Tuesday 15 September 2009

Sexismus und Frauenfeindlichkeit in der Bewegung

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten argumentiere ich, dass die Anwendung von Sexismus und Frauenfeindlichkeit vermeintlich dazu, Tierrechte zu fördern, eine sehr schlechte Idee ist. Die Verdinglichung von Frauen ist nicht nur an sich selbst unmoralisch, sie trägt nichts dazu bei, das soziale Denken bezüglich der Verdinglichung von Tieren zu verändern. PETA praktiziert schon seit Jahren verschiedene Versionen der ''Lieber-nackt-als-im-Pelz''-Kampagne. Und welches Ergebnis hat sie gehabt? Die Pelzindustrie ist heute stärker als jemals zuvor. Selbst jene, die einst nackt für PETA posierten, tragen wieder Pelz.

Ich habe gerade eine Videowerbung, gesehen, produziert von Wakker Dier, was 'Tier-Bewusst'' [''Animal Awake''] bedeutet, eine niederländische, als ''Europas Pendant zu PETA'' bezeichnete Organisation. Wakker Dier hat das niederländische Playmate und Fetisch-Model Ancilla Tilia dazu geheuert, den Part einer Stripperin zu spielen, die wie ein Tier gekeult und gehäutet wird. [Video]

PETA hat seine sexistischen Kampagnen mit seinem Frontal-Nackt-Video weiter vorangetrieben. Und nun sehen wir unverblümte plastische Gewalt.

Wenn Sie glauben, dass dergleichen irgendetwas dazu beiträgt, das Bewusstsein über Tierausbeutung zu heben, dann bin ich respektvoll aber entschieden anderer Meinung.

Diese Grotesken sind zu nichts als zur Unterhaltung für die Bewegung gedacht, sie leisten nichts, um die Öffentlichkeit von der Bedeutung des Problems der Tierausbeutung zu überzeugen. In den vielen Jahren, seit denen ich für Tiere arbeite, habe ich niemals erlebt, dass jemand zu mir gekommen ist, um mir zu sagen, er sei dazu bewegt worden, über das tierethische Problem nachzudenken, weil er eine nackte Frau in einem Käfig gesehen hat. Tatsächlich ist dies genau die Art Dinge, die fortschrittliche Menschen denken lässt, dass die Tierrechtsbewegung ein armseliger Witz ist, der als solcher abzutun und zu ignorieren ist.

Die Verdinglichung von Tieren ist sehr ähnlich der von Frauen. Aber die Gesellschaft hat kein Problem mit der Verdinglichung von Frauen. Anstatt sich gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu engagieren, fördert ein großer Teil der Bewegung sie aktiv. Solange wir fortfahren, Frauen als Fleisch zu sehen, werden wir niemals ein Problem darin sehen, Tiere als Fleisch zu nutzen.

Ich bitte Sie dringend, über das Problem nachzudenken und zu erwägen, Sexismus und Frauenfeindlichkeit in der Bewegung aktiv entgegenzutreten. Beides ist an sich falsch und tun nichts – rein gar nichts — dazu, Tieren zu helfen.

Gary L. Francione
©2009 Gary L. Francione