern wollen und dies tun. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen schon allein durch die in diesem Essay Erwähnten beeinflusst worden sind, wird mir klar, dass wenn alle ''Tierschutzleute'' mit einer gewaltlosen veganen Stimme sprächen, wir eine höchst dramatische Wirkung auf das Leiden und Sterben von Tieren haben könnten, sowohl kurzfristig als auch in der Herausbildung einer neuen Friedensbewegung, die alle Gewalt zurückweist – einschließlich der Gewalt, die damit beginnt, was wir essen, anziehen und auf unseren Körpern anwenden.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Wednesday 29 July 2009

Ein Kommentar zum Aktivismus mit blutigen Bildern

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Anwälte der Tiere diskutieren oft, ob sie in ihren Bemühungen, über Tierausbeutung aufzuklären, Informationsmaterial verwenden sollen, das zeigt, wie Tiere getötet werden. Sollten sie zum Beispiel Schlachthaus-Videos oder andere brutale Szenen zeigen?

Ich bin nicht sicher, dass es hier eine richtige oder falsche Antwort gibt, aber ich möchte Ihnen doch einige Gedenken zur Erwägung anbieten:

Erstens: Manche Menschen wollen blutige Bilder einfach nicht sehen und verlassen Ihren Infotisch oder Vortrag. Damit verlieren Sie eine Gelegenheit zur Interaktion und Aufklärung.

Zweitens: Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Menschen daran gewöhnt sind, die ganze Zeit extreme Gewalt und Blut zu sehen – in Filmen, Computerspielen und in den Spätnachrichten. In einem gewissen Sinn sind wir eine Gesellschaft, die taub für schreckliche Gewalt geworden ist. Wir sollten nicht die Wirkung von Videos und anderem Material überschätzen, das wir für schockierend halten.

Drittens: Blutige Bilder tendieren fast immer dazu, den Blick des Betrachters sich auf die Behandlung von Tieren und nicht auf ihre Nutzung richten zu lassen. Das heißt, zeigen Sie jemandem etwas, das die schreckliche Behandlung von Tieren darstellt, und die fast automatische Reaktion ist, dass die Behandlung verbessert werden, und nicht, dass die Nutzung gänzlich eingestellt werden sollte. Die übliche Reaktion ist so etwas wie: ''Ja, das ist fürchterlich, und so etwas sollte nicht vorkommen, aber es könnte doch bestimmt 'humaner' gemacht werden?''

Dies ist genau der Grund, weshalb große Tierschutzorganisationen fast immer mit ''bluttriefendem'' Anschauungsmaterial arbeiten. Ihr Ziel ist es, Unterstützung für eine Veränderung zu bekommen, die, wie sie behaupten, Tierausbeutung ''humaner'' machen wird. Sie zeigen den Horror eines Hühnerschlachthofs, um Unterstützung für das Vergasen von Hühnern zu bekommen; sie zeigen eine konventionelle Legebatterie, um Unterstützung für käfig-freie Eier [Eier aus Bodenhaltung] zu bekommen. Die Botschaft ist klar und ausdrücklich: Lassen Sie uns Ihnen zeigen, wie furchtbar das alles ist, aber mit Ihrer Unterstürzung können wir die ''schlimmsten Missstände'' beseitigen und es besser machen. In der Tat zeigen die verschiedenen Human-Label-Programme, die von diesen Gruppen gefördert oder gesponsert werden, dass die Behandlung von Tieren im Mittelpunkt steht, nicht ihre Nutzung.

Einige Anwälte der Tiere sagen, dass sie diese Videos verwenden, ihnen aber eine Botschaft von der Abschaffung der Tiernutzung folgen zu lassen. Obwohl das besser ist, als nichts folgen zu lassen, ist das Problem natürlich, dass wenn Sie einen Film zeigen oder anderes Material vorführen, das Teil der allgemeinen Tierschutz-Botschaft von Reform und Regulierung ist, es schwierig sein kann, dieser Botschaft entgegenzuwirken, die in solchem Material gewöhnlich deutlich wird. Sie scheinen mit dem Material, das Sie zeigen, zu vertreten, und das ist irreführend.

Viertens: Meiner Ansicht nach ist es unbedingt erforderlich, dass wir die Menschen dazu bewegen, über die grundlegende Ungerechtigkeit der Tiernutzung nachzudenken. Das ist der Grund, warum ich fast jede meiner Präsentationen über Tierethik mit einer Diskussion des von uns allgemein akzeptierten moralischen Prinzips beginne, dass es moralisch falsch ist, Tieren ''unnötiges''Leiden zuzufügen und sie ''unnötigerweise'' zu töten, und dass jedes schlüssige Verständnis des Konzepts von Notwendigkeit das Zufügen von Leiden und Tod aus Gründen des Genusses, zum Vergnügen oder aus Bequemlichkeit ausschließen muss. Ich erkläre dann, inwiefern 99,99% unserer Nutzung von Tieren nur unter Berücksichtigung von Genuss, Vergnügen oder Bequemlichkeit gerechtfertigt werden können. Die meisten Menschen haben sich niemals wirklich den Widersprüchen in der Art und Weise, wie sie über Tiere denken, gestellt. Die meisten haben niemals darüber nachgedacht, dass jene, die Tierprodukte konsumieren, kein Recht haben, moralische Überlegenheit zu reklamieren und zum Beispiel Michael Vick zu kritisieren.

Ich erkläre dann, die fundamentale moralische Frage der Tiernutzung beiseite lassend, dass die Behandlung von Tieren, nicht bedeutend verbessert werden kann, weil Tiere Eigentum sind und wirtschaftliche Erwägungen immer dazu dienen werden, Tierschutzstandards sehr niedrig zu halten. Und Tierschutzreformen können tatsächlich kontraproduktiv sein, weil sie die Öffentlichkeit sich beim Konsum von Tierprodukten wohler fühlen lassen. Die blühende ''Bio-Fleisch''-Bewegung ist ein zwingender Beweis für das Problem.

In dem Maß, in dem ich Videos verwende (und ich tue es selten), verwende ich Material, das sich deutlich gegen Tiernutzung ausspricht. Zum Beispiel hat Peaceful Prairie Sanctuary einiges an ausgezeichnetem Material, welches das Scheitern von Tierschutzreformen herausstellt und klarstellt, dass die Lösung des Problems darin besteht, Tiere überhaupt nicht zu nutzen.

Fünftens: Eines der wirkungsvollsten Videos, die ich je gesehen habe, ist der Clip, in dem zwei Kühe auf den Einlass ins Schlachthaus warten. Es gibt kein Blut in dem Video – nur die sehr klare und machtvolle Botschaft, dass diese Kühe nichtmenschliche Personen sind, und dass keine Laune des Gaumens ihre Nutzung durch uns – wie ''human'' auch immer die Behandlung sein mag – in irgendeiner Weise rechtfertigen kann. Das Video ist drei Minuten lang. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Menschen mir schon gesagt haben, dass es zu dem Überwältigendsten gehört, was sie je gesehen haben.

Schießlicht: Ich verstehe, dass es wichtig ist, die Öffentlichkeit über die Realität heutiger Tierausbeutung aufzuklären. Aber es ist ebenfalls wichtig, klarzustellen, dass selbst wenn wir Massentierhaltung vollständig abschaffen könnten und nur noch familienbetriebene Bauernhöfe hätten, die einige Tierschützer als ideal bezeichnen, oder selbst wenn jedes Tierversuchsslabor sich peinlich genau an jedes Gesetz und an jede Bestimmung, die Tierversuche betreffen, hielte, Tiere immer noch gequält und allen möglichen Entbehrungen unterworfen würden. Wenn wir den Standpunkt vertreten, dass Tiernutzung, wie ''human'' immer, moralisch nicht zu rechtfertigen ist, mögen wir die Menschen zunächst aufschrecken, weil sie gewohnt sind, die Tierschutz-Botschaft zu hören. Aber wenn wir bereit sind, Argumente folgen zu lassen, welche die Abschaffung der Tierausbeutung durch Veganismus stützen, kann das Ergebnis im Sinne einer Verhaltensänderung sehr leicht produktiver und bedeutsamer sein.

Die Realität ist, dass wir niemals eine Veränderung sehen werden, bis wir das Paradigma weg von Gewalt hin zu Gewaltlosigkeit, weg von ''humaner'' Behandlung von Tieren hin zur Abschaffung ihrer Nutzung verschieben.

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione