Wednesday, 29 November 2006

Peter Singer unterstützt Tierversuche: Warum sind Sie überrascht?

von Gary L. Francione Blog

The Sunday Times GB) von 26. November 2006 berichtet, dass in einer BBC-Dokumentation Peter Singer, von The Times als ''Vater der modernen Tierrechtsbewegung'' bezeichnet, sich mit Tipu Aziz trifft, einem Tierexperimentator in Oxford, der in seiner Erforschung der Parkinson-Krankheit Primaten verwendet. Aziz informiert Singer darüber, dass er Parkinson in Primaten hervorruft, und behauptet, dass seine Verwendung von 100 Affen 40.000 Menschen geholfen hat. Singer antwortet:
Nun, wenn Sie einen Fall wie diesen nehmen, dann würde ich eindeutig zustimmen, dass es ein gerechtfertigtes Experiment war. Ich denke nicht, dass Sie sich Vorwürfe deswegen, es getan zu haben, machen sollten, vorausgesetzt – ich gehe davon aus, dass Sie der Experte hierin sind, nicht ich – es gab keinen anderen Weg, dieses Wissen zu erlangen. Ich könnte dies als gerechtfertigte Forschung ansehen.
Bis jetzt habe ich 64 Emails von Anwälten der Tiere in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und anderswo erhalten, die Überraschung und Ungläubigkeit über Singers Standpunkt ausdrücken. Fast jede Nachricht beginnt mit dem Ausdruck von Erstaunen wie: ''Können Sie glauben, was Singer gesagt hat?''

Meine Antwort ist schlicht: Warum sind Sie überrascht?

Wenn Sie lesen, was Peter Singer seit 30 Jahren schreibt, dann ist völlig klar, dass er Tierversuche mit Nichtmenschen – und Menschen – als moralisch zulässig erachtet. In der Tat verwirft Singer ausdrücklich Tierrechte und die Abschaffung der Tierausbeutung; er betrachtet das Essen von Tieren und Tierprodukten nicht als per se moralisch falsch; er behauptet´, dass wir ''pflichtbewusste Allesesser '' sein und ''gegenseitig befriedigende'' sexuelle Beziehungen mit Tieren haben können; und er behauptet, dass es moralisch zulässig sei, behinderte Säuglinge zu töten.

Mit einem Wort, eher als zu fragen: ''Können Sie glauben, was Singer gesagt hat?'' ist es angebrachter zu fragen: ''Kann jemand bitte erklären, was Singer zum ''Vater der modernen Tierrechtsbewegung'' gemacht hat?

Singer ist Utilitarist. Er macht geltend, dass das, was richtig oder falsch in einer Situation ist, einzig und allein von den Konsequenzen abhängt. Wenn das Töten von 100 Affen 40.000 Menschen rettet, dann ist diese Handlung moralisch gerechtfertigt. Singer verwirft ausdrücklich die Idee von Tierrechten, die es uns verbieten würden, jene 100 Affen ausschließlich als Mittel zu unseren Zwecken zu behandeln. Aber Singer denkt auch, dass es richtig wäre, geistig schwer behinderte Menschen in dieser Situation zu verwenden, weil es speziesistisch wäre, Nichtmenschen solchen Menschen vorzuziehen, die er als jenen gleichgestellt betrachtet. Singer vertritt also von vornherein eine Ansicht, die nicht nur mit der Tierrechtsposition in Konflikt steht, sondern auch mit allgemein vertretenen Prinzipien von Menschenrechten und die durchaus mit der Ansicht von Nazi-Ärzten übereinstimmt, welche ''unbrauchbare'' Menschen in Experimenten verwendeten.

Singer behauptet, dass Tiere größtenteils kein Interesse an der Fortsetzung ihrer Existenz haben. Deshalb wirft unser Gebrauch von Tieren an sich keine moralische Frage auf; es ist unsere Behandlung von Tieren, die eine Rolle spielt. Singer sagt dies explizit an einer Reihe von Stellen, einschließlich Animal Liberation. Er behauptet, dass die meisten Tiere nicht ich-bewusst sind und weder eine ''fortdauernde geistige Existenz'' noch Wünsche für die Zukunft haben.(S. 228) Ein Tier kann ein Interesse daran, nicht zu leiden haben, aber da ''es nicht erfassen kann, dass es ein 'Leben' hat in dem Sinne, der ein Verständnis dessen erfordert, was es heißt, über eine Zeitspanne hinweg zu existieren'', hat das Tier kein Interesse daran, weiterzuleben oder nicht als Ressource oder Eigentum von Menschen genutzt zu werden.''( S. 228 f.) Für Tiere spielt es keine Rolle, ob wir sie für Nahrungszwecke züchten und schlachten, in Versuchen verwenden oder in irgendeiner anderen Weise als Ressourcen ausbeuten, solange sie ein einigermaßen angenehmes Leben haben. Da Tiere nach Singer kein Interesse an ihrem Leben an sich haben, ''ist es nicht leicht zu erklären, warum, von einem unparteiischen Standpunkt aus gesehen, der Verlust des Lebens für das getötete Tier nicht durch die Erzeugung eines neuen Tieres gutzumachen ist, das ein gleichermaßen angenehmes Leben führen wird.'' (229)

Obwohl Singer der Massentierhaltung kritisch gegenüber steht, vertritt er die Ansicht, dass es moralisch zu rechtfertigen sein mag, Tiere zu essen, ''die ein angenehmes Leben in sozialen Gruppen gemäß ihren Verhaltensbedürfnissen haben und dann schnell und schmerzlos getötet werden.'' (S. 229 f.) Er erklärt, dass er ''pflichtbewusste Menschen respektieren kann, die darauf achten, nur Fleisch zu essen, das von solchen Tieren stammt.'' (S. 230)

In Singers neu erschienenen Buch The Way We Eat: Why Our Food Choices Matter (mit Jim Mason zusammen verfasst) argumentiert er, dass wir ''pflichtbewusste Allesesser'' sein und Tiere in ethischer Weise ausbeuten können, wenn wir zum Beispiel nur solche Tiere essen, die ''human''' aufgezogen und getötet worden sind.

Singers Botschaft ist klar: Wegen der Missstände in der Massentierhaltung mag es vorzuziehen sein, vegan oder vegetarisch zu leben. Aber er hat keine Einwände gegen das Töten von Tieren für Nahrungszwecke, und er hat nie welche gehabt.

Falls Sie den geringsten Zweifel daran haben, lesen Sie Singers Interview in der Oktoberausgabe des Neuen-Tierschutz-Magazins Satya. In Singers eigenen Worten:
Ich denke, die Leute irren sich, wenn sie meinen, ich hätte das zugrunde liegende ethische Argument verwässert. Nun, andere unterstellen übrigens, dass ich in Animal Liberation gesagt hätte, das Töten von Tieren sei stets falsch, und dies sei irgendwie das Argument dafür, vegetarisch oder vegan zu sein, gewesen. Aber wenn sie in Animal Liberation nachschauen, werden sie dieses Argument nicht finden.
Singer macht deutlich, dass er die Missstände in der Massentierhaltung als das Problem sieht. Machen wir das Verfahren ''humaner'' und befassen uns mit den Aspekten des Leidens zu Singer utilitaristischer Zufriedenheit, können wir alle zum Essen von Tieren zurückkehren. Singer denkt, dass es ein Fehler ist, ''zu fanatisch darin zu sein, auf ein rein veganes Leben zu bestehen.'' Befragt zu seinem eigenen Veganismus, antwortet er: ''Oh, das ist keine Frage, ich bin unrein.''

Singer sieht nicht nur kein dem Essen von Tieren innewohnendes Problem, er sieht auch kein Problem darin, sexuellen Kontakt mit Nichtmenschen zu haben – solange, wiederum, wir ''human'' vorgehen. Auf einer Soft-Porno Website, Nerve.com, erzählt uns Unser Vater
Aber Sex mit Tieren schließt nicht immer Grausamkeit ein. Wer ist nicht bei einem sozialen Anlass schon einmal vom Familienhund unterbrochen worden, der die Beine eines Besuchers packt und heftig seinen Penis an ihnen reibt? Der Gastgeber sucht solche Aktivitäten gewöhnlich zu verhindern, aber im Privaten hat nicht jeder etwas dagegen, in solcher Weise von seinem Hund gebraucht zu werden, und gelegentlich mögen sich gegenseitig befriedigende Aktivitäten entwickeln.(siehe Rezension)
In The Way We Eat erzählen Singer und Mason von einem Tag, den sie auf einer Truthahnfarm arbeitend damit verbrachten, ''den Samen zu sammeln und ihn in die Hennen hineinzubekommen.'' Sie fingen und hielten den Truthahn fest, während ein anderer Arbeiter ''die Geschlechtsöffnung des Vogels presste, bis die weiße Samenflüssigkeit heraussickerte. Mittels einer Vakuumpumpe zog er sie auf eine Spritze.'' Singer und Mason mussten dann die Hennen ''brechen'', was bedeutete, sie gewaltsam so festzuhalten, ''dass ihr Hinterteil aufwärts gerichtet und ihre Kloake offen ist.'' (S. 28) Der Besamungstechniker steckte dann ein Röhrchen in die Henne und leitete unter Verwendung eines Stroms komprimierter Luft den Samen in den Einleiter ein. Offenbar also bedeutet Singers Version von ''Befreiung der Tiere'', dass wir Tieren Schaden zufügen können, um unsere Neugier hinsichtlich der Mechanismen der Tierausbeutung zu befriedigen.

Zuletzt vertritt Singer Positionen, die die meisten von uns als eine Sache grundlegender Menschenrechte inakzeptabel finden. Zum Beispiel (eins von vielen) erörtert er in Practical Ethics, ob es moralisch vertretbar ist, einen Säugling zu töten, der mit Hämophilie geboren wurde. Er behauptet, dass, obgleich die Frage kompliziert ist, wir das Töten des Säuglings verteidigen können, wenn das der einzige Weg ist, auf dem die Eltern ein weiteres, ''normales'' Kind haben werden, denn ''[w]enn der Tod eines behinderten Säuglings zur Geburt eines anderen Kindes mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt, ist die gesamte Summe des Glücks größer, wenn das behinderte Kind getötet wird.'' ( S. 186) Obwohl in dieser Weise menschliche Säuglinge als ''ersetzbar'' behandelt werden, macht Singer geltend, dass Säuglinge nicht ich-bewussten Tieren gleichen und es vertretbar ist, sie zu töten. Er erklärt, dass ''das Töten eines behinderten Säuglings dem Töten einer Person moralisch nicht gleichwertig ist. Sehr oft ist es überhuapt nicht falsch.'' (S. 191)

Ich könnte immerzu fortfahren mit Beispielen, die demonstrieren, dass Singers Ansichten nichts mit Tierrechten zu tun haben oder mit dem, was die meisten von uns als vertretbare Auffassung von Menschenrechten betrachten. Aber das einzig Positive, was man über Singer sagen kann, ist, dass er niemals versucht hat, diese Ansichten zu verbergen. Deshalb ist es mir ein Rätsel, warum irgendjemand über seine Bemerkungen zu Aziz' Verwendung von Affen in Oxford überrascht war.

In dem Satya Interview sagt Singer in Beantwortung einer Frage zu dem Widerhall von The Way We Eat:
Ich war erfreut, dass Menschen, die selbst Veganer und in einige der größeren Tierrechtsorganisationen eingebunden sind, das Buch stark unterstützt haben.
Es gab einige wenige Nörgeleien seitens der Art von Leuten, von der ich es erwarten würde. Ich meine, es gibt Menschen, die, denke ich, ein bisschen zu schnell dabei sind, andere zu kritisieren, die im Wesentlichen auf derselben Seite des Zauns, aber nicht so rein wie sie sind, und sie sind auf das Faktum fixiert, dass dieses Buch nicht einfach sagt, Sie sollten vegan leben und sonst nichts.
Singer begreift nicht, worum es geht. Jene, die glauben, dass es moralisch falsch ist, Tierprodukte zu konsumieren, sind nicht auf ''derselben Seite des Zauns'' wie er. Singers Position ist nicht verschieden von derjenigen institutioneller Tierausbeuter, die, wie Singer, die Ansicht vertreten, dass wir Tiere nutzen können, solange wir darauf bedacht sind, sicherzustellen, dass sie nicht ''zu viel'' leiden. Singers Sichtweise reduziert das Thema Tierrechte auf eine Debatte darüber, was ''zu viel'' Leiden darstellt, was an dem wesentlichen Punkt vorbeigeht, dass wir die Nutzung von Tieren – wie ''human'' immer sie sein mag – nicht rechtfertigen können. Es ist nichts Verkehrtes daran, ein ''Purist' in der Sache grundlegender Rechte zu sein. Würde irgendjemand behaupten, dass es ''puristisch'' ist, ''humane'' Vergewaltigung oder ''humanen'' Kindesmissbrauch zurückzuweisen? Natürlich nicht.

Solange der sogenannte ''Vater der modernen Tierrechtsbewegung'' das Vorantreiben von Veganismus als moralischer Grundlinie als ''fanatisch'' betrachtet, wird die Bewegung fortfahren, genau das zu tun, was sie das vergangene Jahrzehnt lang getan hat – rückwärts gehen. Es ist höchste Zeit, dass diejenigen, die Tierausbeutung abzuschaffen und nicht lediglich zu regulieren suchen, Unseren Vater verstoßen und vorankommen mit der Aufgabe, eine soziale und politische Bewegung zu schaffen, welche die Ausbeutung von Tieren in bedeutungsvoller Weise in Frage stellt.

Gary L. Francione
© 2006 Gary L. Francione

Sunday, 5 November 2006

Von Affen, Menschen und Nichtmenschen

von Gary L. Francione

Ein Sammelband mit dem Titel "The Great Ape Project" (GAP) stieß 1993 eine Debatte an, die bis heute andauert.1 Das Buch einer Wissenschaftlergruppe wurde zusammen mit einer "Erklärung zu den Menschenaffen" (Declaration on Great Apes) lanciert, der sich die Herausgeber und sämtliche Autoren angeschlossen hatten. In dieser Erklärung heißt es, dass Menschenaffen die "engsten Verwandten unserer Spezies sind" und ihre "geistigen Fähigkeiten und ihr Gefühlsleben ihre Aufnahme in eine Gemeinschaft von Gleichen rechtfertigen".

Mittlerweile gibt es eine recht umfangreiche Literatur, in der erörtert wird, ob Menschenaffen, Delfine, Papageien und noch einige andere Tiere über kognitive Eigenschaften verfügen, die als spezifisch menschlich gelten, wie Selbstbewusstsein, Gefühle und die Fähigkeit, in einer Symbolsprache zu kommunizieren. GAP machte die Vorstellung populär, dass bestimmte nichtmenschliche Lebewesen über einen "dem Menschen verwandten Geist" verfügen und einer stärkeren moralischen Rücksichtnahme und eines besonderen rechtlichen Schutzes bedürfen.(2)
Diese "Theorie der Geistesverwandtschaft", wie ich sie nennen möchte, hat viele Verhaltensbiologen zu Forschungen angeregt, in welchem Ausmaß manche Nichtmenschen über menschliche kognitive Fähigkeiten verfügen. Die Kehrseite der Theorie besteht jedoch darin, dass Tiere, denen diese kognitiven Fähigkeiten fehlen, immer noch als Sachen gelten, die zwar eine "humane", nicht aber jene bevorzugte Behandlung verdienen, die wir Nichtmenschen zugestehen, die uns geistig ähnlich sind. Von ihren Anhängern wird die Theorie der Geistesverwandtschaft als Fortschritt verkauft, aber sie erleichtert es eben auch, weiterhin fast alle Nichtmenschen aus der Gemeinschaft moralischer Lebewesen auszuschließen.

Statt zu untersuchen, ob einige Nichtmenschen bestimmte kognitive Fähigkeiten besitzen und ob der Besitz dieser Fähigkeiten sie den Menschen hinreichend ähnlich macht, um sie moralisch und rechtlich als Personen zu behandeln, sollten wir überdenken, ob der Ansatz, die moralische Anerkennung von Nichtmenschen mit kognitiven Merkmalen zu verknüpfen, überhaupt richtig ist.

Denn schon bei flüchtiger Betrachtung erscheint die Theorie der Geistesverwandtschaft ziemlich abwegig. Kaum einer, der je mit einem Hund oder einer Katze zusammengelebt hat, wird bestreiten, dass es sich bei diesen Nichtmenschen, die sich genetisch viel deutlicher von uns unterscheiden als Menschenaffen, um intelligente Lebewesen mit Selbstwahrnehmung und Gefühlsleben handelt. Das Verhalten dieser Nichtmenschen lässt sich schlechterdings nicht kohärent und plausibel erklären, ohne auf die Vorstellung eines geistigen Lebens zurückzugreifen.

Vielleicht verfügen Nichtmenschen nicht über ebensolche intentionalen Zustände, wie sie zur symbolischen Kommunikation notwendig sind, aber sie verfügen mit Sicherheit über kognitive Zustände, die dem entsprechen, was wir als Meinungen, Wünsche etc. beschreiben.

Es ist erstaunlich, dass wir uns 150 Jahre nach Darwin immer noch so schwer damit tun, bei anderen Tieren Eigenschaften anzuerkennen, die wir für ein Charakteristikum des Menschen halten. Denn die Annahme, dass die geistigen Fähigkeiten von Menschen bei Nichtmenschen vollständig fehlen, verträgt sich nicht mit der Evolutionstheorie, nach der es ausschließlich menschliche Eigenschaften gar nicht gibt.

Ich will damit nicht behaupten, dass es zwischen Tieren, die sich der symbolischen Kommunikation bedienen, und Tieren, die dies nicht tun, keine bedeutsamen Unterschiede gäbe; doch aus diesen Unterschieden folgt nicht, dass es für die kognitiven Eigenschaften des einen Tieres beim anderen keine Entsprechung gäbe.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Nichtmenschen auch über Eigenschaften verfügen, die wir für ausschließlich menschlich halten, und bin mir durchaus bewusst, dass dieser Punkt kontrovers diskutiert wird; und sicherlich gibt es zwischen den geistigen Funktionen von Menschen und den geistigen Funktionen anderer Tiere, die keine Sprache verwenden, gewichtige Unterschiede.

Dennoch gibt es mindestens zwei gute Gründe dafür, den Ansatz der Theorie der Geistesverwandtschaft zu verwerfen. Der eine ist praktischer Natur und hängt mit der Frage zusammen, ob dieser für Lebewesen, deren kognitive Fähigkeiten den unseren gleichen, tatsächlich zu nennenswerten Veränderungen führen wird. Der andere Grund ist eher theoretisch und betrifft die grundsätzliche Frage, warum es außer der Empfindungsfähigkeit noch weiterer Eigenschaften bedarf, um als vollgültiges moralisches Wesen akzeptiert zu werden.

Erstens wird die Theorie der Geistesverwandtschaft wahrscheinlich nicht mehr bewirken, als die Anerkennung unserer moralischen und rechtlichen Pflichten gegenüber Nichtmenschen auf unbestimmte Zeit zu vertagen, während wir weiter fleißig empirische Daten sammeln, um die Vergleichbarkeit einiger Nichtmenschen mit uns Menschen zu belegen. Und selbst wo nicht der geringste Zweifel an einer solchen Ähnlichkeit besteht, setzen wir uns über die Daten hinweg und fahren mit der Ausbeutung fort. Die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Schimpansen beispielsweise sind völlig unbestreitbar.

Die DNS des Schimpansen deckt sich zu 98,5 Prozent mit der unseren, und auch das kulturelle und geistige Leben der Schimpansen ist dem unseren sehr ähnlich. Diese Ähnlichkeiten sind uns seit geraumer Zeit bekannt, es war eines der Ziele von GAP, die überwältigenden Beweise dafür zusammenzutragen. Dennoch halten wir Schimpansen weiterhin in zoologischen Gärten gefangen und benutzen sie für biomedizinische Experimente.

Das zweite Problem besteht darin, dass die Theorie der Geistesverwandtschaft nicht genau spezifiziert, in welchem Ausmaß ein Nichtmensch bestimmte Eigenschaften besitzen muss, um als hinreichend menschenähnlich zu gelten und unsere moralische Achtung zu verdienen. Alles spricht dafür, dass Papageien in etwa über die geistigen Fähigkeiten fünfjähriger Menschenkinder verfügen, doch bis zum heutigen Tag werden Papageien in Zoohandlungen zum Kauf feilgeboten. Wie intelligent muss ein Papagei sein, bevor wir ihn als Mitglied der Gemeinschaft moralischer Lebewesen anerkennen? Muss der Papagei die kognitiven Fähigkeiten eines achtjährigen Kindes besitzen? Oder eines zwölfjährigen? Manche Schimpansen haben sich als fähig erwiesen, sich der menschlichen Sprache zu bedienen. Wie umfangreich muss ihr Vokabular und wie ausgeprägt müssen ihre syntaktischen Fähigkeiten sein, bevor wir zu dem Schluss kommen, dass die nichtmenschlichen Primaten über eine dem Menschen vergleichbare mentale Ausstattung verfügen?

Das Problem dieser Art von Vergleichen aufgrund spezifischer Merkmale besteht darin, dass Nichtmenschen daraus niemals als Gewinner hervorgehen. Kaum haben wir uns davon überzeugt, dass Papageien den Umgang mit einstelligen Zahlen beherrschen und begreifen, verlangen wir, dass sie auch den Umgang mit zweistelligen Zahlen beherrschen, um als menschenähnlich anerkannt zu werden.

Sobald eine Schimpansin zweifelsfrei gezeigt hat, dass sie über ein umfangreiches Vokabular verfügt, verlangen wir von ihr ein bestimmtes Niveau syntaktischer Fähigkeiten, um ihre geistige Ebenbürtigkeit zu beweisen. Der Zynismus dieser Spielereien wird offenbar, wenn man sich klar macht, dass jede beliebige Eigenschaft bei manchen Nichtmenschen deutlicher ausgeprägt ist als bei manchen Menschen; trotzdem kämen wir niemals auf die Idee, diese Menschen ebenso schlecht zu behandeln wie Nichtmenschen.

Ja, man muss sogar befürchten, dass die Theorie der Geistesverwandtschaft am Ende dazu führt, dass Tiere niemals als ebenbürtige Mitglieder der Gemeinschaft moralischer Lebewesen anerkannt werden. Selbst wenn ihre mentalen Eigenschaften exakt den unseren entsprächen, gäbe es keinerlei Garantie dafür, dass sie nicht diskriminiert würden. Im 19. Jahrhundert beriefen sich Wissenschaftler auf die Phrenologie, auf die "wissenschaftliche" Verknüpfung von Persönlichkeitsmerkmalen mit bestimmten Schädelformen, um Menschen eine andersartige mentale Ausstattung zu attestieren. Selbst eine identische geistige Ausstattung reicht also nicht zur moralischen Anerkennung aus, wenn es Gründe und Motive zur Diskriminierung gibt.
Doch selbst wenn die Theorie der Geistesverwandtschaft wider Erwarten zur Anerkennung einiger Nichtmenschen wie Menschenaffen oder Delfine als Personen führen sollte: Was ist mit der überwältigenden Zahl von Tieren, die niemals die Fähigkeit zur Verwendung menschlicher Sprache oder andere Eigenschaften an den Tag legen, die wir mit dem menschlichen Geist verbinden? Die Theorie der Geistesverwandtschaft drückt sich vor der grundlegenden moralischen Frage: Weshalb reicht das Kriterium der Empfindungsfähigkeit nicht aus, um Nichtmenschen das Recht zuzusprechen, nicht ausschließlich als Mittel zu menschlichen Zwecken behandelt zu werden?

Die Theorie der Geistesverwandtschaft geht davon aus, dass die kognitiven Fähigkeiten des Menschen einen moralischen Wert besitzen und eine besondere Behandlung rechtfertigen. Aber für die Behauptung, spezifisch menschliche Eigenschaften seien in moralischer Hinsicht wertvoller als die von Nichtmenschen, gibt es keine Grundlage. Unsere sprachlichen Fähigkeiten sind für Wesen wie uns von besonderem Wert, so wie das Echolot der Fledermäuse für Wesen wie Fledermäuse von besonderem Wert ist. Aber wenn man die Fähigkeit zur symbolischen Kommunikation moralisch höher einstuft als die Fähigkeit, sich seine Welt mit Schallwellen zu erschließen, setzt man voraus, was erst begründet werden muss. Selbst wenn alle Tiere mit Ausnahme des Menschen über keinerlei kognitive Fähigkeiten jenseits der Empfindungsfähigkeit verfügten oder wenn sie ihre kognitiven Fähigkeiten nur in geringerem Ausmaß oder auf ganz andere Weise zeigten als der Mensch, würde dieser Unterschied immer noch nicht rechtfertigen, dass wir diese Lebewesen wie Sachen behandeln.

Niemand behauptet, dass Nichtmenschen Auto fahren oder an Universitäten studieren sollten. Aber für die Frage, ob wir Nichtmenschen essen oder für Experimente benutzen dürfen, ist der Unterschied ganz und gar ohne Belang. Dies wird sofort deutlich, wenn man die Frage ausschließlich auf Menschen anwendet: Welche Eigenschaft auch immer wir zum Kriterium fürs Menschsein erheben, bei manchen Menschen wird diese Eigenschaften weniger ausgeprägt sein, bei anderen sogar gänzlich fehlen. Manche Menschen werden genau denselben Mangel aufweisen, den wir den Nichtmenschen zuschreiben. Sicherlich ist dieser Mangel in mancherlei Hinsicht von Bedeutung, aber er führt nicht dazu, dass wir diese Menschen versklaven oder als Waren ohne inneren Wert behandeln.

Die Pflicht zur Vermeidung der Ausbeutung von Nichtmenschen darf nicht davon abhängen, ob Tiere eine Geistesverwandtschaft zu uns aufweisen, die über Empfindungsfähigkeit hinausgeht.

Fußnoten:
(1) Paolo Cavalieri und Peter Singer (Hg.), "The Great Ape Project", London (Forth Estate) 1993, http://www.greatapeproject.org/. (2) "Our Hypocrisy", in: "The New Scientist, London, 4. Juni 2005.
Aus dem Englischen von Robin Cackett

Saturday, 4 November 2006

Animals, Property, and the Law

Gary Francione. Animals, Property and the Law. Temple University Press, Philadelphia, 1995.

Obwohl es mittlerweile eine ganze Anzahl von Tierschutzgesetzen gibt, und obwohl die Mehrheit der Menschen zumindest in der Öffentlichkeit ein Bekenntnis zum Tierschutz abgeben, werden nicht-menschliche Tiere in unserer Gesellschaft in größerer Zahl und mit größerer Brutalität ausgebeutet und mißbraucht als jemals zuvor in der Geschichte. Francione erklärt diesen Widerspruch damit, daß nicht-menschliche Tiere im Rahmen des Rechtssystems keine Rechte besitzen, jedenfalls keine Rechte in dem Sinn wie dieser Begriff üblicherweise verwendet wird.

Obwohl es Einschränkungen für den Gebrauch von nicht-menschlichen Tieren gibt (wie beim Gebrauch jeglichen Eigentums), bedingen diese Einschränkungen, wie z.B. Gesetze gegen Grausamkeit gegenüber nicht-menschlichen Tieren oder Tierversuchsgesetze, keine Rechte für die nicht-menschlichen Tiere und fordern keine Pflichten von den Menschen, die direkt auf das Wohlbefinden der nicht-menschlichen Tiere gerichtet sind. Diese Gesetze besagen vielmehr, dass, um zu bestimmen ob eine Behandlung "inhuman" oder ein Leiden "unnötig" und damit verboten ist, eine Abwägung der Interessen der betroffenen nicht-menschlichen Tiere gegen die Interessen der Menschen stattfinden muss.

Menschliche Interessen sind aber durch Rechte geschützt, u.a. durch das Recht auf Eigentum. Dem Gesetz nach sind nicht-menschliche Tiere Eigentum. Und es ist eine fundamentale Voraussetzung des Eigentumsbegriffs, dass ein Eigentum selber keine Rechte haben kann. Das Eigentumsrecht und das Recht auf die persönliche Freiheit z.B. mit Eigentum nach Belieben umgehen zu können, bestimmen den Ausgang der Abwägung zwischen den Interessen der Menschen und die der anderen Tiere.
Francione identifiziert den "Tierschutzgedanken" (animal welfare) als die diesem Vorgang zugrundeliegende Ideologie. Tierschutz ist, salopp gesprochen, die Sichtweise, dass es moralisch akzeptabel ist, zumindest unter gewissen Bedingungen nicht-menschliche Tiere zu töten und ihnen Leiden zuzufügen, solange Vorsichtsmassnahmen getroffen wurden, dass die betroffenen nicht-menschlichen Tiere so "human" wie möglich behandelt werden. Mit anderen Worten, es gibt kein Interesse nicht-menschlicher Tiere, das nicht übergangen werden könnte, solange ein genügend grosser "Vorteil" für Menschen aus dem Übergehen dieses Interesses entsteht. Tierschutz ist somit eine utilitaristische Ideologie. Francione erwähnt den Utilitaristen Singer in diesem Zusammenhang explizit als einen Tierschützer im Gegensatz zu TierrechtlerInnen.

Eine detaillierte Analyse bestehender Tierschutzgesetze zeigt, dass die Regulierung der Benutzung von nicht-menschlichen Tieren als Eigentum in erster Linie dadurch bestimmt ist, dass ihr Wert für die menschliche Gemeinschaft nicht reduziert werden soll. So ist z.B. das Verhungernlassen von Nutztieren durch Tierschutzgesetze verboten (vermindert den Wert für das Bruttosozialprodukt), aber das gleiche Verhungernlassen im Rahmen eines Tierversuchs ist erlaubt (führt zur Entwicklung von Pharmaka, die das Bruttosozialprodukt heben). Viele ähnliche Beispiele liessen sich finden. Tierschutzgesetze verbieten also im wesentlichen die Vergeudung von tierlichem Wert für die Gemeinschaft, und orientieren sich praktisch nicht am Wohl der nicht-menschlichen Tiere als eigenen Zweck.

Der Begriff der "Notwendigkeit" als Voraussetzung für das legale Zufügen von Leiden oder Töten nicht-menschlicher Tiere in diversen Tierschutzgesetzen hat aber auch eine ganz andere Bedeutung als im normalen Sprachgebrauch. "Notwendig" wird im Rahmen dieser Gesetze immer unter der Voraussetzung verwendet, dass das betroffene Interesse der Menschen befriedigt werden muss. Will eine Wissenschaftlerin z.B. eine gewisse Hirnreaktion bei Affen untersuchen, so wird bestenfalls entschieden, ob dafür diese oder jene Versuche notwendig sind, und nicht, ob die Untersuchung dieser Hirnreaktion überhaupt notwendig ist. Ähnlich wird nicht hinterfragt, ob Fleischessen notwendig ist, sondern bestenfalls, ob diese oder jene Behandlung für die Fleischgewinnung notwendig ist. Es ist dieses "notwendig", nämlich notwendig unter der Voraussetzung, dass das menschliche Interesse auf jeden Fall befriedigt werden muss, das den Gesetzen zugrunde liegt.

Francione: "Obwohl praktisch alle LeserInnen dieses Buches zustimmen werden, dass nicht-menschliche Tiere nicht unnötig leiden sollen, konsumieren sie selber aller Wahrscheinlichkeit nach tierliche Produkte. Die Nutzung tierlicher Produkte ist aber für den Menschen sicherlich nicht notwendig. Obwohl also die meisten gegen unnötiges Tierleid sind, sind sie nicht bereit aufzuhören selber unnötiges Tierleid zu verursachen, indem sie aufhören tierliche Produkte zu konsumieren."

Weiters wird "notwendig" von Gerichten als "im Rahmen der üblichen Praxis" interpretiert. Damit bestimmen die TierausbeuterInnen selber, welche Tierausbeutung erlaubt und welche verboten ist, indem sie die gängige Praxis vorgeben. Das trifft sowohl auf Jagd und Fischerei ("Weidgerechtigkeit"), als auch Tierversuche (Kommissionen und Kontrollen durch TierexperimentatorInnen selber) und Massentierhaltung usw. zu. Francione diskutiert alle diese Punkte anhand von einer Vielzahl von Gerichtsfällen in den USA, und belegt seine Thesen so in eindrucksvoller Weise.

In 42 Seiten untersucht Francione dann die Formulierung und Anwendung von Gesetzen gegen Grausamkeit gegenüber nicht-menschlichen Tieren ("anti-cruelty statutes"), die von Staat zu Staat in den USA variieren. Er findet dabei, dass diesen Gesetzen der Gedanke zugrunde liegt, dass jegliche Behandlung innerhalb einer institutionellen Tierausbeutung, die der gängigen Praxis entspricht, keine "Grausamkeit" im Sinne des Gesetzes darstellt. Die meisten Gesetze nehmen diese Tiernutzungen sogar explizit aus dem Gesetz aus. Es wird im Rahmen der institutionellen Tiernutzung nur jene Behandlung als "grausam" eingestuft, die einer Verschwendung des Werts der nicht-menschlichen Tiere für die Gesellschaft gleichkommt.

In weiteren 85 Seiten illustriert Francione diesen Umstand anhand des Bundestierversuchsgesetz der USA und seiner Nivellierungen ("Animal Welfare Act"). Dieses Gesetz erlaubt den TierexperimentatorInnen im wesentlichen sich selbst und ihre KollegInnen nach Gutdünken zu regulieren. Die bisherige Geschichte der Einführung von Tierversuchsgesetzen hat aber gezeigt, dass die TierexperimentatorInnen praktisch überhaupt nicht willens sind auch nur die kleinsten Verbesserungen für die betroffenen nicht-menschlichen Tiere aus eigenem Antrieb umzusetzen. Entsprechend hat das Bundestierversuchsgesetz der USA praktisch keinen Vorteil für die Versuchstiere gebracht. Es werden nur jene Standards der Tierhaltung nahegelegt, die sicherstellen, dass die betreffenden nicht-menschlichen Tiere bei den Versuchen auch brauchbare Daten liefern. So sollen z.B. die Ventilation und die Ernährung ausreichend sein.

Die bestehenden Tierschutzgesetze bringen den nicht-menschlichen Tieren schon allein deswegen auch keine Rechte, weil sie, oder ihre Rechtsvertretungen, vor Gericht für ein Verfahren keine Parteienstellung bekommen. Ein Eigentum kann nicht gegen die eigenen EigentümerInnen Prozesse führen. Prozesse können überdies nur Personen führen, und als Person gelten nur Menschen und Firmen, aber keine nicht-menschlichen Tiere.
Tierschutzvereine haben in den USA praktisch nie vor Gericht Parteienstellung für die betroffenen nicht-menschlichen Tiere erhalten. Dazu müssten sie selbst irgendwie betroffen sein. Und so hängt es zunächst von den PolizistInnen ab, ob sie die vermeintliche Übertretung des Tierschutzgesetzes zur Anzeige bringen, und dann von der Staatsanwaltschaft, ob sie die Anzeige vor Gericht bringt, und dann erst von den RichterInnen, ob sie die Übertretung als bewiesen anerkennen und verurteilen. Und selbst dann zeigen Tierschutzgesetze wenig Konsequenzen, weil die entsprechenden Strafen i.a. in keiner Relation weder zu Strafen bei ähnlichen Übertretungen gegenüber Menschenrechten stehen, noch zu dem Geldwert, den die der Übertretung schuldigen TierausbeuterInnen durch Nutzung der nicht-menschlichen Tiere schöpfen.

Man spricht im allgemeinen davon, dass eine Person ein Recht hat, wenn dieser Person ein Respekt zusteht, der auch dann nicht übergangen werden darf, wenn die Ausbeutung dieser Person anderen Vorteile brächte. Das wesentliche an Rechten ist eben, dass sie praktisch als Barriere zwischen den RechtsträgerInnen und allen anderen stehen. Ein Recht kann generell nicht übergangen werden, nur weil jemand anderer einen Vorteil davon hätte, wenn dieses Recht übergangen wird.

Nach Francione kann es keinen Zweifel geben, wie in diesem Buch anschaulich demonstriert, dass, solange nicht-menschliche Tiere vor dem Gesetz als Mittel für die Zwecke ihrer BesitzerInnen angesehen werden, es sehr schwierig sein wird, ihnen echte, auf Respekt basierende Tierrechte zuzugestehen. Tierrechte implizieren, genau genommen, die Anerkennung eines inneren Wertes der RechtsträgerInnen anstelle ihres Wertes als Mittel zum Zweck für andere. Und das ist etwas, das durch die Charakterisierung nicht-menschlicher Tiere als Eigentum ausgeschlossen ist. Eigentum muss ja zumindest in irgendeiner Form als Mittel zum Zweck für die EigentümerInnen verwendbar sein.

Friday, 3 November 2006

"Veganism is the most important form of political activism."

(1) Q.: Gary, what is, briefly outlined, the difference between animal welfare and animal rights?

A.: Animal welfare maintains that it is morally acceptable to use nonhuman animals for human purposes as long as we treat animals "humanely" and do not impose "unnecessary" suffering on them. The goal of animal welfare is the regulation of animal use. The animal rights position is that we have no moral justification for exploiting nonhumans, however "humanely" we do so. The goal of animal rights is the abolition of animal use.

There are some animal advocates—I call them "new welfarists" in Rain Without Thunder: The Ideology of the Animal Rights Movement—who claim to embrace abolition as the long-term goal, but who argue that welfarist regulation in the short term is the only thing that we can, as a practical matter, do now to help animals. Moreover, new welfarists claim that better regulation will lead to abolition eventually.

I regard both tenets of the new welfarist position to be wrong.

(2) Q.: Talking about animal rights, you actually mean one right: the basic, pre-legal right of every sentient being not be treated as property, not to be used as a resource.Treating a sentient being as property is tantamount to using her solely as a means to the property owner‘s end, and doing so is a rights violation, whether the treatment involved is considered to be cruel or kind. Any improvement of the treatment of animals that does not challenge the use of animals, their property status, reinforces this status and is still a rights violation in itself. Is this why you regard animal welfare campaigns that aim at making animal exploitation more "humane" as ethically unsound?

A: Yes. As I have said many times, it is, as a general matter, “better” to do less harm than more harm. It X is going to murder Y, it is certainly better that X not torture Y as well. Similarly, if someone is going to inflict harm on a nonhuman, it is better to inflict less harm than more harm. But just as we would not campaign for murder without torture, we should not campaign for “humane” animal exploitation.

The animal rights position, as I have articulated it, is that animals have the right not to be used as human resources or commodities, however “humanely” we may treat them.

(3) Q.: Are there any other reasons why you reject welfare campaigns?

A.: I do not think that most of these campaigns have resulted or will result in providing significantly greater protection to animal interests.

Campaigns that seek to make animal exploitation more “humane” generally do nothing more than make animal exploitation more efficient. That is, since, as a practical political and economic matter, industry approval is required for any sort of significant change in animal welfare standards, industry generally will accept only those welfare measures that involve an economic benefit for industry.

So, for example, in the United States, we have laws that regulate slaughter in some instances, but these laws were accepted because they resulted on less carcass damage and fewer worker injuries. Animal welfare laws and regulations seldom, if ever, protect animal interests because animal interests don‘t have any sort of inherent value. As I explained in Animals, Property, and the Law, animals are property; that is they are nothing but economic commodities. To the extent that we respect animal interests, there is an economic cost. The result is that animal welfare standards rarely go beyond the level of protection that is necessary to exploit animals in an economically efficient way given particular uses. Any regulation that is not cost-justified merely increases the opportunity cost of animal use and, in a society in which industry seeks maximum profit and most consumers regard animal use as acceptable and are not willing to purchase greater protection for animals, regulation will generally be limited to those measures that result in some economic benefit for producers and consumers.

Moreover, there is no empirical evidence which suggests that making treatment more “humane” will eventually lead to the abolition of use. On the contrary, the evidence suggests that to the extent the public regards the treatment of nonhumans to be more “humane,” the more comfortable the public becomes with continued use. We see this problem being illustrated currently in the United States and Great Britain as more people who once did not consume at least some animal products are starting to consume them again because of supposed “improvements” in treatment.

(4) Q.: Campaigning for better welfare standards for farmed animals instead of unequivocally advocating the end of animal use is contradictory to abolition. Your opposition to animal welfarism refers explicitly to the situation in the USA where many organizations, while claiming to advocate animal rights, "are promoting labels", to quote you from your blog essay, "to assure the public that the corpses and animal products that they purchase have been produced in a 'humane' fashion." In Germany, this labeling phenomenon is not prevalent. However, could we say that campaigning against certain practices of animal use, such as confining laying hens in battery cages, unavoidably sends the message to the public that other, supposedly "better" practices, such as "cage-free" forms of confinement, are more "humane" and morally acceptable?

A: Yes, welfarist campaigns send a very clear message to the public--that animal treatment is being improved and that the consumption of animal products is, therefore, more acceptable as a moral matter. This is problematic in at least two respects.

First, it ignores the fact that the real issue is animal use, not animal treatment. We need to be educating people that we have no moral justification for using nonhumans at all. By promoting animal welfare regulation, what we are saying is that our use of animals can somehow be justified if we treat them better. That is wrong as a matter of moral theory.

Second, animal welfare campaigns send the message that regulation will actually result in significant improvement of animal treatment. That is wrong as a matter of empirical fact. As I have long argued, because animals are economic commodities with no intrinsic or inherent value, we protect their interests only to the extent that it benefits us economically to do so. For the most part, animal welfare regulation does nothing more than make animal exploitation more efficient and profitable for producers and consumers.

For example, the campaigns against veal crates and gestation crates for pigs were both based on the fact that alternatives to these confinement systems would result in greater animal productivity and fewer animal illness. In a sense, animal advocates have become advisers to industry with respect to inefficiencies that presently exist in the system. But any changes are minor, and it is simply incorrect as a factual matter to say that these regulations will make a significant difference in animal treatment.

Another good example is the European Commission "ban" on battery cages, which is supposed to take effect in 2012--12 years after being announced. Although conventional battery cages will be prohibited, "enriched" battery cages will be allowed and although many conservative welfarists reject the "enriched" cage, the European and American movements are still very excited about the "ban." This excitement mystifies me. Hens in "enriched" cages, or in "cage-free" situations are still going to suffer horribly. The only difference is that producers will be able to charge a premium and the public will feel better as a moral matter about not consuming conventional battery eggs.

I did want to make a further comment on the matter of "humane" labels that are being promoted in the United States and Britain. For some years, welfarists, or, at least, those to whom I refer as "new welfarists," have argued that they do not really approve of animal use and that regulation is a means to the end of abolition. I reject that position for a number of reasons, including the fact that there is no empirical evidence to link regulation with abolition. But to the extent that these groups are now sponsoring "humane" labels, they can no longer say that they are not approving of use. Labels are explicit endorsements of animal use, and I find that very troubling.

(5) Q.: The abolitionist approach maintains veganism as a moral baseline, a moral imperative. Could you outline what that means? In which way is veganism as a moral imperative, in contrast to a virtue or an ideal, derived from the right not to be treated as a resource?

A.: The abolitionist position maintains that because we cannot justify treating animals as resources, we should abolish animal use and not merely regulate animal treatment. If we accept the abolitionist position, then it only makes sense that we abolish animal use in our individual life. Veganism is the only thing over which we all have control, and it is the one thing that each of us can do right now. Veganism is not merely a matter of diet; it is a moral and political commitment to the abolition of animal exploitation, the abolitionist principle applied on an individual level.

I know many people who regard themselves as “animal rights advocates” but who continue to consume dairy products. I find that as odd as someone who, in 1820, described himself as an “abolitionist” but who owned slaves.

(6) Q.: Which part does vegan education play on the road to abolition? Is veganism a form of political activism?

A.: We are not going to achieve abolition anytime soon. We need to be making incremental change leading toward abolition, and vegan education is the most important activity we can undertake in that regard. We need to create a nonviolent, vegan movement that unequivocally rejects all animal use, and sees species discrimination as no different from racism, sexism, heterosexism, or any other form of discrimination. The only way that this is going to happen is if we put our resources into creative vegan/abolitionist education. And this is not an activity that is reserved only for the few. If we are going to change things, we must all become teachers of vegan philosophy and educate anyone and everyone we can. Never let a day go by when you do not discuss veganism with someone!

This means that we must all do the work necessary to learn the arguments in favor of veganism. We must become familiar with animal rights theory, and learn about how an animal-based agriculture is destroying the planet and our own well-being.

You ask whether veganism is a form of political activism. In my view, veganism is the most important form of political activism. Veganism is crucial for an abolitionist movement, encourages a nonviolent attitude, and is an ecologically more sound way of feeding ourselves.

(7) Q.: Since animals are property under the law, the law does not and cannot provide significant legal protection for animals; this applies to the USA as much as to other countries. In Germany, strong political efforts have been made for many years to achieve a right granted to acknowledged animal welfare associations to sue on behalf of animals, to represent them before court. If this legal change was achieved, would you consider it a manifestation of animal rights?

A.: No, because all that means is that there will be someone else who is empowered to enforce meaningless laws such as anticruelty statues. If the laws do not provide significant protection, then whether you have one party or ten parties who can enforce such laws is irrelevant.

(8) Q.: Many animal advocates focus on the exploiting industries, on targeting the suppliers of exploitative products. Does this policy make sense? For example, in Germany, a campaign has been launched and supported by many animal advocates against the factory farming of rabbits, putting pressure on supermarket chains to withdraw rabbit flesh from their shelves, and praising those companies which reacted accordingly. Is this a success, a step in the direction to abolition?

A.: I am generally skeptical of what we refer to as “single-issue” campaigns because they often seek to substitute some supposedly more “humane” form of exploitation for some less “humane” form. Even if they seek to prohibit some form of exploitation, they often, at least implicitly, condone other forms of exploitation. For example, we presently have a number of organizations in the U.S. trying to get foie gras banned. But what is the difference between foie gras and other animal foods? The answer is, of course, is that there is no difference (except that foie gras is associated with the French and many Americans do not like the French!). But this campaign explicitly represents foie gras, something that most people do not eat anyway, as more “cruel” than other animal products. The same problem occurs with campaigns against veal.

If a single-issue campaign seeks the prohibition of some significant exploitative activity as part of an explicit programme to ban all animal use in light of the inherent value of nonhumans, that may be different. For example, if a group that actively promoted veganism and the abolition of all exploitation sought a ban on the use of all nonhumans in all circuses, and made it clear that this was only a step toward the abolition of all animal use, I would regard that campaign as different from most single-issue campaigns. Such a campaign would, of course, have very little chance of success precisely for that reason.

Given that the “movement” is presently a welfarist movement, we need to create an abolitionist movement, and we can only do that through creative vegan education. And that is what I think we should focus on. Single-issue campaigns consume a great deal of monetary and labor resources and achieve very little in the end. In fact, they are often counterproductive because they do not increase protection for animals and they make humans feel better about animal exploitation.

(9) Q.: In the light of a principled opposition to animal welfare, can publicly criticizing politicians for being negligent of animal welfare move us toward abolition any more than demanding changes in welfare laws can?

A.: No. Of course not. The problem is animal welfare. Demanding changes in animal welfare laws and criticizing welfarist politicians will not get us closer to abolition. We need to create an abolitionist movement that will be able to elect politicians who are nonviolent vegans. That is the only hope for animals. That is also the only hoper for the planet.

(10) Q.: What is the importance of grassroots acitvism – non-corporate activism -- for the animal rights movement?

A.: It is essential. The only way that an abolitionist movement can develop is as a grassroots phenomenon. The large corporate animal organizations—at least those in the U.S. and U.K.—do little more than package and promote very modest single-issue welfarist campaigns. These organizations, many of which have large budgets and pay significant salaries to their top people, need a steady stream of “victories” to use as fundraising vehicles. Moreover, they do not want to offend any possible donor, so they try to promote those issues that will elicit the least objection. To the extent that they promote veganism, they present it as a lifestyle choice and not as a moral imperative.

Corporate welfarist organizations are hostile to the abolitionist approach to animal rights. The problem was that these groups really controlled communication among animal advocates and they effectively suppressed any discussion of abolition and animal rights. But with the development of the internet, and the marvelous things that can be done with it, we can bypass these large groups and communicate directly.

(11) Q.: Given that animal welfarism and an animal rights position are contradictory, incompatible paradigms, there can be no fruitful cooperation on the road to abolition. Does this imply that abolitionists refuse to actively take part in welfarist events and to use welfarist literature for public outreach?

A.: I think that the primary problem that we face is confusion amongst the public as to what “animal rights” means. The welfarists have appropriated that term and, as a result, the public regards “animal rights” as synonymous with “regulation.” So promoting “cage-free” eggs is considered as an “animal rights” measure. We need to change that perception. And we are not going to do so as long as we support welfarist campaigns and distribute welfarist literature.

There was once a time when, just as we could not easily communicate outside the confines of large groups, we could not print materials inexpensively. But just as the internet has facilitated communication, computers have made it possible to print literature inexpensively. There is no need to distribute welfarist literature.

Let me say that I do not think that we should be hostile toward welfarists. Indeed, I am opposed to this. I think we should try to educate the welfarists as well. Remember, most of them came into the “movement” through the large corporate welfarist groups which shaped their views about the issues. Many welfarists think that welfare will lead to abolition–which, of course, is nonsense. We should try to help our welfarist colleagues to see that welfare is morally inconsistent with a rights approach and welfare does not work anyway. It is, however, a waste of time in my view to try to change the large groups. They are businesses and they have a vested interest in a status quo approach, which is precisely what welfare is.

(12) Q.: Why does the right not to be treated as a resource not apply to the relationships that nonhuman animals have with each other in the wild as “predator”/“prey”?

A.: Nonhumans in the wild do not domesticate other nonhumans and treat them as commodities.

If you are asking why I have a moral obligation not to kill and eat an animal and a lion does not, then I would reply by saying that I do not know whether nonhumans think in moral terms. I do not know whether a lion has a choice as to what she eats. I do. There are some humans—sociopaths—who are not capable of moral decisions. So what? A serial killer may, as an empirical matter, be incapable of making a moral decision. That does not mean that it is acceptable for me to kill other humans.

What fascinates me is that when we are challenged as to our use of nonhumans, we claim to have some special attribute, such as rationality or reflective self-awareness, which makes us “special.” When we are confronted with the argument that such empirical characteristics do not carry a normative license that allows us to exploit nonhumans, we fall back on the notion that humans and nonhumans are all animals and we are entitled to act as would any animal.

Finally, I think that there is a great deal more cooperation in nature than we like to believe. We have a vested interest in portraying nature as involving only conflict. That is not, as a factual matter, the case.

(13) Q.: An active animal advocate once said to me: “I don‘t need animal rights philosophy/theory to know what I have to do. My conscience, my morality tells me what to do.“ Would you comment?

A.: I disagree with that view. We absolutely need a theory to know what action is appropriate. I am not sure that the person who said this to you would necessarily disagree. She said that she consults her “morality.” But what does that mean except that she has a moral theory that guides her action?

In any event, the notion that we do not need a theory is a fantasy promoted by the corporate welfarist movement, which has long sought to make sure that there is no hard, critical thinking among animal advocates. So they have promoted this view that “as long as we’re working for the animals,” that is all that matters. And that is precisely the sort of non-thinking that is required in order to get advocates to promote “cage-free” eggs or “free-range” meat or whatever. Remember that the large groups do not want to take controversial positions, and they want to maximize donations by achieving, or seeming to achieve, welfarist “victories” for fundraising purposes. Critical thought and theory are merely opportunity costs that these groups cannot afford to incur.

We need to understand that there is a very significant difference between animal rights/abolition and animal welfare. We need to understand how these two different approaches require very different actions on the parts of advocates.
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Gary, thank you very much for this interview. A brief and general introduction to the abolitionist theory of animal rights and the animal rights movement as developed by you can be found in several languages, among which is German, on your website.

January 2008

"Veganismus ist die wichtigste Form von politischem Aktivismus."

1. F.: Gary, worin besteht, kurz skizziert, der Unterschied zwischen Tierschutz und Tierrechten?

A.: Tierschutz hält daran fest, dass es moralisch annehmbar ist, nichtmenschliche Tiere für menschliche Zwecke zu nutzen, solange wir sie “human” behandeln und ihnen kein “unnötiges” Leiden auferlegen. Das Ziel des Tierschutzes ist die Regulierung der Tiernutzung. Die Tierrechtsposition ist, dass wir keine moralische Rechtfertigung dafür haben, nichtmenschliche Tiere für menschliche Zwecke zu nutzen, wie “human” auch immer wir sie behandeln. Das Ziel von Tierrechten ist die Abschaffung der Tiernutzung (Abolition).

Es gibt Anwälte der Tiere – in Rain Without Thunder: The Ideology of the Animal Rights Movement (1996) nenne ich sie die “Neuen Tierschützer“ (“new welfarists“) –, die behaupten, die Abschaffung der Tierausbeutung als langfristiges Ziel anzustreben, aber argumentieren, dass Tierschutzreformen kurzfristig das einzige sind, was wir praktischerweise jetzt tun können, um Tieren zu helfen. Überdies behaupten die Neuen Tierschützer, dass besserer Tierschutz letztlich zur Abolition führen wird.

Ich halte beide Sätze dieser Position für falsch.

2. F.: F.: Wenn Sie von Tierrechten sprechen, meinen Sie eigentlich ein Recht: das vor-gesetzliche Grundrecht jedes empfindungsfähigen Wesens, nicht als Eigentum behandelt, nicht als eine Ressource benutzt zu werden. Ein empfindendes Wesen als Eigentum zu behandeln ist gleichbedeutend damit, es lediglich als Mittel zu seines Eigentümers Zwecken zu gebrauchen, und dies zu tun stellt eine Rechtsverletzung dar, ungeachtet dessen, ob die damit verbundene Behandlung als grausam oder gütig angesehen wird. Jede Verbesserung der Behandlung von Tieren, die ihr Genutztwerden, ihren Eigentumsstatus nicht anficht, bekräftigt diesen Status und stellt selbst eine Rechtsverletzung dar. Ist es deshalb, dass Sie Tierschutzkampagnen, die darauf abzielen, die Tierausbeutung “humaner“ zu machen, für ethisch falsch halten?

A.: Ja. Wie ich viele Male gesagt habe, ist es im Allgemeinen “besser“, jemandem geringeren Schaden als größeren Schaden zuzufügen. Wenn X darangeht, Y zu ermorden, ist es sicherlich besser, dass X nicht vorher Y foltert. Gleichermaßen gilt, wenn ein Mensch einem Tier Schaden zufügt, dass es besser ist, er fügt ihm weniger als mehr Schaden zu. Aber genauso, wie wir nicht für Mord ohne Folter kämpfen würden, sollten wir nicht für “humane“ Tierausbeutung kämpfen.

Die Tierrechtsposition, die ich formuliert habe, besagt, dass Tiere das Recht haben, nicht als menschliche Ressourcen oder Waren genutzt zu werden, wie “human“ auch immer wir sie behandeln mögen.

3. F.: Gibt es noch andere Gründe, weshalb Sie Tierschutzkampagnen ablehnen?

A.: Ich denke nicht, dass die meisten dieser Kampagnen einen bedeutend größeren Schutz tierlicher Interessen zur Folge hatten oder haben werden. Kampagnen, die Tierausbeutung “humaner“ zu machen versuchen, leisten im Allgemeinen nicht mehr, als Tierausbeutung effizienter zu machen. Das heißt, da als praktische politische und ökonomische Angelegenheit jede Art einer merklichen Veränderung von Tierschutzstandards die Billigung der Industrie, die Tiere ausbeutet, erfordert, dass die Industrie nur solche Tierschutzmaßnahmen akzeptiert, die mit einem wirtschaftlichen Vorteil für sie verbunden sind.

So haben wir in den USA zum Beispiel Gesetze, welche die Schlachtung in einigen Fällen regulieren, aber diese Gesetze wurden angenommen, weil sie eine geringere Beschädigung der Tierleichen und weniger Verletzungen der Schlachthausarbeiter zur Folge hatten. Tierschutzgesetze und –verordnungen schützen selten, wenn überhaupt jemals, die Interessen der Tiere, weil tierliche Interessen keinen inhärenten Wert (Eigenwrt) haben.

Wie ich in Animals, Property, and the Law (1995) dargelegt habe, sind Tiere Eigentum; das heißt, sie sind nichts als Wirtschaftsgüter, Waren. In dem Maß, in dem wir tierliche Interessen respektieren, entstehen wirtschaftliche Kosten. Dies hat zur Folge, dass Tierschutzstandards selten das Niveau überschreiten, das erforderlich ist, um Tiere für den jeweiligen Gebrauch auf wirtschaftlich effiziente Art und Weise auszubeuten. Jede Regulierung, deren Kosten nicht gerechtfertigt sind, erhöht schlicht die Opportunitätskosten der Tiernutzung, und in einer Gesellschaft, in der die Industrie maximalen Profit anstrebt und die meisten Konsumenten die Nutzung von Tieren als akzeptabel ansehen und nicht gewillt sind, größeren Schutz für Tiere zu kaufen, sind Regulierungen allgemein auf solche Maßnahmen beschränkt, die auf irgendeinen wirtschaftlichen Gewinn für Produzenten und Konsumenten hinauslaufen.

Überdies gibt es keine empirische Evidenz dafür, dass die angestrebte “humanere“ Behandlung von Tieren schließlich zur Abschaffung ihrer Nutzung führt. Im Gegenteil deutet alles darauf hin, dass in dem Maß, in dem die Öffentlichkeit die Behandlung von Tieren als “humaner“ betrachtet, sie sich bei deren fortgesetzter Nutzung wohler fühlt. Wir finden dieses Problem gegenwärtig in den USA und in Großbritannien veranschaulicht, wo mehr Menschen, die vordem zumindest einige Tierprodukte nicht konsumierten, wegen vermeintlicher “Verbesserungen“ in der Behandlung der Tiere, (wieder) damit anfangen, sie zu konsumieren.

4. F.: Das Streiten für “verbesserten“ Tierschutz anstatt eines unzweideutigen Eintretens für die Abschaffung der Tiernutzung steht in Widerspruch zur Abschaffung der Tiernutzung. Ihre Gegnerschaft zum Tierschutz bezieht sich ausdrücklich auf die Situation in den USA, wo viele Organisationen, die vorgeben, Tierrechte zu vertreten, "Labels fördern", die, um Sie aus Ihrem Blogessay zu zitieren, "der Öffentlichkeit versichern, dass die Leichen und Tierprodukte, die sie kauft, in einer 'humanen' Art und Weise produziert worden sind."

In Deutschland ist dieses Label-Phänomen nicht vorherrschend. Könnten wir dennoch sagen, dass Kampagnen gegen bestimmte Praktiken der Tiernutzung, wie das Einsperren von 'Legehennen' in Batteriekäfige, unvermeidlicherweise die Botschaft an die Öffentlichkeit senden, dass vermeintlich "bessere" Praktiken, wie "käfig-freie" Formen des Einsperrens, "humaner" und moralisch akzeptabler sind?

A.: Ja, Tierschutzkampagnen senden eine ganz klare Botschaft an die Öffentlichkeit – dass die Behandlung von Tieren verbessert wird und dass deshalb das Konsumieren von Tierprodukten moralisch akzeptabler ist. Dies ist problematisch in mindestens zwei Hinsichten.

Erstens ignoriert es die Tatsache, dass das wirkliche Problem die Nutzung, nicht die Behandlung von Tieren ist. Wir müssen die Menschen darüber aufklären, dass wir keine moralische Rechtfertigung für das Nutzen von Tieren überhaupt haben. Was wir durch das Fördern von Tierschutzregulierungen aussagen ist, dass unser Gebrauch von Tieren irgendwie gerechtfertigt werden kann, wenn wir sie besser behandeln. Das ist moraltheoretisch falsch.

Zweitens senden Tierschutzkampagnen die Botschaft, dass Regulierungen tatsächlich eine bedeutende Verbesserung der Behandlung von Tieren zur Folge haben. Das ist empirisch falsch. Wie ich seit langem argumentiere, schützen wir die Interessen von Tieren, da diese Wirtschaftsgüter ohne inhärenten (ihnen innewohnenden) Wert sind, nur in dem Maß, in dem wir davon einen wirtschaftlichen Vorteil haben. Tierschutzreformen leisten größtenteils nicht mehr, als Tierausbeutung effizienter und profitabler für Produzenten und Konsumenten zu machen.

Zum Beispiel waren die Kampagnen gegen den Kastenstand für Kälber und Schweine beide auf die Tatsache gegründet, dass Alternativen zu diesen Haltungssystemen größere Produktivität und weniger Krankheiten der Tiere zur Folge haben würden. In jedem Fall sind Anwälte der Tiere zu Beratern der Industrie in Bezug auf Ineffizienzen geworden, die gegenwärtig im System existieren. Aber jede Änderung ist geringfügig und es ist einfach faktisch unrichtig zu sagen, dass diese Regulierungen einen bedeutsamen Unterschied in der Behandlung der Tiere machen.

Ein anderes gutes Beispiel ist das "Verbot" von Batteriekäfigen durch die Europäische Kommission, welches 2012 in Kraft treten soll – 12 Jahre nach seiner Ankündigung. Konventionelle Batteriekäfige werden verboten, aber "ausgestaltete" Käfige werden erlaubt sein, und obwohl viele konservative Tierschützer diese "ausgestalteten" Käfige ablehnen, sind die Europäische und die Amerikanische Tierschutzbewegung immer noch freudig erregt über das "Verbot". Diese Reaktion ist mir ein Rätsel. Hennen in "ausgestalteten" Käfigen oder in "käfig-freien" Umständen werden immer noch schrecklich leiden. Der einzige Unterschied ist, dass Produzenten einen Preiszuschlag werden kassieren können und die Öffentlichkeit sich moralisch wohler ob des Nichtkonsumierens konventionell erzeugter Batterie-Eier fühlen wird.

Ich möchte doch noch einen weiteren Kommentar zur Sache der "Human"-Labels, die in den USA und Großbritannien vermarktet werden, machen. Seit einigen Jahren argumentieren Tierschützer oder zumindest jene, auf die ich mich als die "Neuen Tierschützer" beziehe, dass sie die Nutzung von Tieren nicht billigen, und dass Regulierung ein Mittel zum Zweck der Abschaffung der Tiernutzung sei. Ich lehne diese Position aus einer Reihe von Gründen ab, einschließlich der Tatsache, dass es keinen empirischen Anhaltspunkt dafür gibt, Regulierung mit Abolition zu verknüpfen. Aber in dem Maß, in dem diese Gruppen nun "Human"-Labels unterstützen, können sie nicht länger geltend machen, Tiernutzung nicht zu billigen. Labels bedeuten eine ausdrückliche Befürwortung der Tiernutzung, und ich finde das sehr beunruhigend.

5. F. : Der abolitionistische Ansatz verficht Veganismus als moralische Grundlinie, als moralischen Imperativ. Könnten Sie umreißen, was das bedeutet? In welcher Weise ist Veganismus als moralischer Imperativ – im Unterschied zu einer Tugend oder einem Ideal – abgeleitet von dem Recht, nicht als Eigentum behandelt zu werden?

A.: Wenn wir die abolitionistische Position, dass wir es nicht rechtfertigen können, Tiere als Ressourcen zu behandeln, und dass wir deshalb die Nutzung von Tieren abschaffen und nicht lediglich ihre Behandlung regulieren sollten, akzeptieren, dann macht es nur Sinn, dass wir die Tiernutzung in unserem eigenen Leben abschaffen. Vegan zu leben ist das einzige, worüber wir alle Kontrolle haben, und es ist das, was jeder von uns jetzt sofort tun kann. Veganismus ist nicht lediglich eine Sache der Ernährung; er ist die moralische und politische Verpflichtung, Tierausbeutung abzuschaffen, das abolitionistische Prinzip angewendet auf der Ebene des Einzelnen.

Ich kenne viele Leute, die sich als “Verfechter der Tierrechte“ betrachten, aber fortfahren, Milchprodukte zu konsumieren. Ich finde das genauso sonderbar wie wenn jemand im Jahr 1820 sich als einen “Abolitionisten“ bezeichnete, aber selbst Sklaven besaß.

6. F.: Welche Rolle spielt Aufklärung über Veganismus auf dem Weg zur Abschaffung der Tiersklaverei? Ist Veganismus eine Form von politischem Aktivismus?

A.: Wir werden die Abschaffung der Tierausbeutung nicht in absehbarer Zeit erreichen. Wir müssen schrittweise Veränderungen herbeiführen, die in Richtung Abolition führen, und Aufklärung über Veganismus ist die wichtigste Aktivität, die wir in dieser Hinsicht unternehmen können. Wir müssen eine gewaltlose vegane Bewegung schaffen, die unmissverständlich jegliche Tiernutzung verwirft und die Speziesdiskriminierung als in nichts unterschieden von Rassismus, Sexismus, Heterosexismus oder von jeder anderen Form der Diskriminierung ansieht. Dies wird nur geschehen, wenn wir unsere Ressourcen in kreative Aufklärungsarbeit stecken. Und dies ist keine Tätigkeit, die nur für wenige reserviert wäre. Wenn wir die Dinge ändern wollen, dann müssen wir alle Lehrer der veganen Philosophie werden und alle und jeden aufklären, den bzw. die wir aufklären können. Lassen Sie keinen Tag verstreichen, ohne mit jemandem über Veganismus diskutiert zu haben.

Das bedeutet, dass wir alle uns die Arbeit machen müssen, die notwendig ist, um die für Veganismus sprechenden Argumente zu kennen. Wir müssen mit Tierrechtstheorie vertraut werden und wissen, wie eine auf Tierhaltung gegründete Landwirtschaft den Planeten und unser eigenes Wohlbefinden zerstört.

Sie fragen, ob Veganismus eine Form von politischem Aktivismus sei. In meinen Augen ist Veganismus die wichtigste Form von politischem Aktivismus. Veganismus ist entscheidend für eine abolitionistische Bewegung, ermutigt eine gewaltlose Haltung und ist eine ökologisch solidere Art und Weise, uns zu ernähren.

7. F.: Da Tiere nach dem Gesetz Eigentum sind, gewährt das Gesetz ihnen keinen bedeutsamen Schutz und kann ihnen diesen auch nicht gewähren; dies gilt für die USA ebenso wie für andere Länder. In Deutschland werden seit vielen Jahren politische Anstrengungen unternommen, um ein Klagerecht anerkannter Tierschutzverbände durchzusetzen, das Recht, zugunsten von Tieren zu klagen und sie vor Gericht zu vertreten. Würde diese gesetzliche Änderung durchgesetzt, würden Sie dies als eine Manifestation von Tierrechten betrachten?

A.: Nein, weil all dies nur bedeutet, dass es eine andere Instanz gibt, die ermächtigt ist, bedeutungslose Gesetze – etwa gegen Tierquälerei – geltend zu machen. Wenn die Gesetze keinen zureichenden Schutz bieten, ist es, ob Sie eine Partei oder zehn Parteien haben, die solche Gesetze geltend machen, irrelevant.

8. F.: Viele Anwälte der Tiere konzentrieren sich auf die Ausbeutungsindustrien und machen die Produzenten und Lieferanten von Ausbeutungsprodukten zur Zielscheibe des Angriffs. Zum Beispiel wurde in Deutschland eine von vielen Anwälten der Tiere unterstützte Kampagne gegen die Kaninchenmast initiiert, die Druck auf Supermarktketten ausübte, Kaninchenfleisch aus dem Sortiment zu nehmen, und jene Unternehmen lobte, die entsprechend reagierten. Ist dies ein Erfolg, ein Schritt in Richtung Abolition?

A.: Ich bin generell skeptisch gegenüber dem, was wir als “Einzelthema-Kampagnen'' (“single-issue” campaigns) bezeichnen, weil diese oft eine weniger “humane“ Form der Ausbeutung durch eine “humanere“ Form zu ersetzen suchen. Selbst wenn sie das Verbot einer Ausbeutungsform anstreben, entschuldigen sie oft, zumindest implizit, andere Ausbeutungsformen. Zum Beispiel haben wir in den USA gegenwärtig eine Anzahl von Organisationen, die ein Verbot von Foie Gras (Gänseleberpastete) zu erreichen versuchen. Aber was ist der Unterschied zwischen Foie Gras und anderen Nahrungsmitteln tierlicher Herkunft? Die Antwort ist natürlich, dass es keinen Unterschied gibt (außer dass Foie Gras mit Frankreich assoziiert wird, und viele Amerikaner mögen die Franzosen nicht!) Aber diese Kampagne stellt ausdrücklich Foie Gras, etwas, das die meisten Menschen ohnehin nicht essen, als “grausamer“ als andere Tierprodukte dar. Dasselbe Problem tritt bei Kampagnen gegen Kalbfleisch auf.

Würde eine Einzelthema-Kampagne das Verbot einer bedeutenden Ausbeutungstätigkeit als Teil eines ausdrücklichen Programms, das Verbot aller Tiernutzung im Licht des Eigenwertes von Tieren zu erreichen, verfolgen, könnte dies etwas anderes sein. Wenn zum Beispiel eine Gruppe, die aktiv Veganismus und die Abschaffung aller Ausbeutung fördert, das ausnahmslose Verbot des Gebrauchs von Tieren in Zirkussen betriebe und klarstellte, dass dies nur ein Schritt in Richtung Abolition ist, dann würde ich diese Kampagne als von den meisten Einzelthema-Kampagnen unterschieden ansehen. Eine solche Kampagne hätte natürlich aus eben diesem Grund sehr geringe Erfolgsaussichten.

Angesichts dessen, dass die “Bewegung“ gegenwärtig eine Tierschutzbewegung ist, müssen wir eine abolitionistische Bewegung schaffen, und dies können wir nur durch kreative Aufklärung über Veganismus. Und das ist es, denke ich, worauf wir uns konzentrieren sollten. Einzelthema-Kampagnen verbrauchen eine Menge monetärer Ressourcen und Arbeitskräftereserven und erreichen am Ende sehr wenig. Tatsächlich sind sie oft kontraproduktiv, weil sie den Schutz für Tiere nicht erhöhen und bewirken, dass Menschen sich bei der Ausbeutung von Tieren wohler fühlen.

9. F.: Kann, im Licht einer prinzipiellen Gegnerschaft zum Tierschutz gesehen, das öffentliche Kritisieren von Politikern dafür, dass sie Tierschutzfragen vernachlässigen, uns eher in Richtung Abolition bewegen als es Forderungen nach Änderungen im Tierschutzgesetz können ?

A.: Nein, natürlich nicht. Das Problem ist der Tierschutz. Änderungen in Tierschutzgesetz zu fordern und damit befasste Politiker zu kritisieren wird uns der Abschaffung der Tierausbeutung nicht näher bringen. Wir müssen eine abolitionistische Bewegung schaffen, die in der Lage ist, Politiker zu wählen, die gewaltlose Veganer sind. Das ist die einzige Hoffnung für die Tiere. Das ist die einzige Hoffnung für den Planeten.

10. F.: Welche Bedeutung hat Grasswurzel-Aktivismus – nicht-körperschaftlicher Aktivismus – für die Tierrechtsbewegung?

A.: Er ist wesentlich. Der einzige Weg, auf dem eine abolitionistische Bewegung sich entwickeln kann, ist der eines Grasswurzphänomens. Die großen Tierschutzverbände – zumindest in den USA und in Großbritannien – tun wenig mehr als äußerst bescheidene Einzelthema-Kampagnen zu arrangieren und zu vermarkten. Diese Organisationen, von denen viele ein großes Budget haben und ihren Spitzenkräften beträchtliche Gehälter zahlen, brauchen einen steten Strom von “Siegen“ als Vehikel der Geldbeschaffung. Überdies wollen sie keinen möglichen Spender vergraulen, deshalb bemühen sie sich, Themen vorzubringen, die den geringsten Einspruch hervorrufen. In dem Maß, in dem sie Veganismus fördern, präsentieren sie ihn als eine Wahl des Lifestyles und nicht als einen moralischen Imperativ.

Die großen Tierschutzverbände stehen dem abolitionistischen Tierrechtsansatz feindlich gegenüber. Das Problem war, dass diese Gruppen die Kommunikation unter den Anwälten der Tiere wirklich kontrollierten und jede Diskussion über Abolition und Tierrechte erfolgreich unterdrückten. Aber mit der Entwicklung des Internet und den wunderbaren Möglichkeiten, die es bietet, können wir die großen Gruppen umgehen und direkt kommunizieren.

11. F.: Angesichts dessen, dass Tierschutz und Tierrechte gegensätzliche, unvereinbare Paradigmen sind, kann es auf dem Weg zur Abolition keine fruchtbare Zusammenarbeit gegen. Schließt dies ein, dass Abolitionisten es ablehnen, an Tierschutzveranstaltungen aktiv teilzunehmen und Tierschutzliteratur für Öffentlichkeitsarbeit zu verwenden?

A.: Ich denke, das Hauptproblem, dem wir uns gegenübersehen, ist die Verwirrung in der Öffentlichkeit darüber, was “Tierrechte“ bedeutet. Die Tierschützer haben sich den Begriff angeeignet und infolgedessen betrachtet die Öffentlichkeit “Tierrechte“ als Synonym für “Regulierung“. Also gilt das Fördern von “käfig-freien“ Eiern (Eiern, die nicht aus Legebatterien stammen) als eine “tierrechtlerische“ Maßnahme. Wir müssen diese Wahrnehmung ändern. Und das werden wir nicht erreichen, solange wir Tierschutzkampagnen unterstützen und Tierschutzliteratur verbreiten.

Es gab eine Zeit, als wir ebenso, wie wir nicht außerhalb der durch die großen Gruppen gezogenen Grenzen kommunizieren konnten, Material nicht ohne großen finanziellen Aufwand produzieren konnten. Aber gerade so, wie das Internet die Kommunikation vereinfacht, machen Computer es möglich, Literatur ohne große Kosten zu drucken. Es ist nicht notwendig, Tierschutzmaterial zu verbreiten.

Lassen Sie es mich klar sagen, dass ich nicht denke, dass wir Tierschützern gegenüber feindlich eingestellt sein sollten. Wirklich, dem trete ich entgegen. Ich denke, wir sollten versuchen, auch die Tierschützer aufzuklären. Bedenken Sie, dass die meisten von ihnen durch die großen Verbände, die ihre Sichtweise der Probleme formten, in die “Bewegung“ kamen. Viele denken, dass Tierschutz zur Abschaffung der Tierausbeutung führt, was natürlich Unsinn ist. Wir sollten unseren Tierschutzkollegen helfen zu verstehen, dass Tierschutz mit einem Tierrechtsansatz moralisch unvereinbar ist, und dass er ohnedies nicht funktioniert. Allerdings ist es in meinen Augen Zeitverschwendung, zu versuchen, die großen Organisationen zu ändern. Es sind Wirtschaftsunternehmen, die ein eigennütziges Interesse an einem Status-Quo-Ansatz haben, was genau das ist, worum es sich beim Tierschutz handelt.

12. F.: Weshalb findet das Recht, nicht als Ressource behandelt zu werden, keine Anwendung auf die Beziehungen, die Tiere miteinander in der Wildnis als “Raubtier“/“Beutetier“ haben?

A.: Tiere in der Wildnis domestizieren und verdinglichen andere Tiere nicht.

Wenn Sie mich fragen, warum ich eine moralische Verpflichtung habe, ein Tier nicht zu töten und zu essen, aber ein Löwe nicht, dann würde ich damit antworten, dass ich nicht weiß, ob Tiere in moralischen Begriffen denken. Ich weiß nicht, ob ein Löwe eine Wahl hat in dem, was er isst. Ich habe sie. Es gibt einige Menschen – Soziopathen –, die moralischer Entscheidungen nicht fähig sind. Was folgt daraus? Ein Serienmörder mag als empirische Tatsache einer moralischen Entscheidung nicht fähig sein. Das heißt nicht, dass es akzeptabel ist, dass ich andere Menschen umbringe.

Was mich fasziniert ist, wenn wir wegen unseres Gebrauchs von Tieren angegriffen werden, dass wir behaupten, eine besondere Eigenschaft wie Rationalität oder reflexives Ich-Bewusstsein zu haben, die uns zu etwas “Besonderem“ macht. Wenn wir mit dem Argument konfrontiert werden, dass diese empirischen Charakteristika keine normative Lizenz mit sich bringen, die es uns erlaubt, Tiere auszubeuten, fallen wir auf die Vorstellung zurück, dass Menschen und Nichtmenschen allesamt Tiere sind, und dass wir berechtigt sind zu handeln, wie jedes Tier handeln würde.

Zuletzt denke ich, dass es in der Natur viel mehr Kooperation gibt, als wir glauben möchten. Wir haben ein starkes persönliches Interesse daran, Natur so darzustellen, als ob sich in ihr nur Konflikte abspielten. Das ist faktisch nicht der Fall.

13. F.: Ein aktiver Anwalt der Tiere sagte einmal zu mir: “Ich brauche keine Tierrechtsphilosophie/-theorie, um zu wissen, was ich tun soll. Mein Gewissen, meine Moralität sagt mir, was zu tun und was zu lassen ist.'' Würden Sie dies kommentieren?

A.: Ich bin anderer Meinung. Wir brauchen unbedingt eine Theorie, um zu wissen, welches Handeln richtig ist. Ich bin nicht sicher, dass jene Person, die Ihnen das gesagt hat, dem notwendigerweise widersprechen würde. Sie sagte, dass sie ihre “Moralität“ konsultiere. Aber was heißt das anderes, als dass sie eine moralische Theorie hat, die ihr Handeln leitet?

Jedenfalls ist die Vorstellung, dass wir keine Theorie brauchen, ein Hirngespinst, gefördert von der körperschaftlichen Tierschutzbewegung, die lange sicherzustellen gesucht hat, dass es keine Anstrengung kritischen Denkens unter Anwälten der Tiere gibt. Sie haben der Ansicht Vorschub geleistet, dass, “solange wir für die Tiere arbeiten“, dies alles ist, worauf es ankommt. Und das ist genau die Art von Nichtdenken, die erforderlich ist, um Anwälte der Tiere dazu zu bringen, für “käfig-freie“ Eier, “Freiland-Fleisch" (“Bio-Fleisch“) oder was auch immer zu werben. Denken Sie daran, dass die großen Gruppen keine kontroversen Positionen einnehmen wollen; sie wollen durch das Einfahren – oder das scheinbare Einfahren – von “Siegen“ des Tierschutzes für Mittelbeschaffungszwecke Spenden maximieren.

Kritisches Denken und Theorie sind lediglich Opportunitätskosten die diese Gruppen sich nicht leisten können bzw. aufbürden wollen.

Wir müssen verstehen, dass es einen sehr erheblichen Unterschied zwischen Tierrechten/Abolition und Tierschutz gibt. Wir müssen verstehen, inwiefern diese beiden unterschiedlichen Ansätze sehr verschiedene Vorgehensweisen auf Seiten von Anwälten der Tiere erfordern.
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Gary, vielen Dank für dieses Interview. Eine kurze und allgemeine Einführung in die von Ihnen entwickelte abolitionistische Theorie der Tierrechte und der Tierrechtsbewegung findet sich in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, auf Ihrer Website http://www.abolitionistapproach.com

Das Interview führte Karin Hilpisch

Januar 2008

Thursday, 2 November 2006

Gary L. Franciones Website

ZIELDARSTELLUNG

Ziel dieser Website ist es, eine klare Darstellung einer gewaltlosen Annäherung an Tierrechte zu bieten, die (1) die Abschaffung (Abolition) der Ausbeutung von Tieren verlangt; (2) einzig auf Empfindungsfähigkeit und auf keiner anderen kognitiven Eigenschaft basiert und (3) die vegane Lebensweise als die moralische Grundlinie der abolitionistischen Position betrachtet; (4) jegliche Gewalt ablehnt und Aktivismus in Form kreativer gewaltloser Aufklärung über Veganismus betreibt.

1. Tierrechte als Abschaffung der Tierausbeutung (Abolition)

Es gibt sehr viel Verwirrung über die Bedeutung von "Tierrechten". Für manche geht es bei jeder regulatorischen Maßnahme, die Tiere betrifft, wie größere Käfige für Hennen in Legebatterien oder ein Gesetz, das die "humane" Behandlung von Tieren vorschreibt, um "Tierrechte". Für andere bedeutet der Begriff, dass Tiere sämtliche Rechte haben sollen, die Menschen haben. Und einige argumentieren, dass bestimmte Tiere, wie etwa die großen Menschenaffen, wichtiger als andere seien, weil die großen Menschenaffen über menschenähnliche kognitive Eigenschaften verfügen.

Auch gibt es ein allgemeines Versagen auf Seiten der heutigen Bewegung einer Anwaltschaft für Tiere, Veganismus als die Grundlinie der Tierrechtsbewegung anzuerkennen.

Diese Website versucht Klarheit und Einfachheit in das Konzept von Tierrechten zu bringen. Um die Mensch/Tier-Beziehung zu verstehen, müssen wir zwischen unserer Nutzung von Tieren und unserer Behandlung von Tieren unterscheiden. Dies sind verschiedene Aspekte, denn ob wir Tiere überhaupt für einen bestimmten Zweck verwenden ist eine andere Frage als die, wie wir sie behandeln. Zum Beispiel ist die Frage, ob es moralisch akzeptabel sei, Tiere zu essen, eine andere als die, ob wir diese Tiere etwa in der Intensivhaltung von "Tierfabriken" oder unter Bedingungen der "Freilandhaltung" züchten. Unsere Nutzung von Tieren ist von der Frage zu trennen, ob ihre Behandlung durch uns "human" oder "grausam" ist.

Tierschutz betrifft die Behandlung von Tieren und konzentriert sich auf die Regulierung der Tierausbeutung. Tierschutz hält daran fest, dass es akzeptabel sei, Tiere zu nutzen, solange wir sie "human" behandeln.

Die Theorie der Tierrechte, wie sie auf dieser Website dargestellt ist, betrifft die Nutzung von Tieren; in ihrem Zentrum steht die Abschaffung der Tierausbeutung anstelle ihre Regulierung. Wir haben keine moralische Rechtfertigung dafür, Tiere für unsere Zwecke zu gebrauchen. Überdies werden, solange Tiere das Eigentum von Menschen sind, Tierschutzstandards niemals einen angemessenen Schutz tierlicher Interessen bieten. Kurz gefasst besagt die hier vorgestellte Sichtweise, dass alle empfindungsfähigen Lebewesen zumindest ein Recht haben sollen: das Recht, nicht als Eigentum behandelt zu werden. Würden wir dieses eine Recht anerkennen, wären wir verpflichet, die institutionalisierte Tierausbeutung abzuschaffen. Wir würden aufhören, Haustiere für den menschlichen Gebrauch in die Welt zu setzen.

2. Die Bedeutung der Empfindungsfähigkeit

Der hier beschriebene Ansatz verlangt einzig, dass Tiere empfindungsfähig sind – dass sie ein subjektives Bewusstsein haben –, um das Recht zu haben, nicht als Ressourcen behandelt zu werden. Das heißt, es ist nicht erforderlich, dass Tiere über menschenähnliche Rationalität oder andere menschenähnliche kognitive Eigenschaften verfügen, um Mitglieder der moralischen Gemeinschaft zu sein. Dieser Ansatz verwirft die von einigen Anwälten der Tiere vertretene Ansicht, dass die großen Menschenaffen oder bestimmte andere Spezies [z. B. Delfine] wichtiger seien als andere oder wegen ihrer menschenähnlichen Eigenschaften einen größeren moralischen Anspruch auf rechtlichen Schutz hätten.

3.Veganismus als Abschaffung der Tierausbeutung (Abolition)

Viele Anwälte der Tiere nehmen den Standpunkt ein, dass Veganismus als das Grundprinzip der Tierrechtsbewegung nicht erforderlich sei. Einige sehen nicht einmal Vegetarismus als erforderlich an; sie behaupten, wir könnten "Allesesser mit gutem Gewissen" sein, wenn wir Tierfleisch und andere Tierprodukte essen, die auf vermeintlich "humane(re)" Art und Weise produziert wurden.

Diese Website will deutlich machen, dass Veganismus die moralische Grundlinie einer Tierrechtsbewegung ist. Veganismus ist nicht lediglich eine Sache der Ernährung; er ist die moralische und politische Verpflichtung zur Abschaffung der Tierausbeutung auf der Ebene des Einzelnen und erstreckt sich nicht allein auf Nahrungsmittel, sondern ebenso auf Bekleidung und andere Produkte sowie auf persönliche Tätigkeiten und Wahlentscheidungen. Es ist wichtig zu erkennen, dass, ebenso wie ein Abolitionist in Bezug auf Menschensklaverei nicht fortfahren kann, ein Sklavenhalter zu sein, ein Abolitionist in Bezug auf Tiersklaverei nicht fortfahren kann, Tierfleisch oder Tierprodukte zu konsumieren oder zu gebrauchen.

Veganismus ist auch eine Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit, und es ist zwingend für die Tierrechtsbewegung, eine Bewegung des Friedens und der Gewaltlosigkeit zu sein.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

GARY L. FRANCIONE

Gary L. Francione ist Distinguished Professor of Law and Nicholas deB. Katzenbach Scholar of Law and Philosophy an der juristischen Fakultät der Rutgers Universität, Newark/ New Jersey.

Er empfing seinen B. A. (Bachelor of Arts) in Philosophie von der Universität in Rochester, wo ihm das Phi Beta Kappa O'Hearn Stipendium zugesprochen wurde, welches ihm erlaubte, sein Graduiertenstudium der Philosophie in Großbritannien fortzusetzen. Er empfing seinen M. A. (Master of Arts) in Philosophie und seinen J. D. (Juris Doctor) von der Universität in Virginia. Er war Redakteur (Articles Editor) der Virginia Law Review.

Nach seiner Graduierung war er für Richter Albert Tate Jr. vom Berufungsgericht der Vereinigten Staaten für den Fünften Gerichtsbezirk und für Richterin Sandra Day O'Connor vom Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten tätig. Er praktizierte als Anwalt bei Cravath, Swaine & Moore in New York City, bevor er 1984 in die juristische Fakultät der Universität von Pennsylvania eintrat, wo er 1987 fest angestellt wurde. 1989 trat er in die Rutgers Universität ein.

Professor Francione unterrichtet Recht und Tierrechte seit mehr als 20 Jahren, und er hat als erster Akademiker Tierrechtstheorie an einer amerikanischen juristischen Fakultät unterrichtet. Zu diesem Thema hat er überall in den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa Vorlesungen gehalten, einschließlich als Mitglied der Gastfakultät der Universidad Complutense de Madrid. Er war Gast in zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen. Er ist in der gesamten Tierschutzbewegung wohlbekannt für seine Kritik der Tierschutzgesetze und des Eigentumsstatus von Tieren sowie für seine abolitionistische Theorie der Tierrechte.

Er ist der Autor zahlreicher Bücher und Artikel über Tierrechtstheorie und Tiere und das Gesetz, einschließlich Animals as Persons: Essays on the Abolition of Animal Exploitation (2008), Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog? (2000), Rain Without Thunder: The Ideology of the Animal Rights Movement (1996), Animals, Property, and the Law (1995), und Vivisection and Dissection in the Classroom: A Guide to Conscientious Objection (mit Anna E. Charlton) (1992). Sein in Kürze erscheinendes Buch, The Animal Rights Debate: Abolition or Regulationn (mit Dr. Robert Garner)wird im Herbst /Winter 2009 von Columbia University Press herausgegeben.

Professor Francione und seine Partnerin und Kollegin, Adjunct Professor Anna E. Charlton, eröffneten und führten von 1990 bis 2000 die/das Rutgers Animal Rights Law Clinic/Center und machten Rutgers zur ersten Universität der Vereinigten Staaten, in der Animal Rights Law auf dem regulären akademischen Lehrplan steht und in der Studenten nicht nur Seminararbeiten, sondern auch Arbeiten über konkrete Fälle, die sich um Tiere betreffende Fragen drehen, angerechnet werden. Francione und Charlton haben unentgeltlich einzelne Anwälte der Tiere, Graswurzel-Gruppen und nationale und internationale Organisationen, die sich für Tiere einsetzen, vertreten.

Francione und Charlton geben zur Zeit einen Kurs zu Menschenrechten und Tierrechten und ein Seminar über Tierrechtstheorie und das Gesetz. Professor Francione gibt außerdem Kurse über Strafrecht, Strafprozessordnung, Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

DIE SECHS PRINZIPIEN DER TIERRECHTSPOSITION

1. Alle empfindungsfähigen Wesen, menschliche und nichtmenschliche, haben ein Recht: das Grundrecht, nicht als das Eigentum anderer behandelt zu werden.

2. Unsere Anerkennung des einen Grundrechts bedeutet, dass wir die institutionalisierte Tierausbeutung abschaffen und nicht lediglich regulieren müssen – weil sie voraussetzt, dass Tiere das Eigentum von Menschen sind.

3. Ebenso wie Rassismus, Sexismus, Homophobie und Altersdiskriminierung verwerfen wir Speziesismus. Die Artzugehörigkeit eines empfindungsfähigen Wesens ist ebenso wenig ein Grund dafür, ihm den Schutz eines Grundrechts zu versagen, wie die Rasse, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder das Alter ein Grund ist, Menschen die Mitgliedschaft in der moralischen Gemeinschaft zu versagen.

4. Wir erkennen an, dass wir den Eigentumsstatus von Tieren nicht über Nacht abschaffen werden, aber wir unterstützen nur solche Kampagnen und Positionen, die ausdrücklich die abolitionistische Agenda fördern. Wir unterstützen keine Positionen, die zu vermeintlich “verbesserter“ Regulierung der Tierausbeutung aufrufen. Wir lehnen jede Kampagne ab, die Rassismus, Sexismus, Homophobie oder andere Formen der Diskriminierung von Menschen fördert.

5. Wir erkennen an, dass der wichtigste Schritt, den jeder von uns in Richtung der Abschaffung der Tierausbeutung tun kann, ist, die vegane Lebensweise anzunehmen und andere über Veganismus aufzuklären. Veganismus ist das auf das persönliche Leben angewendete Prinzip der Abolition, und der Konsum von Fleisch jedweder Art, von Milch, Eiern und anderen Tierprodukten sowie der anderweitige Gebrauch von Tierprodukten ist mit der abolitionistischen Perspektive unvereinbar.

6. Wir erkennen das Prinzip der Gewaltlosigkeit als das Leitprinzip der Tierrechtsbewegung an. Gewalt ist das Problem, sie ist nicht Teil der Lösung.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

WAS SIE TUN KÖNNEN, UM ZU HELFEN, DIE ABSCHAFFUNG DER TIERAUSBEUTUNG ZU ERREICHEN

Sie haben die Präsentationen angeschaut und die anderen Informationen auf dieser Website gelesen. Sie möchten wissen, was Sie tun können, um das Ziel, die Tierausbeutung abzuschaffen, zu erreichen.

Die Antwort ist einfach:

Das Wichtigste, was Sie tun können, ist, vegan zu leben.

- Veganismus ist nicht lediglich eine Sache der Ernährung oder des Lebensstils. Veganismus ist der persönliche Ausdruck Ihrer Unterstützung des abolitionistischen Ansatzes.

- Veganismus bedeutet, dass Sie keine Tierprodukte essen – kein Fleisch einschließlich Huhn oder anderer Vögel sowie Fisch , keine Milchprodukte, Eier oder Honig. Es bedeutet, dass Sie keinen Pelz tragen, kein Leder, keine Wolle oder Seide und dass Sie keine Produkte verwenden, die Nebenprodukte tierlichen Ursprungs enthalten oder an Tieren getestet wurden.

- Jeder Mensch, der vegan lebt, bewirkt einen Rückgang der Nachfrage nach Tierprodukten.

- Vegan leben ist etwas, das jeder von uns jetzt tun kann. Keine Kampagne, keine Gesetzgebung, kein Gerichtsprozess ist erforderlich. Sie können es einfach tun. Es steht völlig in Ihrer Macht.

- Und es ist leicht. Es ist nur eine Sache des wirklichen Ernstnehmens von Tieren und nicht bloß zu sagen, dass Sie sie ernst nehmen. Es ist nur eine Sache der Anerkenntnis, dass, welchen Genuss auch immer Sie an einem Steak, einem Eis oder daran finden, einen Ledermantel zu tragen, dies unmöglich rechtfertigen kann, einem Tier Schmerz, Leiden und Tod zuzufügen.

- Fleisch aufzugeben ist nicht genug. Es kann kein moralischer Unterschied gemacht werden zwischen Fleisch auf der einen Seite und Milch, Eiern oder anderen Nahrungsmitteln tierlicher Herkunft auf der anderen Seite. Für Milch und Eier genutzte Tiere werden schrecklich behandelt und enden im selben Schlachthaus wie für Fleisch genutzte Tiere.

- In einem Glas Milch steckt wahrscheinlich mehr Leiden als in einem Steak.

- Tiere oder Tierprodukte aus "Freilandhaltung" oder "humaner Aufzucht" sind keine Lösung. Solche Etiketts mögen Sie sich besser fühlen lassen, aber sie helfen den Tieren nicht, die Sie ausbeuten.

- Genauso, wie Sie nicht folgerichtig ein Abolitionist in Bezug auf Menschensklaverei sein konnten, wenn Sie Sklaven besaßen, können Sie nicht folgerichtig ein Abolitionist in Bezug auf Tiersklaverei sein, wenn Sie fortfahren, Tierfleisch und andere aus Tieren gewonnene Produkte zu essen, anzuziehen oder anderweitig zu gebrauchen.

Und nachdem Sie angefangen haben, vegan zu leben, beginnen Sie damit, jeden, den Sie kennen, über Veganismus aufzuklären und anderen die Ideen zu erklären, die Sie motiviert haben.

Sie brauchen kein Geld oder eine große für Tiere tätige Organisation oder sonst etwas – außer Ihrer eigenen Entscheidung –, um zu helfen, die Abschaffung der Tierausbeutung zu erreichen.

Und wenn Sie können, nehmen Sie ein Tier auf und geben Sie ihr oder ihm ein liebevolles Zuhause.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Wednesday, 1 November 2006

Leitbild / Mission Statement

"Die schrittweise Beseitigung tierlichen Leidens, wie vom klassischen Tierschutz verordnet – und vom Neuen Tierschutz als vorrangiges normatives Prinzip akzeptiert – kann und wird nicht von sich aus zur Abschaffung institutionalisierter Tierausbeutung führen; was wir brauchen ist die schrittweise Beseitigung des Eigentumsstatus der Tiere."
Gary L. Francione. Rain Without Thunder. The Ideology of the Animal Rights Movement, S. 4

Mit den auf diesem Blog ins Deutsche übersetzten Essays von Gary Francione möchte ich zur Verbreitung des abolitionistischen Ansatzes im deutschsprachigen Raum beitragen. Die Veröffentlichung erfolgt mit Genehmigung des Autors, bei dem das Copyright auch für die übersetzte Fassung seiner Texte liegt. Eine Verwendung derselben darf nur mit seiner vorherigen schriftlichen Genehmigung erfolgen.

Eine Unterstützung dieser Arbeit durch Hinweise auf Fehler (jeglicher Art, auch Tippfehler) oder Ungenauigkeiten in der Übersetzung ist willkommen.

Karin Hilpisch

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blog title: Gary L. Francione: Abolition of Animal Slavery
blog description: "It is time to recognize that welfarist reforms lead to more animal exploitation, not to abolition."
Gary L. Francione. Rain Without Thunder (1996), p. .229
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"The incremental eradication of animal suffering prescribed by classical welfarism – and accepted as the primary normative principle of new welfarism – cannot and will not, in itself, lead to the abolition of institutionalized exploitation; what is needed is the incremental eradication of the property status of animals."
Gary L. Francione. Rain Without Thunder. The Ideology of the Animal Rights Movement (p. 4)

With the translation of essays by Gary Francione on this blog I want to contribute to spreading the abolitionist approach in the German speaking world. The author has the copyright for the translated version of his texts. Please do not use any of them without his explicit written permission.

Karin Hilpisch