Sunday 31 January 2010

Zu Johnny Weir...

...Einzelthema-Kampagnen, Behandlung von Tieren und abolitionistischem Veganismus

von Gary L. Francione Blog

Liebe KollegInnen,

Wie ich in meinem Blogessay feststellte, denke ich, dass die Sache mit Weir unklug war. In Anbetracht dessen, dass alle Eiskunstläufer Leder, Wolle etc. tragen, ähnelte die Bemühung [Weir vom Tragen einer Pelzbordüre abzuhalten] dem Versuch, einem Teilnehmer an einem Festbankett mit Steaks dazu zu bewegen, nicht einen Teelöffel seiner Portion Eiskrem zu essen.

Der Offene Brief an Johnny Weir von Friends of Animals ist ein perfektes Beispiel dessen, was ich als das zentrale Problem des Einzelthema-Ansatzes betrachte: Der Brief wurde an Weir adressiert, weil dieser angekündigt hatte, er beabsichtige, Pelz zu tragen. Es war kein an das ganze Team gerichteter Offener Brief, die Verwendung von Tierhäuten, einschließlich Leder-Schlittschuhen oder jegliche Woll-oder Seidenkleidung betreffend. Es gibt keine schlüssige moralische Unterscheidung zwischen Pelz, Leder, Wolle oder Seide. Weir lenkte den Offenen Brief sehr wirkungsvoll ab, indem er selbst diese einfache Beobachtung machte.

Überdies konzentriert sich der Brief auf Fragen der Behandlung und nicht der Nutzung von Tieren, was ich als mit dem abolitionistischen Ansatz nicht übereinstimmend betrachte. Offen gesagt, ob der Fuchs auf einer Farm getötet wurde oder in einer ungepolsterten oder gepolsterten Falle oder in einer Schlinge ist unerheblich. Wäre der Fuchs in einer angenehmen Umgebung aufgezogen und schmerzlos im Schlaf getötet worden, würde ich dies immer noch für verwerflich erachten. Der Offene Brief suggeriert der Öffentlichkeit, dass das Problem darin besteht, wie der Fuchs behandelt, nicht, dass er genutzt wurde.

Wie ich (viele Male) geschrieben habe, ist weniger Leiden immer besser als mehr Leiden, und ich stimme dieser Passage des Offenen Briefes zu: ''In jedem Fall [Pelzfarm oder Falle] gibt es nichts Glamouröses oder Schmuckes an der Grausamkeit, die sie erduldeten. Und in keiner Weise kann sie moralisch gerechtfertigt werden.'' Aber dabei bliebt außer Betracht, dass obwohl Grausamkeit ein wichtiges Problem darstellt, der Hauptpunkt nicht ist, dass die Grausamkeit moralisch nicht gerechtfertigt werden kann; der Hauptpunkt ist, dass die Nutzung – wie immer ''human'' – moralisch nicht gerechtfertigt werden kann. Das ist die Idee, die wir der Öffentlichkeit klar und unzweideutig präsentieren müssen, wenn wir uns jemals vom Leitbild der ''humanen'' Nutzung wegbewegen wollen.

Und welche Rolle spielt es, dass Füchse ''schön'' sind, etwas, das zwei Mal in dem Offenen Brief erwähnt wird? Wenn sie hässlich wären, würde das einen Unterschied machen? Es ist genau dieses Denken, das uns dahin führt, über das Töten von Robbenbabys besorgt zu sein, aber weniger besorgt über die Ausbeutung von Tieren, die wir weniger anziehend finden. Wir sollten nicht die Auffassung verstärken, dass es die für uns reizvollen Tiere sind, die moralisch eine Rolle (oder eine größere Rolle) spielen, ebenso wie wir nicht die Vorstellung fördern sollten, dass ein ''reizendes'' Model in einer veganen Anzeige erscheint.

Ich unterstütze die Bemühungen von FoA wie jeder anderen Gruppe oder Person, die ethischen Veganismus unterstützen. In jedem Fall aber ist das Fördern von Veganismus nicht notwendigerweise gleichbedeutend mit dem Fördern der Abschaffung der Tierausbeutung, das aus den Gründen, welche ich in meinen Büchern, Artikeln und Essays dargelegt habe, eine solche Art Einzelthema-Kampagnen und sich auf Behandlung konzentrierenden Ansätze ausschließt. Das ist ein Grund, warum ich oft den Ausdruck abolitionistischer Veganer verwende. Nicht alle Veganer sind notwendigerweise Abolitionisten.

Ich wünschte sicherlich, HSUS würde eine ''Go-Vegan''-Kampagne starten, aber selbst wenn die Organisation das täte, würde sie das nicht zu einer abolitionistischen Organisation machen. Die Tatsache, dass eine Gruppe für Veganismus wirbt, bedeutet nicht, dass sie nicht noch immer eine Gruppe des Neuen Tierschutzes ist, wenn sie fortfährt, Tierschutzreformen und Einzelthema-Kampagnen zu betreiben. In der Tat würden HSUS und FoA, hätte erstere Organisation eine ''Go-Vegan''-Kampagne, sehr ähnlich aussehen! (FoA hat eine Reihe solcher Einzelthema-Kampagnen. Vielleicht erklärt dies, warum FoA gegen den ''Go-Vegan'-Ansatz war, den zu übernehmen ich HSUS gedrängt habe. FoA mag versucht haben zu vermeiden, ''HSUS-gleich'' zu werden und in der zweiten Fraktion zu verbleiben, die Vincent Guihan in seinem Essa: Von HSUS und Hegemonie: Abolitionistischer Veganismus als eine wachsende Kraft bezeichnet hat.

Wie in einem früheren Essay erwähnt, habe ich eine offene Einladung an Priscilla Feral ausgesprochen, diese Fragen mit mir in einem Podcast zu diskutieren. Ich hoffe, sie wird meine Einladung annehmen.

DIE WELT IST VEGAN! Wenn Du es willst.

Gary L. Francione
©2010 Gary L. Francione