Thursday 18 October 2007

Ellen Degeneres und Iggy das "Etwas"

von Gary L. Fancione Blog

Am 16. Oktober berichtete die beliebte amerikanische Entertainerin Ellen Degeneres ihrem Talk-Show-Publikum – und der Welt –, dass sie im September einen Hund, Iggy, adoptiert hatte. Sie behauptete, dass Iggy sich nicht mit ihren Katzen vertragen habe, weshalb sie ihn ihrer Friseurin überließ, deren zwei Töchter den Hund haben wollten. Dies verletzte offenbar den Adoptionsvertrag, den der Tierrettungsverein Mutts and Moms, verwendete, von dem Frau Degeneres Iggy übernommen hatte. Da dieser Vertrag offenbar von ihr verlangte, den Hund an den Verein zurückzugeben, wenn sie ihn nicht länger wollte, nahm der Tierrettungsverein der Friseurin den Hund weg. Frau Degeneres brach zusammen und schluchzte, als sie Mutts and Moms flehentlich bat, den Hund zurückzugeben.

Der "Fall Iggy" hat einen unglaublichen Mediensturm entfacht, der die amerikanischen "Nachrichten" für die letzten Tage mit Berichten darüber beschäftigt hat; praktisch jede Hauptnachrichtensendung hat die Story gebracht. Laut dem Anwalt von Mutts and Moms erhielt der Verein Morddrohungen, und er spielte telefonische Botschaften ab, in denen eine Pressesprecherin von Frau Degeneres mit rechtlichen Schritten und schlechter Publicity droht, falls Iggy Frau Degeneres Friseurin nicht zurückgegeben werde.

Die jüngste Meldung ist, dass Mutts and Moms Iggy in einer anderen Familie untergebracht hat. Ich bin froh, dass die Geschichte für den kleinen Iggy augenscheinlich ein gutes Ende genommen hat.

Ich verstehe die Besorgnis von Tierrettungsvereinen wie Mutts and Moms. Es gibt Menschen, die Tiere aufnehmen und sie dann am Straßenrand abladen oder in einem Tierheim, das sie möglicherweise tötet, oder sie bringen das Tier zu einem Tierarzt, um es töten zu lassen, weil sie es nicht länger wollen. Es gibt sogar Menschen, die adoptierte Tiere an Versuchslabors verkauft haben. Über die Jahre, in denen ich als Anwalt an Tiere betreffenden Streitfällen arbeitete, hatte ich mit vielen Tierrettungsvereinen zu tun, die sich bemühten, für die Formulierung von Adoptionsverträgen eine Sprache zu finden, die das Tier schützte, den Vertrag aber nicht so schwierig und aufdringlich machte, dass potenzielle Abnehmer sich weigerten, ihn zu unterzeichnen, und sich statt dessen zur nächsten Tierhandlung aufmachten, um einen Hund, eine Katze oder ein anderes Tier zu kaufen.

Zum Beispiel entsinne ich mich mehrerer Fälle, in denen Tierrettungsvereine eine Klausel in ihrem Vertrag hatten, die ihnen das Recht gab, Abnehmer ihrer Tiere jederzeit, Tag oder Nacht, 365 Tage im Jahr zuhause aufzusuchen, um zu überprüfen, ob für das Tier ordnungsgemäß gesorgt würde, selbst wenn es keinen Grund gab, etwas anderes anzunehmen. Es gibt sehr wenige potenzielle Abnehmer, die einer solchen Bedingung zustimmen. Es muss eine Balance dazwischen geben, die Tiere zu schützen und ein Zuhause für die Hunderttausende von Tieren zu finden, die eines brauchen. Auf der Website von Petfinder allein gibt es zur Zeit 265.000 Tiere, die ein Zuhause suchen. Das Problem ist gewaltig.

Im Fall Deneneres liegt die Schuld wahrscheinlich auf beiden Seiten. Ich denke, dass Frau Degeneres falsch handelte, indem sie nicht das tat, was nötig war, um Iggy und ihre Katzen dazu zu bringen, miteinander auszukommen. Frau Degeneres lebt in Los Angeles und hat die Möglichkeit und die Mittel, jemanden wie Cesar Millan zu konsultieren, der in dieser Hinsicht sicherlich hätte helfen können. Und wenn sie darauf erpicht war, Iggy loszuwerden, verstehe ich nicht, weshalb sie nicht zuerst Mutts and Moms benachrichtigen konnte, um die Übergabe des Hundes an die Friseurin zu erleichtern. Auf der anderen Seite verstehe ich nicht, weshalb Mutts and Moms in einer offensichtlich übellaunigen Weise reagierten und Iggy der Familie der Friseurin aus Prinzip wegnahmen. Wenn Iggy in einem guten Heim war, dann wäre es angesichts der Millionen von Tieren, die ein Zuhause brauchen, besser gewesen, ihn dort zu belassen und die Energie auf die anderen zu verwenden. Und ich bin zutiefst angewidert davon, dass irgendjemand, der behauptet, dass ihm etwas an Tieren liegt, Mutts and Moms mit Mord oder sonstwie mit Gewalt droht.

Was mir allerdings auffiel, war, dass Frau Degeneres von Iggy ständig als von einem "Es" sprach. Warum bezog sie sich auf einen "Ihn" als auf ein "Es", insbesondere da sie versicherte, während sie die Geschichte mit Iggy erzählte, "Ich liebe Tiere, ich liebe Tiere" ?

Also begann ich, die verschiedenen Seiten auf Frau Degeneres Website zu lesen, und entdeckte, dass sie in der Tat einen fast täglichen Bericht darüber abgibt, was ihr persönlicher Koch, Sean, für sie zu Mittag kocht.

Die Speisekarte enthält:

- "geangelter Columbia River Lachs, leicht gesalzen und in der Pfanne gebraten";
- "geweidetes Bio-Freiland-Steak Art New York";
- "schön gewürzter Hühnerschenkel, braun gebraten und dann im Ofen mit frischen Feigen und Zwiebeln geschmort";
- "pochierte Meeresfrüchte-Platte mit Shrimps, Krabben, Jakobsmuscheln und Hummer";
- "köstlicher Kabeljau Au Gratin. Ein klassisches Gericht mit Nordostatlantischem Kabeljau, ofenpochiert in einer Béchamelsauce mit Kanadischem Bio-Cheddar und Brotkrumen, gerade lang genug gekocht, um den Käse völlig schmelzen zu lassen";
- "schöner Colorado Lammrücken, nach Trennen der Koteletts und des Fleisches vom Knochen";
- "Bio-Hühnersalat-Sandwich mit Walnüssen, Sellerie, Preiselbeeren und Alfalfasprossen auf 14-Kornbrot";
- "biologisch gewachsene Freiland-Hühnerbrust Milanese aus der Region (wenn ich 'aus der Region' sage, meine ich damit, dass das Huhn mein Nachbar gewesen sein könnte). Die Brust ist geklopft, dann paniert, dann braun gebraten und im Ofen mit Tomaten-Basilikumsauce, Mozzarellakäse und nur ein wenig Parmesan überbacken"; (ihr "Nachbar"?);
- "ofengeschmorte Lende vom Schwein, gefüllt mit Preiselbeeren, Zwiebeln, Sellerie, Pistazien und Vollkornbrotkrumen, beträufelt mit Portwein und bestreut mit kleingehackter Schalotte";
- "Petit Filet Mignon mit einer herrlichen Basilikum-Buttersauce";
- "Würziger Albacore-Thunfischsalat, garniert mit Avocados und einer pikanten cremigen Vinaigrette";
- "in meinem Bürogarten gewachsener Salat mit etwas Zitronenhuhn, auf meinem Tischgrill gegrillt", Spinatsalat, "gekrönt, wie Sie sehen können, mit einem Schöpflöffel Thunfisch, gefangen aus einem Schwarm, der gerade begonnen hatte, über den Winter gen Süden zu schwimmen" und
- ein "wunderbarer Thunfischsalat, umrahmt von köstlichen scharfen Treibhaus-Tomatenscheiben".

Und das ist nur das, was auf der Seite von heute steht. Wir können lediglich darüber spekulieren, welche Tierkörper und Körpersekrete Sean für die kommenden Monate auf Lager hat.

Ich finde es absolut faszinierend und einigermaßen bizarr, dass es die Öffentlichkeit kümmert, was Frau Degeneres zu Mittag isst, oder dass sie zumindest denkt, dies sei der Fall. Wichtiger ist allerdings, und darüber bin ich bestürzt, dass sie ins Nationalfernsehen kommen und über Iggy schluchzen kann, sich aber den Teufel um die fühlenden, über Bewusstsein verfügenden Wesen schert, die Sean für ihr Mittagessen zubereiitet.

Ein Herz für Tiere hat Frau Degeneres offenbar auf einer gewissen Ebene. Aber etwas ist hier verkehrt.

Vielleicht zeigt sich ein Anhaltspunkt für ihre moralische Schizophrenie in ihrem wiederholten Gebrauch von "Es", wenn sie von Iggy spricht. Am Ende sind Tiere schlicht Dinge – "Etwas". Auf einer Ebene erkennt sie, dass Iggy Eigenschaften einer Person besitzt. Aber sie schluchzt über ein "Etwas", das sich nicht wirklich von den anderen "Etwas" unterscheidet, die auszubeuten sie für akzeptabel hält.

Ellen Degeneres ist offensichtlich kein dummer Mensch. Warum kann sie die Verbindung nicht herstellen?

Komm schon, Ellen, go vegan.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione