Wednesday, 13 June 2007

Das Versagen von Tierschutzgesetzen

von Gary L. Francione Blog

Wir arbeiten immer noch hart an der Neugestaltung dieser Website. Wir sind davon sehr begeistert und hoffen, dass die Website Ihnen gefällt und dass Sie sie für Ihr abolitionistisches Eintreten für Tiere nützlich finden.

Ich möchte diese Woche einen Rechtsfall aus jüngster Zeit, der durch die Nachrichten ging, kurz kommentieren. Im Dezember 2005 behauptete ein Ermittler einer Tierschutzorganisation, verschiedene Fälle von Tierquälerei auf Esbenshade Farms, einer großen Eierfabrik in Pennsylvania, gefilmt zu haben. Der Eigentümer und der Manager wurden beide wegen 35 Fällen des Verstoßes gegen das in Pennsylvania gültige Tierschutzgesetz belangt. Das Video zeigte den Angaben zufolge auf dem Draht ihrer Käfige aufgespießte Hennen, unfähig, Futter oder Wasser zu erreichen, und zusammen mit den verwesenden Körpern anderer Hennen eingesperrt.

Am 01. Juni 2007 befand der Richter am Gerichtshof des Bundesstaates beide [Angeklagten] nicht schuldig in allen Anklagepunkten. Die Eierbauern behaupteten, dass das Video in Wirklichkeit nicht ihren Hof zeigte. Aber der Richter fertigte offensichtlich keine schriftliche Meinung aus, so dass die Grundlage der Entscheidung unklar ist.

Die Gemeinde der Anwälte der Tiere ist schockiert.

Warum?

Dies ist genau die Art und Weise, wie Tierschutzgesetze funktionieren. Nämlich gar nicht.

In meinem Buch Animals, Property, and the Law habe ich gezeigt, dass Tierschutzgesetze nicht funktionieren und darin versagen, den Interessen von Tieren bedeutsamen Schutz zu bieten. Es handelt sich um Strafrechtsbestimmungen, welche erfordern, dass der Staat jenen, die gegen sie verstoßen, eine kriminelle Absicht nachweist. Angesichts des Umstandes, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der fast jeder Tierausbeutung als normal betrachtet, ist es schwierig, jemandem ohne einen vernünftigen Zweifel nachzuweisen, dass er in krimineller Absicht gehandelt hat, wenn er einem Tier Leiden zugefügt und es getötet hat.

Darüber hinaus enthalten viele Tierschutzbestimmungen entweder ausdrücklich Ausnahmen für anerkannte Arten der institutionellen Tiernutzung oder sie interpretieren das Verbot des Zufügens ''unnötigen'' oder ''ungerechtfertigten'' Leidens von Tieren unter Verweis auf solche Nutzungsarten. Dies bedeutet, dass als ''notwendiges'' und ''gerechtfertigtes'' Leiden das erachtet wird, was in den Ausbeutungsindustrien gebräuchlich ist. Zum Beispiel verletzt laut den in Pennsylvania gültigen Bestimmungen eine ''im normalen landwirtschaftlichen Arbeitsablauf vorgenommene Handlung'' das Tierschutzgesetz nicht.
Aber viele Handlungen, die in landwirtschaftlicher Tierhaltung ''normal'' sind, sind ''grausam'' gemäß dem, wie wir den Begriff im nicht-rechtlichem Kontext verwenden. Die Verletzung von Hennen in Batteriekäfigen, ihre Unfähigkeit, Futter und Wasser zu erreichen, und tote Vögel in den Käfigen sind allesamt Teil ''normaler'' landwirtschaftlicher Eierproduktion.

Wir sollten also nicht überrascht sein, dass der Richter die Angeklagten von allen Vorwürfen freisprach. Selbst wenn sie taten, was getan zu haben sie beschuldigt werden, wäre es schwierig zu argumentieren, dass das, was auf dem Esbenshade-Hof auftrat, sich in irgendeiner bedeutsamen Weise von dem unterscheidet, was auf jeder anderen Eierfarm mit Massentierhaltung vor sich geht. Alle sind grässliche Orte, die Tiere für wirtschaftlichen Gewinn quälen. Aber sie existieren nur, weil wir Eier essen. In dem Maß, in dem die Eierbauern schuldig sind, sind es auch die Konsumenten. Wenn es keine Nachfrage [nach Eiern] gäbe, wären die Produzenten nicht im Geschäft.

In gewissem Sinne ist die strafrechtliche Verfolgung wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz irreführend und schädlich. Sie ist irreführend, weil sie suggeriert, dass es einen Unterschied zwischen [Betrieben wie] Esbenshade Farms und anderen Eierproduktionsanlagen gibt. Es gibt keinen. Alle sind fürchterliche Orte. Die strafrechtliche Verfolgung ist schädlich, weil sie als Lösung des Problems nahe legt, Eier zu konsumieren, die unter ''humaneren'' Umständen produziert werden wie ''käfig-freie'' Eier [Eier aus Bodenhaltung], die von der Humane Society of the United States und anderen Tierschutz-Körperschaften beworben werden.

Die Lösung ist nicht: mehr ''humane'' Eier.

Die Lösung ist: keine Eier.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione