Tuesday 28 August 2007

Einige weitere Gedanken über Michael Vick

von Gary L. Francione Blog

Am 02. August postete ich einen Blogessay mit dem Titel Eine Anmerkung zu Michael Vick. Vicks Verhalten war offensichtlich verwerflich. Ich schrieb den Blog, weil ich es müde war, Vick von selbstgerechten Leuten kritisieren zu hören, die Fleisch essen, Rodeos besuchen, jagen oder sich an den vielen anderen Formen der Tierausbeutung beteiligen, die, anders als Hundekämpfe, von den meisten Menschen als legitime Aktivitäten akzeptiert werden, die aber den betroffenen Tieren genauso viel Leiden verursachen.

Offen gesagt dachte ich nicht, dass es einen großen Widerhall geben würde. Immerhin habe ich seit einigen Jahren in meinen Schriften dieselbe Feststellung getroffen – wir leiden an einer Art "moralischer Schizophrenie", wo es um Tiere geht. Auf der einen Seite behandeln wir einige Tiere, wie Hunde und Katzen, als Mitglieder unserer Familie und reagieren aufgebracht auf Geschichten vom Quälen solcher Tiere. Auf der anderen Seite ignorieren wir andere Formen des Tiergebrauchs vollständig – nehmen wir tatsächlich daran teil –, die das Quälen anderer Tiere zur Folge haben, die wir nicht als "besondere" betrachten. Dies war der zentrale Gedanke in meinem Buch Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog?

Nun, bezüglich der Reaktion auf meinen Blogessay habe ich mich geirrt.

Ich erhielt Dutzende von Emails. Da die meisten Leser schrieben, nachdem sie den Essay auf meiner oder auf anderen pro-abolitionistischen Websites gelesen hatten, die ihn übernommen hatten, waren die Kommentare größtenteils zustimmend, aber es gab dennoch einige "Tierschutzleute", die mit meiner Analyse der Situation nicht einverstanden waren.

Und dann, am 22. August, brachte die Philadelphia Daily News den Essay und wurde mit Kommentaren überschwemmt. Am 23. August war ich Gast in der Michael Smerconish Morning Show, die in der Gegend um Philadelphia sehr populär ist und live im Internet gesendet wird. Seit letzter Woche habe ich etwa 200 Emails und Anrufe in meinem Büro in der Rutgers Universität erhalten.

Diese Kommentare kamen eher von der allgemeinen Öffentlichkeit als von "Tierschutzleuten", und obwohl viele mich unterstützten und sich an einem Blickwinkel, den sie zuvor nicht bedacht hatten, interessiert zeigten, waren viele auch kritisch – beinahe feindselig.

Die Kommentare fallen in zwei verschiedene Kategorien:

1. Religion: Ich würde sagen, dass annähernd 60% der Kommentare, die ich erhielt, geltend machten, dass ich das Wesentliche nicht begriffen hätte, dass Gott uns dazu bestimmt habe, Tiere zu essen, während Gott nicht viel von Hundekämpfen hielt. Obwohl viele meiner europäischen Leser dies nicht völlig verstehen können, in den USA werden moralische Fragen, soweit sie überhaupt diskutiert werden, im Kontext der Bibel diskutiert. Für viele Amerikaner liefert die Bibel – und nur die Bibel – die Antwort auf jegliche Frage.

Ich habe zwei Antworten:

Erstens, wenn Sie einen Blick in die Genesis, das erste Buch der Bibel, werfen, dort heißt es in Kapitel 1, Vers 29-30:
Und Gott sprach: 'Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben.'
Wieviel deutlicher kann dies sein? In der ursprünglichen Schöpfungsgeschichte sind alle lebenden Wesen vegan.

Töten und Fleisch essen treten erst später auf, nachdem die Menschheit den Bund mit Gott gebrochen hat und aus dem Paradies vertrieben worden ist.

Zweitens ist es schwierig, die Bibel, und besonders das Alte Testament, als eine Quelle moralischer Autorität heranzuziehen, weil Sie darin Unterstützung für so gut wie alles finden können, und Selektivität, zwangsläufig willkürlich, ist erforderlich.

Zum Beispiel wird die Bibel oft zur Unterstützung der Todesstrafe gebraucht. Und obgleich die Bibel sicherlich die Todesstrafe für Mord vorschreibt, schreibt sie sie ebenso für eine Vielzahl anderer Handlungen vor, einschließlich des Verfluchens der eigenen Eltern, Blasphemie, Homosexualität, Ehebruch, Hexerei. Wie können wir auswählen und sagen, dass laut der Bibel dieses Verbrechen den Tod verdient, aber andere Verbrechen, welche die Bibel mit dem Tod zu bestrafen vorschreibt, außer Acht lassen?

Überdies entschuldigt die Bibel eine Reihe von Institutionen und Handlungen, welche die meisten von uns klar als unmoralisch verwerfen. Zum Beispiel duldet das Alte Testament klar Menschensklaverei und gestattet auf Sklaven angewendet abweichende Regeln. Wenn zum Beispiel ein Herr seinen Sklaven so schwer prügelt, dass dieser stirbt, wird jener bestraft – aber nicht mit dem Tod. Wenn der Sklave ein oder zwei Tage am Leben bleibt, bevor er an den Folgen der Misshandlung stirbt, wird der Herr nicht bestraft, weil der Sklave "sein Eigentum ist". (Exodus 21:20-21) Wir alle verwerfen Menschensklaverei, aber, so scheint es, wären wir bibeltreu, täten wir es nicht.

2. Ernährungsweise: Eine Anzahl Anrufer und Leserbriefschreiber scheint zu denken, dass wir Tiere als Nahrungsmittel essen müssen. Ich finde dies einigermaßen verwunderlich. Wir schreiben das Jahr 2007, und es ist schwer zu glauben, dass irgendjemand daran zweifelt, dass wir – auf sehr gesunde Art und Weise – von pflanzlicher Kost leben können. In der Tat scheint es, dass etablierte Gesundheitsexperten uns jeden Tag erzählen, dass Fleisch und Tierprodukte wie Milch und Eier verschiedene menschliche Krankheiten verursachen. Und landwirtschaftliche Tierhaltung ist ein komplettes Desaster für die Umwelt.

3. Evolution: Einige Menschen denken, dass wir, weil wir uns zu Omnivoren [Allesfressern] entwickelt haben, Allesesser sein sollten. Wir sind sicherlich fähig, Fleisch und Tierprodukte zu essen, obwohl unsere Zahnstruktur ungleich der der meisten Carnivoren [Fleischfresser] ist, insofern wir kein ungekochtes Fleisch vom Knochen reißen können. Überdies haben wir, anders als die meisten Carnivoren, einen langen Darm. In jedem Fall ist es ziemlich klar angesichts der wachsenden Zahl von Krankheiten, die allem Anschein nach mit dem Verzehr von Fleisch und Tierprodukten in Verbindung stehen, dass wir nicht damit fortfahren sollten, sie zu konsumieren, wie auch immer wir uns entwickelt haben. Und Fakten der Evolution regeln keine moralischen Sachverhalte. Man könnte argumentieren, dass wir uns dazu entwickelt haben, eine gewalttätige Spezies zu sein. Macht das Gewalt moralisch richtig? Mike Tyson kann jemandes Ohr abbeißen; heißt das, dass er es tun sollte?

4. Legalität: Eine überraschend hohe Anzahl Menschen rief an oder schrieb und sagte, dass was Vick tat, illegal war, Fleischessen aber legal sei.

Na und?

Menschensklaverei war einst legal; das machte sie nicht moralisch richtig. Mein Argument ist, dass wir moralisch schizophren sind, weil wir Hundekämpfe für illegal erklären, aber das Essen, Jagen und Gebrauchen von Tieren in Rodeos als legal und "normal" behandeln. Die Tatsache, dass wir in solch verdrehter Art und Weise handeln, ist keine Rechtfertigung dafür, es zu tun.

Wir können Vick verurteilen, soviel wir wollen, aber was er tat, unterscheidet sich nicht von dem, woran die meisten von uns sich direkt oder indirekt an jedem Tag ihres Lebens beteiligen. Ich stehe zu dem, was ich sagte: Wir alle sind Michael Vick. Wir müssen erkennen, dass unsere Kritik an ihm eine Kritik an uns selbst ist und an dem Leiden und Sterben von Tieren, das wir alle verursachen und für das wir alle moralisch verantwortlich sind.

Leben Sie vegan.

Gary L. Francione
©2007 Gary L. Francione

Sunday 19 August 2007

Pharmazeutische Produkte und tierliche Inhaltsstoffe

von Gary L. Francione Blog

Obschon wir alle den Gebrauch pharmazeutischer Produkte zugunsten natürlicherer Heilweisen vermeiden sollten, kann es bei Gelegenheit ratsam oder sogar notwendig sein, ein Medikament zu nehmen.

Abgesehen von anderen Problemen mit diesen Produkten, sind sie oft nicht vegan, insofern sie verschiedene tierliche Produkte als ''inaktive'' Inhaltsstoffe enthalten. Zum Beispiel enthalten viele Tabletten Stearat oder Glyzerin, die oft aus tierlichen Quellen stammen, oder Laktose, ein Milchderivat. Und Kapseln werden üblicherweise natürlich aus Gelatine hergestellt.

Ich höre oft Veganer sagen, dass sie unter solchen Umständen keine Wahl haben, als von ihren veganen Prinzipien abzuweichen und Medikamente zu nehmen, die Tierprodukte enthalten.

An den meisten Orten, einschließlich kleinerer Städte, gibt es ''mischende Apotheken''. Diese Apotheken existieren in erster Linie, um verschriebene Medikamente zu liefern, die nicht kommerziell verfügbar sind. Zum Beispiel haben ältere Menschen zuweilen Schwierigkeiten, getrennte Arzneimittel einzunehmen, und eine mischende Apotheke kann die Arzneimittel in einer Kapsel kombinieren, um das Befolgen der Verordnung zu erleichtern. Manche Menschen sind allergisch gegen Farbstoffe, Bindemittel und Füllstoffe und manche können Medikamente nur in flüssiger Form einnehmen oder bevorzugen dies sehr.

Eine mischende Apotheke ist der perfekte Ort für Veganer, um ihnen zu helfen, tierliche Inhaltsstoffe zu vermeiden, selbst wenn sie ein pharmazeutisches Produkt nehmen müssen. Sie kann den aktiven Inhaltsstoff erhalten und nichttierliche Bindemittel und Füllstoffe verwenden, alles in einer veganen Kapsel. Die Tierversuche, die mit der Pharmaindustrie verbunden und gewiss nicht zu rechtfertigen sind, sind eine andere Sache, aber der mischende Apotheker kann zumindest sicherstellen, dass das Endprodukt keine tierlichen Bestandteile enthält.

Er kann nicht nur eine vegane verordnete Arznei für Sie herstellen, er kann außerdem eine vegane Alternative zu nicht verschreibungspflichtigen Präparaten bereiten. Wenn also zu viel Bloggen zu Sehnenentzündung führt und Bewegung, Akupunktur und Eispackung nicht funktioniert haben, können Sie Ibuprofen in veganer Form bekommen!

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Monday 13 August 2007

Ein Kommentar zur Gewaltfrage

von Gary L. Francione Blog

Ich werde oft zu meinen Ansichten über jene gefragt, die Gewalt gegen Tierausbeuter befürworten.

Meine Antwort ist simpel: Ich bin ein entschiedener Gegner von Gewalt.

Für meine Position habe ich drei Gründe:

Erstens ist meiner Ansicht nach die Tierrechtsposition die endgültige Verwerfung von Gewalt. Sie ist die äußerste Bejahung des Friedens. Ich sehe die Tierrechtsbewegung als die logische Fortsetzung der Friedensbewegung, die Konflikte zwischen Menschen zu beenden sucht. Die Tierrechtsbewegung sucht idealerweise einen Schritt weiter zu gehen und Konflikte zwischen Menschen und Tieren zu beenden.

Der Grund dafür, warum wir uns in dem globalen Schlamassel befinden, in dem wir uns jetzt befinden, ist, dass wir uns die Geschichte hindurch auf gewaltsame Handlungen eingelassen haben und einzulassen fortfahren, die wir als unerwünschtes Mittel zu einem erwünschten Zweck zu rechtfertigen gesucht haben bzw. suchen. Jeder, der jemals Gewalt angewendet hat, behauptet, zu bedauern, seine Zuflucht zu ihr suchen zu müssen, argumentiert aber, dass irgendein erstrebenswertes Ziel ihren Gebrauch vermeintlich rechtfertigt. Das Problem ist, dass dies einen endlosen Kreislauf von Gewalt fördert, in dem jeder, dem es Ernst mit etwas ist, sich nur zu leicht der Gewalt gegen andere als Mittel, das größere Gut zu erreichen, bedienen kann, und jene, die Opfer der Gewalt sind, können eine Rechtfertigung für ihre gewalttätige Reaktion finden. Und so geht es immer weiter.

Dies ist konsequentialistisches moralisches Denken und es zerstört die Welt wie es auch zu einigen höchst sonderbaren Widersprüchen führt. Der größte Teil der westlichen Welt nimmt in Anspruch, das Christentum angenommen zu haben. Wie unklar auch immer das Neue Testament zu einigen Streitfragen stehen mag, klar ist mit Sicherheit, dass Gewalt abzulehnen ist. Nichtsdestoweniger rechtfertigen angeblich christliche Führer und ihre angeblich christlichen Wähler mit bekundetem großem Widerstreben die gewalttätigsten Handlungen, um ein angeblich größeres Gut zu erreichen, was immer das sein mag. Jene, gegen die sich die Gewalt richtet, behaupten ebenfalls, Religionen anzuhängen, die Gewalt ablehnen, tun sich aber keinen Zwang an, mit Gewalt zu antworten. So haben wir Menschen, die sich in Gewaltanwendung betätigen, während sie alle behaupten, Gewalt als eine grundlegende religiöse Sche abzulehnen. Und wir sagen, Menschen seien rational und Tiere seine es nicht!

Gewalt behandelt andere als Mittel zu Zwecken anstatt als Zweck an sich. Wenn wir Gewalt gegen andere ausüben – ob es sich um Menschen oder um Tiere handelt – ignorieren wir ihren ihnen innewohnenden Wert. Wir behandeln sie lediglich als Dinge, die keinen Wert haben außer dem, den wir ihnen zu geben entscheiden. Dies ist es, was Menschen dazu führt, sich in Gwältkriminalität gegen farbige Menschen, Frauen, Schwule und Lesben zu betätigen. Es ist das, was uns dazu führt, Tiere zu verdinglichen und als Ressourcen zu behandeln, die einzig zu unserem Gebrauch da sind. Alles das ist falsch und sollte zurückgewiesen werden.

Zweitens, an jene gerichtet, die Gewalt befürworten: gegen wen genau ist sie zu richten? Der Landwirt züchtet Tiere, weil die überwältigende Zahl von Menschen Fleisch und Tierprodukte zu konsumieren verlangt. Der Landwirt zieht die Tiere unter Bedingungen der Intensivhaltung auf, weil die Konsumenten wollen, dass Fleisch und Tierprodukte so billig wie möglich sind. Aber ist der Landwirt der einzige Schuldige hier? Oder wird die Verantwortung vom Rest derjenigen von uns geteilt, die Tierprodukte essen, einschließlich all jener ''pflichtbewussten Allesesser'', der nichtveganen ''Tierschutzleute'', die ''käfig-freie'' Eier und ''Bio-Fleisch'' konsumieren, welche die Nachfrage schaffen, ohne die der Landwirt etwas anderes mit seinem Leben anfinge? Ich vermute, dass es leichter ist, Landwirte als ''den Feind'' zu charakterisieren, aber dies ignoriert die Realität der Situation.

Was ist mit dem Tierexperimentator, einer üblichen Zielscheibe derer, die Gewalt befürworten? Die Frage einmal beiseite legend, ob Tierversuche wirklich Daten produzieren, die für die Lösung von Problemen menschlicher Gesundheit von Nutzen sind, [lässt sich feststellen, dass]die meisten Krankheiten, für deren Erforschung Tiere verwendet werden, sind solche, die gänzlich vermieden oder drastisch reduziert werden könnten, wenn die Menschen aufhörten, Nahrungsmittel tierlicher Herkunft zu essen und sich in solch destruktiven Verhaltensweisen wie Rauchen, exzessivrm Alkoholkonsum, Drogenkonsum und mangelnde Bewegung zu ergehen.

Nochmals gefragt, wer ist der wahre Schuldige? Ich denke gewiss nicht, dass Tierversuche aus irgendeinem Grund zu rechtfertigen seien, aber ich finde es merkwürdig, dass jene, die sich für Gewalt aussprechen, Tierexperimenatatoren als von den sozialen Bedingungen losgelöst sehen können, die Tierversuche hervorbringen – und an diesen Bedingungen sind wir alle mitschuldig.

Überdies dürfen wir nicht vergessen, dass es immer mehrere Wege gibt, Gesundheitsprobleme anzugehen. Tierversuche sind ein Weg und eine in den Augen vieler (einschließlich meiner) nicht sonderlich effektive Wahl. Die Entscheidung, soziale Ressourcen eher in Tierversuche als in andere, wirksamere Wege zu investieren, spiegelt ebenso sehr und wahrscheinlich mehr eine politische Entscheidung wider als eine wissenschaftliche.

Zum Beispiel hat der erhebliche Aufwand Tiere verbrauchender AIDS-Forschung wenig Nutzen für an AIDS leidende Menschen gebracht, und das meiste dessen, was in ein längeres und besseres Leben für die von HIV und AIDS Betroffenen resultierte, kam von klinischen Versuchen mit Menschen, die diesen Versuchen zugestimmt hatten. Es ist sicherlich plausibel, geltend zu machen, dass, würde das auf Tierversuche verwendete Geld stattdessen auf öffentliche Safe-Sex-Aufklärungskampagnen, den Austausch von Injektionsnadeln und die Verteilung von Kondomen verwendet werden, die Rate neuer HIV-Fälle dramatisch fallen würde. Tierversuche werden als akzeptable Art und Weise, das Problem AIDS zu lösen, angesehen, während der Austausch von Nadeln, das Verteilen von Kondomen und Safe-Sex-Aufklärung politisch kontrovers sind.

Der Tierexperimentator ist also wiederum nicht der einzige Schuldige hier. In der Tat kann sehr wohl argumentiert werden, dass die Hauptverantwortlichen für den Gebrauch von Tieren in der AIDS-Forschung die reaktionären Politiker sind, die auf eine reaktionäre Basis antworten, welche effektivere Wege, mit AIDS umzugehen, ablehnt.

Drittens ist mir nicht klar, was jene, die Gewalt unterstützen, in praktischer Hinsicht zu erreichen hoffen. Sie veranlassen die Öffentlichkeit sicherlich nicht dazu, mitfühlender mit der Not von Tieren zu werden. Eher ist das Gegenteil wahr, und diese Aktionen haben eine höchst negative Wirkung im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung. Wir leben in einer Welt, in der praktisch jeder, der es sich leisten kann, Tierprodukte konsumiert. In einer solchen Welt gibt es keinen Kontext, in der Gewalt für Tiere in irgend einer anderen als negativen Weise interpretiert werden kann.

Mit anderen Worten, in einer Welt, in der das Konsumieren von Tierprodukten von den meisten Menschen als ebenso ''natürlich'' und ''normal'' betrachtet wird wie Wasser trinken oder Atmen, wird Gewalt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als nichts anderes denn als ein Akt des Wahnsinn gesehen und leistet nichts dazu, ein progressiveres Denken über das Problem der Tierausbeutung zu befördern.

Tierausbeutung ist beherrschend in unserer Gesellschaft. Dies ist so, weil wir denken, dass die Zwecke (die vermeintlichen Vorteile, die wir aus dem Gebrauch von Tieren ziehen) die Mittel rechtfertigen (jedes Jahr Milliarden von Tieren Leiden und Tod zuzufügen) und weil wir Tiere ausschließlich als Wirtschaftsartikel behandeln und ihren Eigenwert missachten. Diese Situation kann nicht sinnvollerweise dadurch angegangen werden, diese Vorstellungen zu verwenden, um Gewalt gegen Menschen zu rechtfertigen.

Die Tatsache, dass zumindest einige ''Anwälte der Tiere'', die Gewalt befürworten, nicht vegan sind, ist wahrhaftig verwirrend. Diese Leute sind solchermaßen um Tiere besorgt, dass sie sich dafür aussprechen, anderen Menschen Schaden zuzufügen, die Tiere ausbeuten, während sie anscheinend außerstande sind, aufzuhören, selbst Tiere auszubeuten.

Das Fazit ist klar: Der einzige Weg, auf dem wir jemals einen bedeutungsvollen Einfluss auf das Problem haben werden, ist der durch gewaltlose Aufklärung. Das fängt damit an, dass wir selbst Veganer werden und Gewalt gegen Tiere in unserem eigenen Leben ablehnen, und verbreitet sich durch kreative gewaltlose Aufklärung über Veganismus.

Ich plane, dieses Problem in größerem Umfang in meinen kommenden Schriften anzusprechen, und wollte eigne einleitende Gedanken mit Ihnen teilen.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione

Thursday 2 August 2007

Eine Anmerkung zu Michael Vick

von Gary L. Francione Blog

Es hat eine gewaltige Menge Berichterstattung über das angebliche Hundekampf-Geschäft, gesponsert von Atlanta Falcons Quarterback Michael Vick, gegeben. Vick und drei weitere Männer wurden unter bundesstaatliche Anklage eines Verbrechens gestellt, derzufolge Vick illegale Hundekämpfe gesponsert, Glücksspiel mit Hundekämpfen betrieben und tierquälerische Handlungen auf seinem Grundstück gestattet hatte. Die Talkshows sind voll mit TV-Sprechern der "humanen Gemeinde", die Hundekämpfe verdammen und fordern, dass Vick bestraft wird, falls er wirklich schuldig ist. Nike und Reebok haben den Verkauf von Vick gutgeheißener Produkte ausgesetzt.

Lassen Sie mich bitte sehr deutlich feststellen: Ich denke, dass Hundekämpfe eine schreckliche Sache sind.

Aber ich muss sagen, dass der Fall Vick eine ziemlich dramatische Demonstration dessen ist, was ich unsere "moralische Schizophrenie" in Bezug auf Tiere nenne. Das heißt, wenn etwas klar ist, dann ist es dies, dass wir hinsichtlich unserer moralischen Verpflichtungen Tieren gegenüber nicht klar denken.

Allein in diesem Land töten wir über 10 Milliarden landlebender Tiere jährlich für Nahrungszwecke. Die Tiere, die wir essen – selbst die, welche angeblich "human" aufgezogen werden –, leiden genauso wie die Hunde, die für Hundekämpfe benutzt werden. Es gibt keine "Notwendigkeit" für uns, Fleisch, Milch oder Eier zu essen. Tatsächlich werden diese Nahrungsmittel zunehmend mit verschiedenen menschlichen Krankheiten in Verbindung gebracht, und landwirtschaftliche Tierhaltung ist ein Umweltdesaster für den Planeten. Wir erlegen diesen Milliarden fühlender Wesen Schmerz, Leiden und Tod auf, weil wir es genießen, ihr Fleisch und die Produkte, die wir aus ihnen machen, zu essen.

Es hat etwas ausgesprochen Bizarres, Michael Vick dafür zu verdammen, Hunde für eine abscheuliche Art der Unterhaltung zu benutzen, wenn 99% von uns ebenfalls Tiere, die ganz genauso empfindungsfähig wie Hunde sind, für eine andere abscheuliche Form der Unterhaltung benutzen, die nicht anders als Hundekämpfe zu rechtfertigen ist: Tiere und Tierprodukte zu essen.

Es hat etwas ausgesprochen Bizarres, dass viele "Tierliebhaber" zu Tisch sitzen und Fleisch essen, das das Certified-Humane-Raised-and-Handled Label (Zertifiziert human aufgezogen und behandelt) trägt, empfohlen von der Humane Society of the United States, während HSUS uns erzählt, was für ein übler Kerl Michael Vick ist.

HSUS und PETA fordern, dass Michael Vick von der NFL [National Football League] suspendiert wird. Soweit ich weiß, forderte keine dieser Organisationen, dass Michael Jordan von der NBL [National Basketball Association] suspendiert wird, weil er für Ball Park Franks [Frankfurter Würstchen] warb.

Es liegt etwas Bizarres darin, dass Reebok und Nike, die für ihre Schuhe Leder verwenden, von Vick empfohlene Produkte verbannen. Sie erlauben einem Kerl, der angeblich Hunde martert, nicht, Produkte zu empfehlen, die gemarterte Kühe enthalten.

In Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog? stellte ich Simon den Sadisten vor, der Vergnügen daran findet, Hunde mit einer Lötlampe zu verbrennen. Wir alle würden ein solches Verhalten als monströs betrachten, weil wir alle darin übereinstimmen, dass es falsch ist, Tieren "unnötiges" Leiden zuzufügen, und Vergnügen, Zeitvertreib und Bequemlichkeit können nicht als die Bedingung der "Notwendigkeit" erfüllend zählen. Aber dann stellte ich die weitergehende Frage – inwiefern unterscheiden sich jene von uns, die Tierfleisch oder Tierprodukte essen, denn von Simon? Er genießt es, Hunde mit einer Lötlampe zu verbrennen; wir genießen den Geschmack von Fleisch, Milch und Eiern. Aber sowohl wir als auch Simon töten empfindungsfähige Wesen (wir mögen andere dafür bezahlen, die schmutzige Arbeit zu erledigen), weil wir einen Genuss daraus ziehen.

Den Berichten zufolge beschlagnahmten die Behörden ein "Vergewaltigunsgestell" auf Vicks Grundstück, das dazu verwendet wird, Hündinnen für die Paarung festzuhalten. Und "Vergewaltigunsgerüste" werden gebraucht, um Kühe bei der Schwängerung festzuhalten. Wenn es um einen Hund geht, sind wir besorgt; wenn es um eine Kuh geht, ignorieren wir es.

Michael Vick mag es genießen, Hundekämpfe anzuschauen; ein anderer mag dies widerwärtig finden, sieht aber nichts Falsches darin, ein Tier zu essen, das ein Leben hatte, das ebenso voller Schmerz und Leiden war wie das der kämpfenden Hunde. Es ist sonderbar, dass wir letzteres als moralisch verschieden von ersterem und als moralisch höher stehend betrachten. Wie weit entfernt ist die johlende Menge um eine Hundekampfarena von der lachenden Gruppe bei einer sommerlichen Steak-Grillparty?

Wir alle sind Simon. Wir alle sind Michael Vick.

Leben Sie vegan.

Gary L. Francione
© 2007 Gary L. Francione